Mit dieser Arbeit wende ich mich nicht gegen Therapie, sondern an die Pädagogik. In der kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik wurden wesentliche pädagogische Aufgaben bisher nicht erkannt, aufgenommen und bewältigt. Zu oft wird Pädagogik auf Didaktik oder Erziehung reduziert, und Therapie übernimmt eine kompensatorische Funktion für ureigentliche pädagogische Aufgaben. Diese Projektstudie will aufzeigen, worin diese Diskrepanz ihren Ursprung, historisch wie aktuell, hat. Ferner soll dargelegt und bewiesen werden, dass es sich hierbei um eine untrennbare Einheit in der Psychiatrie, speziell in der Kinder- und Jugendpsychiatrie handelt. Es soll somit erläutert werden, dass die derzeitige Trennung nicht nur ineffektiv, sondern auch absurd, wenn nicht sogar schädlich für das Klientel aber auch für das Personal einer solchen Station ist. Psychische Erkrankungen haben selten nur eine Ursache, sondern sind zumeist multifaktoriell bedingt. Das erfordert multimodale und interdisziplinäre Behandlungsstrategien, die in der Regel medizinische und pflegerische und soziotherapeutische und psychotherapeutische Maßnahmen beinhaltet. Um die Unerlässlichkeit eines übergreifenden Konzeptes in der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufzuzeigen erscheint es zunächst als sinnvoll, wenn auch etwas paradox, ihre Unterschiede anzumahnen. Es gibt nichts schlimmeres als eine unkontrollierte Durchmischung der einzelnen Fachgebiete. In dessen Anschluss sollen natürlich auch ihre Gemeinsamkeiten und Konkruenzien herausgearbeitet werden, welche den Unterschieden natürlich überlegen sind, bzw. sein sollten. Die Psychiatrie als medizinische Wissenschaft versteht sich immer auch als Sozialwissenschaft. Psychiatrie von heute muss biologische und soziale Psychiatrie sein. Für psychosozial Tätige bedeutet dies im Umkehrschluss natürlich, dass sie sich mit psychischen Störungen auseinanderzusetzen haben, wollen sie den Menschen in ihren bio-psycho-sozialen Krisen verstehen und professionell und kompetent mit ihnen umgehen und arbeiten. Insofern wird auch in dieser Projektstudie auf speziell ausgewählte Krankheitsbilder eingegangen, welche von der Pädagogik besonders kompetent begleitet werden können. Diese Arbeit wird nichts neues hervorbringen, dass Rad nicht neu erfinden – sie wird aber die Misszustände in Kinder -und Jugendpsychiatrie aus pädagogischer Sicht auswerten und Vorschläge für Verbesserungen bringen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pädagogik und Therapie
- Sozialpädagogik
- Sonderpädagogik als Teilgebiet der Sozialpädagogik.
- Verhaltensauffälligenpädagogik
- EXKURS: Verhaltensstörungen
- Begriffsbestimmung
- Formen der Verhaltensstörung.
- Die Therapie.
- Psychotherapie.
- Verhaltenstherapie.
- Pädagogik vs. Therapie
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- Unterschiede zwischen Therapie und Pädagogik
- Gemeinsamkeiten von Pädagogik und Therapie
- Spannungsfelder zwischen den Disziplinen (allgemein).
- Vermeidung von Spannungsfeldern durch eine systemische Personalstruktur – ein praktischer Vorschlag, ein Theorem...
- Case-work- Einzelfallhilfe
- Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung
- Der Pädagoge als Kommunikator.
- Einstellungsänderung durch Kommunikation
- Aspekte des Kommunikators.
- Psychopathologie für Pädagogen in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Entwicklung und Störung
- Hyperkinetisches Syndrom.
- Aggression.
- Depressionen.
- Fazit
- Die Unterscheidung zwischen Pädagogik und Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Die Bedeutung von Pädagogik in der Behandlung psychischer Erkrankungen
- Die Integration von Pädagogik und Therapie in einem umfassenden Konzept
- Die Rolle des Pädagogen in der Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen
- Die Relevanz von pädagogischem Wissen und Können für die Behandlung bestimmter Krankheitsbilder
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der Pädagogik im Kontext der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Sie analysiert die historisch gewachsene Diskrepanz zwischen Pädagogik und Therapie und argumentiert für eine stärkere Integration beider Disziplinen in der psychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Im Zentrum steht die These, dass eine Trennung von Pädagogik und Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ineffektiv, absurd und sogar schädlich für Patienten und Personal ist.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und verdeutlicht die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung der Pädagogik in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der nächste Abschnitt beleuchtet die Disziplinen Pädagogik und Therapie, wobei die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, sowie die Spannungsfelder zwischen ihnen beleuchtet werden. Es wird ein praktisches Modell zur Vermeidung dieser Spannungsfelder durch eine systemische Personalstruktur vorgestellt. Der Abschnitt über Case-work-Einzelfallhilfe betrachtet die Rolle des Pädagogen als Kommunikator und analysiert die Möglichkeiten der Einstellungsänderung durch Kommunikation.
Das Kapitel "Psychopathologie für Pädagogen in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie" befasst sich mit ausgewählten Krankheitsbildern, die von der Pädagogik besonders kompetent begleitet werden können. Der Fokus liegt auf den Bereichen Entwicklung und Störung, Hyperkinetisches Syndrom, Aggression und Depressionen.
Schlüsselwörter
Kinder- und Jugendpsychiatrie, Pädagogik, Therapie, Sozialpädagogik, Verhaltensauffälligkeiten, Verhaltensstörungen, Psychotherapie, Verhaltenstherapie, psychische Erkrankungen, multimodale Behandlungsstrategien, Kommunikation, Einstellungsänderung.
- Arbeit zitieren
- Stephan Zein (Autor:in), 2003, Die Kinder- und Jugendpsychiatrie im Spannungsfeld von Pädagogik und Therapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30065