Die hier vorliegende Arbeit behandelt Kent Bachs1 Aufsatz „Context ex machina“. In
diesem Aufsatz verteidigt Kent Bach die klassische beziehungsweise traditionelle Bild
der Semantik-Pragmatik-Unterscheidung gegen nicht näher spezifizierte Kritik2, die
offenbar eine traditionell vorgenommene Unterscheidung der Felder Semantik und
Pragmatik mangels klarer Abgrenzung ablehnt.
Zu diesem Zweck formuliert Bach zehn Thesen, in denen er seine Argumente darlegt.
Nach einer kurzen und verkürzten Begriffsdarstellung der Semantik und Pragmatik
werden in dieser Arbeit die Argumente Bachs zunächst dargestellt und anschließend
einer begründeten Bewertung unterzogen.
Die Vorgehensweise dieser Arbeit ist die textimmanente Bearbeitung von Bachs
Aufsatz, weshalb auf Sekundärliteratur – abgesehen von Punkt I – verzichtet wird.
Genau auf diesen Aufsatz Bachs bezogene Sekundärliteratur scheint aber ohnehin nicht
zu existieren, ebenso wenig wie eine deutsche Übersetzung von „Context ex machina“,
weshalb alle Begriffe vom Verfasser eigenhändig ins Deutsche übertragen werden,
inklusive der möglicherweise daraus entstehenden Probleme.
1 Tätig am Institut für Philosophie der San Francisco State University, Kalifornien, USA
2 Bach erwähnt auf Seite 2 den Kontextualismus und die Wahrheitsbedingte Pragmatik
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Allgemeine Begriffseinführung zum klassischen Verständnis von Semantik und Pragmatik
II. Darstellung von Bachs Argumentation gegen die Kritik am traditionellen Bild der Semantik-Pragmatik-Unterscheidung
III. Bewertung der Argumentation Bachs
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die hier vorliegende Arbeit behandelt Kent Bachs[1] Aufsatz „Context ex machina“. In diesem Aufsatz verteidigt Kent Bach die klassische beziehungsweise traditionelle Bild der Semantik-Pragmatik-Unterscheidung gegen nicht näher spezifizierte Kritik[2], die offenbar eine traditionell vorgenommene Unterscheidung der Felder Semantik und Pragmatik mangels klarer Abgrenzung ablehnt.
Zu diesem Zweck formuliert Bach zehn Thesen, in denen er seine Argumente darlegt. Nach einer kurzen und verkürzten Begriffsdarstellung der Semantik und Pragmatik werden in dieser Arbeit die Argumente Bachs zunächst dargestellt und anschließend einer begründeten Bewertung unterzogen.
Die Vorgehensweise dieser Arbeit ist die textimmanente Bearbeitung von Bachs Aufsatz, weshalb auf Sekundärliteratur – abgesehen von Punkt I – verzichtet wird. Genau auf diesen Aufsatz Bachs bezogene Sekundärliteratur scheint aber ohnehin nicht zu existieren, ebenso wenig wie eine deutsche Übersetzung von „Context ex machina“, weshalb alle Begriffe vom Verfasser eigenhändig ins Deutsche übertragen werden, inklusive der möglicherweise daraus entstehenden Probleme.
I. Allgemeine Begriffseinführung zum klassischen Verständnis von Semantik und Pragmatik
Semiotik, Semantik, Pragmatik – drei Begriffe, die zur Linguistik gehören. Inwieweit sie sich im klassischen Verständnis voneinander abgrenzen oder aber deckungsgleich sind, soll als Einstieg zu Bachs Erwägungen kurz erläutert werden.
Semiotik ist die Lehre von den Zeichen und Symbolen und kann als Oberbegriff für die Teilgebiete Syntax, Semantik und Pragmatik bzw. Semiologie[3] gesehen werden. Als Hilfe für die Einteilung kann folgende Grafik[4] dienen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Semantik ist die Bedeutung von Zeichen. Genauer gesagt: "Semantik" heißt ein Regelwerk (Maschine), mit welchem die durch Produktionsregeln produzierte Syntax eingeschränkt wird, in dem das Vorhandensein von semantischen Merkmalen geprüft wird. Sie ist innersprachlich: Die Semantik legt fest, welche Ausdrücke in welchem Kontext durch welche Umschreibungen ersetzt werden können. Hervorgegangen aus der Lexikologie, der Etymologie und der Rhetorik, kann man zwischen Wort-, Satz- und Textsemantik – in der auf Methoden der mathematischen Logik zurückgegriffen wird – unterscheiden.
Man kann ebenfalls zwischen verschiedenen Arten der Untersuchung in der Semantik unterscheiden: neben der Traditionellen Grammatik (Bedeutung des Einzelworts) und der strukturellen Semantik (Wortbedeutungen im System der Einzelsprache) ist für diese Arbeit vor allem die generative Semantik (Satzbedeutungen) und die praktische Semantik (Bindeglied zur Pragmatik; Sprechen als soziale Interaktion) wichtig. Wenn man Semantik also außersprachlich interpretiert, könnte man sie möglicherweise synonym mit Pragmatik verwenden.
Pragma ist griechisch und heißt etwa „handeln“. Pragmatik wird als die Lehre vom sprachlichen Handeln verstanden und stellt eine Verbindung zwischen dem Denken und der Sprache her. Sie sucht nach Regeln für den Gebrauch der Sprache. C. Morris hat 1946 die Unterscheidung zwischen Semantik und Pragmatik vorgeschlagen, lange bevor die Semantik durch die generative Grammatik ihren eigentlichen Sinn bekam. Er unterschied zwischen einer innersprachlichen Lehre und einer Lehre, die sich mit der Verwendung der Sprache beschäftigt. Die Pragmatik, nicht die Semantik, beschreibt, welches Zeichen jeweils für welche Bedeutung steht. Es geht hier vor allem um das Verstehen von Aussagen, also z.B. wie Benutzer damit umgehen und welche Interessen verfolgt werden. Pragmatik ist quasi eine zweite Perspektive, in der die semantischen Bedeutungen mit Gegenstandsbedeutungen[5] gleichgesetzt werden. Für das Verstehen eines Zeichens (bzw. einer sprachlichen Handlung) kann der Kontext mitentscheidend sein, weshalb die Pragmatik auch als Teil einer Handlungstheorie verstanden wird.
II. Darstellung von Bachs Argumentation gegen die Kritik am traditionellen Bild der Semantik-Pragmatik-Unterscheidung
Die Frage, die Bach aufgreift und zu beantworten versucht, lautet, ob man noch eine Unterscheidung von Semantik und Pragmatik benötigt und ob man überhaupt noch Semantik als solche benötigt.
Als Grundannahme nennt er die so genannte „kontextuelle Plattitüde“[6], die besagt, dass das was ein Sprecher meint (wenn er einen Satz äußert) über die Satzbedeutung hinausgeht, also gehaltvoller ist. Andersrum gesagt: die Bedeutung eines Satzes gibt nur unvollständig wieder, was ein Sprecher mit der Äußerung des Satzes meint[7].
Als Beispiel könnte man hier folgenden Satz nennen:
„Ich habe verschlafen.“
Dieser Satz meint auch wörtlich genommen etwas und der Sprecher hat etwas gesagt. Aber es gibt (i. d. R.) eine über die wörtliche Satzbedeutung hinausgehende Aussage des Sprechers, die das Ausgesagte erweitert:
„Ich habe heute Morgen verschlafen.“
Bach beantwortet die aufgegriffene Frage schon zu Beginn; er ist der Ansicht, dass man die traditionelle Unterscheidung nach wie vor benötigt, da man ohne diese Unterscheidung verneinen müsste, dass Sprecher etwas sagen (meinen), wenn sie etwas bildlich bzw. im übertragenen Sinn meinen.
Um die Bedeutung des Kontexts für Äußerungen zu verstehen, muss man zunächst „Kontext“ definieren. Der Kontext umfasst den aktuellen Stand des Gesprächs, also alles vorher gesagte, die physische Umgebung bei einer Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht, das gemeinsame persönliche Vorwissen und das Welt- und Allgemeinwissen. Der Kontext kann also helfen, das Gesagte zu verstehen. Verstehen heißt in diesem Fall das Erkennen der Absichten des Sprechers. Jedoch kann man nicht (genau) erklären, wie ein Adressat das Gesagte verstehen kann, also wie die Kommunikation gelingt.
Nun liefert Bach zehn Argumente, um seine Ansicht der Notwendigkeit der traditionellen Semantik-Pragmatik-Unterscheidung zu untermauern:
[...]
[1] Tätig am Institut für Philosophie der San Francisco State University, Kalifornien, USA
[2] Bach erwähnt auf Seite 2 den Kontextualismus und die Wahrheitsbedingte Pragmatik
[3] Als synonym verwendeter Begriff
[4] nach Morris
[5] „Gegenstandsbedeutung“ steht für die Funktion des materiellen Gegenstandes, also seine für seine „gegenständliche Bedeutung“ im übergeordneten Prozess. Es ist das, was bleibt, wenn man (der deutende Benutzer) die Form eines Gegenstandes abstrahiert. Siehe Holzkamp
[6] Contextualist Platitude, Seite 1
[7] Linguistic meaning generally underdetermines speaker meaning; Seite 1
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