„In Zeitungen, Büchern und Filmen wird viel erzählt über die Brutalität der Mafia. Natürlich ist nicht zu leugnen, dass sie tatsächlich existiert. Aber sie ist nicht ein erklärtes Ziel. (…) Die nach außen hin am abstoßendsten wirkenden Vergeltungsmaßnahmen, bei denen man sich wirklich die Hände schmutzig macht und die uns unnötig brutal erscheinen, geschehen nie aus Herzenslust und Spaß an der Freude, sondern ausschließlich in strengem Bewußstsein der Pflicht, aus Gehorsam und Selbstachtung.“(Falcone 1991: S.30)
Der Textausschnitt aus Inside Mafia von Giovanni Falcone erläutert gut das Problem, dass die Mafia hat. Die Omerta, dass Schweigegesetz, liegt unter verschiedenen Aspekten der Auslegung. Der hier beschriebene Artikelausschnitt hebt das Problem der Selbst- und Eigeninterpretation sehr gut heraus, denn er verweist auf das Problem der gewaltsamen Selbsthilfe und lässt relativ offen wie dieses Problem gelöst werden
soll. Denn offensichtlich gehört das Töten und der Mord zum alltäglichen Geschäft dieser Organisation. Diese und ähnliche Entscheidungen werden über die „Mafiakommission“ entschieden. Die Mafia weist dabei in Bezug auf die
Konfliktentstehung Parallelen zu segmentären Gesellschaften auf. Sie gleichen ihnen nicht vollständig, aber viele Mechanismen ähneln ihr.
Luhmann hat sich in seinem Werk „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ mit den wesentlichen Zügen einer segmentären Gesellschaft beschäftigt. Ich werde seine Thesen heranziehen, um zu prüfen welche Merkmale der Mafia, der der segmentären Gesellschaften gleichen.
Dazu werde ich den Fokus auf die historischen Faktoren und die internen Strukturen der Mafia richten, um die sozialen Prozesse und Dynamiken der Mafia besser in Relation zu setzten. Anschließend werde ich versuchen das Problem der gewaltsamen Selbsthilfe innerhalb dieser Geheimorganisation zu erläutern und wieso diese nicht als Konfliktbearbeitungsprozess genutzt werden kann.
Nach der anschließenden Analyse dieses Problem werde ich mich mit der Kommission als bilaterale Verhandlung beschäftigen und herausfiltern, wie die gewaltsame Selbsthilfe in eine Lösung umcodiert wird. Außerdem werde ich versuchen herauszustellen, wo die funktionalen Grenzen und Probleme der Kommission als Verhandlungsorgan liegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Mafia. Eine segmentäre Gesellschaft?
- Die symbolische Konstruktion der Mafia durch die gemeinsame Geschichte
- Die Parallelen der Sozialstruktur der Mafia zu segmentären Gesellschaften
- Das Problem der gewaltsamen Selbsthilfe innerhalb der Mafia als segmentäre Gesellschaft
- Die Mafiakommision als Legitimation und Konfliktbearbeitungslösung
- Der Aufbau und die Funktion der Kommission in der Mafia
- Die funktionalen Probleme und Grenzen der Kommission in der Mafia
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Mafiakommision als Konfliktbearbeitungsinstitution und analysiert ihre Funktion im Kontext der Mafia als segmentäre Gesellschaft. Die Arbeit befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der Mafia, insbesondere mit der Frage, inwiefern sie Merkmale einer segmentären Gesellschaft aufweist. Des Weiteren werden die Ursachen für gewaltsame Selbsthilfe innerhalb der Mafia beleuchtet und die Rolle der Mafiakommision als Lösungsansatz zur Konfliktbearbeitung untersucht.
- Die Mafia als segmentäre Gesellschaft
- Die Rolle der Gewalt in der Mafia
- Die Mafiakommision als Konfliktbearbeitungsinstitution
- Die Funktionsweise und Grenzen der Kommission
- Die Bedeutung der symbolischen Konstruktion von Zugehörigkeit innerhalb der Mafia
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem der gewaltsamen Selbsthilfe innerhalb der Mafia vor und führt den Leser in die Thematik der Arbeit ein. Das zweite Kapitel analysiert die Mafia als segmentäre Gesellschaft und beleuchtet die symbolische Konstruktion der Mafia durch die gemeinsame Geschichte sowie die Parallelen der Sozialstruktur der Mafia zu segmentären Gesellschaften. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Ursachen für die gewaltsame Selbsthilfe innerhalb der Mafia und erklärt, warum diese nicht als Konfliktbearbeitungsprozess genutzt werden kann. Das vierte Kapitel untersucht die Mafiakommision als bilaterale Verhandlungsinstitution und beleuchtet ihre Funktion als Lösungsansatz für gewaltsame Selbsthilfe. Dabei werden auch die funktionalen Grenzen und Probleme der Kommission als Verhandlungsorgan betrachtet.
Schlüsselwörter
Mafia, segmentäre Gesellschaft, Konfliktbearbeitung, gewaltsame Selbsthilfe, Mafiakommision, symbolische Konstruktion, Zugehörigkeit, Geschichte Siziliens, Omerta, Rechtssystem, soziale Prozesse, Dynamiken, Verhandlung, Grenzen, Probleme
- Arbeit zitieren
- Dominic Ajay (Autor:in), 2013, Die Mafiakommission als Institution zur Konfliktbearbeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298386