Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kompetenzen im Berufsalltag
2.1 Berufliche Handlungskompetenzen
2.2 Reflexive Handlungsfähigkeit
3. Globalisierung und die Entwicklung des Arbeitsmarktes
3.1 Globalisierung und Gesellschaft als Prozesse der Moderne
3.2 Gesellschaftliche Entwicklungen im Berufsalltag
3.3 Individuelle berufliche Chancen und Risiken
4. Emotionale Kompetenz und ihre Bedeutung für den Arbeitsmarkt
4.1 Definition und Verortung von Emotionaler Kompetenz
4.2 Die Bedeutung von Emotionaler Kompetenz in der heutigen Arbeitswelt
4.3 Bewertung und Messbarkeit von Emotionaler Kompetenz
5. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis v
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Modell der umfassenden Handlungskompetenz
Abb. 2: Bedingungsrahmen reflexiven beruflichen Handelns
Abb. 3: Theoretische Konzeption der Emotionalen Kompetenz
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die Globalisierung bedeutet eine internationale Verflechtung verschiedener Be- reiche des Lebens und betrifft Staat, Institutionen und Individuen. Im Rahmen der Berufs- und Arbeitswelt beschreibt dies neben der Möglichkeit der Zusam- menarbeit mit weltweiten Handels- und Kooperationspartnern auf der ökonomi- schen Ebene, auch die Zusammenarbeit von internationalen Teams und das Auf- einandertreffen von unterschiedlichen Kulturen auf der personalen Ebene. Im Zuge von Becks Freisetzungstheorie nutzen Individuen die Chance, über Gren- zen hinweg zu arbeiten. Dabei treffen unterschiedliche Kulturen, Arbeitsphilo- sophien und Erwartungen aufeinander. Das führt zu Ungewissheiten, mit denen die Individuen zurechtkommen müssen und die mit Emotionen verbunden sind. Diese können die Motivation für die eigene Leistungsbereitschaft beeinflussen. Das Ziel von Unternehmen oder Organisationen ist es, die eigene Produktivität und Marktposition global zu verbessern. Somit muss mit dem Wandel der Ar- beitswelt und den Ungewissheiten aus den Prozessen der Freisetzung und der Individualisierung neben den Kompetenzanforderungen der beruflichen Hand- lungsfähigkeit, auf neue Herausforderungen im Berufsalltag eingegangen wer- den. Dazu zählen das Regulieren von aufkommenden Emotionen in Form von Empathie und Konfliktfähigkeit, sowie der professionelle Umgang mit den Be- dürfnissen von MitarbeiterInnen.
Die Frage mit der sich diese Hausarbeit befasst ist, inwieweit eine Erweiterung der beruflichen Handlungskompetenz um den Aspekt der Emotionalen Kompe- tenz zu einer erhöhten Arbeitseffizienz in der globalisierten Arbeitswelt führen kann. Als bildungswissenschaftliche Rahmung wird zum einen neben dem Kon- zept der umfassenden beruflichen Handlungskompetenz das Modell der reflexi- ven Handlungsfähigkeit nach Dehnbostel hinzugezogen, das in Kapitel zwei dar- gestellt wird und als Grundlage aktueller beruflicher Kompetenzanforderungen dient. Zum anderen wird in Kapitel drei Becks Theorie der Weltrisikogesell- schaft genutzt, um neben den Auswirkungen der Globalisierung auf der gesell- schaftlichen Ebene die Veränderungen auf der individuellen Ebene zu beschrei- ben und um den Bedarf an Emotionaler Kompetenz aufzudecken. Daraufhin wird in Kapitel vier der Begriff der Emotionalen Kompetenz definiert, die Be- deutung dessen für die heutige Arbeitswelt analysiert sowie Möglichkeiten für die Messbarkeit erörtert. Dafür wird das Modell der Emotionalen Kompetenz von Stamouli herangezogen. Ein Fazit, dass die Beantwortung der Fragestellung beinhaltet, ob Emotionale Kompetenz zu einer erhöhten Arbeitseffizienz in der globalisierten Arbeitswelt führt, beendet die Ausarbeitung.
2. Kompetenzen im Berufsalltag
Im Berufsalltag wird nicht mehr nur allein Fachlichkeit verlangt, vielmehr be- schreiben die Anforderungen der Arbeitswelt eine Entwicklung hin zu einem Erwerb von umfassender beruflicher Handlungskompetenz. Das Modell der re- flexiven Handlungsfähigkeit von Dehnbostel spricht darüber hinaus die Qualität und Souveränität realen Handlungsvermögens an (vgl. Dehnbostel et al. 2007, S. 16f.). Kapitel zwei beschreibt das Modell der umfassenden beruflichen Handlungskompetenz als Bestandteil der beruflichen Bildung und darauf aufbauend Dehnbostels Modell des reflexiven beruflichen Handelns. Das Modell dient in dieser Arbeit als weitere Grundlage. Im weiteren Verlauf wird ermittelt, inwieweit eine Erweiterung des Modells um den Aspekt der Emotionalen Kompetenz in der globalisierten Arbeitswelt förderlich ist.
2.1 Berufliche Handlungskompetenzen
Die Vermittlung von beruflicher Handlungskompetenz ist in der beruflichen Bil- dung Bestandteil der Rahmenlehrpläne der Ständigen Konferenz der Kultusmi- nister und -senatoren der Länder (Kurzform: Kultusministerkonferenz, KMK). Kompetenzen sind nach Dehnbostel et al. (2007, S. 16) im Allgemeinen „Fähig- keiten, Methoden, Wissen, Einstellungen und Werte (…), deren Erwerb, Ent- wicklung und Verwendung sich auf die gesamte Lebenszeit eines Menschen be- zieht“. Sie umfassen dabei Qualifikationen, die an die jeweiligen Individuen und deren Eignung eigenverantwortlichen Handelns gebunden sind. Eine umfas- sende berufliche Handlungskompetenz beinhaltet das Lernen und Handeln im Rahmen der Arbeitstätigkeiten und umschließt Fach-, Sozial und Personal- bzw. Humankompetenz. Diese Dimensionen sind daneben Voraussetzungen für die Entfaltung von einer Methoden- und Lernkompetenz (vgl. ebd. S. 16f., 2003, S. 8).
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Abb. 1: Modell der umfassenden Handlungskompetenz
Quelle: Schröder 2004, zitiert in Schröder 2011, S. 4.
Die einzelnen Kompetenzen sind dabei nicht voneinander getrennt sondern ste- hen in einer Wechselbeziehung zueinander (vgl. Schröder 2011, S. 4). Fachkom- petenz stellt die Fähigkeit dar, Aufgaben auf Grundlage des fachspezifischen Wissens sachgerecht, methodengeleitet, zielorientiert und selbständig auszu- üben sowie das abschließende Beurteilen der Ergebnisse. Sozialkompetenz be- inhaltet sowohl Team- und Konfliktfähigkeit, die Entwicklung von Solidarität und sozialer Verantwortung als auch die rationale und verantwortungsbewusste Auseinandersetzung mit KollegInnen, Kunden und Vorgesetzten. Personal- oder auch Humankompetenz umfasst die individuelle Lebensorganisation bezogen auf Beruf, Familie und öffentlichen Lebens, die eigene Werteentwicklung und deren selbstbestimmte Bindung an ihnen und Eigenschaften wie etwa Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein, Selbständigkeit und Zuverlässigkeit. Die aus diesen Dimensionen entwickelte Methodenkompetenz beschreibt die Fähigkeit des Einsatzes von zielgerichteten und gut geplanten Methoden für die Bearbei- tung von Aufgaben. Die Lernkompetenz ist dabei die strukturelle Einordnung von Informationen über bestimmte Sachverhalte und die Entwicklung von Lern- strategien für eine Nutzung im Beruf und darüber hinaus im Rahmen eines le- benslangen Lernens (vgl. KMK 2007, S. 10f.).
2.2 Reflexive Handlungsfähigkeit
Reflexive Handlungsfähigkeit geht über die berufliche Handlungskompetenz und das konkrete berufliche Arbeitshandeln hinaus und umfasst die Qualität und Souveränität realen Handlungsvermögens. Die reflexive Handlungsfähigkeit umfasst den eigenverantwortlichen und reflektierten Umgang mit Situationen und Veränderungen. Sie bezieht sich sowohl auf das Individuum, als auch auf die direkten Umgebungsbedingungen. Sie lässt sich auf der Bildungs- und Per- sönlichkeitsdimension verorten und fördert die Emanzipation und Mündigkeit der Akteure. Der Begriff der Reflexivität wurde durch den Diskurs über Becks reflexiver Modernisierung geprägt. Reflexivität bedeutet dabei ein Bewusstma- chen von aufkommenden Unsicherheiten und Risiken durch den Prozess der Freisetzung von den Akteuren aus ehemals festen Strukturen, um diese zu mini- mieren. In Verbindung mit der Handlungsfähigkeit werden Handlungen unter Distanz kritisch beobachtet, bewusst bewertet und hinterfragt. Dabei sind zwei Arten der Reflexivität zu unterscheiden, die Strukturelle und die Selbstreflexivi- tät. Ersteres stellt das Bewusstmachen von Regeln, Strukturen und Bedingungen im Kontext der Arbeit des Individuums dar, letzteres das Reflektieren der eige- nen Handlungen. Reflexives Handeln in der Arbeit entsteht durch die Verbin- dung von beruflicher Handlungskompetenz und den Strukturen der Arbeits- und Lernbedingungen, was in Abbildung 2 deutlich wird:
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Abb. 2: Bedingungsrahmen reflexiven beruflichen Handelns
Quelle: Eigene Darstellung nach Dehnbostel et al. (2007), S. 19.
Eine Kompetenzentwicklung wirkt sich auf die Arbeitsstrukturen aus und diese prägen wiederum das Lernen und Handeln im betrieblichen Kontext. Es besteht also ein rekursiver Prozess, eine Wechselwirkung zwischen der beruflichen Handlungskompetenz und den Arbeits- und Lernbedingungen, was eine zentrale Voraussetzung für die reflexive Handlungsfähigkeit ist (vgl. Dehnbostel et al. 2007, S. 17ff.).
3. Globalisierung und die Entwicklung des Arbeitsmarktes
In diesem Kapitel werden die Auswirkungen der Globalisierung auf den Arbeitsmarkt näher betrachtet. Dabei wird vorerst der Begriff der Globalisierung und unsere heutige Gesellschaft definiert, anschließend die Veränderungen auf der gesellschaftlichen Ebene erläutert und abschließend die Auswirkungen auf der individuellen Ebene analysiert. Dabei wird der Bedarf an Emotionaler Kompetenz im beruflichen Alltag verdeutlicht.
3.1 Globalisierung und Gesellschaft als Prozesse der Moderne
Globalisierung stellt einen Prozess dar, der im 21. Jahrhundert vielerlei Verän- derungen mit sich bringt. Diese reichen von einer Expansion sozialer Interakti- onen zwischen individuellen bzw. kollektiven Akteuren, bis hin zu einer Netz- werkverdichtung dieser Beziehungen, aus denen wiederum eine Reziprozität er- wächst, die eine Transformation einbezogener Gesellschaften fördert. Betroffen sind alle gesellschaftlichen Teilsysteme, wenn auch in unterschiedlichem Aus- maß. Ursachen für den Prozess der Globalisierung sind u.a. Expansionstenden- zen aufgrund wissenschaftlicher, politischer und ökonomischer Motive und der Rückgang von Interaktionsbarrieren aufgrund technologischer und organisatori- scher Innovationen, intellektueller Horizonterweiterung und inter- bzw. supra- nationaler Institutionenordnung (vgl. Fäßler 2007, S. 30ff.).
Durch Globalisierungsprozesse entstehen neue Arten von Kapitalismus, von Ar- beit, von Subjektivität und vom gesellschaftlichen Zusammenleben. Dies zählt zu den Auswirkungen der sogenannten zweiten Moderne, die die erste Moderne mit den festen Strukturen der Industriegesellschaft auf- und abgelöst hat. Beck (2001, S. 11) spricht bei der zweiten Moderne von einer reflexiven Modernisie- rung und meint damit eine „Modernisierung der Moderne“. Reflexiv spricht da- bei die zwangsläufigen Nebenfolgen der Modernisierung in Form von Risiken an, die sowohl extern durch Globalisierungsprozesse wie z.B. technische Risi- ken, die die Umwelt betreffen, vorliegen als auch gesellschaftliche interne Risi- ken, die im Zuge des Individualisierungsprozesses entstehen und etwa Unsicher- heiten, Unkontrolliertheiten und Ungewissheiten der individuellen Biografie darstellen (vgl. Beck 2001, S. 11ff.). Unsere Gesellschaft und die jeweiligen In- dividuen müssen sich bei der Gestaltung ihrer Zukunftspläne unter den Bedin- gungen dieser unkontrollierbaren Risiken für einen Weg entscheiden und die entsprechenden Konsequenzen tragen. Das Besitzen solcher unsicheren Biogra- fien aufgrund des Abstreifens traditioneller Lebensformen in einer Welt schwer fassbarer globaler Gefahren beschreibt unsere Gesellschaft in der heutigen Epo- che und dem Zeitalter der Globalisierung als Weltrisikogesellschaft (vgl. ebd. 2007, S. 26f.).
3.2 Gesellschaftliche Entwicklungen im Berufsalltag
Die Ökonomie spielt bei dem Austausch über die Grenzen des eigenen Landes und der Kontinente hinweg schon lange eine führende Rolle. Eine Art Zusam- menwachsen stellt es allerdings erst seit den 1990ern dar, da neben der Wirt- schaftlichkeit die Globalisierung auch zu einer Vermischung von Menschen, Sprachen und Lebensstilen führte (vgl. Widmaier 2010, S. 51f.). Sowohl aus so- zialen als auch materiellen Beweggründen übersteigen die Lebenspläne die Grenzen von Nationalgesellschaften (vgl. Pries 2008, S. 21). Ein Umzug in ein fremdes Land kann den Grund einer über die Grenzen hinausgehenden Fernbe- ziehung darstellen, die Neugierde an einer anderen Kultur1 oder auch ein lukra- tives Jobangebot. Der letzte Punkt findet häufig Relevanz, wenn das eigene Her- kunftsland ungenügende Erwerbschancen bietet und ein anderes Land bessere berufliche Bedingungen verspricht. Dies führt über eine Erweiterung kultureller und gesellschaftlicher Grenzen hin zu einer differenzierten Arbeitswelt mit zwi- schengesellschaftlichen Sozialkontakten. Die Denk- und Verhaltensweisen der ArbeiterInnen sind dabei aufgrund der unterschiedlichen Sozialisationen sehr verschieden und basieren u.a. auf Aspekten wie Religion, kulturellen Traditio- nen, Werten und Normen sowie den Einstellungen zu Mitmenschen und zum eigenen Arbeitsverhalten (vgl. Brock 2008, S. 127ff.).
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1 Aufgrund des Umfanges dieser Arbeit wird lediglich auf einen Umzug auf freiwilliger Basis eingegangen und nicht auf notwendige Flucht oder erzwungene Vertreibung.