Kriege sind dadurch charakterisiert, dass sie Ausnahmezustände menschlicher Interaktion darstellen. Im Krieg gelten andere Regeln. Das betrifft die Handlungs- und Betrachtungsweisen der Kriegsparteien sowie die der außenstehenden „Beobachter“. Die Genese, Darstellung und Aufbereitung kriegerischer Situationen geschieht innerhalb, mit und durch Kommunikation. Besonders in diesem Bereich gelten andere Regeln als in friedlichen Zeiten. Schon im Vorfeld des Krieges, wenn sich eine Krise zuspitzt, um letztlich zur kriegerischen Konfliktaustragung zu werden, spricht man von Krisenkommunikation. Diese Abhandlung wird sich mit eben dieser besonderen Art der Kommunikation auseinandersetzten. Hierbei soll erklärt werden, was genau unter „Krisenkommunikation“ zu verstehen ist. Unter welchen Bedingungen kommunizieren die Hauptakteure – Militär und Journalisten? Wie stellt sich Krisenkommunikation in diesem Verhältnis dar und welchen Veränderungen ist sie unterworfen? Welche Bedeutung kommt der Selbstreferenz des Systems Journalismus zu?
Am Beispiel des Ersten Golfkrieges 1991 sollen die theoretischen Erwägungen des einführenden Abschnitts dieser Arbeit näher erläutert werden. Dabei sollen die Bedingungen, unter denen die Berichterstatter am Golf arbeiteten dargestellt werden. Wie stellte sich das Verhältnis von Militär und Medien während dieses Krieges in der Praxis dar. Warum kam es zur Krisenkommunikation in dieser Ausprägung? Auch die Sonderrolle des Fernsehsenders
CNN muss hierbei einbezogen werden. Weiterhin stellt sich die Frage, wie sich die
Krisenkommunikation nach dem Ersten Golfkrieg geändert hat und welche Ausprägung sie im neuesten Krieg am Golf entwickelte und annahm.
Zielstellung dieser Arbeit ist letztlich der Nachweis, dass die Krisenkommunikation einem dynamischen Prozess unterworfen ist. Die Bedingungen, unter denen sie durchgeführt wird, werden maßgeblich von politischen und militärischen Faktoren beeinflusst, denen das System Journalismus meist unterworfen ist und aus denen es nur selten ausbrechen kann. Die Erkenntnis, dass der Kommunikation in Kriegs- und Krisenzeiten nur schwerlich vertraut werden darf, dass ihr kritisch begegnet werden muss, ist nicht nur wissenschaftlich sondern vor allem auch gesellschaftlich relevant.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Krisenkommunikation?
- Krisenkommunikation im Golfkrieg 1991
- Erfahrungen vorangegangener Kriege
- Die Arbeit der Journalisten am Golf
- Pool-System, Briefings – Erfolgsstrategie der Militärführung
- Sonderrolle CNN – Informationsmonopol
- Konsequenzen und Selbstreferentialität des Systems Journalismus
- Heutiger Blickwinkel – Nach einem weiteren Krieg am Golf
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Phänomen der Krisenkommunikation, insbesondere im Kontext des Golfkrieges von 1991. Ziel ist es, die spezifischen Bedingungen und Herausforderungen der Kommunikation in Kriegs- und Krisenzeiten aufzuzeigen und die Dynamik des Verhältnisses zwischen Militär und Medien zu beleuchten. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie die Krisenkommunikation durch die Einflussnahme der Militärführung und die Selbstreferenz des Systems Journalismus geprägt wird.
- Krisenkommunikation als Kommunikation über Kommunikation unter besonderen Bedingungen
- Die Rolle der Medien in der Wirklichkeitskonstruktion und die Abhängigkeit von Informationen der Führungseliten
- Die Bedeutung der Selbstreferenz des Systems Journalismus in Zeiten der Krisenkommunikation
- Der Einfluss des Militärs auf die Informationsfreigabe und die Manipulation der Medienberichterstattung
- Die besondere Rolle von CNN im Golfkrieg und dessen Informationsmonopol
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Krisenkommunikation ein und erläutert die Bedeutung von Krieg als Ausnahmezustand menschlicher Interaktion. Im zweiten Kapitel wird der Begriff „Krisenkommunikation“ genauer definiert und die Rolle der Medien in der Konstruktion von Krisen und deren Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Krisenkommunikation im Golfkrieg 1991. Hier wird die Arbeit der Journalisten am Golf, die Besonderheiten des Pool-Systems und die strategische Informationspolitik des Militärs untersucht.
Das vierte Kapitel beleuchtet die Folgen des Golfkrieges für die Krisenkommunikation und die Veränderungen, die sie im Laufe der Zeit erfahren hat. Der Fokus liegt dabei auf der Selbstreferenz des Systems Journalismus und den Herausforderungen, die durch die Einflussnahme des Militärs entstehen.
Schlüsselwörter
Krisenkommunikation, Golfkrieg, Medien, Militär, Journalismus, Selbstreferenz, Informationskontrolle, Propaganda, Wirklichkeitskonstruktion, CNN, Pool-System, Vietnam-Trauma.
- Arbeit zitieren
- Julia Schubert (Autor:in), 2003, Medien und Krieg: Krisenkommunikation im Golfkrieg 1991, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30106