Diese Hausarbeit ist im Rahmen eines hermeneutischen Seminars entstanden. Ziel des Seminars war es, anhand eines für heute Leser schwer erschließbaren Textes das hermeneutische Verfahren zu üben und die Leistungsfähigkeit dieser Methode zu entdecken. Solch ein Text, der aus heutiger Perspektive nicht mehr in seiner Ganzheit erschließbar ist, weist Stellen auf, die auch nicht mit einem Fremdwörterbuch oder einem mehrbändigen Lexikon ad hoc zu klären sind. Diese Stellen bedürfen einer umfangreicheren Recherche und teilweise aufwänd iger Lektüre von Originaltexten. Daraufhin wird ein Anmerkungsapparat erstellt, der dem Leser Hilfestellungen und Hintergrundinformationen gibt. Der in diesem Seminar behandelte Text war „Wissenschaft als Beruf“ von Max Weber.1 Gerade dieser Text von Max Weber, einem höchst belesenen Gelehrten, weist bei genauerem Hinsehen eine Fülle von Namen, Verweisen und Anspielungen auf, die ohne weiteres heute nicht verstanden werden. Ein ungeschulter Leser wird nicht einmal auf die Idee kommen, hinter den meisten entsprechenden Textstellen einen Klärungsbedarf zu vermuten. Die Herausgeber der Max Weber Gesamtausgabe haben bereits viel Energie dahinein verwendet, den Text so umfangreich wie möglich zu kommentieren. Teilweise macht der Anmerkungsapparat aber den Eindruck, es sei bei der Kommentierung nicht immer auf höchste Qualität, sondern stellenweise auch schlicht auf Quantität Wert gelegt worden. Es gibt Anmerkungen, die nicht notwendig wären, andere Textstellen mit einem hohen Anmerkungsbedarf sind nicht bearbeitet worden. Diese Arbeit ist drei Textstellen gewidmet, die allesamt nicht oder nicht hinreichend kommentiert worden sind. Sie stellt den Versuch dar, diese Stellen zu identifizieren, ihren Kommentierungsbedarf zu begründen und sie – im Umfang über eine normale Anmerkung weit hinausgehend – zu kommentieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Vortrag „Wissenschaft als Beruf“
- Der studentische Rahmen und Hintergrund des Vortrages
- Antisemitismus in traditionellen Burschenschaften
- Die Entstehung jüdischer Burschenschaften
- Der Freistudentische Bund
- Die auf das Judentum bezogenen Textstellen in „Wissenschaft als Beruf“
- Max Webers Haltung zum Judentum
- Private Korrespondenz
- Webers wissenschaftliche Aussagen über das Judentum
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Max Webers Vortrag „Wissenschaft als Beruf“ und untersucht den jüdischen Hintergrund der Textstellen. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, den Kontext der Aussagen Webers zu beleuchten und ihre Relevanz im historischen und gesellschaftlichen Umfeld zu verdeutlichen.
- Der studentische Rahmen und der Einfluss von Antisemitismus in der deutschen Wissenschaftslandschaft
- Die Rolle des Judentums in Webers wissenschaftlichen Ausführungen und seine Haltung zu dieser Religion
- Die Analyse von Textstellen, in denen Weber das Judentum explizit erwähnt, und deren Interpretation im Kontext seiner Zeit
- Die Bedeutung von Webers Vortrag für das Verständnis der Wissenschaft als Beruf im frühen 20. Jahrhundert
- Die Relevanz von Webers Aussagen für die heutige Diskussion über Wissenschaft, Beruf und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert das Ziel und die Methodik der Hausarbeit. Es wird hervorgehoben, dass Max Webers Vortrag „Wissenschaft als Beruf“ aufgrund seiner komplexen Textstellen und des historischen Kontexts eine besondere hermeneutische Herausforderung darstellt.
Im zweiten Kapitel wird der Vortrag „Wissenschaft als Beruf“ in seinen Rahmenbedingungen vorgestellt. Hierbei wird auf den Freistudentischen Bund München als Veranstalter eingegangen sowie auf die Bedeutung des antisemitischen Klimas in der deutschen Wissenschaftslandschaft der Zeit.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Textstellen in Webers Vortrag, die sich explizit auf das Judentum beziehen. Die Autorin analysiert diese Stellen im Kontext der damaligen Debatten über Religion, Wissenschaft und Beruf.
Schlüsselwörter
Max Weber, Wissenschaft als Beruf, Judentum, Antisemitismus, Wissenschaftsgeschichte, Hermeneutik, Freistudentischer Bund, akademischer Alltag, Berufsethik, Wertfreiheitspostulat, Religion, Wissenschaft, Geschichte.
- Arbeit zitieren
- David Glowsky (Autor:in), 2004, Der jüdische Hintergrund zu Max Webers Vortrag "Wissenschaft als Beruf", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29766