Der Beitrag von Alice Salomon zur Entstehung der Theorie und Praxis Sozialer Arbeit


Hausarbeit, 2015

31 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1.Einleitung

2. Begriffliche Klärung und Herleitung: Klassiker der Sozialpädagogik

3. Alice Salomon – eine Klassikerin der Sozialpädagogik

4.Biographie

5.Theoretische Grundlagen in Salomons Werk
5.1 Anthropologische Voraussetzungen
5.2 Der Begriff „soziale Arbeit“ bei Salomon
5.3 Theorie des Helfens
5.4 Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft
5.5 Zur Frage der Methoden

6. Ausbildung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit

7.Frauen und Soziale Arbeit

8. Fazit

9.Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Alice Salomon erscheint mir interessant, weil sie sowohl für die Praxis als auch für die Theorie wichtige Beiträge für die Soziale Arbeit (Verzahnung von Theorie und Praxis, Theorieansatz, Herausbildung der sozialen Berufsausbildung) beigesteuert hat. Dieser Hintergrund ist für mich eine wesentliche Motivation mich intensiver mit Alice Salomon auseinanderzusetzen. Im Folgenden werde ich zunächst ihren Lebenslauf schildern und danach auf ihr Werk und ihr Wirken eingehen. Damit verfolge ich die Absicht, bestimmte inhaltliche Positionen Salomons aufzuzeigen und ihre Bedeutung als Klassikerin der Sozialpädagogik hervorzuheben.

Im Einzelnen orientiere ich mich in meiner Arbeit an den folgenden Forschungsfragen:

Was zeichnet einen Klassiker der Sozialpädagogik aus? Was macht Alice Salomon zur Klassikerin?

Hat Salomon für die Theorie der Sozialen Arbeit einen wichtigen Beitrag geleistet?

Welchen Anteil hat Salomon an der Ausbildung und der Professionalisierung der Sozialen Arbeit?

Welche der Erkenntnisse Salomons haben in der Gegenwart noch eine Bedeutung?

Heute werden die Begriffe Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Soziale Arbeit weitgehend synonym verwendet (vgl. Thole, 2012, S. 258). Sozialpädagogik und Sozialarbeit sind zu einem Gesamtbereich konvergiert, besitzen in einigen Teilen jedoch weiterhin eine gewisse Eigenständigkeit (vgl. Schilling/Zeller, 2005, S. 161). In der vorliegenden Arbeit verwende ich für beide Bereiche den Oberbegriff Soziale Arbeit, wie er auch im englischsprachigen Ausland (Social Work) benutzt wird.

2. Begriffliche Klärung und Herleitung: Klassiker der Sozialpädagogik

Zunächst soll der Begriff Klassiker geklärt werden, wobei sich in erster Linie die Frage stellt: Was zeichnet überhaupt einen Klassiker aus? Das Attribut „klassisch“ bezeichnet in der Regel grundlegende, vortreffliche und als allgemeingültig angesehene Werke, die aufgrund ihrer dauerhaften Qualität als vorbildliches Ideal wirken. Klassiker erbringen nicht-selbstverständliche Leistungen, die andere zum Nachdenken und Lernen anregen können. Als Klassiker gilt „wer Ideen hinterließ, denen der Rang des Zeitlosen zukommt. Oft kann es sich dabei auch um Ideen handeln, die zu ihrer Zeit zu früh kamen, die also damals noch nicht verstanden wurden oder nicht auf Resonanz trafen“ (Niemeyer, 2010, S. 16). Wesentliche Merkmale eines Klassikers sind u. a.:

hoher Bekanntheitsgrad über einen längeren Zeitraum

hohe Wiedererkennung

besondere Qualität

innovative Möglichkeiten

gesellschaftlich-kulturelle Wirkung

Was nun speziell Klassiker der Sozialpädagogik angeht, soll zunächst kurz die Position von Winkler (1993) herangezogen werden. Er meint, dass andere Professionen und Wissenschaftsdisziplinen mehr nach ihren Klassikern fragen und sie schätzen als die Sozialpädagogik. Deshalb stellen sich für ihn die folgenden Fragen:

1. Hat die Sozialpädagogik überhaupt Klassiker (Winkler, 1993, S. 171 f.)?
2. Wenn ja, welche Funktion könnten Klassiker in ihr haben?

Im Zusammenhang mit der ersten Frage formuliert Winkler die „vorsichtige These“, dass der ungesicherte Status der Sozialpädagogik als wissenschaftliche Disziplin und als Profession mit dem Fehlen von Klassikern zusammenhängt und damit auch mit einer gewissen Form von Tradition. Als Beleg für diesen Umstand weist der Autor auf die relativ kurze Geschichte der Sozialpädagogik hin, die eigentlich erst im 19. Jahrhundert begonnen hat. Niemeyer (vgl. 2010, S. 9) knüpft an die These Winklers an, indem er auf ein „hausgemachtes Problem“ der Sozialpädagogik aufmerksam macht, „denn über viele Jahre hinweg hat sich die Sozialpädagogik bemüht, ihre Klassiker zu beseitigen“ (ebd.). Als Beleg führt er dabei insbesondere Veröffentlichungen von Giesecke (1966), C. W. Müller (1982) und Merten (1996) an. Auch Tenorth erwähnt im 1. Band „Klassiker der Pädagogik“, dass die Sozialpädagogik „ja notorisch mit der Klärung ihrer disziplinären Identität zu kämpfen hat und daher auch ihr „Klassiker“-Problem intensiv diskutiert“ (2003, S. 14).

Als wesentliche Funktionen von Klassikern in der Sozialpädagogik nennt Winkler (vgl. 1993, S. 178 f.):

1. Klassiker können für eine Profession oder ein Fachgebiet eine wichtige Bedeutung beim Kennzeichnen von „Claims“ übernehmen.
2. Klassiker können identitätsstiftend für die Profession oder ein Fachgebiet wirken.
3. Klassiker markieren auch Grenzen für den verbindlichen Gegenstandsbereich einer Profession oder eine Disziplin.
4. Klassiker vermitteln wissenschaftliche Tatsachen bzw. professionelle Aufgaben und Handlungsweisen.
5. Klassiker können aufgrund ihres Abstands zur Gegenwart einen Rückzug auf „universelle Perspektiven“ bieten, aber auch eine Aufklärungsfunktion liefern.
6. Klassiker beeinflussen den „Denkstil, somit den kognitiven Habitus“.

Was einen Klassiker der Sozialpädagogik auszeichnet, kann sich einerseits auf seine Schriften als Autor, meist ein besonderes Werk, das eine hohe Qualität aufweist und beispielgebend wirkt, aber auch auf mustergültige Aktivitäten beziehen. In einigen Fällen vereinen sich aber in einem Klassiker der Sozialpädagogik beide Bereiche.

Wer nun zu den Klassikern der Sozialpädagogik zu zählen ist, lässt sich nicht so ohne weiteres festlegen. Es stellt sich hier die Frage, ob es Kriterien für das Konstituieren von sozialpädagogischen Klassikern gibt. Eine Möglichkeit wäre das Vorkommen in Lexika und in Werken über Klassiker der Pädagogik bzw. Sozialpädagogik (vgl. Scheuerl, 1979/Winkler, 1993/Niemeyer, 2010). Auch könnte eine „Zitationsanalyse“ vor sozialpädagogische Texte eventuell Hinweise auf Klassiker dieser Disziplin liefern (vgl. Winkler, 1993, S. 181). Ebenso wäre es denkbar, die an Hochschulen in Lehrveranstaltungen am meisten besprochenen Sozialpädagogen als Klassiker in Betracht zu ziehen. Ein weiteres Problem bei der Bestimmung von sozialpädagogischen Klassikern ist ihre Abgrenzung zu anderen Disziplinen und Berufen. Hier ergeben sich teilweise Überschneidungen zur Schulpädagogik, aber auch zur Soziologie und Psychologie. Ausgehend vom Begriff Sozialpädagogik können als ihre Klassiker solche vorgeschlagen werden, die vorrangig in Schriften, aber auch in Aktivitäten grundlegende und modellhafte Leistungen auf diesem Fachgebiet erbracht haben.

3. Alice Salomon – eine Klassikerin der Sozialpädagogik

Um den Status von Alice Salomon als einer Klassikerin der Sozialpädagogik zu beschreiben, sollen die folgenden Anmerkungen dienen:

Der Verfasser von „Klassiker der Sozialpädagogik“ (2010) C. Niemeyer hat Alice Salomon nicht in sein Buch aufgenommen. Er begründet dies damit, „dass sich ihre (zweifellos überragenden) Leistungen auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege nicht mit dem Begriff Sozialpädagogik eines „erziehungswissenschaftlichen Terminus“ fügen“ (S. 14). Sicherlich ist Niemeyer zuzustimmen, dass die klassische Wohlfahrtspflege im eigentlichen Sinn nicht zur Sozialpädagogik zählt, sondern im Bereich der Sozialarbeit verortet ist. Da sich aber in der gegenwärtigen Situation Sozialarbeit und Sozialpädagogik in einem Prozess der Konvergenz zu dem Begriff Soziale Arbeit verbinden, ist die Nichtberücksichtigung von Salomon nicht nachvollziehbar: „Sozialpädagogik und Sozialarbeit codieren zu Beginn des 21. Jh.s keine verschiedenartigen wissenschaftlichen Fächer, keine deutlich voneinander differenzierten Praxisfelder, keine unterschiedlichen Berufsgruppen und auch keine divergenten Ausbildungswege und –inhalte mehr“ (Thole, 2012, S. 259).

Winkler führt Salomon in seiner 1993 (S. 183) zusammengestellten Liste von fast vierzig Namen als mögliche Klassikerin der Sozialpädagogik an.

Kuhlmann, die sich intensiv mit Salomon beschäftigte, wirft in ihrem Buch „Alice Salomon – Ihr Lebenswerk als Beitrag zur Entwicklung der Theorie und Praxis Sozialer Arbeit“ (2000, S. 17) zunächst die Frage auf: „Alice Salomon – eine sozialpädagogische Klassikerin?“ Kuhlmann hebt Salomon dann im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen in den Rang einer Klassikerin der Sozialpädagogik: „Sie ist die wichtigste Pionierin der sozialen Profession. Quantität wie Qualität ihrer Schriften machen sie zu einer Klassikerin, deren Werk es lohnt, sich eingehender damit zu beschäftigen: Salomon formulierte mit großer Klarheit spezifische und bis heute aktuell gebliebene Probleme ihres Faches. Sie war in der Lage, diese Probleme und ihre Lösungsansätze systematisch zu erfassen und in einer eigenen Theorie zu verdichten – auch wenn dies nicht im Rahmen eines geschlossen Werkes geschah, sondern in verschiedenen Aufsätzen verstreut vorzufinden ist und nachträglich systematisiert werden muß“ (a.a.O., S. 21).

In dem von Tenorth 2003 herausgegebenen Band 1 „Klassiker der Pädagogik“ wird auch Alice Salomon angeführt (S. 99 ff.), weil sie zu den bekanntesten sozialpädagogischen Klassikern in Deutschland gehört.

Als Klassiker der Sozialpädagogik werden Personen bezeichnet, die in der Geschichte dieser Disziplin mit zeitüberdauernden Arbeiten hervorgetreten sind und die durch eigenes „gründliches Nachdenken“ (Mollenhauer, 1982, S. 258, zit. n. Niemeyer, 2010, S. 10) zum Fortschritt dieses Bereiches beigetragen haben. Es ist festzuhalten, dass Alice Salomon eine der wenigen Frauen ist, die innerhalb der Geschichte der Sozialen Arbeit wesentliche Beiträge lieferte und damit stilbildende Spuren hinterlassen hat. Salomon hat geprägt von der Epoche, der sie zugehörte, „eine „neue“, eine autonome Perspektive in die Soziale Arbeit eingebracht. Sie ist die wichtigste Pionierin der sozialen Profession. Quantität wie Qualität ihrer Schriften machen sie zu einer Klassikerin, deren Werk es lohnt, sich eingehender damit zu beschäftigen“ (Kuhlmann, 2008, S. 12).

4.Biographie

Die „Klassikerin der Sozialpädagogik“ und Wegbereiterin der Sozialen Arbeit Alice Salomon kam am 19.04.1872 in Berlin zur Welt. Sie war die Tochter wohlhabender jüdischer Eltern. Ihr Vater betrieb einen Lederhandel und ihre Mutter entstammte einer angesehenen Bankiersfamilie. Salomon wuchs mit drei Schwestern und zwei Brüdern auf. Sie lebte in einer gut-situierten bürgerlichen Familie wohlbehütet und ihre Mutter erzog Salomon „konservativ-bürgerlich“ (Peyser, 1958, S. 15). Die jüdische Religion hatte in der Familie keine große Bedeutung. Salomon hätte gerne den Beruf der Lehrerin ergriffen, doch nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1886 verhinderte ihre Mutter und vor allem ihr Onkel als ihr Vormund diesen Wunsch. Zwischen ihrem 15. und 20. Lebensjahr führte Salomon ein für sie unbefriedigendes Leben als sog. „höhere Tochter“. Ohne Erlaubnis einer Ausbildung verbrachte sie ihre Tage weitgehend im Schoße ihrer Familie. Diese „unfruchtbare Wartezeit“ (Kuhlmann, 2007, S.16) überbrückte sie mit dem Besuch einer Kunstschule für Nadelarbeit, dem Belegen von Vorlesungen und Sprachkursen an dem Victoria-Lyzeum und mit täglichen Stickereien. Ihre Enttäuschung über ihr Leben als Jungmädchen drückte sie so aus: „In der Tat war diese Zeit – von meinem fünfzehnten bis zum zwanzigsten Jahr – die unglücklichste meines Lebens“ (Salomon, 1928, S. 6, zit. nach Berger, 2011, S. 18). Erst mit ihrer Volljährigkeit 1893 löste sie sich aus ihrem familiärem Umfeld und wurde Mitglied der von Jeanette Schwerin gegründeten „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“. Hier sammelte sie erstmals Erfahrungen in der sozialpädagogischen Praxis. Sie half Schülerinnen in einem Mädchenhort bei den Hausaufgaben, betreute sie zwei- bis dreimal in der Woche und machte Hausbesuche bei notleidenden Familien. Nach dem Tod ihrer Förderin und „mütterlichen Freundin“ (Kuhlmann, 2007, S. 28) Schwerin übernahm Salomon 1899 den Vorsitz des „Vereines Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“. Im selben Jahr eröffnete sie einen der ersten Kurse zur Ausbildung in sozialer Arbeit und schuf damit die Basis für eine sich entwickelnde Soziale Arbeit. Gegen Ende der 1890er Jahre verstärkte sich der Kontakt Salomons zur Frauenbewegung. Im Jahr 1900 wurde sie Mitglied beim „Bund Deutscher Frauenvereine“, wo sie bis 1920 das Amt als stellvertretende Vorsitzende innehatte. Ab 1896 erschienen von ihr erste Veröffentlichungen zu Frauenarbeit, Arbeiterinnenschutz und Armenpflege im „Centralblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine“, in der Zeitschrift „Die Frau“ sowie in der Fachzeitschrift „Die Jugendfürsorge“. Daneben schrieb sie häufig Rezensionen. Obwohl sie kein Abitur besaß, studierte Salomon von 1902 bis 1906 an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie. Mehrere ihrer Publikationen (u. a. in dem 1901 erschienenen „Handbuch der Frauenbewegung“) wurden als Voraussetzung für die Zulassung zum Studium anerkannt. 1906 promovierte Salomon mit der Arbeit „Die Ursachen der ungleichen Entlohnung von Männer- und Frauenarbeit“ zum Dr. phil. 1908 eröffnete sie im Zusammenhang mit der preußischen Mädchenschulreform die Soziale Frauenschule in Berlin-Schöneberg, die heute den Namen „Alice Salomon Hochschule Berlin“ führt. Mit dieser Schulgründung verband sie das Ziel einer mädchengerechten Allgemeinbildung. Das Konzept der „sozialen Frauenbildung“ sollte „nicht einfach die „männlichen“ Bildungsinhalte der bisherigen Gymnasien und Realschulen übernehmen, sondern den spezifischen Lebensaufgaben von Frauen Rechnung tragen“ (Kuhlmann, 2003, S. 100). An dieser Schule unterrichtete sie das Fach Volkswirtschaftslehre. Auslandsaufenthalte in England und Schottland ermöglichten ihr internationale Aktivitäten und Erfahrungen, so dass Salomon 1909 beim Treffen des „International Council of Women“ (ICW) das Amt der Schriftführerin übernehmen konnte. Mit der Übernahme dieser Funktion entstand ein ständiger Kontakt zu den führenden Frauen der internationalen Frauenbewegung in Europa und in den USA. 1914 konvertierte Salomon vom Judentum zur evangelischen Konfession. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte dazu, dass die Pazifistin Salomon überraschenderweise in einigen Artikeln für den Sieg Deutschlands eintrat und den Krieg verteidigte (vgl. Kuhlmann, 2007, S. 111). 1917 initiierte und organisierte sie die Gründung einer „Konferenz sozialer Frauenschulen Deutschlands“, deren Vorsitz sie übernahm. 1925 gründete sie die „Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit“. Sie sah hier eine Möglichkeit Frauen für Leitungsfunktionen in der sozialpädagogischen Praxis weiter zu qualifizieren. Salomon veröffentlichte in den 1929er Jahren mehrere Lehrbücher zur Sozialen Arbeit. 1926 erschien das Buch „Soziale Therapie“ in dem sie 14 Fälle aus der Fürsorge-Arbeit beschrieb, um damit Möglichkeiten für berufsspezifisches Wissen und Handeln aufzuzeigen. Ebenfalls 1926 legte sie das Buch „Soziale Diagnose“ vor, in dem sie an amerikanische Vorbilder angelehnt, in Formen individualisierender Fürsorge einführte. 1927 folgte das Buch „Die Ausbildung zum sozialen Beruf“. 1929 wurde das „Internationale Komitee Sozialer Schulen“ gegründet, dessen Vorsitzende Salomon wurde. 1932 erhielt sie zu ihrem 60. Geburtstag die Silberne Staatsmedaille vom Preußischen Staatsministerium und die Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin verlieh ihr die Ehrendoktorwürde der Medizin. Nach der Etablierung des NS-Regimes verlor Salomon 1933 alle öffentlichen Ämter in Deutschland. 1937 wurde sie nach Verhören durch die Gestapo zur Ausreise gezwungen. Sie verließ am 18. Juni 1937 Deutschland und emigrierte in die USA, wo sie 1944 die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb. Dort konnte sie ihre berufliche Karriere nicht fortsetzen und starb im August 1948 mit 76 Jahren in New York.

5.Theoretische Grundlagen in Salomons Werk

5.1 Anthropologische Voraussetzungen

Zunächst sollen die wesentlichen anthropologischen Prämissen Salomons vom Wesen des Menschen mit seiner organischen und psychischen Eigenart und seiner besonderen Stellung vorgestellt werden. Hierbei sind die von Kuhlmann (vgl. 2008, S. 42 ff.) angeführten Annahmen Salomons über das Wesen des Menschen grundlegend:

Salomon betonte die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen, sah aber auch die Verschiedenheit und die jeweilige Einzigartigkeit des Menschen: „Ob Frau oder Mann, arm oder reich, schwarz oder weiß, alt oder jung, Engländerin oder Deutsche, Christin oder Jüdin – alle Menschen haben ein Recht auf gleiche Chancen und die Erfüllung basaler Bedürfnisse an Nahrung, Wohnung und Arbeit“ (Kuhlmann, 2008, S. 42). Unterschiede sah sie in erster Linie aus ökonomischen Gründen verursacht. Als besonders Betroffene dieser Situation galten für sie Frauen und Kinder der „besitzlosen Klassen“. Unterschiede hinsichtlich Bildung, Kultur oder Verhalten betrachtete Salomon als Auswirkung der ökonomischen Benachteiligung, die im Zusammenhang mit einer geringeren Förderung und Bildung zu sehen ist.

[...]

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Der Beitrag von Alice Salomon zur Entstehung der Theorie und Praxis Sozialer Arbeit
Hochschule
Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Geschichte der Sozialpädagogik
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
31
Katalognummer
V298607
ISBN (eBook)
9783656949190
ISBN (Buch)
9783656949206
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialpädagogik, Alice Salomon, Klassiker der Sozialpädagogik, Soziale Arbeit
Arbeit zitieren
Sandro Metzinger (Autor:in), 2015, Der Beitrag von Alice Salomon zur Entstehung der Theorie und Praxis Sozialer Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298607

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