Die Frieden von Münster und Osnabrück, die zusammen das Gesamtwerk „Westfälischer Frieden“ bilden und am 24. Oktober 1648 unterzeichnet wurden, beendeten die vielleicht bis dahin furchtbarste Epoche in der europäischen Geschichte - den Dreißigjährigen Krieg. Dieser große gesamteuropäische Konflikt hinterließ eine völlig zerstörte Staatenwelt. Das Deutsche Reichsgebiet, als die am schlimmsten betroffene Region, verlor circa 50% der Bevölkerung. Furcht, Willkür, Gewalt, Hunger, Not, Elend und Angst waren die bestimmenden Charakteristika dieser Epoche. Die einzelnen Staaten sahen ein, dass dieses Chaos beendet werden musste. Aus diesem Grunde versuchte man einen lang anhaltenden Frieden zu schließen. Die Dauer der Verhandlungen wurde natürlich durch die verschiedenen Konfessionen und die daraus resultierenden politischen Vorstellungen extrem in die Länge gezogen. So konnte erst nach vieljährigen, harten Verhandlungen ein Kompromiss ausgehandelt werden, der uns heute als Westfälischer Frieden bekannt ist.
Beim Versuch eine zusammenhängende Arbeit über den Westfälischen Frieden zu schreiben, fällt jedem eines sofort auf: Die unglaubliche Fülle an Material, seien es Quellen oder Sekundärliteratur, ist kaum zu überblicken. Dabei ist allerdings zu erwähnen, dass bereits zum Zeitpunkt der Verhandlungen viel über dieselben geschrieben wurde. Von 1800 bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts jedoch fehlt das Thema in der wissenschaftlichen Literatur nahezu komplett – man sah im Westfälischen Frieden den Verhinderer eines starken Kaisertums in Deutschland und wollte sich auf diese Weise gegen die Schmach auflehnen. 1 Aber dank der von Konrad Repgen herausgegebenen Edition der „Acta Pacis Westphalicae“, die bereits mehrere Dutzend Bände umfasst, ist uns heute nahezu der gesamte Wortlaut der Verhandlungen in Münster und Osnabrück bekannt. 2 Zu dieser Quellensammlung gesellen sich die, ebenfalls von der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte e.V., herausgegebenen Monographien. Auch ihre Anzahl ist kaum mehr zu überschauen. Sie behandeln jeweils ein einziges kleines Thema des [...]
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Erinnerung – Der Westfälische Frieden im Urteil der Nachwelt
3. Vorgeschichte – Warum ist ein Friede von Nöten?
4. Der Gang der Verhandlungen
5. Inhalte des Friedensschlusses
6. Fazit – Sieger und Verlierer
7. Quellen-, Literatur- und Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
Die Frieden von Münster und Osnabrück, die zusammen das Gesamtwerk „Westfälischer Frieden“ bilden und am 24. Oktober 1648 unterzeichnet wurden, beendeten die vielleicht bis dahin furchtbarste Epoche in der europäischen Geschichte - den Dreißigjährigen Krieg.
Dieser große gesamteuropäische Konflikt hinterließ eine völlig zerstörte Staatenwelt. Das Deutsche Reichsgebiet, als die am schlimmsten betroffene Region, verlor circa 50% der Bevölkerung. Furcht, Willkür, Gewalt, Hunger, Not, Elend und Angst waren die bestimmenden Charakteristika dieser Epoche. Die einzelnen Staaten sahen ein, dass dieses Chaos beendet werden musste. Aus diesem Grunde versuchte man einen lang anhaltenden Frieden zu schließen. Die Dauer der Verhandlungen wurde natürlich durch die verschiedenen Konfessionen und die daraus resultierenden politischen Vorstellungen extrem in die Länge gezogen. So konnte erst nach vieljährigen, harten Verhandlungen ein Kompromiss ausgehandelt werden, der uns heute als Westfälischer Frieden bekannt ist.
Beim Versuch eine zusammenhängende Arbeit über den Westfälischen Frieden zu schreiben, fällt jedem eines sofort auf: Die unglaubliche Fülle an Material, seien es Quellen oder Sekundärliteratur, ist kaum zu überblicken. Dabei ist allerdings zu erwähnen, dass bereits zum Zeitpunkt der Verhandlungen viel über dieselben geschrieben wurde. Von 1800 bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts jedoch fehlt das Thema in der wissenschaftlichen Literatur nahezu komplett – man sah im Westfälischen Frieden den Verhinderer eines starken Kaisertums in Deutschland und wollte sich auf diese Weise gegen die Schmach auflehnen.[1]
Aber dank der von Konrad Repgen herausgegebenen Edition der „Acta Pacis Westphalicae“, die bereits mehrere Dutzend Bände umfasst, ist uns heute nahezu der gesamte Wortlaut der Verhandlungen in Münster und Osnabrück bekannt.[2]
Zu dieser Quellensammlung gesellen sich die, ebenfalls von der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte e.V., herausgegebenen Monographien. Auch ihre Anzahl ist kaum mehr zu überschauen. Sie behandeln jeweils ein einziges kleines Thema des Gesamtkomplexes; zum Beispiel wird untersucht was der – vielen sicherlich unbekannte – Trierer Kurfürst Phillip Christoph von Sötern auf dem Kongress für eine Rolle spielte.[3]
Wer jedoch eine umfassende, und dabei möglichst knappe, Gesamtdarstellung zum Westfälischen Frieden sucht, wird letztendlich fast immer bei der Monographie von Fritz Dickmann[4] landen. Seit der Ersterscheinung im Jahre 1959 ist das Buch ununterbrochen das Standardwerk, wenn man sich mit dem Westfälische Frieden auseinandersetzt. Allerdings hat das Buch gute 600 Seiten, was mich dazu brachte, eine kurze knappe Hausarbeit zum Gesamtkomplex Westfälischer Frieden zu schreiben. Dabei bleibt mir allerdings trotz, oder gerade wegen, der riesigen Anzahl an Literatur, nichts anderes übrig, als einiges stark zu verdichten oder gar wegzulassen. Ziel war es, eine Arbeit abzuliefern, die kurz und knapp eine Vorgeschichte zum Westfälischen Frieden liefert, um anschließend die wichtigste Inhalte und Bestimmungen für die beteiligten Länder herauszufiltern. Diesem voranstehen wird das sich wandelnde Urteil des Westfälischen Friedens in der Nachwelt. Zum Schluss wird kurz der Frage nachgegangen werden, wen man als Sieger und wen als Verlierer der Verhandlungen sehen kann.
2. Erinnerung – Der Westfälische Frieden im Urteil der Nachwelt
Viele Urteile sind über den Westfälischen Frieden gefällt worden; und meist überwiegen die positiven. Der venezianische Diplomat Alvise Contarini beispielsweise bezeichnet allein die Tatsache, dass der Kongress stattfand, als „geradezu ein Weltwunder“[5]. Ähnlich lautet die Einschätzung der Pariser Regierung, wenn sie im Westfälischen Frieden „la plus grande affaire qui se soit presentée depuis plusieurs siècles“[6], also das größte Ereignis seit vielen Jahrhunderten, erblickt. Für Voltaire war der Vertrag die „gloire de la France“, für Henri Martin gar „das größte Dokument des größten Zeitalters der Diplomatie“.[7] Diese Urteile von französischer Seite verwundern kaum, beginnt doch mit dem Westfälischen Frieden die Großmachtstellung Frankreichs in Europa. Aber nahezu gleich ist auch die Stimmung im deutschen Raum. Auch Friedrich Schiller hat in seinem Werk über den Dreißigjährigen Krieg von einem „berühmten, unverletzlichen und heiligen Frieden“, von einem „mühsamen, teuren und dauernden Werk“[8] gesprochen. Diese positive Einstellung zum Frieden ändert sich jedoch nach dem Untergang des Alten Reiches. Ein Lexikon, das viele Jahre von einem Glück für Deutschland gesprochen hat, schreibt in der 1828 erschienenen Auflage, dass „durch diesen Frieden die Schweiz, die Vereinigten Niederlande und Elsaß von Deutschland abgerissen, die Souveränetät der Reichsfürsten unabhängiger wurde, aber der Glanz des Kaisertums schon damals erbleichte“[9]. In Meyers Konversations – Lexikon von 1890 sah man im Westfälischen Frieden gar „ein trauriges Ergebnis der noch traurigeren, schrecklichen Zeit des Dreißigjährigen Kriegs“[10]. Nicht anders sah es in Gebhardts Handbuch der Deutschen Geschichte und im Großen Herder aus. Man sah im Westfälischen Frieden also den Verhinderer eines starken Deutschlands. Dieses Urteil blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in den Köpfen der Deutschen. Erst mit der Staatsgründung der Bundesrepublik Deutschland kommt langsam wieder das positive Bild zum Vorschein. Dazu gehören auch die Gedenkfeiern in den beiden Verhandlungsorten Münster und Osnabrück.
3. Vorgeschichte – Warum ist ein Friede überhaupt von Nöten?
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war neben Polen das größte Land Europas, jedoch kein zusammenhängender Territorialstaat. Seit 1438 stellten die österreichischen Habsburger den Kaiser und versuchten, die Politik des Reiches als absolute Fürsten zu bestimmen.[11] Dem stellten sich die großen, bedeutenden deutschen Fürsten entgegen. Als die Habsburger versuchten ihre Ländern zum katholischen Glauben zurückzuführen, setzten dem die Protestanten ihren Widerstand entgegen. Ihnen wurde laut Böhmischem Majestätsbrief aus dem Jahre 1609 die freie Religionsausübung zugesichert.
Die konfessionellen Konflikte entluden sich explosionsartig, als am 23. Mai 1618 Abgesandte des böhmischen Protestantentages durch die beabsichtigte Ermordung der beiden kaiserlichen Statthalter die Stände zum offenen Aufruhr treiben wollten. Mit diesem sogenannten Prager Fenstersturz begann der „Böhmische Aufstand“[12], der sich durch die militärischen Interventionen der böhmischen Bundesgenossen bald aus einem regionalen Kampf zum Dreißigjährigen Krieg ausweitete, in den die meisten Länder Europas verwickelt wurden. In der ersten Kriegshälfte waren vor allem die Heere der katholischen Liga und des Kaisers Ferdinand II. unter den Feldherren Tilly und Wallenstein erfolgreich.
Diese augenblickliche Machtstellung wollte der Kaiser nutzen, um den Augsburger Religionsfrieden von 1555 durchzusetzen, in dem nur die katholische und lutherische Konfession zugelassen war. Aus diesem Grund erließ er am 6. März 1629 das Restitutionsedikt, das verlangte, all die Gebiete zurückzugeben, die nach 1555 unrechtmäßig – nach katholischer Anschauung – in den Besitz der Protestanten gelangt waren.[13]
Damit verschärfte sich der Konflikt enorm. Just in diesem Moment griff der schwedische König Gustav Adolf II. als Verteidiger des Protestantismus in den Krieg ein, wobei er auch seine eigenen machtpolitischen Interessen, nämlich die Vorherrschaft im Ostseeraum, verfolgte. Der Schwedenkönig hatte einige bedeutende militärische Erfolge, die jedoch mit seinem frühen Tod in der Schlacht bei Lützen 1632 ihr Ende fanden.[14] Das Kriegsglück wandte sich nach dem Erfolg der Kaiserlichen in der Schlacht bei Nördlingen 1634 wieder der anderen Seite zu. In dieser Situation unterzeichneten am 30. Mai 1635 Ferdinand II. und der Kurfürst von Sachsen den Prager Frieden, dem die meisten deutschen Reichsstände beitraten.[15]
[...]
[1] Vgl.: Reese, Armin (Hrsg.): Pax sit Christina, Die westfälischen Friedensverhandlungen als europäisches Ereignis, Düsseldorf 1988, S.14.
[2] Vgl.: Dickmann, Fritz: Der Westfälische Friede, 6. Aufl., Münster 1992, S. 636ff.
[3] Vgl.: Abmeier, Karlies: Der Trierer Kurfürst Phillip Christoph von Sötern und der Westfälische Friede, Münster 1986.
[4] Dickmann, Fritz: Der Westfälische Friede, 6. Aufl., Münster 1992.
[5] Zit. in: Repgen, Konrad: Der Westfälische Friede: Ereignis und Erinnerung, in: Historische Zeitschrift 267 (1998), S. 615.
[6] APW, Serie II B 1, 413, 2-3.
[7] Vgl.: Dickmann, Fritz: Der Westfälische Friede, 6. Aufl., Münster 1992, S. 2.
[8] Schiller, Friedrich: Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, Zürich 1985, S.557.
[9] Hübner, Johann: Reales Staats- und Zeitungslexikon, 31. Aufl., Bd. 4, Leipzig 1828, S.923ff.
[10] „Westfälischer Friede“, in: Meyers Konversations – Lexikon, 4. Aufl., Bd. 16, Leipzig / Wien 1890. S. 558f.
[11] Vgl.: Schormann, Gerhard: Der Dreißigjährige Krieg, Göttingen 1985, S. 9.
[12] Vgl.: Schormann, Gerhard: Der Dreißigjährige Krieg, Göttingen 1985, S. 24
[13] Vgl.: Franzl, Johann: Ferdinand II., Kaiser im Zwiespalt der Zeit, 2. veränderte Aufl., Graz 1989, S. 234-240.
[14] Vgl.: Kraus, Andreas: Maximilian I., Bayerns Großer Kurfürst, Graz 1990, S. 207ff.
[15] Vgl.: Franzl, Johann: Ferdinand II., Kaiser im Zwiespalt der Zeit, 2. veränderte Aufl., Graz 1989, S. 277-282.
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