Am 12. Mai 1585 vermählte sich der württembergische Herzog Ludwig mit der Pfalzgräfin Ursula vom Lützelstein. Zu diesem Anlass ließ der ebenfalls württembergische Lyriker und Dramatiker Philipp Nicodemus Frischlin erstmals seine Comoedia „Julius Redivivus“ aufführen. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Stück dem Anlass entsprechend von heiterer Natur und stellt die Vorzüge des Landes und des Volkes in den schillerndsten Farben dar.
Dies erscheint zunächst als eine offensichtliche Methode, um seinen Gönner – den Herzog positiv von sich einzunehmen und ihm und seinen Gästen einen vergnüglichen Abend zu bereiten. Frischlin bezweckt jedoch mehr mit seinem Stück. Er bedient sich der mittelalterlichen Ideen des Translatio Imperii und der Translatio Studii, um nicht nur dem württembergischen Herzogtum, sondern „der gantzen Teutschen Nation“ einen geschichtsträchtigen Stammbaum zu erschaffen und sie somit über ihre Nachbarn zu erheben. Als Hauptfiguren ließ er zu diesem Zweck Gaius Julius Cäsar und Marcus Tullius Cicero wiederauferstehen, im „Teutschen Landt“ des 16. Jahrhunderts umherwandern und allerhand Großartiges, geschaffen durch die „Teutschen“, bewundern.
Zu Beginn dieser Arbeit soll zunächst ein kurzer Exkurs in die Geschichte und den theoretischen Hintergrund der beiden angesprochenen Gedankenwelten, der Translationes stehen. Anschließend werde ich anhand der von Cäsar und Cicero erlebten Abenteuern und ihren Begegnungen herausarbeiten, wie eng Frischlin sich diesem theoretischen Unterbau verpflichtet fühlte. Hierbei stütze ich mich, neben dem Stück selbst, insbesondere auf die Arbeit von Wilfried Barner „Vorspiel der Querelle“ und auf den Artikel „Der Nationalgedanke im ‚Julius Redivivus‘ von Nicodemus Frischlin“ von Jacques Ridé.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Die Translatio-Theorien
- 2.1 Translatio Imperii
- 2.2 Translatio Studii
- 3.0 Translatio im Julius Redivivus
- 3.1 Prolog und Akt 1.1.
- 3.2 Hermannus - Verkörperung der Translatio Imperii?
- 3.3 Eobanus - Translatio Studii?
- 3.4 Allobrox und Caminarius - Die Gefallenen
- 4.0 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit untersucht die Verwendung der Translatio-Theorien im Barockdrama "Julius Redivivus" von Nicodemus Frischlin. Dabei wird insbesondere die Frage behandelt, inwiefern Frischlin diese mittelalterlichen Konzepte nutzt, um dem württembergischen Herzogtum und der "gantzen Teutschen Nation" einen geschichtsträchtigen Stammbaum zu erschaffen. Die Analyse konzentriert sich auf die Wiedererweckung von Gaius Julius Cäsar und Marcus Tullius Cicero im "Teutschen Landt" des 16. Jahrhunderts und die Bedeutung ihrer Erlebnisse und Begegnungen im Kontext der Translatio-Theorien.
- Die Translatio Imperii und die Translatio Studii als historische und theoretische Konzepte
- Die Darstellung des "Teutschen Landt" in "Julius Redivivus"
- Die Rolle von Cäsar und Cicero als Verkörperungen der Translatio-Theorien
- Frischlins Einsatz der Translatio-Theorien zur Stärkung des Nationalbewusstseins
- Die Bedeutung des historischen und kulturellen Kontextes für die Interpretation des Stücks
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in das Stück "Julius Redivivus" und die Bedeutung der Translatio-Theorien für die Arbeit ein. Das zweite Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Translatio Imperii und der Translatio Studii, ihre historischen Entwicklungen und ihre Bedeutung für die Legitimation und Bedeutung von Nationen, Herrschern und Institutionen. Der Fokus des dritten Kapitels liegt auf der Analyse des Stücks selbst. Es werden der Prolog und der erste Akt, die Rolle von Hermannus als Verkörperung der Translatio Imperii, die Verbindung von Eobanus zur Translatio Studii und die Figuren Allobrox und Caminarius als Repräsentanten des Gefallenen untersucht.
Schlüsselwörter (Keywords)
Translatio Imperii, Translatio Studii, Julius Redivivus, Nicodemus Frischlin, Barockdrama, Nationalbewusstsein, Geschichte, Kultur, "Teutsches Landt", Cäsar, Cicero, Hermannus, Eobanus, Allobrox, Caminarius.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2015, Die Translatio-Theorie in "Julius Redivivus" von Nicodemus Frischlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301206