Das Cluniazenser-Priorat Saint-Martin-des-Champs


Seminararbeit, 2011

13 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Chronologie

Das Cluniazenser-Priorat Saint-Martin-des-Champs

Bibliographie-Sammlung

Chronologie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Cluniazenser-Priorat Saint-Martin-des-Champs

Nach dem aktuellen Stand der Forschung liegt der Ursprung Saint-Martin-des-Champs‘ im frühen 8. Jahrhundert. Erstmalig wird eine basilicaSancti Martini in einer Urkunde des Merowinger Königs Childebert III des Jahres 710 erwähnt. Im Zuge der Normannenüberfälle wurde diese Kirche zerstört und erst durch König Heinrich I. im Jahre 1060 wieder aufgebaut bzw. neu gegründet. Da Heinrich I. zum Zeitpunkt der Stiftung schon alt und gebrechlich war und Angst um sein Seelenheil hatte, legte er besonderen Wert auf die Stiftung der Abtei Saint-Martin-des-Champs. Der französische König konnte die Fertigstellung seiner bedeutendsten Stiftung jedoch selbst nicht mehr miterleben, denn er verstarb noch im August des gleichen Jahres.[1] Sein Sohn Philipp I., der bereits einige Jahre vorher zum neuen König von Frankreich geweiht worden war, stellte den Bau der Kirche nach dem Wunsch seines Vaters fertig und ließ sie zum Hoftag von Paris am 27. Mai 1067 feierlich einweihen, was ein sehr eindrucksvolles Bekenntnis Philipps I. zum Stiftungszweck seines Vaters darstellte. Auch dem Wunsch seines Vaters, in dieser Kirche nur Regularkanoniker einzusetzen, wurde entgegengekommen. 19 Jahre lang bestand Saint-Martin-des-Champs als Regularkanonikerstift bis Philipp I. das Kloster im Jahr 1079 an den Orden der Cluniazenser übertrug (traditi o). Der Druck des Adels auf den König veranlassten diesen neben weiteren Gründen zur traditio, infolge deren die Größe und die Besitzungen des Klosters dauerhaft immens anstiegen.[2]

Von der Gründung bis zum Zeitpunkt der Übergabe im Jahre 1079 sind lediglich 8 Stiftungsurkunden überliefert. Drei dieser Urkunden stammen von den Königen Heinrich I. und Philipp I.. Eine weitere beschreibt die Gewährung von Geld an den Kämmerer Galerannus von Senlis, die übrigen vier Stiftungen lassen sich auf die Wohltäter des Stifts Praecentor Walerannus, den Pariser Archidiakon Joscelinus, Hugo von Palaiseau und Heinrich Rusellus zurückführen. Die hier genannten Schenkungen lagen allesamt in Paris oder im näheren Umfeld der Stadt.

Ab dem Zeitpunkt der traditio stieg die Zahl der Schenkungen und Stiftungen sprunghaft an. Betrachtet man für die Folgezeit nach der traditio die Wohltäter genauer, so kann man diese in einzelne sogenannte Schenkerkreise einteilen.

Aus diesen Gruppen von Schenkern heben sich besonders daskapetingische Königsgeschlecht hervor. Zunächst bahnte sich eine intensive Beziehung aber nur langsam an. Philipp I. handelte in den Jahren seines Amtsantritts bis zum Jahre 1079 durch seine Förderungen von Saint-Martin-des-Champsin der Tradition Heinrichs I.. Neben der Bestätigung der Schenkungen seines Vaters, verkündete er in einer Urkunde den Abschluss des Wiederaufbaus der Kirche Saint-Martin und schenkt den Mönchen die Abtei Saint-Samson d’Orléans und die Hälfte der Einnahmen eines jährlich dort abgehaltenen Marktes[3]. Nach der traditio 1079 jedoch, scheint Philipp I. die Förderung von Saint-Martin-des-Champsals Werk seines Vaters als abgeschlossen angesehen zu haben, da keine weiteren Urkunden, die die Priorei betreffen nach 1079 durch Philipp I. überliefert sind. Erst sein Nachfolger Ludwig VI. erweist sich als der König der Kapetinger, der die intensivsten Beziehungen zur Priorei pflegte. Insgesamt 20 Urkunden Ludwigs VI. betreffen das Cluniazenser-Priorat. So bestätigte er unter anderem die Schenkungen seiner Vorfahren[4] und Adeliger seines königlichen Gefolges, wie im Jahre 1115 die dauernde Zahlung von 20 solidi Sterling aus dem Ertrag des Brückengeldes bei Bondy durch Willhelms de Garlande[5]. Neben anderen Schenkungen, die er selbst tätigte, gewährte er dem Priorat auch unterschiedliche Privilegien. Exemplarisch herausgegriffen sei hier eine Urkunde des Jahres 1128. Ludwig VI. garantierte den „Beati Martini homines“[6] dieBefreiung vom Heeresdienst. Als zweites Beispiel dient eine Urkunde aus dem gleichen Jahr, in der er Saint-Martin von allen Abgaben klösterlichen Besitzes bei Pointoise befreite[7].Unter dem fünften Prior Teobaldus II. intensivierte sich die Annäherung an das Königshaus, die schon vor allem unter Teobaldus I. und noch stärker unter Matheus immer stärker greifbar wurde. Im Jahre 1133/34 bestätigte sich dies mit einem Höhepunkt der königlichen Gunstbeweise. Ludwig VI. überließ Saint-Martin-des-Champs die Königsabtei Saint-Denis-de-la-Chartre an Saint-Martin im Tausch gegen Kirchenbesitz des Klosters auf dem Berg Montmartre, um dort einen Frauenkloster zu gründen[8].In den folgenden Regierungsjahren zeigte sich die besondere Beziehung zu Ludwig VI. durch zahlreiche weitere Schenkungen durch den König selbst, vor allem aber in der Begründung seines Anniversariums, das im Nekrolog vermerkt ist.[9] Mit Ludwig VII., dem Nachfolger Ludwigs VI. verminderten sich die intensiven Beziehungen zu Saint-Martin nicht.

Vermehrt schenkten nun auch andere Mitglieder der Königsfamilie. DerBruder Ludwigs VII., Heinrich, der Bischof von Beauvais und später von Reims war, hatte Anteil an der Besitzübergabe von Saint-Denis-de-la-Chartre[10] und gewährte den Mönchen beispielsweise eine Präbende seines Kanonikerstifts Notre-Dame in Etampes[11]. Auch Graf Robert von Dreux, ein Sohn Ludwigs VI., trat durch die Förderungen der Dependanz Gournay-sur-Marne als Schenker zu Tage[12]. Ein weitererBruder Ludwigs VII., Phillip,setzte sich für Saint-Martin-des-Champs einund unterzeichnete im Jahre 1148 eine Urkunde über die Schenkung des Bischofs Manasse II.. Auch im Jahre 1159 unterzeichnete er eine Urkunde der Pariser Domkanoniker, die Saint-Martin eine Präbende übertrugen[13] Die Martinskommunität kann also deutlich dem Einflussbereich der Kapetinger zugerechnet werden, wie sich auch anhand einer Formulierung des eben genannten Bruders Ludwigs VII., Heinrich feststellen lässt. Dieser bestätigte die Schenkung einer Präbende des Jahres 1042/43an Saint-Martin-des-Champs und begründet sein Wohlwollen mit seiner königlichen Herkunft[14].Die Beziehungen zwischen dem Herrschergeschlecht und der Pariser Priorei erlangten also besonders seit Ludwig VI. eine enorme Intensität. Auch Zuwendung der Kapetinger zu den neu aufkommenden klösterlichen Gemeinschaften im 12. Jahrhundert wie zum Beispiel den Zisterziensern,führte niemals zu einem Verlust der besonderen Nähe zum Pariser Cluniazenser-Priorat.[15] Auch die Entwicklung Paris zur Hauptresidenz der Kapetinger seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts hat ohne Zweifel bei der Entwicklung der Intensität der Beziehung eine wichtige Rolle gespielt.[16]

[...]


[1] vgl. Sohn, Andreas. Vom Kanonikerstift zum Klosterverband. Saint Martin des Champs. In: Hagen Keller (Hrsg.): Vom Kloster zum Klosterverband. Das Werkzeug der Schriftlichkeit. Münsterische Mittelalterschriften Bd. 74 . München 1997, S. 206-238.

[2] vgl. Sohn: Kloster, S.

[3] Depoin, J.: Recueil de chartes et documents de Saint-Martin-des-Champs, URL: http://elec.enc.sorbonne.fr/cartulaires/Paris-S-Martin-des-Champs: Tome I, IV, 12

[4] Tome I, VI, 140

[5] Tome I, VI, 145

[6] Tome II, IX ,227

[7] Tome I, VI, 188

[8] Tome II, VII, 200

[9] Tome II, XI, 235 und Sohn, Andreas: Die Kapetinger und das Pariser Priorat Saint-Martin-des-Champs im 11. und 12. Jahrhundert. Mit Ausblicken auf die Beziehungen zwischen dem Konvent und den englischen Königen. Francia Bd. 25/1 (1998), S. 100f.

[10] vgl. Sohn: Kapetinger S. 93.

[11] Tome II, XI, 266

[12] vgl. Sohn: Kapetinger S. 94.

[13] ebd.

[14] Tome II, XI, 266

[15] vgl. Sohn: Kapetinger, S. 120.

[16] vgl. ebd. S. 117.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Das Cluniazenser-Priorat Saint-Martin-des-Champs
Hochschule
Universität Regensburg  (Institut für mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Paris im Mittelalter
Note
1,0
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V299973
ISBN (eBook)
9783668283466
ISBN (Buch)
9783668283473
Dateigröße
565 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
cluniazenser-priorat, saint-martin-des-champs
Arbeit zitieren
Anonym, 2011, Das Cluniazenser-Priorat Saint-Martin-des-Champs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299973

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Cluniazenser-Priorat Saint-Martin-des-Champs



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden