Das Dramaturgie-Schema der Heldenreise nach Christopher Vogler. Analyse von Tristan Thornes Entwicklung im Film "Der Sternwanderer"


Hausarbeit, 2013

16 Seiten, Note: 1,3

Sabrina Wolf (Autor:in)


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Reise des Tristan Thorne
2.1 Prolog und Gewohnte Welt (Graphik 1)
2.2 Ruf des Abenteuers (Graphik 1)
2.3 Weigerung (Graphik 1)
2.4 Begegnung mit dem Mentor (Graphik 1)
2.5 Das Überschreiten der ersten Schwelle (Graphik 1)
2.6 Bewährungsproben, Verbündete, Feinde (Graphik 1)
2.7 Vordringen zur tiefsten Höhle (Graphik 1)
2.8 Die entscheidende Prüfung (Graphik 1)
2.9 Belohnung (Graphik 1)
2.10 Rückweg (Graphik 1)
2.11 Auferstehung (Graphik 1)
2.12 Rückkehr mit dem Elixier (Graphik 1)

3 Formales
3.1 Genremerkmale
3.2 Formal-ästhetische Mittel

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

6 Anhang

1 Einleitung

Basierend auf einer Geschichte von Neil Gaiman, entstand in erneuter Zusammenarbeit Matthew Vaughns mit Jane Goldman (Drehbuch), Ben Davis (Kamera), Ilan Eskeri (Musik) und Jon Harris (Schnitt) der Film ‚Stardust‘, der im Deutschen den Titel ‚Der Sternwanderer‘ trägt (Internatonal Movie Database [IMDb], o.D., Der Sternwanderer, Abs. 1 ). Erschienen 2007 ist es Vaughns erstes Werk Fantasy-Bereich. Unter den Schauspielern sind bekannte Gesichter zu entdecken, z. B. Michelle Pfeiffer und Robert De Niro. Dies erlaubte die Wahl eines weitgehend unbekannten Hauptdarstellers: Charlie Cox (Vaughn, Di Bonaventura, Dreyer, Gaiman & Vaughn,Making of, 04:41).

Da die Geschichte einem modernen Märchen gleicht, bietet es sich an, zu prüfen, ob das Dramaturgie-Schema der Heldenreise nach Christopher Vogler für diesen Film funktioniert. Voglers Erweiterung baut auf Joseph Campbells Reise des Helden auf, nach der allen Geschichten „mythische Strukturen“ (Koebner, 2002, S. 131) zugrunde liegen und die anhand von Märchen erklärt wird (Campbell, 1953, S. 51).

Im Folgenden werden die einzelnen Stationen der Heldenreise unter Einbezug der Archetypen im Film ‚Der Sternwanderer‘ vorgestellt. Leitend dabei soll die Frage nach der Entwicklung des Protagonisten Tristan und die damit verbundenen Veränderungen in seiner Beziehung zu Yvaine sein. Besonderes Augenmerk wird auf sein Verhalten, die äußere Erscheinung und die Farbgebung gelegt. Abschließend werden einige Stilmittel angesprochen.

2 Die Reise des Tristan Thorne

Die Reise des Helden nach Christopher Vogler besteht aus 12 Stadien, die ein Held meistern muss. Des Weiteren gibt es sieben typische Charaktere, sogenannte Archetypen: Held, Mentor, Herold, Schwellenhüter, Gestaltwandler, Schatten und Trickster.

2.1 Prolog und Gewohnte Welt (Graphik 1)

Die ‚gewohnte Welt‘ ist der Startpunkt einer Geschichte. Sie zeigt den Helden in seiner gewohnten Umwelt (Vogler, 2010, S. 161). Die Exposition führt alle Figuren (ebd., S. 182f), Mängel (ebd. S. 170-176) und das Thema der Geschichte ein (ebd. S. 184). Vorausdeutungen auf kommende Ereignisse sind möglich. Einigen Erzählungen ist ein Prolog mit Informationen aus der Vorgeschichte vorangesetzt (ebd. S. 165).

Der Prolog in ‚Der Sternwanderer‘ zeigt dem Zuschauer Tristans Herkunft. Er etabliert die ‚andere Welt‘, ihre Eigenheiten sowie die Tatsache, dass diese wissenschaftlich als inexistent eingestuft wird (Vaughn et. al., Film, 01:28). Außerdem werden spätere Hilfsmittel – die magische Kette und das Schneeglöckchen (ebd., 04:00-05:00 ) – eingeführt. Ein Erzähler kommentiert all das – im Englischen gesprochen von Ian McKellen (IMDb, Cast, Abs. 3).

Beide Welten werden kontrastreich, aber so real wie möglich dargestellt (Vaughn et. al., Making of, 02:15): Wall, England als graues, verschlafenes, englisches Dorf vor 150 Jahren (Bild 1) und der Markt des magischen Königreichs Stormhold als Kontrast: bunt, lebendig, exotisch (Bild 2).

Mit dem Fehlen der Mutter wird der erste Mangel etabliert, der ein Auslöser für die Reise sein wird.

Der Übergang zum eigentlichen Beginn der Geschichte wird durch den aus Sternen geformten Titel „Stardust“ (Vaughn et. al., Film, 06:30) markiert.

Nach einem Zeitsprung von 18 Jahren tritt Tristan als junger Mann in Erscheinung, unsterblich in die schöne Victoria verliebt. Gleichzeitig nennt der Erzähler das Ziel: „Dies ist die Geschichte wie Tristan Thorne zum Mann wird. Eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt. Denn um das zu erreichen, muss er das Herz seiner einzig wahren Liebe erobern.“ (ebd., 07.00). Damit ist Tristan das „‚Fenster‘ zur Geschichte“ (Vogler, 2010, S. 89).

Außerdem wird der zweite Mangel Tristans eingeführt – er sucht seine große Liebe und sieht sie in Victoria. Folgt man Krützen, die aufbauend auf T. Schlesingers und K. Cunninghams „Idee von need vs. mode “ (Krützen, 2004, S. 142), der Romantic Comedy „‚Das Prinzip des falschen Partners‘“ (ebd., S. 146) zuschreibt, so erkennt man in Victoria den ‚Mode‘, den Versuch, seine Sehnsucht nach der wahren Liebe zu stillen. Jedoch ist der Stern Yvaine sein eigentlicher ‚Need‘. Nur mit ihr wird er glücklich werden.

Der erste Eindruck lässt ihn unsicher und unbeholfen wirken. Er möchte sich vor Victoria beweisen, aber macht sich lächerlich (Vaughn et. al., Film, 07:50). Er ist der Verlierer, was die Anordnung im Bild zeigt: er schaut zu ihr auf (ebd., 07:18). Das alles mindert sein Selbstwertgefühl und löst Selbstzweifel aus (ebd., 10:10). Sein Vater aber steht voll hinter ihm (ebd., 10:24).

Das alles kommt auch durch seine äußere Erscheinung zum Ausdruck. Er trägt Kleidung in unauffälligen Farben.

Die Exposition umfasst ebenfalls die Ereignisse im Palast von Stormhold. Die „untraditionelle Weise“ (ebd., 16:35), auf der der sterbende König seinen Nachfolger bestimmt, ist die Ursache für Tristans Reise.

2.2 Ruf des Abenteuers (Graphik 1)

In diesem Abschnitt gibt es einen „ Initialmoment “ (Vogler, 2010, S. 190). Es kann auch eine „Verkettung von Umständen und Zufällen“ (ebd., S. 191) sein. In jedem Fall gibt es „Boten des Wandels“ und Herolde (ebd., S. 192), die zum Handeln auffordern (ebd.).

Die verzauberte Kette des Königs ist verantwortlich für die Sternschnuppe, die Tristan und Victoria bei einem nächtlichen Picknick sehen (Vaughn et. al., Film, 18:00). Sie ist der erste „Bote[…] des Wandels“ (ebd. S., 192). Für das Versprechen von ihrer Hand, bietet er Victoria nun diesen gefallenen Stern als Verlobungsgeschenk – sie willigt ein und setzt ihm, im klassischen Hollywoodstil (Bordwell, 1985, S. 157), eine Deadline: Er hat bis zu ihrem Geburtstag Zeit. Victoria verkörpert zwei Archetypen. Beim Festlegen der Zeitgrenze, schlüpft sie in die Rolle des Herolds. Sie offenbart sich aber auch als Gestaltwandler. Anzeichen dafür ist die plötzliche Änderung in ihrem Verhalten Tristan gegenüber – nach seinem Angebot ist sie bereit ihn zu heiraten, während sie einen Moment zuvor ablehnte (Vaughn et. al., Film, 18:40).

Tristan erkennt Victorias opportunistischen Charakterzug nicht, sondern hält ihre Zuneigung für echt. Er glaubt sich auf der Zielgeraden. Das erscheint naiv, unrealistisch und unterwürfig.

2.3 Weigerung (Graphik 1)

Er ist bereit auf der anderen Seite nach dem Stern zu suchen. Doch im Stadium der Weigerung gibt es für bereitwillige Helden eine Warnung in Form eines Schwellenhüters. Dieser soll die Entschlossenheit des Helden testen (Vogler, 2010, S. 208f). Tristan trifft auf den Wächter an der Mauer, der seinen Vater Dunstan vergeblich aufhielt. Es ist eine Wiederholung der Ereignisse im Prolog, auch visuell. Daher verwechselt der Wächter Tristan auch mit Dunstan und Tristan versucht den gleichen Trick. Diesmal ist der Wächter jedoch vorbereitet und kann Tristan erfolgreich daran hindern. Das wirft die Frage auf, ob Tristan jemals die Mauer queren wird. Gleichzeitig wird Tristans Hartnäckigkeit deutlich, mit der er auch um Victoria wirbt.

Überrascht erkennt er, dass sein Vater die Mauer ebenfalls überschritt, weshalb er eine Erklärung fordert (Vaughn et. al., Film, 23:55).

2.4 Begegnung mit dem Mentor (Graphik 1)

Der Mentor übernimmt die Aufgabe, Hilfestellungen in Form von Fertigkeiten, Wissen oder Geschenken zu geben (Vogler, 2010, S. 215f). Sein Einfluss als Vorbild ist meist sehr wichtig für den weiteren Verlauf (ebd. S. 225). Daher ist auch Tristans Vater sein erster Mentor. Er berichtet Tristan von dessen Mutter und gibt ihm alles, was er zusammen mit Tristan erhalten hat: die zerschnittene magische Kette, das Schneeglöckchen und einen Brief mit einer Kerze (Vaughn et. al., Film, 25:20).

Mit dem Brief ergeht eine erneute Aufforderung an Tristan, sich auf den Weg zu machen. Seine Mutter fordert ihn auf, mithilfe der babylonischen Kerze zu ihr zu kommen, denn „am schnellsten reist man bei Kerzenschein“ (ebd., 25:53). Sie gibt ihm eine andere Möglichkeit seine Reise anzutreten.

Tristan hat in dieser Situation Victoria vergessen. Es tritt sein zweiter Mangel hervor. Endlich erfährt er, wer seine Mutter ist. Seine Reaktion ist totale Verblüffung: „Ich habe eine Mutter?“ (ebd., 24:46). Diese Begegnung bringt das Abenteuer endgültig ins Rollen.

2.5 Das Überschreiten der ersten Schwelle (Graphik 1)

Dies ist der wichtigste Moment im ersten Akt (Vogler, 2010, S. 231). Der Held kann den Schwellenhüter überwinden und erreicht die andere Welt. Die Übergänge sind oft physisch oder visuell gekennzeichnet (ebd., S. 236f). Dieser Abschnitt enthält den ersten Wendepunkt, ab hier gibt es kein Zurück mehr (ebd., S. 239, Graphik 1).

Der erste Wendepunkt ist eindeutig: Tristan wird in das Abenteuer hineingeworfen. Doch anstatt auf seine Mutter, trifft er buchstäblich auf den gefallenen Stern. Das bezeugt, dass Victoria wieder in sein Bewusstsein strebt (Vaughn et. al., Film, 27:37). Als er in der jungen Frau den Stern erkennt, kettet er Yvaine an sich und ist so naiv zu glauben, sie käme nun einfach mit (ebd., 28:30).

Tristan wähnt sich am Ziel. Er ist in seiner Entwicklung immer noch am Anfang.

Yvaine hingegen ist verwirrt und wütend (ebd., 28:00). Aus ihrer Umwelt gerissen soll sie auch noch als Geburtstagsgeschenk enden (ebd., 28:40). Die Farbe ihres Kleid, ein graublau, verrät das Weltall als ihre Heimat. Ihre blonde Haarfarbe zeugt von Unschuld und weist auf ihre ‚Leuchtkraft‘ hin.

Der Zeitpunkt ihres ersten Aufeinandertreffens ist denkbar schlecht. Sie ist verletzt und schlechter Laune, er ohne jedes Feingefühl. Der Umgangston, die Kette und Yvaines Flucht auf dem Einhorn zeugen davon.

2.6 Bewährungsproben, Verbündete, Feinde (Graphik 1)

Der Anfang des zweiten Aktes stellt den Helden auf die Probe (Vogler, 2010, S. 243). Eine erste Begegnung mit dem Archetyp des Schatten, findet statt, aber auch Verbündeten zeigen sich (ebd., S. 244f).

Parallel zu Tristan machen sich die böse Hexe Lamia und die Prinzen Primus und Septimus auf den Weg. Lamia möchte Yvaines Herz, um ihre jugendliche Schönheit zurückzubekommen. Die Prinzen wollen den verzauberten Rubin, den Yvaine um den Hals trägt (Vaughn et. al., Film, 33:30). Auf der anderen Seite bemerkt Tristan enttäuscht Yvaines Flucht (ebd., 42:30). Diese reitet direkt in eine Falle: Das Gasthaus wurde von Lamia geschaffen, einzig um Yvaines wieder glühendes Herz herauszuschneiden. Tristan rettet Yvaine in letzter Sekunde (ebd., 54:13).

Hier tritt ein weiterer Herold auf: die Sterne. Sie zeigen Tristan das Schicksal des letzten Sterns und fordern Yvaines Rettung (ebd., 45:00). Diese Vision hebt sich durch ein flüsterndes Voice-Over, niedrigere Bildzahl und geringere Auflösung vom Rest ab – alles erscheint stockend und unscharf. Der jetzt funkelnde Nachthimmel steht für die sprechenden Sterne.

Tristan trifft auf Lamia, die hier zwei Archetypen verkörpert. In der Rolle des Gestaltwandlers spielt sie die nette Gastwirtsfrau, doch wird zum Schatten, sobald Tristan mit Yvaine fliehen will (ebd., 53:18). Als Angehörige der „Kräfte der Nachtseite“ (Vogler, 2010, S. 143) trägt sie dunkle Kleidung. Aus der Untersicht gefilmt, wirkt sie bedrohlich (Vaughn et. al., Film, 53:47). Außerdem ist die Farbe ihres heraufbeschworenen Feuers ein giftigen gelb-grün – ein Zeichen tödlicher Gefahr (ebd., 53:33).

Tristan beweist hier Geistesgegenwart und Kombinationsvermögen. Er hat seine erste Bewährungsprobe bestanden.

Trotz der Rettung, bleibt ihre Beziehung unterkühlt. Sie sind mitten in einen Sturm geraten und streiten sich unglaublich (ebd., 54:37).

2.7 Vordringen zur tiefsten Höhle (Graphik 1)

Bevor sich der Held seiner entscheidenden Prüfung stellt, bekommt er eine letzte Verschnaufpause (Vogler, 2010, S. 254f). Es scheint unmöglich, zu überleben (ebd., S. 262).

Für Tristan und Yvaine gestaltet sich diese Situation äußerlich als Gefangenschaft im Bauch eines fliegenden Schiffes (Vaughn et. al., Film, 56:15). Yvaine spricht es aus: „Sie werden uns töten, nicht wahr?“ (ebd., 56:16). Es gibt kein Entrinnen mehr. Durch dieses Erlebnis kommen sich die beiden näher. Es ist das erste Gespräch, bei dem sie sich nicht anschreien oder beleidigen. Sie bedankt sich sogar für die Rettung und berührt ihn. Danach will sie mehr über Victoria erfahren, doch er scheint alles vergessen zu haben. Yvaine trifft den wunden Punkt als sie Liebe als nicht käuflich und „bedingungslos“ (ebd., 1:00:26) bezeichnet und wissen möchte, was Victoria als Liebesbeweise vorbringt. Tristan weicht aus (ebd., 1:00:45).

Das ist ein Anstoß, seine Haltung zu Victoria zu überdenken. Er wehrt sich noch gegen die Wahrheit, doch wird sie bald erkennen. Es ist die innere Vorbereitung auf die Prüfung.

[...]

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Details

Titel
Das Dramaturgie-Schema der Heldenreise nach Christopher Vogler. Analyse von Tristan Thornes Entwicklung im Film "Der Sternwanderer"
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Institut für Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Einführung in die Medienwissenschaft II
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V300036
ISBN (eBook)
9783656964933
ISBN (Buch)
9783656964940
Dateigröße
1142 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tristan Thorne, Der Sternwanderer, Heldenreise
Arbeit zitieren
Sabrina Wolf (Autor:in), 2013, Das Dramaturgie-Schema der Heldenreise nach Christopher Vogler. Analyse von Tristan Thornes Entwicklung im Film "Der Sternwanderer", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300036

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