Warum lesen wir eigentlich Bücher, die in Ihrem Schwerpunkt den Tod thematisieren? Warum, wo sie doch eine Aussichtslosigkeit unseres Daseins ansprechen, die verbunden mit Schmerz und Trauer in unserem Bewusstsein steht? Mir begegnete kürzlich eine Buchhändlerin, die sich vehement dagegen wehrte, ein Exemplar wie das der Autorin Karen-Susan Fessel zu lesen. Sie habe selber Kinder und sei froh, alle gesund und munter zu wissen. Mir persönlich ist der Tod nicht fremd- kurz vor der Geburt meines eigenen Sohnes verstarb mein halbjähriger Neffe aus unerklärlichen Gründen. So reichten sich mir in einer kleinen Kirche in Hessen damals Tod und Leben buchstäblich die Hand. Der Pastor übergab meinem Bruder damals liebevoll ein Kinderbuch über den Tod eines kleinen Jungen. Mein Bruder- wie auch der Rest unserer Familie- konnte damals nicht dieses Werk lesen, das uns Hilfestellung auf der Suche nach dem „Warum“ gegeben hätte. Um auf meine Buchhändlerin zurück zu kommen: Sie hält die Angst vor der Konfrontation mit der nackten Wahrheit ab, ein Buch über den Tod zu lesen. Schließlich steht bei Karen-Susan Fessel in: „Ein Stern namens Mama“ die Verinnerlichung des Todes und der daraus resultierende Schmerz mutmaßlich im Vordergrund. Der Leser lässt sich hier bewusst mit dem Phänomen des „Zurückgelassen-werden“ ein. Er denkt, noch ehe er das Buch gelesen hat, es wird hier keinen anderen Ausweg aus dem Werk als den zum Tod geben. Es wird kein „Happyend“ geben. Es wird nach Beendigung des Werkes für diesen Leser ein Loch entstehen. Diese Gedanken werden meiner Buchhändlerin in den Sinn gekommen sein. Und was kam meiner Familie in den Sinn? Sie wollte nicht von dem Schmerz abgelenkt werden. Sie wollte ihn ausleben, ihn in sich aufnehmen. Und wenn die Zeit gekommen ist, dann blickt meine Familie auf den Schmerz zurück wie ein Buch, das man zuklappt und dessen Einband einen daran erinnert, was der Inhalt einst besagte. Wer liest dann Bücher über den Tod, wenn es nicht der Lesefreund auf der Suche nach Unterhaltungsliteratur ist. Und wenn es auch nicht der Trauernde auf der Suche nach Trost ist?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Karen-Susan Fessel
- Das Werk „Ein Stern namens Mama“
- Grundlagen der Analyse: Das „Einfache“ in der Kinder- und Jugendliteratur (nach Lypp)
- Zur Entwicklung der Kinderliteratur: Früher und heute
- Was Kinderbuchautoren heute leisten müssen
- Grundlagen zur Entstehung des „Einfachen“
- Bedeutung ins Bild gesetzt
- Die Episodenkette
- Personales Erzählen in der Kinderliteratur (nach Steffens)
- Analyse der Erzählsituation
- Wie gehen Jugendliche aus heutiger Sicht mit dem Tod um?
- Analyse des Werkes:
- Mama und der Knoten
- Das Leben mit dem Knoten
- Abschied von Mama
- Der Tod in der Kinderliteratur - geht das überhaupt?
- Personales Erzählen: Die Beschränkung auf die Perspektive von Louise
- Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht, wie Kinderliteratur das Thema Tod auf kindgerechte Weise verarbeitet. Sie befasst sich mit dem Kinderbuch "Ein Stern namens Mama" von Karen-Susan Fessel und analysiert, wie das Buch den Tod einer Mutter aus der Perspektive eines Kindes darstellt. Die Arbeit zielt darauf ab, zu verstehen, welche Bedeutung dieses Werk für die Auseinandersetzung mit dem Tod sowohl für Kinder als auch für Erwachsene hat.
- Die Darstellung des Todes in der Kinderliteratur
- Die Bedeutung der Perspektive des Kindes
- Die Vermittlung von Werten im Kontext von Verlust und Trauer
- Die Rolle der kindlichen Fantasie bei der Verarbeitung des Todes
- Die Bedeutung des Lesens und der Literatur im Trauerprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Tod in der Kinderliteratur dar und beleuchtet die persönlichen Erfahrungen des Autors mit Trauer und Verlust. Es wird dargelegt, warum es wichtig ist, Kinder mit dem Thema Tod zu konfrontieren und wie Bücher wie „Ein Stern namens Mama“ dabei helfen können.
Kapitel 2 präsentiert Karen-Susan Fessel als Autorin und beschreibt ihr Werk „Ein Stern namens Mama“. Die Hauptperson, die elfjährige Louise, erlebt die Krankheit ihrer Mutter, die schließlich an Krebs stirbt. Die Handlung wird aus Louises Sicht erzählt und zeigt, wie sie mit der Krankheit und dem Tod ihrer Mutter umgeht.
Kapitel 3 beleuchtet theoretische Grundlagen, die für die Analyse des Buches relevant sind. Es werden Ansätze zur Entwicklung der Kinderliteratur und zur Bedeutung des „Einfachen“ in der Kinderliteratur dargestellt.
Kapitel 4 analysiert das Werk „Ein Stern namens Mama“ im Detail und geht auf die verschiedenen Aspekte der Darstellung des Todes ein. Es wird untersucht, wie das Buch mit Emotionen wie Trauer, Angst und Wut umgeht und welche Strategien Louise entwickelt, um mit dem Verlust ihrer Mutter zurechtzukommen.
Kapitel 5 befasst sich mit der Frage, ob und wie der Tod in der Kinderliteratur thematisiert werden kann. Es wird die Bedeutung des personalen Erzählens und der kindlichen Perspektive in diesem Kontext hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Hausarbeit sind Kinderliteratur, Tod, Trauer, Verlust, Verarbeitung, Krankheit, Perspektive des Kindes, kindliche Fantasie und Wertevermittlung. Die Arbeit konzentriert sich auf das Buch "Ein Stern namens Mama" von Karen-Susan Fessel und untersucht, wie das Buch die Themen Tod und Trauer in der Kinderliteratur thematisiert und den Lesern eine Möglichkeit zur Verarbeitung bietet.
- Quote paper
- Elke Schipper (Author), 2002, Die Elementarisierung des Themas Tod in der Kinder- und Jugendliteratur in: 'Ein Stern Namens Mama' von Karen-Susan Fessel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29761