„Es ist eine groteske Vorstellung, wir selbst seien fest umrissene und klar bestimmte Wesen, die sich richtig oder falsch beschreiben könnten, während es sich als unsinnig erwiesen habe, irgendwelchen anderen Dingen klare Bestimmungen zuweisen zu wollen. (...) Nichts in der Theorie und erst recht nichts in der Erfahrung (stützt) die abstruse These, ein Mensch vermöge am ehesten noch die Wahrheit über sich selbst zu erkennen. Die Tatsachen und Aussagen über uns selbst sind keineswegs besonders solide und resistent gegen eine Auflösung durch skeptisches Denken. In Wirklichkeit sind wir Menschen schwer zu packende Wesen. Unsere Natur ist notorisch instabiler und weniger eingewurzelt als die Natur anderer Dinge. Und angesichts dieser Tatsache ist Aufrichtigkeit selbst "Bullshit“.
Dieses Zitat von Harry G. Frankfurt aus seinem Buch „Bullshit“ beschreibt seine Sicht der Menschen und deren Vermögen, sich ausschließlich über Fakten und Wahrheiten mitzuteilen. Die Menschen sind vielmehr instabile und wechselhafte Wesen, die letztlich durch individuelle Gefühlslagen zu subjektiven Entscheidungen neigen, die in der Regel ihr Leben selbst einfacher gestalten, oder vielmehr sich selbst auszeichnen und in den Mittelpunkt rücken.
Diese Seite des „Bullshittings“ und deren Notwendigkeit in einer Gesellschaft meint Harry G. Frankfurt herausgefunden zu haben und beschreibt eindringlich, welche Funktion das „Bullshitting“ in einer Gesellschaft erfüllt und was die Motive der einzelnen Individuen sind.
In dieser Arbeit soll sich den wesentlichen Merkmalen von "Bullshit" genähert werden. Darüber hinaus werden Übereinstimmungen und Gegensätze aufgezeigt, die sich zu anderen Sichtweisen ergeben. Hier wird besonders der Schwerpunkt auf Heidegger und seine Sicht des „Man“ und dem „Gerede“ liegen.
Nachdem die Rahmenbedingungen der jeweiligen Ansätze erklärt und abgesteckt wurden, beschäftigt sich diese Arbeit damit, wie nah verwandt der "Bullshit" mit dem „Man“ oder dem „Gerede“ ist und welche Gefahren hier für die Wahrheit bestehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der „Bullshit“
- Was zeichnet den Bullshit aus und welche Eingrenzungen gibt es?
- Ist Bullshit eine Lüge oder sogar noch gefährlicher für die Wahrheit?
- Heideggers „Man“ und „Gerede“
- Heideggers „Man“
- Heideggers „Das Gerede“
- Versuch einer Annäherung des Bullshits an das Gerede und das Man
- Was ist der Wahrheit gefährlicher?
- Sozialkritische Auseinandersetzung: Kommt eine Gesellschaft ohne „Bullshitting“ oder entpersonalisierte Meinungen aus?
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Begriff des „Bullshit“ und dessen Präsenz in der modernen Gesellschaft. Sie untersucht die Eigenschaften von Bullshit im Vergleich zu Lügen und stellt ihn in Beziehung zu Heideggers Konzepten von „Man“ und „Gerede“. Die Arbeit untersucht außerdem die Gefahren, die sowohl Bullshit als auch „Gerede“ für die Wahrheit darstellen.
- Analyse des Begriffs „Bullshit“ und seiner Eigenschaften
- Vergleich von Bullshit mit Lügen und deren Einfluss auf die Wahrheit
- Beziehung zwischen Bullshit, Heideggers „Man“ und „Gerede“
- Untersuchung der Gefahren von Bullshit und „Gerede“ für die Wahrheit
- Soziale Implikationen und die Frage, ob eine Gesellschaft ohne „Bullshitting“ oder entpersonalisierte Meinungen auskommt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert den Begriff des „Bullshit“ anhand eines Zitats von Harry G. Frankfurt. Sie führt die wichtigsten Punkte der Arbeit ein und beschreibt die analytische Herangehensweise.
- Der „Bullshit“: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Bullshit“ anhand von Max Black's Analyse des „Humbug“ und betrachtet die sprachlichen Nuancen des Begriffs. Es untersucht außerdem die Herkunft des Begriffs und seine Verbindung zu den Wörtern „Bull“ und „Shit“.
- Was zeichnet den Bullshit aus und welche Eingrenzungen gibt es?: Dieses Kapitel analysiert die Eigenschaften von Bullshit, insbesondere seine Verbindung zu Konversationen und seinen Unterschied zu ehrlichen Gesprächen. Es betont die Problematik der Täuschung in Bullshit-Gesprächen.
- Ist Bullshit eine Lüge oder sogar noch gefährlicher für die Wahrheit?: Dieses Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Bullshit und Lügen und argumentiert, dass Bullshit eine noch größere Gefahr für die Wahrheit darstellen kann, da er die Wahrheit nicht unbedingt kennen muss, um zu existieren.
- Heideggers „Man“ und „Gerede“: Dieses Kapitel stellt Heideggers Konzepte von „Man“ und „Gerede“ vor und erklärt ihre Bedeutung im Kontext der Arbeit.
- Versuch einer Annäherung des Bullshits an das Gerede und das Man: Dieses Kapitel untersucht die Parallelen und Unterschiede zwischen Bullshit, „Man“ und „Gerede“ und analysiert die Gefahren, die diese Konzepte für die Wahrheit darstellen.
- Was ist der Wahrheit gefährlicher?: Dieses Kapitel vergleicht die Gefahren von Bullshit und „Gerede“ für die Wahrheit und diskutiert, welches Konzept die größere Bedrohung darstellt.
- Sozialkritische Auseinandersetzung: Kommt eine Gesellschaft ohne „Bullshitting“ oder entpersonalisierte Meinungen aus?: Dieses Kapitel betrachtet die sozialen Implikationen von Bullshit und „Gerede“ und untersucht, ob eine Gesellschaft ohne diese Phänomene überhaupt existieren kann.
Schlüsselwörter
Bullshit, Wahrheit, Lüge, Heidegger, „Man“, „Gerede“, Kommunikation, Gesellschaft, Politik, Sprache, Realität, Soziale Implikationen, Entpersonalisierung
- Arbeit zitieren
- Patrick Schmitt (Autor:in), 2013, "Bullshit" nach Harry G. Frankfurt und "Gerede" nach Heidegger. Versuch einer Annäherung der beiden Theorien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298937