Der verheerende Anstieg an psychisch kranken und ratsuchenden Menschen sowie die Vervielfältigung geistiger Erkrankungen um die Jahrtausendwende sind nicht mehr zu
übersehen. Während 1986 noch 2.588 Nervenärzte beschäftigt waren, sind es 2002 bereits 4.811 Nervenärzte, 5597 Psychiater und 14193 psychologische Psychotherapeuten (Jurk 2008: 97). Die Ratgeberanzahl hat sich von den späten 80ern bis 1998 verdoppelt (Maasen 2011: 8). Die Anzahl der verschiedenen Krankheitskategorien stieg von 180 im DSM-II über 292 im DSM-III auf heute 395 im DSM-IV (Jurk 2008: 116). Fast jedes seelische Leid ist mit der Gleichsetzung zum körperlichen Leiden kassenabrechnungsfähig geworden (Jurk 2008: 116).
Wie hat sich die Depression zu der Modekrankheit entwickelt, die sie heute ist? Wodurch wurde der Boom der Therapien und Beratungen begünstigt? Mit diesen Fragen befasst sich der erste Teil dieser Hausarbeit. Der zweite Teil thematisiert den Wandel von Heilung zu Selbstverbesserung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Unfähig zu leben
- Depression früher und heute
- Die Entwicklung der Depression zur Modekrankheit
- Die moderne Gesellschaft der wählbaren Alternativen
- Ökonomisierung des Gesundheitssystems
- Zusammenfassung
- Die Optimierung des Selbst
- Lifestyle Drogen
- Therapie und Beratung
- Das ideale Individuum
- Sind wir wirklich krank?
- Die kranken Gesunden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung der Depression zur Modekrankheit und die damit einhergehende zunehmende Psychologisierung des modernen Lebens. Der Fokus liegt dabei auf den Ursachen und Folgen dieser Entwicklung, sowie auf der Frage, wie die moderne Gesellschaft mit dem wachsenden Bedarf an Therapien und Beratungen umgeht.
- Die Verbreitung der Depression als Modekrankheit
- Die Rolle der Psychotherapie und Medikamente in der modernen Gesellschaft
- Der Wandel von Heilung zu Selbstverbesserung
- Die Auswirkungen der Psychologisierung auf das Individuum und die Gesellschaft
- Die Frage nach der tatsächlichen Krankheitslast in der heutigen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Anstieg an psychisch kranken Menschen und den damit verbundenen Boom an Therapien und Beratungen. Sie führt die Entwicklung der Depression als Krankheit und die damit verbundenen Theorien und Konzepte ein.
Kapitel 2 untersucht die Depression als Modekrankheit und geht auf die Entwicklung des Begriffs, die verschiedenen Definitionen und die Entstehung der Depression als weit verbreitete Krankheit ein. Es werden die verschiedenen Faktoren beleuchtet, die zur Verbreitung der Depression beigetragen haben, wie die Veränderung der Norm, die Zunahme an Medikamenten und die zunehmende Psychologisierung des Lebens.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Thematik der Selbstoptimierung und den Einfluss von Lifestyle-Drogen, Therapien und Beratung auf das moderne Individuum. Es untersucht die Konstruktionen des idealen Individuums und die damit verbundenen Erwartungen und Druckpunkte.
Kapitel 4 hinterfragt den tatsächlichen Grad der Krankheit im modernen Lebens, untersucht die Frage, ob die Diagnose "krank" nicht zu häufig gestellt wird und auf die Auswirkungen dieser Überdiagnose auf die Gesellschaft eingeht.
Schlüsselwörter
Depression, Modekrankheit, Psychologisierung, Therapie, Beratung, Selbstoptimierung, Medikamenten, Gesellschaft, Individuum, Krankheit, Norm, Wandel, Selbstentfaltung.
- Arbeit zitieren
- Veronika Pril (Autor:in), 2014, Die Unmöglichkeit, man selbst zu sein. Therapeutisierung und Psychologisierung des modernen Lebens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300795