„Die Geschichte der Welt kann am besten von ihren Grenzen her beobachtet werden".
Dies gilt umso mehr für Europa, dessen Vergangenheit besonders in territorialer Hinsicht bewegend ist. Aus einem „Kontinent des Krieges“ wurde, um mit den Worten des Vorsitzenden des Nobelkomitees Thorbjørn Jagland zu sprechen, ein „Kontinent des Friedens“. Für ihre 60-jährige Versöhnungsarbeit erhielt die Europäische Union im Jahr 2012 den Friedensnobelpreis. Errungenschaften, wie der grenzenlosen Freizügigkeit im Inneren der Union, steht jedoch gleichsam ihre Abschottung nach außen gegenüber. Von der „Festung Europa“ ist seit Jahren die Rede, an welcher allein die welcher jährliche Zahl der Toten manche Behörden an ihre Grenze bringt. Wie konnten sich die EU-Außengrenzen dazu entwickeln?
Das Faktum, dass der Bereich der Grenzsicherungspolitik heute als dynamischster der europäischen Integration (Kostakapoulou 2006, S. 232) gilt, bedarf Erklärungen, berührt er doch Kernbereiche staatlicher Souveränität. Die vorliegende Arbeit geht daher der Frage nach: „Warum trieben die EU-Mitgliedsstaaten die europäische Integration im ‚high-politics’-Bereich Grenzsicherungspolitik voran?“. Die abhängige Variable der Integration dieses Feldes „hoher Politik“ soll mithilfe der Faktoren des Liberalen Intergouvernementalismus als unabhängige Variable erklärt werden. Da diese Theorie die mächtigsten EU-Mitgliedsstaaten ins Zentrum der Analyse stellt, wird sich auf diese Arbeit besonders auf den Einfluss Deutschlands als „major player“ (Lankowski 2001) in der EU beziehen.
Kapitel 1 stellt die theoretischen Vorüberlegungen bezüglich des Wandels von Rolle und Funktion von Staatsgrenzen, die Konstituenten des „high-politics“-Bereich Grenzsicherungspolitik sowie die Grundannahmen des Liberalen Intergouvernementalismus dar. Seine Erklärungskraft soll in Kapitel 2 mit der Darstellung der konkreten Entwicklung der europäischen Grenzsicherungspolitik geprüft werden, bevor Kapitel 3 daraus mögliche Interessenkonvergenzen ableitet. Kapitel 4 fasst die vorangegangenen Überlegungen zusammen und sucht die obige Forschungsfrage zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlegung
- Rolle und Funktion von Staatsgrenzen im Wandel
- ,,High-politics“-Bereich Grenzsicherungspolitik
- Liberaler Intergouvernementalismus
- Entwicklung der europäischen Grenzsicherungspolitik
- Intergouvernementale Kooperation von TREVI bis Dublin
- Formalisierung und Vergemeinschaftung ab 1992 und 1997
- Migrationsmanagement und Versicherheitlichung ab 1999
- Erklärungsansätze
- Wohlstandssteigerung
- Sicherheitswahrung
- Wahrung staatlicher Herrschaft- und Steuerungsfähigkeit
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Integration der europäischen Grenzsicherungspolitik in den Bereich der "high-politics". Sie fokussiert auf die Frage, welche Faktoren zur Vorantreibung dieser Integration durch die EU-Mitgliedsstaaten führten. Der Liberale Intergouvernementalismus dient als theoretischer Rahmen und erklärt die Integration dieses Politikfeldes anhand der Interessen der mächtigsten EU-Mitgliedsstaaten.
- Der Wandel von Staatsgrenzen und ihre Funktionen in Zeiten von Globalisierung und Europäisierung
- Die Rolle und Bedeutung der Grenzsicherungspolitik im Bereich der "high-politics"
- Die Entwicklung der europäischen Grenzsicherungspolitik und die damit verbundenen Interessenkonvergenzen
- Die Rolle des Liberalen Intergouvernementalismus als Erklärungsmodell für die Integration der Grenzsicherungspolitik
- Der Einfluss Deutschlands als "major player" in der EU auf die Integration des Politikfeldes
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 stellt die theoretischen Grundannahmen des Liberalen Intergouvernementalismus dar und beleuchtet den Wandel von Staatsgrenzen und ihre Funktionen im Kontext der europäischen Integration. Im Zentrum steht die Definition des "high-politics"-Bereichs der Grenzsicherungspolitik. Kapitel 2 analysiert die Entwicklung der europäischen Grenzsicherungspolitik von den Anfängen der intergouvernementalen Kooperation bis zur heutigen Versicherheitlichung des Migrationsmanagements. In Kapitel 3 werden die Interessenkonvergenzen zwischen den EU-Mitgliedsstaaten im Bereich der Grenzsicherung beleuchtet. Abschließend fasst Kapitel 4 die Ergebnisse der Arbeit zusammen und beantwortet die Forschungsfrage nach den treibenden Kräften der Integration der europäischen Grenzsicherungspolitik in den Bereich der "high-politics".
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen: Europäische Grenzsicherungspolitik, "high-politics", Liberaler Intergouvernementalismus, Interessenkonvergenzen, Staatsgrenzen, Globalisierung, Europäisierung, Migrationsmanagement, Versicherheitlichung, Deutschland, EU-Mitgliedstaaten.
- Arbeit zitieren
- Sarah Ultes (Autor:in), 2015, Europäische Grenzsicherungspolitik. Gründe für die Integration eines 'high-politics'-Feldes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295705