Am 13. Oktober 2010 veröffentlichte die EU-Kommission das Grünbuch „Weiteres Vorgehen im Bereich der Abschlussprüfung: Lehren aus der Krise“. Die EU-Kommission verfolgte mit diesem Diskussionspapier das Ziel, eine Debatte über den damaligen Rechtsrahmen der Wirtschaftsprüfung vor dem Hintergrund der Finanzkrise anzustoßen.
Nach Auffassungen der Kommission warf die Tatsache, dass zahlreiche europäische Banken zwischen 2007 und 2009 bei Bilanzposten und außerbilanziellen Positionen substantielle Verluste erleiden mussten, die Frage auf, „wie die Abschlussprüfer ihren Mandanten für diese Zeiträume einen sauberen Vermerk liefern konnten“ und „inwieweit der derzeitige Rechtsrahmen als passend und angemessen zu betrachten ist“.
Schwerpunkt dieser Arbeit ist die kritische Würdigung eines der kontroversesten Vorschläge des Grünbuchs vorzunehmen: Einem Ausbau des Verbots von Nichtprüfungsleistungen durch Prüfungsgesellschaften, bis hin zur Schaffung von reinen Prüfungsgesellschaften. Die wissenschaftliche und politische Debatte um die Vereinbarkeit von Prüfungs- und Beratungstätigkeiten ist allerdings keine neue Erscheinung.
Wie zum Beispiel die Arbeit von Richter (1977) zeigt, wird ebendiese bereits seit mehreren Jahrzehnten geführt. Insbesondere nach dem Zusammenbruch des amerikanischen Energiekonzerns Enron - dem im Jahr 2001 noch siebtgrößten Unternehmen der USA - geriet die Verbindung von Prüfung und Beratung in die Kritik. Die Prüfungsgesellschaft Arthur Anderson erhielt erhebliche Beratungshonorare und hatte parallel nicht nur äußerst dubiose Praktiken bei der Erstellung der Konzernabschlüsse ignoriert, sondern im Nachhinein sogar aktiv die Justizermittlungen zu den Geschäftspraktiken behindert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Relevanz der Untersuchung
- Zielsetzung und Gang der Untersuchung
- Untersuchungsgrundlagen
- Aufgaben des Abschlussprüfers
- Der Grundsatz der Unabhängigkeit
- Die Principal-Agent-Theorie
- Das Quasirentenmodell
- Rechtliche Zulässigkeit von gleichzeitigen Prüfungs- und Beratungsleistungen
- Relevante handels- und Berufsrechtliche Normen
- Europäische Gesetzgebung
- Abschlussprüferrichtlinie
- EU-Reform im Bereich der Abschlussprüfung
- Vor- und Nachteile gleichzeitiger Prüfungs- und Beratungstätigkeit
- Vorteile
- Nachteile
- Forschungsstand zur Vereinbarkeit von Abschlussprüfung und Beratung
- Studien zur tatsächlichen Unabhängigkeit
- Studien zur wahrgenommenen Unabhängigkeit
- Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der kritischen Würdigung eines Verbots von gleichzeitiger Prüfung und Beratung durch Prüfungsgesellschaften im Rahmen der EU-Reform im Bereich der Abschlussprüfung. Die Arbeit analysiert die Argumente für und gegen ein solches Verbot und beleuchtet den Forschungsstand zur Vereinbarkeit von Prüfungs- und Beratungstätigkeiten.
- Die Bedeutung des Prinzips der Unabhängigkeit von Abschlussprüfern
- Die Auswirkungen von Nichtprüfungsleistungen auf die tatsächliche und wahrgenommene Unabhängigkeit von Abschlussprüfern
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Erbringung von Prüfungs- und Beratungsleistungen
- Die Vor- und Nachteile eines Verbots von gleichzeitiger Prüfung und Beratung
- Die Relevanz der EU-Reform im Bereich der Abschlussprüfung für die deutsche Wirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung und Relevanz der Untersuchung ein und erläutert die Zielsetzung sowie den Gang der Arbeit. Im zweiten Kapitel werden die Untersuchungsgrundlagen erläutert, wobei insbesondere auf die Aufgaben des Abschlussprüfers, den Grundsatz der Unabhängigkeit, die Principal-Agent-Theorie und das Quasirentenmodell eingegangen wird. Kapitel drei behandelt die rechtliche Zulässigkeit von gleichzeitigen Prüfungs- und Beratungsleistungen, wobei sowohl die relevanten handels- und berufsrechtlichen Normen als auch die europäische Gesetzgebung und die Abschlussprüferrichtlinie beleuchtet werden. Kapitel vier beschäftigt sich mit der EU-Reform im Bereich der Abschlussprüfung und analysiert die Vor- und Nachteile gleichzeitiger Prüfungs- und Beratungstätigkeit. Kapitel fünf gibt einen Überblick über den Forschungsstand zur Vereinbarkeit von Abschlussprüfung und Beratung und präsentiert Studien zur tatsächlichen und wahrgenommenen Unabhängigkeit von Abschlussprüfern. Die Zusammenfassung und Schlussfolgerungen fassen die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Abschlussprüfung, EU-Reform, Unabhängigkeit, Nichtprüfungsleistungen, Beratung, Principal-Agent-Theorie, Quasirentenmodell, Forschung, Studien, Rechtliche Rahmenbedingungen, Vor- und Nachteile.
- Arbeit zitieren
- David Cledon (Autor:in), 2014, EU-Reform im Bereich Abschlussprüfung. Kritische Würdigung eines Verbots von gleichzeitiger Prüfung und Beratung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299362