Was hat Theater eigentlich mit Politik zu tun?
Warum verbrachte der athenische Staatsbürger einen ganzen Tag im Theater und wurde für den Verdienstausfall auch noch entlohnt?
Die Tragödie war ein wichtiger Bestandteil der athenischen Gesellschaft und reflektierte das moralische und politische Handeln der Polis. Sie projizierte die aktuellen Anliegen der Gesellschaft fast immer anhand des Mythos. Aufgrund der Bekanntheit des Stoffes konnten die Dichter ihre eigenen Intentionen und Problemstellungen besser herausstellen.
Dass dem griechischen Theater, der Tragödie in seiner kulturellen und gesellschaftlichen Form eine ganz andere Bedeutung im klassischen Athen zukam, als das was wir heute mit Theater verbinden, muss hier als erstes festgehalten werden. Zwischen dem heutigen modernen Theaterbesucher und dem Athenischen der antiken Welt liegt ein ganzer Abgrund von Unterscheidungsmerkmalen. Die Tragödie war Teil eines hochwichtigen Kultus und aufs Engste mit dem Stadtstaat der Polis Athen verknüpft. „Es war keine Ressource, auch nicht eine Unterhaltung für eine Elite von Höhergebildeten und Gelangweilten, sondern es galt als große Angelegenheit für die ganze festliche Bürgerschaft.“ Die Tragödienspiele glichen einem Staatsereignis der Polis, an dem jeder Bürger teil zunehmen hatte. Von morgens bis zum späten Abend wurde unter freiem Himmel der Agora und später im Dionysostheater an der Akropolis gespielt. Die Aufführung der Tragödie und vor allem auch die Auswahl der Stücke wurde durch die Stadt Athen organisiert und war daher von Grund auf eine politische Angelegenheit.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Die Ursprünge der Tragödie
- 3.0 Die zeitgeschichtliche Spiegelung in den „Persern“ des Aischylos
- 3.1 Der Botenbericht
- 3.1.1 Athens Aufstieg
- 3.1.2 Salamis und die Folgen
- 3.2 Demokratie contra Barbarenherrschaft
- 3.1 Der Botenbericht
- 4.0 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die erzieherische Funktion der Tragödie im klassischen Athen, insbesondere anhand von Aischylos' „Persern“. Ziel ist es, die enge Verknüpfung von Theater und Politik aufzuzeigen und die Tragödie als moralisch-politische Institution zu verstehen, die die aktuellen Anliegen der Gesellschaft reflektierte.
- Die Ursprünge der Tragödie und ihr religiöser Kontext
- Die zeitgeschichtliche Spiegelung in Aischylos' „Persern“
- Der Vergleich zwischen Demokratie und Barbarenherrschaft im Stück
- Die Rolle des Theaters als Plattform für politische Diskussionen
- Die pädagogische Funktion der Tragödie für die Polis
Zusammenfassung der Kapitel
1.0 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Funktion der Tragödie im klassischen Athen. Sie hebt den Unterschied zwischen dem modernen Theaterverständnis und dem antiken Verständnis der Tragödie hervor, welche als wichtiger Bestandteil des athenischen Kultus und eng mit dem Stadtstaat verknüpft war. Die Tragödie diente nicht nur der Unterhaltung, sondern reflektierte das moralische und politische Handeln der Polis und ermöglichte die Auseinandersetzung mit politischen Entscheidungen und dem richtigen Maß des Handelns. Der Fokus wird auf Aischylos' „Persern“ gelegt, da dieses Stück einen direkten historischen Bezug zur Geschichte Athens aufweist und die Verbindung zwischen Politik, Geschichte und Tragödie deutlich macht.
2.0 Die Ursprünge der Tragödie: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung der Tragödie aus einem religiös-mystischen Hintergrund, eng verbunden mit dem Dionysos-Kult. Im Gegensatz zu Homers Epen, die archaische Werte repräsentierten, bot die Tragödie der Polis einen Raum zur Reflexion der neuen demokratischen Ordnung und zur Distanzierung von aristokratischen Idealen. Die Tragödie erlaubte den kontrollierten Ausdruck von Emotionen und bot einen Ausgleich zum politischen Alltagsgeschehen. Das Kapitel verdeutlicht die Bedeutung des Dionysos-Kults und der damit verbundenen Feste für die gesellschaftliche und politische Integration der Bürger.
3.0 Die zeitgeschichtliche Spiegelung in den „Persern“ des Aischylos: Dieses Kapitel analysiert Aischylos' „Persern“ als Spiegel der athenischen Geschichte. Der Botenbericht wird als zentrales Element betrachtet, das den Aufstieg Athens und die Seeschlacht von Salamis darstellt. Der Vergleich zwischen der griechischen Demokratie und der persischen Barbarenherrschaft wird analysiert, um die Bedeutung des Sieges für die athenische Identität und das Selbstbewusstsein hervorzuheben. Das Kapitel verdeutlicht, wie die Tragödie die politischen Erfolge Athens feierte und gleichzeitig eine moralisch-politische Reflexion ermöglichte. Die Analyse fokussiert auf die politische Aussage des Stückes, welches den Sieg Athens zelebriert und die neue demokratische Ordnung stärkt.
Schlüsselwörter
Tragödie, Aischylos, Perser, klassisches Athen, Polis, Demokratie, Barbarenherrschaft, Politik, Theater, Dionysos, Kult, Erziehung, moralisch-politische Institution, Zeitgeschichte, Salamis.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der Tragödie im Klassischen Athen anhand von Aischylos' "Persern"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die erzieherische Funktion der Tragödie im klassischen Athen, insbesondere anhand von Aischylos' "Persern". Der Fokus liegt auf der engen Verknüpfung von Theater und Politik und der Darstellung der Tragödie als moralisch-politische Institution, welche die gesellschaftlichen Anliegen der Zeit reflektierte.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Ursprünge der Tragödie und ihren religiösen Kontext, die zeitgeschichtliche Spiegelung in Aischylos' "Persern", den Vergleich zwischen Demokratie und Barbarenherrschaft im Stück, die Rolle des Theaters als Plattform für politische Diskussionen und die pädagogische Funktion der Tragödie für die Polis (Stadtstaat).
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die Ursprünge der Tragödie, ein Kapitel zur zeitgeschichtlichen Spiegelung in den "Persern" (inkl. Analyse des Botenberichts und des Vergleichs zwischen Demokratie und Barbarenherrschaft) und eine Schlussbetrachtung.
Wie wird Aischylos' "Perser" analysiert?
Aischylos' "Perser" wird als Spiegel der athenischen Geschichte analysiert. Der Botenbericht wird als zentrales Element betrachtet, das den Aufstieg Athens und die Seeschlacht von Salamis darstellt. Der Vergleich zwischen griechischer Demokratie und persischer Barbarenherrschaft wird herangezogen, um die Bedeutung des Sieges für die athenische Identität und das Selbstbewusstsein hervorzuheben. Die Arbeit betont die politische Aussage des Stücks, welches den Sieg Athens zelebriert und die neue demokratische Ordnung stärkt.
Welche Rolle spielt der Dionysos-Kult?
Die Entstehung der Tragödie wird mit ihrem religiös-mystischen Hintergrund, eng verbunden mit dem Dionysos-Kult, in Verbindung gebracht. Der Kult und die damit verbundenen Feste werden als wichtig für die gesellschaftliche und politische Integration der Bürger dargestellt.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit zeigt die Tragödie nicht nur als Unterhaltung, sondern als wichtigen Bestandteil des athenischen Kultus und als Spiegel der politischen und moralischen Auseinandersetzung der Polis. Sie unterstreicht die Funktion der Tragödie als Mittel der politischen und moralischen Reflexion und Erziehung der Bürger.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Tragödie, Aischylos, Perser, klassisches Athen, Polis, Demokratie, Barbarenherrschaft, Politik, Theater, Dionysos, Kult, Erziehung, moralisch-politische Institution, Zeitgeschichte, Salamis.
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- Ines Eisenbruch (Author), 2008, Politik und Theater im klassischen Athen. Die erzieherische Funktion der Tragödie in den "Persern" des Aischylos, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299581