Filmförderung in Deutschland


Seminararbeit, 2003

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die wirtschaftliche Situation der Filmindustrie in Deutschland oder: Warum Filmförderung?

3. Beispielrechnung

4. Gründe für die Probleme

5. Förderugsmaßnahmen in Deutschland
5.1. Rechtliche Grundlagen
5.2. Förderung auf Bundesebene
5.2.1. Die Filmförderungsanstalt (FFA)
5.2.2. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)
5.3. Förderung auf Länderebene – am Beispiel der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen

6. Europäische Förderungsmaßnahmen

7. Schluss

8. Abbildungen

9. Literaturverzeichnis

10. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Kaum ein Buch über die Filmförderung in Deutschland ist in der Bibliothek der Film- und Fernsehwissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum zu finden. Verwunderlich, denn gerade die Filmförderung befasst sich doch sehr stark mit dem Film an sich, oder? Fündiger wird man da schon eher bei den Wirtschaftswissenschaftlern und Juristen. Schon diese erste Beobachtung macht eines offensichtlich klar: Filmförderung in Deutschland ist ein, in der Filmwissenschaft sehr wenig behandeltes Thema. Natürlich hat das auch seine Gründe. Filmförderung ist ein umfangreicher Bereich, der vor allen Dingen sehr viel mit wirtschaftlichen Marktanalysen und Gesetzen zu tun hat. Dennoch sollten sich Medienwissenschaftler auch mal mit dieser, zugegeben eher trockenen, Materie beschäftigen, die aber, wenn man sich drauf einlässt auch sehr interessant sein kann. Denn der Film als Medium ist nicht bloß Kunst, sondern vor allem ein großer Wirtschaftszweig, der ohne wirtschaftlichen Erfolg, also hohe Besucherzahlen nicht bestehen würde. Das Ziel dieser Arbeit ist es einen Überblick über die wirtschaftlichen Probleme des deutschen Films und die Subventionen, die es zu seiner Erhaltung gibt zu geben. Außerdem soll versucht werden die komplizierten Wege der Filmförderung näher zu beleuchten und herauszustellen, warum der deutsche Film überhaupt auf Förderung angewiesen ist. Dabei konzentriert sich die Arbeit auf die rein sachlichen Aspekte und lässt kritische Stimmen außen vor. So können auch nicht alle noch so kleinsten Bereiche der Filmförderung in Deutschland beleuchtet werden. Vor allem die Förderungsmaßnahmen der europäischen Union können nur kurz angerissen werden, obwohl gerade die europäische Filmförderung ein weiterer interessanter Bereich ist.

2. Die wirtschaftliche Situation der Filmindustrie in Deutschland – oder: Warum Filmförderung?

Seit den 50er Jahren gibt es in fast allen europäischen Ländern Filmförderungen und das obwohl der europäische Markt gemessen an der Konsumentenzahl der weltgrößte für audiovisuelle Produkte ist.[1] Würde es diese nicht geben, hätte der europäische Film keine Überlebenschancen. In Deutschland kommen zwar in den letzten Jahren immer mehr deutsche Filme auf den Markt[2], dennoch ist ihr Marktanteil sehr gering und schwankt jährlich zwischen 9%-12%[3]. 2001 lag er sogar bei 18,4%, was jedoch allein durch den unerwarteten Erfolg von ‚ Der Schuh des Manitu ’ (Start 19.07.2001; HerbX Film, Constantin Film, Seven Pictures), mit 10.526.675[4] Zuschauern im Jahr 2001, ausgelöst wurde. Der Film ist mit insgesamt 11.661.183 Zuschauern bis 2002 aber auch der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten.[5] Für die meisten deutschen Filme ist es in der Regel schwer überhaupt die Produktionskosten wieder einzuspielen und die wenigsten Filme kommen in die Nähe der 1 Million Zuschauer Grenze. Zudem ist die Auslandspräsenz des deutschen Filmes sehr schwach, was ein großes Problem darstellt, denn gerade die Vermarktung ins Ausland macht Filme finanzierbar. Ausnahmen sind in letzter Zeit einige Koproduktionen wie ’Resident Evil’ (2002 Constantin Film AG), der zu 55% eine deutsche Koproduktion ist und weltweit ein Box Office[6] von über 105 Millionen Euro erzielte, oder auch die Koproduktion ‚Bella Martha’ (2002 Ottfilm), die in Deutschland nur 465.000 Zuschauer besuchten und ein Boxoffice von 2,5 Millionen Euro erzielte, während sie in den USA über 4 Millionen Dollar einspielte (Vgl. Abbildung 7).[7]

Der deutsche Filmmarkt wird eindeutig von amerikanischen Filmen dominiert. Diese erreichen jährlich an die 80% Marktanteil in Deutschland.[8] In Frankreich dagegen erreichen, laut dem Centre nationale de la Cinématographie, amerikanische Produktionen lediglich einen Marktanteil zwischen 50% und 60%[9]. In Frankreich sind die Förderungsmaßnahmen für den nationalen Film auch sehr viel höher. So wird beispielsweise in Frankreich auf jede verkaufte Kinokarte eine Steuer von ca. 11% erhoben, deren Ertrag ausschließlich in die Förderung franz. Kinofilme wandert. Hinzu kommt ein Konto auf dass die franz. Fernsehsender 5,5% ihres Jahresumsatzes zahlen müssen. Ressourcen aus dem Staatsbudget und weitere Förderungen ergänzen die starke franz. Förderung.[10]

Außer nationalen Filmen sind andere europäische Filme sowohl in Frankreich (um 6%), als auch in Deutschland (um 8%), sehr gering vertreten.[11]

3. Beispielrechnung

Wie schwer es für die Produzenten ist selbst die Produktionskosten an der Kinokasse wieder einzuspielen zeigt diese Modellrechnung ausgehend von 6€ Kinoeintritt, nach Michael Wiedmann von der Filmstiftung NRW.

Von der gesamten Kinokasse gehen i.d.R. 50%, nach Abzug der Gema Gebühren, der FFA - Filmabgabe und der Mehrwertsteuer an den Kinobesitzer. Von den anderen 50% erhält 35% der Verleih und 65% der Produzent.

Der Produzentenanteil wird noch verrechnet mit denen vom Verleih getätigten Investitionen, wie der Verleihgarantie (einem Vorschuss vom Verleih an den Produzenten). Außerdem müssen die Vorkosten verrechnet werden. Darin sind große Investitionen wie Geld für die Werbung, die Kopien und die Pressearbeit enthalten. Nach Abzug aller Kosten muss der Produzent meist noch Fördermittel zurückzahlen. Oftmals bleibt zuletzt nicht viel Geld für den Produzenten übrig.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abb.:1 Frei nach Michael Wiedmann von der Filmstiftung NRW)

4. Gründe für die Probleme

Es gibt viele verschiedene Gründe für die schlechte wirtschaftliche Situation nicht nur der deutschen Filmproduktionen, sondern der europäischen allgemein. Der zweite Weltkrieg ist dabei nur ein Grund von vielen. In den 20er Jahren dominierte die Universum Film AG (Ufa) den deutschen Filmmarkt und bildete bis 1933, der nationalsozialistischen Machtübernahme, ein Gegengewicht zu den amerikanischen Medienkonzernen und war: „für mehrere Jahrzehnte das ausstrahlende Zentrum einer nationalen, unserer nationalen Film- und Kino-Kultur.“[12] Ab 1933 war die Ufa nur noch ein von den Nationalsozialisten beherrschtes Propagandamittel. Deshalb wurde sie und ihre Dachgesellschaft, die Ufa-Film GmbH, nach dem 2. Weltkrieg von den amerikanischen Besatzern aus politischen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen zerschlagen, um Konzentrationen von neu gegründeten kleineren deutschen Filmfirmen zu verhindern und möglichst hohe Marktanteile amerikanischer Filme auf dem deutschen Kinomarkt zu erzielen.[13] Diese Situation der vielen kleinen Produktionsfirmen, die im Jahr nur wenige Filme produzieren, hält in Deutschland immer noch an. Nur wenige Konzerne, wie etwa die Neue Constantin[14] von Produzent Bernd Eichinger, die Deutschlands einziges ‚full-service’ Medienhaus mit Produktions- und Verwertungsbereichen, wie etwa dem Filmverleih und Lizenzhandel ist (Vgl. Anhang Abbildung 2),[15] haben die Möglichkeit zu expandieren. In den USA dagegen herrschen die Major Companies, wie z.B. 20th Centrury Fox, Paramount oder Warner Brothers. Diese sind Teil von großen Medienkonzernen, die neben dem Geschäftszweig ‚Film’ auch über andere Firmenbereiche zur Auswertung der Filme verfügen, wie zum Beispiel Merchandising, Video- und Computerspiele, eigene Fernsehsender, etc.[16] Dies ist ein entscheidender Nachteil für die deutsche Filmindustrie. Kleinere Filmfirmen, die nur wenig Kinofilme pro Jahr anbieten, geraten durch Flops leicht in finanzielle Schwierigkeiten. Die großen amerikanischen Filmstudios hingegen stellen Filmstaffeln zusammen bei denen die erfolgreichen Filmen die weniger erfolgreichen mit tragen.[17]

Ein weiterer Grund für die großen Probleme der europäischen Filmindustrie ist, dass europäische Filme im Gegensatz zu amerikanischen nicht unbedingt kompatibel mit den Kulturen anderer Länder sind.[18] Die verschiedenen Urhebergesetzgebungen in Europa und den USA werden zudem oft als Auslöser für die unterschiedlichen Entwicklungen der Filmindustrien auf den verschiedenen Kontinenten genannt. Im Gegensatz zu Europa werden in den USA die Regisseure nicht als die Träger der Urheberrechte anerkannt, sondern gelten als normale Produktionsmitarbeiter. Die starke wirtschaftliche Position der Produzenten stellt so für Investoren und Banken sicher, dass die Produktion von unternehmerischer Fähigkeit geleitet wird. In Europa dagegen ist der Autor, bzw. der Regisseur der Ausgangspunkt für alle Abläufe und behält alle Rechte an seinem Werk, welches ohne seine Einwilligung nicht verändert werden darf. In den europäischen Filmförderungen wird die starke Stellung des Autors, bzw. Regisseurs aufrechterhalten:

„Die europäischen Fördermodelle unterstützen Künstler bei der Herstellung eines Kunstwerks, das als Industrieprodukt auf einen von multinationalen Konzernen kontrollierten Markt konkurrieren muß.[19]

In Deutschland konkurriert der Kinofilm zudem noch mit einem qualitativen Fernsehen, welches das Kino behindert und ein Problem für die deutsche Filmindustrie darstellt.[20]

[...]


[1] Vgl. Michael Gordon, Regionalwirtschaftliche Filmförderung – Kosten und Nutzen, Wien 1996, S.32

[2] Vgl. Filmförderungsanstalt (FFA): Marktanteil deutscher Film im Fünfjahresvergleich 1998 bis 2002, S. 1/2, siehe Abbildung 3. Während im Jahr 1998 nur 70 Filme veröffentlicht wurden, waren es 2002 bereits 116.

[3] FFA, Marktanteil deutscher Film im Fünfjahresvergleich 1998 bis 2002, S.1/2, siehe Abbildung 3

[4] im Gegensatz dazu besuchten den Film ‚ Harry Potter und der Stein der Weisen ’ vom Warner Brothers Verleih im selben Jahr (Start 21.11.2001) in Deutschland 10.416.102 Zuschauer, also 110474 weniger. Ein weiterer Vergleichswert: der international meistbesuchte Film ‚ Titanic ’ vom Twentieth Century Verleih erzielte 1998 in Deutschland 17.985.542 Zuschauer.(Filmhitlisten der FFA1998 und 2001)

[5] FFA: Filmhitliste 2001 und 2002

[6] Einnahmen eines Films, die er während seiner Spielzeit an der Kinokasse einspielt

[7] FFA Info, Aktuelle Informationen aus der Filmwirtschaft 5.Februar 2003 – Nr. 1/03

[8] Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO), Statistik Filmverleih, Tabelle Marktanteile am Verleihumsatz (%) 1993-2001, http://www.spio.de/CONT/EBENE3/CO_ST_VE:HTM

[9] Centre nationale de la Cinématographie (CNC), Parts de marché la nationalité de films (%), http://www.cnc.fr/d_stat/fr_d_annuelle.htm, 17.Mai 2003

[10] Vgl. Marc Zitzman, Asterix contra Sauron. Die französische Fimwirtschaft und ihre Erfolgsrezepte, in: NZZ online, 7. Januar 2002

[11] CNC (2003), FFA (2003)

[12] Klaus Kreimeier, Filmproduktion und Filmästhetik am Beispiel der UFA, in : Jan Berg, Knut Hickethier (Hrsg.): Filmproduktion, Filmförderung, Filmfinanzierung, Berlin 1994

[13] Vgl. Johannes Hauser : Neuaufbau der westdeutschen Filmwirtschaft 1945 - 1955 und der Einfluss der US-amerikanischen Filmpolitik, Pfaffenweiler 1989 , S.573-587

[14] Bekannt u.a. durch Filme wie ‚Der Name der Rose’ , ‚Die unendliche Geschichte’, ‚Das Geisterhaus’. Jahresumsatz 2002: 131,2 Mio. € (http://www.constantinfilm.de/presse.html)

[15] Vgl. Constantin Film AG, http://www.constantinfilm.de/unternehmen.html

[16] Vgl. Nicolaus Schröder, Filmindustrie, Hamburg 1995, S.21-34

[17] Vgl. ebd. S.85/86

[18] Vgl. ebd. S.85

[19] Vgl. Schröder. S.88

[20] Vgl. Michael Wiedemann Abteilungsleiter Produktion 2 bei der Filmstiftung NRW

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Filmförderung in Deutschland
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Medienwissenschaft)
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V29741
ISBN (eBook)
9783638311809
Dateigröße
2106 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine Übersicht der Strukturen der Filmförderung in Deutschland.
Schlagworte
Filmförderung, Deutschland
Arbeit zitieren
Katrin Fischotter (Autor:in), 2003, Filmförderung in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29741

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