Die russische Literatur ist zum Anfang des 20. Jahrhunderts sehr vielfältig. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts beginnt weltweit eine neue literarische Epoche nach französischem Vorbild. Für den russischen Symbolismus ist die griechisch-römische Antike eine wichtige Grundlage, bei der „die Symbolisten den Mythos als Rückkehr zum Ursprung und zur Urerfahrung der Menschheit“ verwenden. Innokentij Annenskij wird erstmals als Übersetzer bekannt, der zunächst die Dramen des Euripides für seinen modernen Leser verständlich machen möchte. Seine dichterische Seite bleibt nur einem kleinen Kreis der Dichter vorbehalten. [...] So entsteht eine Theorie der Symbolisten, wie zum Beispiel Vladislav Chodasevič oder Vjačeslav Ivanov, das Annenskij die übersinnliche Vollständigkeit des Lebens nicht sehen kann und deshalb kein Gefühl für das menschliche Leben hat. Aber auch wenn sehr viele Gedichte bei Annenskij mit der Darstellung des Todes enden, bedeutet dies nicht, dass er im Leben keinen Sinn sieht. Die Künste sind ein untrennbarer Teil des Lebens für ihn, denen er viel Zeit widmen möchte. [...] Anhand oben beschriebene Passage kann man erkennen, wie widersprüchlich seine Wahrnehmung vom Leben ist. Auf der einen Seite versteht er, wie wichtig die Betrachtung der Kunst ist, auf der anderen Seite glaubt er nicht daran, dass er einen Moment finden könnte, den er als wunderschön empfindet. [...]
Das Zitat aus dem Brief zeigt seine Einstellung zum Leben, die keine Eindeutigkeit besitzt. Auch seine Dichtung weist keine eindeutige Thematik auf. Man findet in seinen Gedichten viele unterschiedliche Themen, wie zum Beispiel „Tragische Existenz der Menschen“, „Glücksuche“, „Gegenüberstellung vom Mensch und Dichter“, „Darstellung der Natur“, „Liebe“, „Schlechtes Gewissen gegenüber der Gesellschaft“, „Bedeutung der Kunst“, aber auch „Verarbeitung unterschiedlicher Philosophien“. In der vorliegenden Arbeit wird der Akzent auf den Begriff und das Bild vom Leben gelegt. Als Ziel hat diese Arbeit die verschiedenen Darstellungen vom Leben in der Lyrik Annenskijs herauszuarbeiten. Bei der Analyse des menschlichen Daseins soll nicht das Thema „Tod“ als Ausgangspunkt gelten, wie es in der Sekundärliteratur oft gemacht wird. Bevor hier die Hauptthematik dieser Arbeit beginnt, soll ein Einblick in seine Themen gegeben werden, wobei auf den Kontext der Epoche geachtet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einblick in die Themen der Dichtung Annenskijs
- Der Begriff und das Bild vom „Leben“ in Annenskijs Dichtung
- Das qualvolle Leben
- Das kostbare Leben - Zwiespalt zwischen Verschwendung und Enttäuschung
- Das mechanische Leben
- Das Leben in Grenzsituationen
- Der allgegenwärtige Tod im Leben
- Das Leben nach dem Tod
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Begriff und dem Bild vom Leben in der Lyrik von Innokentij Annenskij, einem bedeutenden Vertreter des russischen Symbolismus. Ziel ist es, die verschiedenen Darstellungen des Lebens in Annenskijs Werk herauszuarbeiten und die unterschiedlichen Facetten dieser Thematik zu beleuchten. Dabei wird nicht der Tod als Ausgangspunkt der Analyse gewählt, wie es in der Sekundärliteratur oft geschieht, sondern es soll eine umfassende Betrachtung des Lebens in seiner Vielschichtigkeit erfolgen.
- Die ambivalente Wahrnehmung des Lebens bei Annenskij
- Die Rolle der Kunst im Leben des Dichters
- Die Suche nach Sinn und Glück im Dasein
- Die Darstellung von Grenzsituationen und dem allgegenwärtigen Tod
- Der Einfluss des russischen Symbolismus auf Annenskijs Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet den Kontext des russischen Symbolismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es werden wichtige Aspekte des Lebens und Werkes Annenskijs sowie seine besondere Sichtweise auf die Kunst und das Leben vorgestellt.
Das zweite Kapitel bietet einen Einblick in die Themen der Dichtung Annenskijs. Es werden die wichtigsten Themenbereiche seiner Lyrik beleuchtet, die von der tragischen Existenz des Menschen über die Glücksuche bis hin zur Bedeutung der Kunst und der Verarbeitung unterschiedlicher Philosophien reichen.
Das dritte Kapitel analysiert den Begriff und das Bild vom Leben in Annenskijs Dichtung. Es werden verschiedene Facetten des Lebens betrachtet, wie das qualvolle Leben, das kostbare Leben, das mechanische Leben und das Leben in Grenzsituationen. Des Weiteren werden die Rolle des Todes im Leben und das Leben nach dem Tod untersucht.
Schlüsselwörter
Russischer Symbolismus, Innokentij Annenskij, Lyrik, Leben, Tod, Kunst, Philosophie, Grenzsituation, Tragik, Glücksuche, mechanische Existenz, ambivalente Wahrnehmung, Zeit, Schönes, Poesie, Existenz, Dasein.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Education Viktoria Popsuy-Johannsen (Autor:in), 2014, Zur Thematik der Dichtung Innokentij Annenskijs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295992