Kulturhauptstädte Europas. Idee, Geschichte und Nachhaltigkeit einer Kulturinitiative


Seminararbeit, 2014

15 Seiten, Note: 1,0

Simon Valentin (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Konzept Kulturhauptstadt
2.1. Entstehung der Initiative
2.2. Grundidee des Projekts
2.3. Bisherige Kulturhauptstädte

3. Umsetzung an Beispielen
3.1. Ruhrgebiet
3.2. Riga

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

6. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Jahr für Jahr schmücken sich Städte in Europa mit dem prestigeträchtigen Titel Kulturhauptstadt. Auch wenn sie als solche, obwohl der Begriff Hauptstadt das suggeriert, keine besonderen Aufgaben oder Rechte haben, so scheint der Titel doch jedes Mal Millionen Besucher in die jeweilige Stadt zu locken.

Auch werden den meisten Menschen in Europa spontan mindestens eine oder zwei aktuelle oder ehemalige Kulturhauptstädte einfallen, während Wissen über andere europäische Kulturprojekte kaum vorhanden ist. Die Kulturhauptstädte bilden zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung die Speerspitze der Kulturpolitik in Europa.

Nach der Ernennung einer Stadt findet stets ein umtriebiger Prozess der Umsetzung der Idee Kulturhauptstadt in der jeweiligen Stadt statt. Gigantischer Aufwand wird betrieben, um der Auszeichnung gerecht zu werden und das Bestmögliche daraus zu machen. Jedoch findet hierbei, genauso wie bei den dann folgenden Besuchermassen, die primär wegen der Umsetzung kommen, oft wenig Reflexion über die Geschichte und den Kontext dieses Konzepts statt.[1]

Was ist dieses Projekt aber noch außer einem schönen Marketinginstrument für die Tourismusbranche? Kann es wirklich zur Förderung und Erhaltung der Kultur in Europa beitragen, die durch Globalisierung oder Projekte, wie dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa, heute gefährdeter denn je scheint? Ist es überhaupt sinnvoll in Zeiten unserer globalisierten Welt ein regional beschränktes Projekt zur Förderung regionaler Kultur zu forcieren?

Die Idee und die Geschichte dieses besonderen europäischen Kulturprojekts näher zu betrachten und einen Blick insbesondere auf die Vielfalt der Wirkungen und die Nachhaltigkeit dieser Effekte zu wagen ist Ziel dieser Seminararbeit.

2. Das Konzept Kulturhauptstadt

2.1. Entstehung der Initiative

Seit den 1990er Jahren hat das Themenfeld Kultur innerhalb der Europäischen Union im Rahmen des Wandlungsprozesses des Staatenverbunds stark an Bedeutung gewonnen. Rechtlich festgehalten wurde diese Rolle 1993 im Vertrag von Maastricht.[2] Doch schon zuvor existierte das Konzept einer europäischen Kulturhauptstadt, die bis 1999 noch Kulturstadt genannt wurde.

Im Jahre 1985 beschlossen die für die Kultur zuständigen Ratsvertreter der Europäischen Gemeinschaft, auf Vorschlag der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri, die sich zusammen mit dem damaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher dafür eingesetzt hatte, das Konzept der alljährlichen Benennung einer Stadt zur „Kulturstadt Europas“. Seit 1985 wurde der Titel durchgehend jeweils für ein Jahr verliehen. Erste Kulturstadt wurde gleich im Jahre 1985 Athen.[3]

Durch einen weiteren Beschluss der Ratsvertreter vom 25. Mai 1999 wurde das Projekt in „Kulturhauptstadt Europas“ umbenannt und ein Rotationsprinzip festgelegt. Es wurden auch feste Kriterien zur Beurteilung der Bewerbungen für künftige Kulturhauptstädte Europas festgelegt und ein Evaluierungsgremium von Experten berufen.

Erst damit gewann das Konzept „angemessenes kultur- und europapolitisches Niveau“.[4] Das Kulturhauptstadtprojekt hat sich in den vergangenen 29 Jahren also nicht nur namentlich, sondern auch konzeptionell, finanziell und verfahrenstechnisch gewandelt und hat damit bis heute Jahr für Jahr an Bedeutung und Aufmerksamkeit dazugewonnen.

2.2. Grundidee des Projekts

Die Grundidee besteht darin, dass die europäischen Städte mittels kulturellem Engagement etwas für ihre eigene Entwicklung und für die Gestaltung der Zukunft Europas leisten können.[5]

Das Konzept erkennt die historische Bedeutung der Städte für Europa als „Keimzelle der westlichen Moderne“,[6] als auch ihre Rolle die Entwicklung Europas in Zukunft zu gestalten und letztlich die Möglichkeit die europäische Stadt als ein Modell für die Stadt der Zukunft zu etablieren, an.

Durch den Titel Kulturhauptstadt wird eine Wertschätzung gegenüber der Stadt sowie der Kultur zum Ausdruck gebracht mit dem Ziel, dass die jeweiligen Städte einen Prozess in Gang bringen, einerseits die Pluralität in Europa, die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen in Europa zu erhalten und gleichzeitig neue Ideen zu entwickeln wie mit städtischen Konfliktfeldern wie Haushaltsmisere, Schrumpfungsprozessen, Folgen von Globalisierung oder Konflikten zwischen Bevölkerungsgruppen umgegangen werden kann.

Aufbauend auf einen Beschluss aus dem Jahr 2005 hat das Europäische Parlament und der Rat eine Liste und Reihenfolge der Mitgliedstaaten festgehalten. Ab dem Jahr 2009 sollte dann die Kulturhauptstadt jeweils aus diesem Land kommen. Die Idee ist, dass jedes Mitgliedsland, spätestens vier Jahre vor dem Jahr, in dem es die Kulturhauptstadt stellt, eine oder mehrere Städte als Kandidaten vorschlägt.

Dem zuvor geht ein nationales Auswahlverfahren, bei dem sich verschiedene Städte um die Einreichung bewerben. In Deutschland informieren die Städte, die sich zu einer Bewerbung entschlossen haben zunächst die Kulturressorts ihrer Länder, die die Unterlagen an das Auswärtige Amt weiterleiten. Das Amt wiederum übermittelt die Bewerbungen an den Bundesrat, der dazu Stellung nimmt. Daraufhin teilt das Auswärtige Amt den Gremien der EU die deutsche(n) Bewerbung(en) und die jeweilige Stellungnahme des Bundesrates mit.

Die Europäische Kommission setzt jedes Jahr eine siebenköpfige Jury ein, die dann die Kandidaturen begutachtet, eine Empfehlung an das Europäische Parlament, den Rat und die Kommission abgibt. Für diese Jury werden zwei Mitglieder vom Europäischen Parlament, zwei vom Rat, zwei von der EU-Kommission und ein Mitglied vom Ausschuss der Regionen (AdR) benannt. Auch das Parlament und die Kommission können dann Stellungnahmen abgeben, bis letztlich der Europäische Rat vier Jahre vor dem Ereignis das Ergebnis verkündet.[7]

Um die, durch die EU-Erweiterungen im Jahre 2004 und 2007 hinzugekommenen Staaten möglichst schnell an der Aktion teilhaben zu lassen, werden seit 2009 für jedes Jahr zwei Kulturhauptstädte benannt, eine aus den alten Mitgliedsländern und eine aus den neuen.

2.3. Bisherige Kulturhauptstädte

Bis ins Jahr 2014 trugen bzw. tragen 50 Städte den Titel Europäische Kultur(haupt)stadt. Für das Jahr 2000 hat die Europäische Union auf Grund des historischen Millenniumswechsels statt einer einzigen Kulturhauptstadt gleich neun Kulturstädte bestimmt und zum ersten Mal wurden mit Bergen, Krakau und Reykjavík auch Städte aus nicht EU-Ländern zur Kulturhauptstadt gemacht. 2010 wurde parallel zu Essen, stellvertretend für das Ruhrgebiet, auch Istanbul, als eine Stadt auf dem europäischen Kontinent und eines EU-Beitrittskandidaten, Kulturhauptstadt.

Bis ins Jahr 2033 sind die Staaten, die die Kulturhauptstadt stellen werden bereits festgelegt. Deutschland z.B. ist nach Essen im Jahr 2010 erst wieder 2025 an der Reihe.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] MITTAG, Jürgen (Hg) (2008): Die Idee der Kulturhauptstadt Europas : Anfänge, Ausgestaltung und Auswirkungen europäischer Kulturpolitik, S.10.

[2] Vgl. MITTAG, Jürgen (Hg) (2008): Die Idee der Kulturhauptstadt Europas : Anfänge, Ausgestaltung und Auswirkungen europäischer Kulturpolitik, S.19.

[3] Vgl. MITTAG, Jürgen (Hg) (2008): Die Idee der Kulturhauptstadt Europas : Anfänge, Ausgestaltung und Auswirkungen europäischer Kulturpolitik, S.20.

[4] SCHWECKE, Olaf (2005): Die Zukunft der Stadt als europäische Lebensform: Kulturhauptstädte Europas, in: Kulturpolitische Mitteilungen, Heft 111 (IV/2005), S. 36.

[5] Vgl. SCHWENCKE, Olaf (2005): Die Zukunft der Stadt als europäische Lebensform: Kulturhauptstädte Europas, in: Kulturpolitische Mitteilungen, Heft 111 (IV/2005), S. 37.

[6] SIEBEL, Walter (Hg) (2004): Die Europäische Stadt, Frankfurt am Main.

[7] Vgl. EU-Info: Vielfalt prägt Europa, http://www.eu-info.de/europa/eu-kultur-kulturhauptstadt (24.09.2014).

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Kulturhauptstädte Europas. Idee, Geschichte und Nachhaltigkeit einer Kulturinitiative
Hochschule
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)  (ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Multikulturalität in Deutschland und in Europa
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V299241
ISBN (eBook)
9783656955993
ISBN (Buch)
9783656956006
Dateigröße
951 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kulturpolitik, Kulturförderung, Europa, EU, Kulturhauptstadt, Kulturinitiative, Urbane Entwicklung
Arbeit zitieren
Simon Valentin (Autor:in), 2014, Kulturhauptstädte Europas. Idee, Geschichte und Nachhaltigkeit einer Kulturinitiative, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299241

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