Auswirkungen des Burenkrieges auf die schwarze Bevölkerung


Hausarbeit, 2015

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Der Burenkrieg
2.1. Vorgeschichte & Ursachen
2.2 Verlauf

3. Die Beteiligung von Schwarzen an Kriegen
3.1 Situation vor dem Burenkrieg
3.2. Die Schwarzen im Burenkrieg

4. Der Friedensschluss und die Folgen

5. Die südafrikanische Geschichtsschreibung

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Man hört dass Sie Mischlinge, Fingos und Baralongs gegen uns bewaffnet haben - das ist ein Akt von ungeheurer Niedertracht... Überdenken Sie die Angelegenheit, selbst wenn es Sie den Verlust von Mafeking kostet... Entwaffnen Sie Ihre Schwarzen, und erfüllen Sie damit die Rolle eines Weißen in einem Krieg unter Weißen. [1]

Dieses Zitat stammt aus einem Brief des burischen Generals Piet Cronje an den britischen Oberst Robert Baden- Powell. Hierin wird die Bewaffnung von Schwarzen seitens England von den Buren verärgert kommentiert. Gleichzeitig wird die Ansicht zum Ausdruck gebracht, beim Burenkrieg handele es sich um einen „Weißen Krieg“.

Nun stellt sich die Frage, ob der der Burenkrieg als „Weißer Krieg“ bezeichnet werden kann. Oberflächlich war er es sicher, da holländisch- stämmige Siedler, die Buren, gegen die Briten kämpften. Fakt ist jedoch, dass der Konflikt die Lebensumstände der schwarzen Bevölkerungsschicht massiv tangierte. Dies sieht man alleine schon daran, dass als Kriegsschauplätze Gebiete dienten, in denen das Verhältnis der weißen Bevölkerung zur Schwarzen (im Schnitt) 1: 5 betrug.[2] Darüber hinaus kämpften mindestens 10.000, wohl eher aber bis zu 30.000 schwarze Soldaten an der Seite Englands, mehr als 100.000 waren anderweitig in den Konflikt involviert, z.B. als Spione oder Dienstboten.[3]

Folglich ist in der neueren Forschung oft nicht mehr vom Burenkrieg oder vom anglo- burischen Krieg die Rede, sondern vom „South African War“, was die Bedeutung des Konflikts für die gesamte Bevölkerung und deren Engagement in eben diesem unterstreicht.

Es gilt nun zu untersuchen, welche Motivation die Schwarzen hatten, in diesem Krieg, der auf dem Papier eine Angelegenheit zwischen Weißen war, mitzukämpfen. Wurden deren Ziele und Hoffnungen erfüllt? Wurde ihr Einsatz im Friedensschluss belohnt? Was für eine Rolle spielte der Friedensschluss für die weitere Entwicklung in Südafrika, vor allem in Bezug auf das spätere Apartheidsregime? Was für einen Stand haben die Schwarzen in der Gedenkkultur des Krieges und in der Geschichtsschreibung?

Dies sind die Fragen, die ich im Rahmen dieser Hausarbeit behandeln will.

An dieser Stelle sollte noch erwähnt werden, dass es sich bei den Schwarzen nicht etwa um eine homogene Gruppe handelt, sondern vielmehr um die verschiedensten Stämme und indigenen Völker Südafrikas. Sie bildeten keinesfalls eine gemeinsame Opposition gegen die Buren und waren auch untereinander in Konflikte verstrickt.

2. Der Burenkrieg

2.1. Vorgeschichte & Ursachen

Das Kap von Südafrika hatte schon früh wichtige, strategische Bedeutung erlangt. Es diente als wichtige Versorgungsstation auf dem Seeweg nach Indien. Deshalb ließ sich die Niederländische Ostindien-Kompanie 1652 mit holländischen Siedlern am Kap nieder. Da aus oben genanntem Grund das Kap auch für die Briten von großer Bedeutung war, ließen sich dort zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch britische Siedler nieder. Es kam schnell zu Konflikten zwischen Buren und Briten. Vor allem mit dem liberalen britischen Politikverständnis gegenüber den Natives kamen die Buren nicht klar. Als 1833 die Sklaverei abgeschafft wurde, die den burischen Farmern die Lebensgrundlage garantierte, beschlossen die Buren sich neuen Lebensraum zu suchen, um nach ihren eigenen Gesetzen leben zu können. Diese Suche nach neuem Land ging als der „Große Treck“ in die Geschichte ein. Ergebnis von diesem waren die Burenrepubliken Natal, Transvaal und Oranje-Freistaat. 1843 annektierten die Briten Natal, während den Buren Transvaal und Oranje-Freistaat blieben.

Ursachen für den Burenkrieg war zum einen das Ziel der Briten, ihren Einflussbereich auf dem afrikanischen Kontinent auszudehnen und so dem oft zitierten Kap-Kairo-Plan von Cecil Rhodes näherzukommen, zum anderen ein wirtschaftliches Interesse an den Diamanten- und Goldvorkommen in den Burenrepubliken. Gerechtfertigt wurden die britischen Kriegsambitionen mit der Verantwortung der Briten für die uitlanders, die in den Burenrepubliken lebenden Ausländer, die dort nur eingeschränkte Rechte besaßen.

Ein weiteres Ereignis, das die Beziehung zwischen Briten und Buren verschlechterte, war der sogenannte Jameson Raid, ein bewaffneter, britischer Einfall in den Transvaal mit dem Ziel Präsident Paul Krüger zu stürzen. Dieser Versuch scheiterte jedoch. In die Geschichte ging in diesem Zusammenhang auch die Krüger-Depesche Kaiser Wilhelms II. ein, ein Telegramm des deutschen Kaisers, in dem er Präsident Krüger zur Vereitelung des Jameson Raids gratulierte. Auch dies war nicht gerade förderlich, die damals angespannte Beziehung zwischen den Briten und dem deutschen Reich zu verbessern.

2.2 Verlauf

Der Burenkrieg lässt sich in drei Teile gliedern. Zu Beginn ging die britische Regierung von einem „tea time war“[4] aus, oder ähnlich euphorisch, „that hostilities 'would be all over by Christmas,'“[5] also von einem Krieg der spätestens zu Weihnachten beendet sein würde.

Doch schnell trat eine gewisse Ernüchterung seitens der Briten ein, nachdem die Buren einige Erfolge für sich verbuchen konnten. So schrieb Freda Schlosberg, ein junges Mädchen und Tochter russischer Eltern über die damalige Lage:

Newcastle has been occupied by the Boers. The news brings great rejoicing. Mafeking and Kimberley are besieged, and Ladysmith is threatened. Victory follows victory. The English are being driven into the sea. Boer arms are successful everywhere. The Transvaal is very gay. The Hollanders, Irish and German are celebrating. The Boers will soon be masters of South Africa.[6]

Als Höhepunkt, oder Tiefpunkt -je nach Standpunkt- dieser Kriegsphase, gilt die zweite Dezemberwoche 1899, die man später „black week“ nennen wird, da die Briten in dieser Woche Niederlagen an sämtlichen Fronten einstecken mussten.

Die zweite Kriegsphase ist durch eine Wende zu Gunsten der Briten gekennzeichnet. Es gelingt ihnen, die Städte Ladysmith und Mafeking, die von den Buren belagert wurden, zu befreien.

Die dritte war die hässlichste Phase des Krieges. Die Buren erkannten, dass die Briten hinsichtlich militärischer Professionalität und Truppenstärke in Schlachten und Belagerungen überlegen waren. Sie wendeten deshalb Methoden des Guerillakampfes an. Um die Moral der Buren zu brechen, gingen die Briten zu einer Strategie der „verbrannten Erde“ über. Durch das Abbrennen von Farmen und Getreidefeldern sollte den Buren die Lebensgrundlage entzogen werden. Um den Willen der kämpfenden Buren zu zerstören, wurden die Frauen & Kinder der abgebrannten Farmen in Konzentrationslagern interniert. Trotz Namensgleichheit lässt sich hier keine Verbindung zu den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ziehen, da diese Konzentrationslager nicht zur systematischen Vernichtung dienten und keinen vergleichbar grausamen Planungsaufwand haben.

Der Burenkrieg endete mit dem Friedensschluss von Vereeniging am 31. Mai. 1902 nach ca. 2 ½ Jahren.

3. Die Beteiligung von Schwarzen an Kriegen

3.1 Situation vor dem Burenkrieg

Bevor die Rolle der Schwarzen im Burenkrieg beleuchtet wird, soll zuerst ein Blick auf die Situation der Schwarzen in vorangegangen (südafrikanischen) Konflikten erfolgen.

When an enemy attack threatened or had taken place, all the [Cape] Colony´s free inhabitants were liable to be called upon to join in its defence without distinction of colour. Hottentots and coloured people fought side by side with Europeans. [...] Indeed it is no exaggeration to say that [...] the Coloured people played a greater part in the defence of their country than the European burghers, who responded badly to call for service.[7]

Dieses Zitat beschreibt die Situation in Südafrika, präziser gesagt in der britisch regierten Kapkolonie, im 19. Jahrhundert, bis etwa ins Jahr 1870. Bis dahin spielten Schwarze eine wesentliche Rolle in kolonialen Kriegen. Die Hautfarbe war kein Ausschlusskriterium für die Bewaffnung. Im Gegenteil: Die Kolonialherren nutzten die Kenntnisse der Schwarzen über das südafrikanische Terrain, sowie deren große Moral, zu ihrem Vorteil. Dennoch war der Einsatz von Schwarzen völkerrechtlich nicht unumstritten. So war Hugo Grotius, Begründer des Völkerrechts, der Ansicht, „nur im äußersten Notfall“ dürften Bündnisse mit „Barbaren“[8] geschlossen werden. Auch Robert von Mohl, ein deutscher Staatswissenschaftler, empörte sich 1860 über den Einsatz „barbarischer Hülfsvölker“ [sic] und „uncivilisirter Truppen“ [sic]. Solche Barbaren seien „eine entsetzliche Plage für die Bevölkerung der Länder […] Tötungen, Schändungen, Plünderungen der Einwohner können nicht verhütet werden; in der Nähe solcher Wilder hört jede Sicherheit der Personen und des Eigenthumes [sic] auf, das Heiligste wird nicht geachtet.“[9] Mohl schlug desweiteren vor, die Problematik über den Einsatz „wilder Soldaten“ auf einer internationalen Konferenz zu regeln.[10] Nun sind dies Auszüge einer Diskussion, die in Europa geführt wurde, aufgrund der Verwendung von Kolonialsoldaten auf europäischem Boden, so z.B. geschehen im Krimkrieg.

Doch interessanterweise änderte sich die Einstellung über den Einsatz von Schwarzen als Soldaten in Südafrika um 1870 ebenfalls. Das Cape Corps, in dem Schwarze neben britischen Siedlern kämpften, wurde aufgelöst, der Peace Preservation Act im Jahr 1878 beschloss die Entwaffnung der Schwarzen und das Regiment der Cape Mounted Riflemen, das ab 1894 operierte, war exklusiv den Weißen vorbehalten. Rassische Stereotype, beeinflusst von der aufkommenden Strömung des Sozialdarwinismus, so z.B. das Klischee, Schwarze wären besonders gewalttätig und im Konflikt nur schwer zu disziplinieren, flossen in die Diskussion über die Bewaffnung Schwarzer ein.[11]

[...]


[1] Smith: Ein Rückblick auf den Burenkrieg von 1899 – 1902.

[2] Warwick: Black People and the South African War 1899 – 1902, Seite 4.

[3] Ebd. Seite 4f.

[4] Wipperfürth: Von der Souveränität zur Angst, S. 125.

[5] Nasson: The South African War 1899 – 1902, S. 13.

[6] Judd: The Boer War, S. 39.

[7] Warwick: Black People and the South African War 1899 – 1902, S. 11.

[8] Koller: Von Wilden aller Rassen niedergemetzelt, S. 53.

[9] Ebd. S. 53.

[10] Ebd. S. 54.

[11] Warwick: Black People and the South African War 1899 – 1902, S. 14.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen des Burenkrieges auf die schwarze Bevölkerung
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
16
Katalognummer
V295721
ISBN (eBook)
9783656936862
ISBN (Buch)
9783656936879
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
auswirkungen, burenkrieges, bevölkerung
Arbeit zitieren
Johannes Riedmüller (Autor:in), 2015, Auswirkungen des Burenkrieges auf die schwarze Bevölkerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295721

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