Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wie es in der Vergangenheit zu faschistischen Regimes kommen konnte? Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, ob man vieles durch andere Umständer hätte vermeiden können? Und wer hat sich nicht schon einmal gefragt, ob es in der Gegenwart oder Zukunft wieder einen Erfolg faschistischer Ideologien geben könne?
Die kritische Theorie „erforscht besonders drei Sphären: die ökonomische Basis der Gesellschaft, die psychische Entwicklung des Individuums und den kulturellen Bereich", um der Antwort näherzukommen. Ihre Grundfragen dabei sind: „Wie ist die Gesellschaft zu analysieren?“ und „Wie wirken sich diese gesellschaftlichen Verhältnisse auf die Entwicklung des Menschen aus?“
„In einer seither nicht mehr vorgekommen Dramatik stellte sich die Frage, als in den 20er und 30er Jahren in einer Vielzahl europäischer Länder, besonders aber in Deutschland faschistische Regimes an die Macht kamen [...]“ . So hinterfragt auch Helmut Dubiel den autoritären Sozialcharakter in seinem Werk: „Kritische Theorie der Gesellschaft. Eine einführende Rekonstruktion von den Anfängen im Horkheimer-Kreis bis Habermas“. Er versucht dort, durch die Verbindung der Psychoanalyse mit marxistischen Theoriegrundlagen, den Erfolg faschistischer Ideologien und Regimes zu erklären. Da die psychoanalytische Theorie „weitgehend unbekannt“ war und Freuds Theorie als „idealtistische Abweichung“ galt, blieb es laut Dubiel nur den Personen vorbehalten, die Mängel der gescheiterten Revolution zu beheben, die an keine der beiden Arbeiterbewegungen gebunden waren.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung zum Thema
- Der Sozialcharakter in der Sozialpsychologie nach Erich Fromm
- Autorität und Familie
- Der Streit um den Stellenwert der Psychoanalyse
- Studien zum autoritären Charakter
- Dubiel's Kritik
- Kritische Theorie heute
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Helmut Dubiel's „Kritische Theorie der Gesellschaft“ analysiert die Entwicklung der kritischen Theorie von ihren Anfängen im Horkheimer-Kreis bis hin zu Habermas. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie die kritische Theorie den Aufstieg des Faschismus in den 1920er und 1930er Jahren erklären kann. Das Werk untersucht die Verbindung der psychoanalytischen Theorie mit marxistischen Theoriegrundlagen, um den Erfolg faschistischer Ideologien und Regime zu beleuchten.
- Der Einfluss des Sozialcharakters nach Erich Fromm auf die Entstehung von Autorität und Familie
- Die Rolle der Psychoanalyse in der kritischen Theorie und die Auseinandersetzung mit Freud's Ideen
- Die Analyse von Studien zum autoritären Charakter und dessen Einfluss auf faschistische Ideologien
- Der Wandel der Familie und die Auswirkungen auf die Individuationsprozesse
- Die Entwicklung und Kritik der kritischen Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
Hinführung zum Thema
Dieses Kapitel führt in die Thematik der kritischen Theorie ein und beleuchtet die Relevanz des Themas im Kontext des Aufstiegs des Faschismus. Es stellt die zentralen Forschungsfragen der kritischen Theorie vor und erklärt, wie die Verbindung von Psychoanalyse und marxistischen Theoriegrundlagen den Erfolg faschistischer Ideologien erklären soll.
Der Sozialcharakter in der Sozialpsychologie nach Erich Fromm
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Erich Fromm's Theorie des Sozialcharakters. Es erläutert, wie Fromm Freuds Theorie des Individualcharakters auf eine ganze Gruppe überträgt und den Einfluss der Gesellschaft auf die Entwicklung des Charakters untersucht. Es werden die Triebtheorie und ihre materialistische Perspektive sowie die Rolle der Familie in der Entwicklung des Sozialcharakters beleuchtet.
Autorität und Familie
Dieses Kapitel widmet sich der Entstehung des Begriffs der „kritischen Theorie der Gesellschaft“ und den „Studien über Autorität und Familie“. Es untersucht den Wandel der Familie vom „pater familias“ zum „Binnenraum“ und die Auswirkungen auf die Individuationsprozesse. Es werden die unterschiedlichen Stufen der Heranwachsenden nach Lawrence Kohlberg und die Bedeutung des kritischen Hinterfragens von Autoritäten beleuchtet.
- Arbeit zitieren
- Lisa Demmel (Autor:in), 2013, Gedanken zu Helmut Dubiels „Kritische Theorie der Gesellschaft." Der Sozialcharakter nach Erich Fromm und der Stellenwert der Psychoanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300857