Die wirtschaftliche Bedeutung von Haushalt und Familie hat insbesondere seit der Gründung der New Home Economics durch den Ökonomen Gary S. Becker sowohl in der ökonomischen Theorie als auch in der Wirtschaftspolitik zugenommen. Die Reduzierung des Privathaushaltes auf die Rolle einer konsumierenden und faktoranbietenden Wirtschaftseinheit sowie ihre Vernachlässigung in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wurde in der theoretischen Analyse des Privatsektors als gravierender Mangel und als Versäumnis für die Wirtschafts- und Sozialpolitik empfunden, die eine unvollständige Erfassung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung zur Folge hat. Darüber hinaus begünstigt die Vernachlässigung der Privathaushalte in ihrer Funktion als produktiver Wirtschaftsfaktor die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung der Haushaltsproduktion und Familienökonomie.
Durch die Anwendung der Zeitallokationstheorie und der hierauf basierenden modell-theoretischen Analyse intrafamilialer Allokationsprozesse soll dazu beigetragen werden, das bestehende Theoriedefizit zu beheben. Die monetäre Bewertung und bilanzielle Erfassung im Rahmen von Sattelitenkonten soll ferner dazu verhelfen, der Haushaltsproduktion gesellschaftliche Anerkennung zu verleihen.
Die New Home Economics erweitert den mikroökonomischen Ansatz der Konsumtheorie insofern, als dass Marktgüter nicht wie bisher direkt in die Nutzenfunktion einfließen, sondern als Vorleistungen in die Haushaltsproduktion eingehen. In der klassischen Haushaltsproduktion werden die Vorleistungen mit der Arbeitszeit und den Fähigkeiten der Haushaltsmitglieder zu Konsumgütern weiterverarbeitet und somit die produktive Tätigkeit des Haushaltssektors deutlich.
Die Wertbeimessung der Individuen für Opportunitätsmöglichkeiten der Zeitallokation hat einen großen Einfluss auf die optimal bemessene Input-Kombination der Haushaltsproduktion und wirkt sich sowohl auf den Umfang der im Haushalt produzierten Güter und Dienstleistungen, als auch auf das Arbeitsangebot, den Lohnsatz, die Konsumnachfrage der Privathaushalte und auf den gesamtwirtschaftlichen Konsum und die Beschäftigung aus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition der Haushaltsproduktion
- Haushaltsproduktion und Volkswirtschaft
- Haushaltsproduktion und Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
- Haushaltsproduktion und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
- Die Allokation der Zeit in der Familienökonomie
- Empirische Ergebnisse der intrafamilialen Zeitallokation
- Modell der Haushaltsproduktion nach Becker (1965)
- Effizienz der Haushaltsproduktion
- Modelltheoretische Betrachtung eines Ein-Personen-Haushaltes
- Zeitallokation im Ein-Personen-Haushalt
- Modelltheoretische Betrachtung eines Zwei-Personen-Haushaltes
- Zeitallokation im Ein-Personen-Haushalt
- Arbeitsteilung im Haushalt: Comparative Advantage in der Familienökonomie
- Arbeitsteilung der Geschlechter in der Familie
- Modelltheoretische Betrachtung der Spezialisierung im Haushalt
- Modelltheoretische Betrachtung eines Ein-Personen-Haushaltes
- Wert der Haushaltsproduktion
- Marktpreismethode
- Methode der Opportunitätskosten
- Zusammenfassung und Kritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Papier analysiert die ökonomische Bedeutung der Haushaltsproduktion und deren Einfluss auf die Gesamtwirtschaft. Es zielt darauf ab, das bestehende Theoriedefizit im Hinblick auf die Einbeziehung der Haushaltsproduktion in die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zu beheben.
- Definition und Abgrenzung der Haushaltsproduktion von Haushaltsarbeit
- Einfluss der Haushaltsproduktion auf gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge und die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
- Die Zeitallokationstheorie und ihre Anwendung auf intrafamiliale Allokationsprozesse
- Effizienz der Haushaltsproduktion und Arbeitsteilung im Haushalt
- Empirische Messung und Quantifizierung der Haushaltsproduktion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung der Haushaltsproduktion in der Familienökonomie heraus und skizziert die zentrale Problematik der mangelnden Anerkennung und Erfassung dieser in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Kapitel 1 definiert die Haushaltsproduktion und grenzt sie von Haushaltsarbeit ab. Es verdeutlicht, dass die Haushaltsproduktion sowohl private als auch öffentliche Güter umfasst und den wichtigsten Teil der Schattenwirtschaft bildet.
Kapitel 2 beleuchtet den Zusammenhang zwischen Haushaltsproduktion und Gesamtwirtschaft und zeigt die Vernachlässigung der Haushaltsproduktion in der ökonomischen Forschung auf. Es wird hervorgehoben, dass die New Home Economics einen neuen Fokus auf die Zeitallokation der Haushalte legt und somit die produktiven Aktivitäten im Haushalt in den Vordergrund rückt.
Kapitel 3 widmet sich der Allokation der Zeit in der Familienökonomie. Hier werden sowohl empirische Ergebnisse der intrafamilialen Zeitallokation als auch das Modell der Haushaltsproduktion nach Becker (1965) vorgestellt.
Kapitel 4 behandelt die Effizienz der Haushaltsproduktion und analysiert diese modelltheoretisch anhand von Ein- und Zwei-Personen-Haushalten. Es werden zudem die Arbeitsteilung im Haushalt und das Konzept des "comparative advantage" in der Familienökonomie beleuchtet.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Wertmessung der Haushaltsproduktion und präsentiert die wichtigsten Methoden: die Marktpreismethode und die Methode der Opportunitätskosten.
Kapitel 6 bietet eine Zusammenfassung und kritische Würdigung der Ergebnisse sowie einen Ausblick.
Schlüsselwörter
Haushaltsproduktion, Familienökonomie, New Home Economics, Zeitallokation, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Schattenwirtschaft, Arbeitsteilung, Comparative Advantage, Wertmessung, Marktpreismethode, Opportunitätskosten.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Volkswirtin Rukiye Hamza (Autor:in), 2006, Haushaltsproduktion in der Familie. Eine familienökonomische Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300167