Klassische Theorien der Sozialen Arbeit. Silvia Staub-Bernasconi und Hans Thiersch


Hausarbeit, 2013

12 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Biographie Silvia Staub-Bernasconi

3 Biographie Hans Thiersch

4 Wissenschaftsverständnis von Staub-Bernasconi

5 Prozess und Systemtheorie

6 Lebensweltorientierte Soziale Arbeit

7 Professionelles Sozialarbeiterisches Handeln

8 Fazit

9 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In dieser Hausarbeit möchte ich mich mit den Theorien zweier Klassiker der Sozialpädagogik beschäftigen und zeigen, wie sehr diese Theorien noch heute in der Sozialen Arbeit Anwendung finden. Ich habe mich für den Systemischen Theorieansatz von Silvia Staub-Bernasconi und die lebensweltorientierte Soziale Arbeit von Hans Thiersch entschieden, da ich der Meinung bin, dass dies zwei zeitlose Theorien sind, soziale Probleme, deren Entstehung und deren Lösung bzw. Min- derung, zu beschreiben.

Ich habe meinen Schwerpunkt auf die Theorie und das Handlungsmodell von Silvia Staub-Bernas- coni gelegt, da dieses für mich eine gute Basis liefert, wie man soziale Probleme angehen sollte. Es liefert Erklärungen, Deutungen und Lösungsschritte für soziale Probleme. Der Lebensweltorientierte Ansatz von Hans Thiersch ist dazu eine gute Ergänzung, da er die Bearbeitung der sozialen Probleme in dem Umfeld der KlientInnen behandelt.

2 Biographie Silvia Staub-Bernasconi

Silvia Staub-Bernasconi wurde 1936 in Zürich geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin und studierte anschließend Social Work an verschiedenen Universitäten in den USA (Minnesota, Minneapolis, New York). Danach studierte sie Soziologie, Sozialethik und Pädagogik in Zürich und macht schließlich ihren Doktor der Philosophie.

Ihre praktische Tätigkeit in der Sozialen Arbeit widmete sie vor allem der Jugendarbeit unter ande- rem mit Straßenjugendlichen, aber auch Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Auch während ihrer Tätigkeit in der wissenschaftlichen Arbeit als Dozentin/ Professorin und Theoretikerin behält sie immer den Bezug zur Praxis, da sie im schweizerischen Frauenrat für Außenpolitik ist. Sie ist außerdem Gründungs- und Redaktionsmitglied der ‚Olympe-Feministische Arbeitshefte zur Politik’ und engagiert sich in weiteren Forschungs- und sozialen Projekten (vgl. Staub-Bernasconi 1999 , S.446).

Silvia Staub-Bernasconi ist Teil der Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Diese Bewegung kämpft nicht nur für die Rechte der Frauen, sondern gleichzeitig gegen Armut und macht auf viele weitere soziale Probleme aufmerksam und damit auf die Stellung der Sozialen Arbeit in der Gesell- schaft.

Mit einer eigenen Theorie versucht S. Staub-B. der Sozialen Arbeit zu einer Anerkennung als eigenständige Profession mit eigenen Methoden und Mitteln zu verhelfen (vgl. Staub-Bernasconi 1999, S.447). Die eigene Theorie Sozialer Arbeit entwickelte sie im Laufe der Jahre immer weiter.

3 Biographie Hans Thiersch

Hans Thiersch wurde 1935 geboren und ist seit 1970 Professor für Erziehungswissenschaften und Sozialpädagogik an der Universität Tübingen. Er ist Doktor der Philosophie und seine Arbeits- schwerpunkte sind die Fragen der Hermeneutik und der sozialpädagogischen Theorie, Probleme der Definition abweichenden Verhaltens, Probleme der Beratung, Heimerziehung und die sozialpädago- gische Jugendarbeit.

Hans Thiersch ist Mitherausgeber der Zeitschrift „Neue Praxis“ und des Handbuchs Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Er war von 1978-82 Mitglied des Vorstands und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DgfE). Er ist Mitglied im Kuratorium des Wis- senschaftlichen Beirats des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München und Mitglied der Sachver- ständigenkommission des 8. Jugendberichts (1990). Er ist Vorsitzender der Jugendhilfeeinrichtung „Tübinger Verein für Sozialtherapie“ und Vorstandsmitglied der „Drogenhilfe Tübingen e.V.“.

Thiersch hat Ende der siebziger Jahre den Begriff der „Lebensweltorientierung“ in der sozialen Arbeit geprägt. Sein Konzept der Lebensweltorientierung wurde besonders in den neunziger Jahren in den Theorien Sozialer Arbeit strukturbildend. Alternativ verwendet er den Begriff der Alltagsweltorientierung (Vgl. Thiersch 2009, Klappentext).

4 Wissenschaftsverständnis von Staub-Bernasconi

Silvia Staub-Bernasconi verfolgt das Ziel, die Soziale Arbeit auf eine Theorie zu gründen, auf die in der Praxis zurückgegriffen werden kann bzw. auf welche sie sich beziehen kann. Soziale Arbeit ist für Staub-Bernasconi eine Reaktion auf bestimmte Sachverhalte die sich für die Gesellschaft als problematisch und nicht tragbar erweisen (vgl. Staub-B. 1999, S. 448). Nach Silvia Staub- Bernasconi ist die Soziale Arbeit abhängig von der wissenschaftlichen und theoretischen Reflexion des eigenen gesellschaftlichen Standortes. Da sich die Soziale Arbeit mit einer Realität befasst, die einem ständigen Wandel unterliegt, ist es wichtig diesen gesellschaftlichen Standpunkt zu reflektieren. Dies dient dazu, die Zugriffsmöglichkeiten auf Bildung, Wirtschaft, Kultur, Familie und Politik, der mitwirkenden Personen zu analysieren. Damit die Soziale Arbeit mit dieser sich wandelnden Realität arbeiten kann, braucht sie eine Theorie die ebenso vielfältig ist, eine Metatheorie (vgl. Staub- B. 1999, S.448). Metatheorie meint, dass diese Theorie die Soziale Arbeit mit deren Bezugsdisziplinen verknüpft und dadurch verschiedene Zugänge zu dem Gegenstand der Sozialen Arbeit, dem Sozialen Problem, bietet. So ist die Theorie flexibel auf die verschiedenen Sachverhalte anwendbar. S. Staub-Bernasconi baut ihre Theorie auf mehrere Elemente auf, die sie in fünf Wissensebenen einteilt.

Das Gegenstandswissen beleuchtet die Entstehungsgeschichte eines Problems, also was dem Problem für Ereignisse vorausgegangen sind. Es hinterfragt die räumliche sowie die kulturelle Verbreitung und Variationen des Problems (vgl. Staub-B. 1999, S. 449).

Das Erklärungswissen erklärt wodurch das Problem entstanden ist und welche Bedingungen für die Entstehung, aber auch für die Beständigkeit oder die Weiterentwicklung, verantwortlich sind (vgl. Staub-B. 1999, S. 449).

Das Wert- oder Kriterienwissen beschreibt wie sich der Sachverhalt ändern muss, damit er in der Gesellschaft nicht mehr als problematisch gilt. Dieses Wissen ist wichtig um ein Ziel festlegen zu können (vgl. Staub- B. 1999, S. 449). In die Beurteilung des Problems hinsichtlich des Kriterienwissens, fließen die ethisch und philosophisch etablierten Werte der Gesellschaft ein, bezüglich der Vorstellung was ein problematischer Sachverhalt ist oder auch nicht. Das Verfahrenswissen zeigt auf, mit welchen Mitteln ein gewünschter Zustand erreicht werden kann und mittels welcher Strategie diese Mittel eingesetzt werden. Hierbei wird auch Rücksicht darauf genommen, wie sich die Situation während der Hilfemaßnahmen entwickelt und wie sich die Methoden und Mittel, aufgrund der bereits veränderten Problemlage, anpassen müssen (vgl. Staub- B. 1999, S. 449).

Das Zusammenspiel dieser fünf Wissensebenen und den damit zusammenhängenden Rückschlüssen bezeichnet S. Staub-Bernasconi als begründete Handlungstheorie.

5 Prozess und Systemtheorie

S. Staub-B. legt ihrer Theorie die Annahme eines prozessual-systemischen Paradigmas voraus (vgl. Staub-B. 1999, S. 450). Der Systemismus, welchem das prozessual-systemische Paradigma zugrunde liegt, geht davon aus, dass der Mensch Autonomie, Eigensinnigkeit und Würde besitzt, sowie der Annahme, dass der Mensch gesellschaftlich auf Systeme angewiesen ist. In diesen

Annahmen überschneidet sich der Systemismus mit den zwei anderen Paradigmen, dem Individualismus und dem Holismus (vgl. Staub-B. 2005, S. 447).

Der Individualismus betrachtet das Individuum und dessen Merkmale, wobei er davon ausgeht, dass zwischen den einzelnen Individuen keine Verbindung besteht. Der Holismus wiederum analysiert das System und dessen Funktionswiese an sich, das heißt, er geht von einem Ganzen ohne Einzelteile aus (vgl. Staub-B. 2005, S. 447).

Der Systemismus ist der Auffassung dass alles Existente ein System darstellt oder Teil eines Sys- tems ist. Er geht also von einem Ganzen, welches sich aus vielen Teilen zusammensetzt, aus. Jedes Individuum ist ebenfalls Teil eines Systems, zum Beispiel eines sozialen Systems wie eines Freun- deskreises oder Ähnlichem. Diese Systeme werden durch die Handlungen ihrer Mitglieder verän- dert und beeinflusst. Die einzelnen Individuen eines Systems bewegen sich zwischen vielen Syste- men hin und her und handeln den jeweiligen Systemen entsprechend (vgl. Staub-B. 2005,S 247f). So weichen die Handlungen eines Individuums in einem Familiensystem von dem Handeln inner- halb eines Freundschaftssystems ab. Die Systeme unterscheiden sich nicht nur in Zusammensetzung und Handlungsstruktur, sondern auch in ihrer Position in der Umwelt. Durch die abweichenden Handlungen entwickeln sich systemspezifische Prozesse. Diese sind, neben der Struktur, und der Umwelt, Untersuchungsgegenstand von SystemikerInnen (vgl. Staub-B. 2005, S. 448).

Eine prozessual-systemische Gesellschaft, von der S. Staub-Bernasconi ausgeht, meint, dass die Beweglichkeit der Gesellschaft dazu führt, dass sie Entwicklungen unterworfen ist, sowie die Tatsa- che das sie vergänglich und vor allem veränderbar ist (vgl. Staub-B. 1999, S. 450). Der Mensch ist auf die Bedürfnisbefriedigung bezogen, ein sogenanntes Selbstwissensfähiges Biosystem. Das bedeutet, der Mensch empfindet einen gewissen Zustand als normal. Wenn sich der Zustand des Menschen verändert und von dem normalen abweicht, möchte der Mensch diese Abweichung auto- matisch ausgleichen (vgl. Staub-B. 1999, S. 451). Wenn zum Beispiel der Mensch Hunger bekommt, weicht das von dem Normalzustand, in dem er keinen Hunger verspürt, ab, woraufhin er versucht den Hunger durch Nahrungsaufnahme auszugleichen. Die Abweichungen die der Mensch auszugleichen versucht, werden von nicht bewussten Affekten angezeigt. Diese Affekte sind unter Anderem Triebe und Emotionen (vgl. Staub-B. 1999, S.451). Inwieweit der Mensch jedoch den Mangel ausgleichen kann, hängt von seiner jeweiligen Lage ab, ob er zum Beispiel Essen im Haus hat oder nicht und folglich ob er Geld hat sich Essen zu kaufen oder nicht und dann ob er evtl. weiß, welche Möglichkeiten er hat, ein Essen umsonst zu bekommen usw..

Nach S. Staub-Bernasconi beschäftigt sich die Soziale Arbeit mit Problemen, die von bestimmten Defiziten verursacht werden, die vom Individuum selber nicht mehr ausgeglichen werden können.

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Klassische Theorien der Sozialen Arbeit. Silvia Staub-Bernasconi und Hans Thiersch
Note
2.0
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V298513
ISBN (eBook)
9783656948339
ISBN (Buch)
9783656948346
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
klassische, theorien, sozialen, arbeit, silvia, staub-bernasconi, hans, thiersch
Arbeit zitieren
Hendrik Lang (Autor:in), 2013, Klassische Theorien der Sozialen Arbeit. Silvia Staub-Bernasconi und Hans Thiersch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298513

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