Seit dem 19. Jahrhundert herrscht in Europa das Paradigma der Nationalstaaten vor. Aus
einzelnen Fürstentümern, nicht nur in Deutschland, Spanien und Italien wurden homogene
Staatsgebilde geformt. Ziel war es, Nationen zu vereinen, sie durch eine Nationalsprache zu
verbinden, eine einheitliche Bildung herzustellen und ein Nationalgefühl zu entwickeln.
Seitdem ist es in Europa allgemein anerkannt, dass ein Nationalstaat – diese Form ist auch
heute noch dominierend – eine homogene Gesellschaft beherbergt. Abweichungen vom
Idealtyp sind grundsätzlich nicht eingeplant. Im Gegensatz zu ehemaligen Siedlerkolonien,
die erst durch Einwanderung verschiedenster Ethnien entstanden sind und die bewusst eine
multikulturelle Gesellschaftsform unterstützen, sind die europäischen Staaten monokulturell
ausgerichtet. Sowohl in ihrer Politik als auch in der Einstellung der Bürger ist diese
Monokulturalität verankert. Statt Immigration haben die Länder Europas bis in das 20.
Jahrhundert hinein vor allem Emigration in die Kolonien erlebt, weshalb sie sich relativ lange
nicht mit fremden Kulturen im homogenen Nationalstaat auseinandersetzen mussten.
Doch die Situation hat sich in den vergangenen 60 Jahren geändert. Als der Prozess der
Dekolonialisierung mit der rapiden Loslösung der Kolonien europäischer Mächte in den
1950er und 1960er Jahren seinen Höhepunkt erreichte, setzte eine Welle der Einwanderung
nach Europa ein. Das Bild der spanischen, niederländischen, französischen und britischen
Gesellschaft hat sich seitdem stark verändert. Aus in sich mehr oder weniger geschlossenen,
homogenen Gesellschaften sind vielschichtigere Gesellschaften mit Bewohnern aus anderen
Kontinenten und anderen Kulturen geworden. In anderen Ländern Europas haben andere
Prozesse Ähnliches bewirkt, in Deutschland zum Beispiel das längerfristige Bleiben von
Gastarbeitern. Die Ströme dieser neuen Zuwanderung nach Europa, werden auch in näherer
Zukunft nicht abreißen (Müller-Schneider 2000).
Die Identitäten der europäischen Gesellschaften haben sich dieser Entwicklung noch nicht
anpassen können. Noch sehr zögerlich, eher widerwillig und mit gleichzeitiger Angst vor
Überfremdung, beginnen europäische Länder, sich für Migration zu öffnen und die
Vollwertigkeit der Immigranten als neue, integrierte Bürger der Gesellschaft anzuerkennen.
Die Zögerlichkeit, mit der in Deutschland ein erstes Immigrationsgesetz geschaffen wurde, ist
ein Beispiel dieser Angst vor Öffnung (Herbert 2001: 286 ff.). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ethnische Minderheiten in Großbritannien seit 1945
- Gründe für Einwanderung nach Großbritannien seit 1945
- Britische Immigrationspolitik seit 1945
- Nationalismus und Rassismus im heutigen Großbritannien
- „The Kumars at No. 42“ und „Ali G“
- Vertauschung der Rollen: Wenn der Kolonisierer zum Kolonisierten wird – The Kumars at No. 42
- Provokation und Bloßstellung – Ali G
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Re-vision europäischer Identitäten im Kontext von Einwanderung und Transkulturation. Sie analysiert, wie zwei britische Fernsehsendungen, „Ali G“ und „The Kumars at No. 42“, Stereotype zwischen „indigenen“ Briten und Immigranten in Frage stellen und die Absurdität des britischen Nationalgeistes demonstrieren.
- Die Rolle von Transkulturellen Figuren in der Entlarvung von Stereotypen
- Die Auswirkungen von Immigration auf die britische Identität
- Die Re-vision der europäischen Moderne im Kontext von Einwanderung
- Die Verwendung von Humor und Satire zur kritischen Auseinandersetzung mit Nationalität und Kultur
- Die Herausforderungen der Integration und Akzeptanz von ethnischen Minderheiten in europäischen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und diskutiert den Wandel der europäischen Gesellschaften im Kontext von Immigration und dem damit verbundenen Herausforderungen für nationale Identitäten.
Ethnische Minderheiten in Großbritannien seit 1945
Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte der Einwanderung nach Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg, einschließlich der Gründe für die Zuwanderung und die Entwicklung der britischen Immigrationspolitik. Des Weiteren werden die Auswirkungen von Nationalismus und Rassismus auf die Integration von ethnischen Minderheiten in der britischen Gesellschaft beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Konzepte der Arbeit umfassen transkulturelle Figuren, Stereotype, europäische Identitäten, Re-vision, Einwanderung, Nationalismus, Rassismus, Humor, Satire, „Ali G“, „The Kumars at No. 42“, Großbritannien.
- Arbeit zitieren
- David Glowsky (Autor:in), 2004, Transkulturelle Figuren als Mittel der Entlarvung von Stereotypen. 'Ali G.' und 'The Kumars at No 42', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29858