Nicht selten wurde der 1971 von Syrien nach Deutschland immigrierte Autor Rafik Schami als „Märchenerzähler“ bezeichnet. Das liegt vor allem am märchenhaften, orientalischen Erzählstil seiner Werke.
Denn Schami verfolgt die „traditionsreiche Kunst eines Hakawati“, also eines professionellen orientalischen Erzählers. So gelangte er zu einiger Berühmtheit, indem er seine Publikationen in Lesungen vortrug. Er verwandelte damit bisher eher eintönige Vorträge in spannende „Erzählabende“ und verschaffte „einer ergrauten Institution des modernen literarischen Lebens […], eine Revitalisierung“. Bis heute führt Schami diesen märchenhaften Erzählstil in seinen Romanen fort. Wie Märchen beleuchten seine Geschichten dabei wichtige Themen des Lebens, sind nicht selten politischer Natur und dienen oft als Lehrstück für Kinder und Jugendliche.
So verhält es sich auch in Rafik Schamis Roman „Der ehrliche Lügner“. Darin setzt sich Schami auf verschiedene Art und Weise mit den Themen Wahrheit und Lüge auseinander. Den Schwerpunkt der Forschung um Schamis Werk lag bisher auf dem Migrationshintergrund und dessen Verarbeitung. In dieser Hinsicht betritt diese Arbeit literaturwissenschaftliches Neuland, da die inhaltliche Ebene weitgehend unberücksichtigt bleibt. Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel die Nähe des Romans zu den Märchen von Tausendundeiner Nacht zu erörtern und stellt sich der Frage nach dem Verhältnis von Lüge und Fiktion innerhalb der Erzählung. Zunächst soll hierfür die Erzählstruktur untersucht werden, die im Roman eine besondere Rolle zu spielen scheint. Im Anschluss widmet sich die vorliegende Arbeit dem im Roman dargestellten Verhältnis zu Lügen. In einem letzten Kapitel werden schließlich die Auswirkungen des Vorangegangenen auf die Fiktion und deren Darstellung innerhalb des Romans behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erzählstruktur
- Verhältnis zu Tausendundeine Nacht
- Unendliche Erzählebenen
- Lüge und Wahrheit
- Erzählung zwischen Wahrheit und Lüge
- Das Lügenkonzept
- Bewusste Fiktion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Rafik Schamis Roman „Der ehrliche Lügner“ im Hinblick auf die Beziehung zwischen Lüge und Fiktion im Kontext orientalischer Erzähltraditionen. Sie untersucht die Erzählstruktur des Romans, insbesondere seine Nähe zu den Märchen aus Tausendundeiner Nacht, und analysiert die Rolle der Lüge in der Geschichte. Die Arbeit widmet sich auch der bewussten Fiktion im Roman und deren Auswirkungen auf die Erzählung.
- Die Nähe des Romans zu den Märchen aus Tausendundeiner Nacht
- Die Rolle der Lüge in der Erzählung
- Die Beziehung zwischen Lüge und Fiktion
- Die bewusste Fiktion in der Erzählung
- Die Auswirkungen der Fiktion auf die Erzählung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Rafik Schami als „Märchenerzähler“ vor und führt in die Thematik des Romans „Der ehrliche Lügner“ ein. Sie beschreibt die Handlung des Romans und hebt die zentrale Rolle von Lüge und Fiktion hervor.
Das Kapitel „Erzählstruktur“ analysiert die besondere Struktur des Romans, die sich in Rahmen-, Binnenerzählung und Einzelerzählungen gliedert. Es wird die Nähe des Romans zu den orientalischen Märchen aus Tausendundeiner Nacht untersucht, wobei die spezifischen Merkmale des Märchens und die Unterschiede zum Roman hervorgehoben werden.
Das Kapitel „Lüge und Wahrheit“ befasst sich mit dem Verhältnis von Wahrheit und Lüge in der Erzählung. Es analysiert die verschiedenen Formen der Lüge im Roman und untersucht das Lügenkonzept des Erzählers.
Das Kapitel „Bewusste Fiktion“ untersucht die bewusste Fiktion in der Erzählung und deren Auswirkungen auf die Darstellung der Geschichte. Es analysiert die Rolle der Fiktion in der Gestaltung der Handlung und der Charaktere.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Lüge und Fiktion, orientalischer Erzähltradition, Märchen, Tausendundeiner Nacht, Rafik Schami, „Der ehrliche Lügner“, Erzählstruktur, Binnengeschichten, bewusste Fiktion.
- Arbeit zitieren
- Philipp Sattler (Autor:in), 2014, Lüge und Fiktion in Rafik Schamis "Der ehrliche Lügner", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301012