Künstlerische Freiheit und Ästhetik hatten bereits in der Antike einen hohen Stellenwert in der Kultur und Gesellschaft, was wohl bei keinem anderen antiken Werk besser zur Geltung kommt als bei der Laokoon-Gruppe, die zahlreiche Dichter und Denker der Aufklärung - unter anderem selbstverständlich Lessing - beschäftigt hat.
Denn es gibt auch zahlreiche andere Werke aus dem antiken Griechenland, welche man besonders zahlreich aus den damaligen Tempeln barg, die jedoch geheiligt und in erster Linie zur Anbetung gedacht waren respektive im Auftrag religiöser Autoritäten oder zumindest unter starkem Einfluss der mythologischen Religion entstanden.
Es gab jedoch auch freie Künstler, die bestimmte religiöse sowie sittliche Konventionen ihrer Gesellschaft ignorierten und dadurch „ohne allen äußerlichen Zwang auf die höchste Wirkung ihrer Kunst haben arbeiten können.“
Als solchen äußerlichen Zwang für den Künstler in der Antike konstatiert Lessing vor allen Dingen die Mythologie als religiöse Instanz der Hellenen, welche die Kunst zur Schaffung von sogenannten geheiligten Objekten in Tempeln angeheuert und von ihr allzu oft lediglich als bloßes Hilfsmittel für fremde Ziele und Zwecke, wie beispielsweise zur Anbetung, Gebrauch gemacht hat.
Das Anliegen von religiös motivierten Kunstwerken sei also nicht das Schöne an und für sich gewesen, sondern überwiegend die Vermittlung von Symbolik und Bedeutung, was Herder wohl als „sinnliche Erscheinung“ formulieren würde. Kunst solle freilich jedoch causa sui, sprich ihrer selbst willen und nicht eines äußerlichen Zweckes wegen betrieben werden, weshalb Lessing zweckgebundene Werke der Antike kritisiert und ihnen den Status als Kunstwerk abspricht.
An dieser Stelle der Argumentation Lessings möchte ich ansetzen und der Frage nachgehen, inwiefern dieser interessante Gedanke, nämlich die Kunst als sich selbst genügend zu betrachten, zur Zeit der Aufklärung geläufig war und wie unterschiedlich er von den damaligen Dichtern und Philosophen aufgefasst wurde.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- ANTIKE KUNST IM SPANNUNGSFELD DER FREIHEIT UND MYTHOLOGIE
- LESSING UND DIE KLASSISCHE ÄSTHETIK
- KANTS „ÄSTHETISCHES URTEIL“
- HEGELS,,ÄSTHETIK DER SINNLICHKEIT“
- L'ART POUR L'ART - „DIE KUNST UM DER KUNST WILLEN“
- RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle der Freiheit in der antiken Kunst im Spannungsfeld der Mythologie. Sie analysiert Lessings Kritik an der zweckgebundenen Kunst und beleuchtet die verschiedenen Auffassungen von Ästhetik in der Zeit der Aufklärung. Dabei werden die Theorien von Kant und Herder in Bezug auf Schönheit und das Schöne in der Kunst untersucht.
- Freie Kunst vs. Zweckgebundene Kunst in der Antike
- Lessings Kritik an der Mythologie als Einflussfaktor auf die Kunst
- Das Konzept von Schönheit und das Schöne in der Kunst im Kontext der Aufklärung
- Der Einfluss der hellenischen Mythologie auf antike Kunstwerke
- Die Rolle der Kunst als Ausdruck von Freiheit und Individualität
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problematik der künstlerischen Freiheit im Kontext der antiken Kunst und stellt Lessings Argumentation in den Vordergrund. Es werden die verschiedenen Formen der Kunst in der Antike, insbesondere die religiös motivierte Kunst, analysiert. Das zweite Kapitel setzt sich mit Lessings Kritik an der Zweckgebundenheit antiker Kunstwerke auseinander und untersucht die Rolle der Mythologie als Einflussfaktor auf die Gestaltung dieser Werke. Es werden konkrete Beispiele aus der griechischen Kunst, wie die Statuen des Bacchus, herangezogen, um Lessings Argumentation zu verdeutlichen. Das dritte Kapitel widmet sich den verschiedenen Auffassungen von Ästhetik in der Zeit der Aufklärung und untersucht die Theorien von Kant und Herder in Bezug auf Schönheit und das Schöne in der Kunst. Es werden Lessings eigene Ansichten zur Kunst und deren Bedeutung im Kontext der Zeit der Aufklärung dargestellt.
Schlüsselwörter
Künstlerische Freiheit, Ästhetik, Mythologie, Antike Kunst, Lessing, Kant, Herder, Schönheit, Zweckgebundenheit, L'art pour l'art, Sinnbild, Symbolismus, Kulturgeschichte.
- Quote paper
- Ugur Koc (Author), 2015, Lessing und die klassische Ästhetik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295654