Zwischen 1384 und 1390 wurden in Mailand zwei Frauen aus der höheren Gesellschaft verhaftet, die gestanden einem Kult um eine ominöse „Madonna Oriente“ anzugehören. Sie sagten aus, dass sie sich jeden Donnerstagabend um Madonna Oriente versammelten. Sie seien Teil ihrer Gesellschaft, die sich sowohl aus Lebenden, als auch aus Toten zusammensetzt. Es waren jedoch Gehängte oder Geköpfte von der Teilnahme ausgeschlossen, da es ihnen durch das gebrochene Genick oder den fehlenden Kopf nicht mehr möglich war sich zu verneigen. Während den Treffen war es verboten den Namen von Jesus auszusprechen, da sich Madonna Oriente innerhalb ihrer Gefolgschaft in derselben Rolle sah, wie Jesus auf Erden. Ein Verstoß gegen dieses Gebot hätte den Zorn der Göttin heraufbeschworen. Bei den Zusammenkünften wurden alle Arten von Tieren geschlachtet und von den Anwesenden zusammen verspeist. Hierbei wurde jedoch darauf geachtet, dass die Knochen und die Haut der Tiere nicht beschädigt wurden. Am Ende der Treffen ging Madonna Oriente umher und berührte die Knochen, wodurch die Tiere wieder zum Leben erwachten. Zwei Tiere durften jedoch nicht verspeist werden: der Esel, wegen seiner engen Verbindung zu Christus, und der Fuchs, über den jedoch nichts Näheres bekannt ist. Würde man gegen dieses Verbot verstoßen, würde dies das Ende der Welt bedeuten. 2 Madonna Oriente unterwies ihre Gefolgschaft im Umgang mit heilenden Kräutern, in der Kunst die Zukunft vorauszusagen und böse Flüche auszusprechen. Sie erlaubte ihnen ebenfalls ihre Künste auch anderen Menschen beizubringen, unter der Voraussetzung, dass sie nichts über die Gefolgschaft sagten.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Theorien zu archaistischen Erklärungsansätzen
- 1. Der Kult um „Madonna Oriente\" in Mailand
- 2. Der Dianakult nach Margaret Murray
- 3. Der Benandant i-Kult im Friaul
- C. Allgemeine Kritik an den Theorien
- D. Resumée
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit archaistischen Erklärungsversuchen der Hexenverfolgungen während der Frühen Neuzeit. Sie analysiert bekannte Theorien, die auf geheimen, heidnischen Kulten basieren, und untersucht, inwieweit diese Theorien auf Bayern und Schwaben übertragbar sind und eine allgemeine Gültigkeit beanspruchen können.
- Analyse verschiedener Theorien zu archaischen Erklärungsansätzen für Hexenverfolgungen
- Untersuchung der Übertragbarkeit der Theorien auf Bayern und Schwaben
- Bewertung der allgemeinen Gültigkeit der Theorien
- Diskussion der Verbindung zwischen archaischen Kulten und Hexenverfolgungen
- Kritische Auseinandersetzung mit den Limitationen der Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
- A. Einleitung: Diese Einleitung liefert einen Überblick über die moderne Hexenbewegung und die Suche nach einer spirituellen Mitte in einer technisierten Welt. Sie stellt die These auf, dass einige Historiker die Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit durch die geheime Ausübung archaischer Kulte zu erklären versuchen.
- B. Theorien zu archaistischen Erklärungsansätzen: Dieses Kapitel untersucht drei verschiedene Theorien, die archaische Kulte als Ursache für Hexenverfolgungen sehen:
- 1. Der Kult um „Madonna Oriente“ in Mailand: Diese Theorie basiert auf Aussagen zweier Frauen aus der Mailänder Oberschicht, die einen Kult um eine „Madonna Oriente“ bekennen. Es wird beschrieben, wie sich diese Gruppe traf, Rituale ausübte und ihre Macht einsetzte.
- 2. Der Dianakult nach Margaret Murray: Diese Theorie, aufgestellt von der Ägyptologin Margaret Murray, postuliert die Existenz einer geheimen Hexensekte, die einen heidnischen Fruchtbarkeitskult pflegte. Murray stützt sich auf Aussagen französischer Frauen, die ihre Zugehörigkeit zu dieser Sekte schildern.
- 3. Der Benandant i-Kult im Friaul: Dieses Kapitel wird im späteren Verlauf der Arbeit behandelt und stellt einen Vergleich zu den zuvor genannten Theorien dar.
Schlüsselwörter
Archaische Kulte, Hexenverfolgungen, Frühe Neuzeit, Madonna Oriente, Dianakult, Benandanti-Kult, Bayern, Schwaben, heidnische Rituale, Fruchtbarkeitskult, Historische Analyse, Theorienvergleich, Übertragbarkeit, Gültigkeit.
- Arbeit zitieren
- Stephanie Guillen Niubo (Autor:in), 2004, Archaistische Erklärungsversuche der Hexenverfolgungen während der Frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29565