Die Förderung der beruflichen Integration benachteiligter Jugendlicher in der Sonderberufsfachschule. Exposé zur Masterarbeit

Eine Wirksamkeitsstudie zur Verbesserung des Selbstkonzepts und der Berufswahlentscheidung


Akademische Arbeit, 2013

32 Seiten, Note: 1


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Auswahl, Verortung und Relevanz des Themas

2. Theoretischer Teil
2.1Begriffsbestimmungen
2.1.1 Benachteiligte Jugendliche
2.1.2 Sonderberufsfachschule
2.1.3 Selbstkonzept
2.1.4 Berufswahltheorie und Berufswahlentscheidung
2.1.4.1 Berufswahl als Zuordnungsprozess - Matchingtheorie nach Holland
2.1.4.2 Berufswahl als Entwicklungsprozess - Selbstkonzepttheorie nach Super
2.1.5 Der Zusammenhang des Selbstkonzepts und der Berufswahlentscheidung bei benachteiligten Jugendlichen

3. Empirischer Teil
3.1 Stand der Forschung
3.2 Das SMS-Training
3.3 Hypothesen
3.4 Stichprobe
3.5 Untersuchungsdurchführung
3.6 Testverfahren.
3.6.1 Quantitative Testverfahren
3.6.2 Qualitative Testverfahren
3.7 Statistische Datenanalyse
3.8 Zeitplan

4. Ausblick

5. Literaturverzeichnis

6. Internetquellen.

7. Abbildungsverzeichnis

1. Auswahl, Verortung und Relevanz des Themas

Durch die Verankerung der eigenen beruflichen Praxis im Berufsfeld der benachteiligten Jugendlichen im Ostalbkreis, ist die Chancenungleichheit eben dieser Zielgruppe nahezu täglich allgegenwärtig. Die Jugendlichen zeigen bedingt nur vage vorhandene Vorstellungen der beruflichen Zukunft, sowie zu den Vorstellungen über die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Doch auch aufgrund der heutigen Entwicklungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, die durch Konkurrenz und Wettbewerbsverhältnisse geprägt sind, erhalten persönliche Kompetenzen und die eigene Profilschärfe eine immens hohe Wertigkeit und Wichtigkeit.

Im Übergang zwischen Schule und Beruf wird ein wichtiger Meilenstein für die Teilhabe in der Gesellschaft gelegt. Mit der Berufswahlentscheidung findet unweigerlich eine Segregation statt, mehr noch, wer den Schritt in das Erwerbsleben nur unzureichend schafft, beispielsweise ohne Ausbildung bleibt, wird stets konfrontiert mit gesellschaftlicher Marginalisierung. Gerade benachteiligte Jugendliche befinden sich in einem Teufelskreislauf, denn oft beginnt die Stigmatisierung bereits durch die schulische Selektion. So kann im aktuellen Chancenspiegel der Bertelsmann-Stiftung nachgelesen werden, dass in Baden - Württemberg benachteiligte Schüler durchschnittlich 81 Kompetenzpunkte weniger als privilegierte Schüler aufweisen (vgl. Berkemeyer et al. 2013, S. 109 ff.).

Aus dem Bildungsbericht des Ostalbkreises geht zusätzlich hervor, dass außergewöhnlich viele Jugendliche mit Migrationshintergrund Benachteiligungen beim Start in das Berufsleben erhalten, denn nahezu 70% dieser Schüler erreichen maximal den Hauptschulabschluss (vgl. Gehrmann et al., 2011). Die Gruppe der Schulabgänger, die nicht in eine duale Ausbildung oder in ein Studium mündet, verbleibt in den Bildungsgängen des Übergangssektors. Hierin finden sich 2.310 Jugendliche im Ostalbkreis (vgl. Gehrmann et al. 2011, S. 109).

Der große Schritt der Berufswahlentscheidung zu einer dauerhaften beruflichen Integration benötigt ganzheitliche und umfassende Unterstützungsleistungen. Hierzu zählen vor allem aber individuelle und persönliche Entwicklungen, die das Grundgerüst zum beruflichen Erfolg darstellen. Ein positives Selbstkonzept verhilft zu einer gelingenden Berufswahlentscheidung. Dennoch wurden bis heute nahezu keine Maßnahmen entwickelt, welche diese Kompetenzen bei benachteiligten Jugendlichen gezielt fördern und auf die Wirksamkeit überprüfen.

Geleitet von der Notwendigkeit gezielter und nachhaltiger Fördermaßnahmen zur Unterstützung der genannten Personengruppe, soll eine Wirksamkeitsstudie zur Verbesserung des Selbstkonzepts und der Berufswahlentscheidung durchgeführt werden.

2. Theoretischer Teil

2.1 Begriffsbestimmungen

In diesem Kapitel werden Begrifflichkeiten und Konstrukte definiert, welche im Forschungsvorhaben von zentraler Bedeutung sind. So wird das Konstrukt der Benachteiligten Jugendlichen erläutert und das System der Sonderberufsfachschule beschrieben. Darüber hinaus werden ausgewählte bedeutsame Berufswahltheorien, welche in die Berufswahlentscheidung münden, skizziert. Auch wird der Begriff des Selbstkonzepts definiert, bevor schließlich die erwähnten Konstrukte in Verbindung gesetzt werden.

2.1.1 Benachteiligte Jugendliche

Schwierigkeiten bei der beruflichen Integration von benachteiligten Jugendlichen können nicht isoliert, sondern müssen im Kontext der allgemeinen Entwicklung des (Aus-) Bildungssystem betrachtet werden. Der Blick auf die Angaben des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg eröffnet in diesem Kontext folgende Situation: Im Schuljahr 2011/2012 verließen 138.700 Schüler eine allgemeinbildende Schule. 5,1 Prozent der Schulabgänger verließen die Schule ohne Hauptschulabschluss. Beachtenswert ist hierbei, dass von den 5.951 Abgängern ohne Hauptschulabschluss 3.803 von einer Sonderschule abgingen, dies entspricht einer Quote von 63,9 Prozent. Mädchen erreichen durchschnittlich formell höher qualifizierende Abschlüsse als Jungen, ebenso zeigten sich deutsche Schüler besser gestellt als Schüler mit Migrationshintergrund. 11,7 Prozent der ausländischen Schüler verließ die allgemeinbildende Schule ohne Hauptschulabschluss, die Zahl der deutschen Schüler umfasste lediglich ein Drittel dieser Zahl (4,2 Prozent).

Die im Jahre 2008 veröffentliche BIBB-Übergangsstudie zeigt, dass lediglich ein Fünftel der Schüler ohne Hauptschulabschluss einen Ausbildungsplatz im dualen System erhielten, die anderen vier Fünftel nahmen an einer Qualifizierung im Übergangssystem teil, welchem die Sonderberufsfachschule zugeordnet wird. Zwei Fünftel der Schüler mit Hauptschulabschluss erreichten eine duale Ausbildung, während nahezu die Hälfte der Schüler ebenfalls in das Übergangssystem einmündete (vgl. Bildung in Deutschland 2008, S. 157f.). In der Abbildung 1 werden diese Übergangssituationen der Jugendlichen mit maximal Hauptschulabschluss in einem Zeitraum von 30 Monaten deutlich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Übergangsstationen von Jugendlichen Es wird an verschiedenen Stellen (vgl. Braun et al. 1999, S. 5f.; Burgert 2001, S. 17f.) darauf hingewiesen, dass der Benachteiligungs-Begriff kritisch zu betrachten ist. Der Begriff impliziert die persönliche Verantwortung für berufliche und soziale Ausgrenzungen des Individuums. Somit werden politische und gesellschaftliche Versäumnisse in der Qualifizierung und Beschäftigung auf die Unzulänglichkeit der Gesellschaftsmitglieder übertragen, obgleich die Benachteiligungen durch die Strukturen unseres politischen, schulischen, beruflichen und sozialen Systems bedingt sind. Benachteiligte Jugendliche weisen nach Burgert (2001, S. 19ff.) Benachteiligungen auf verschiedenen Ebenen auf: Zu der Ebene der sozialen Benachteiligungen werden u.a. finanzielle Nöte, Abhängigkeit vom Wohlfahrtsstaat sowie eine geringe Bildung der Eltern gefasst. Die einstige Funktion des dualen Systems, Jugendlichen aus bildungsfernen Herkunftsfamilien eine berufliche Integration zu gewährleisten, ist heute nicht mehr gültig, sodass soziale Benachteiligungen kaum aufgefangen werden können. Die Ebene der Benachteiligung aus Sicht des allgemeinbildenden Schulsystems umfasst laut Burgert diejenigen Schüler, die keinen mittleren Bildungsabschluss erzielen, welcher als Grundlage für die berufliche Ausbildung gewertet wird. Als benachteiligt aus Sicht des berufsbildenden Systems sieht Burgert diejenigen Jugendlichen an, welche aufgrund ihres niederen Berufsabschlusses in keine Ausbildung münden und somit keinen beruflichen Abschluss erzielen können.

Die regionale Benachteiligung wird als weiteres Defizit betrachtet. Die Benachteiligung meint ein geringes Angebot des Ausbildungsstellenmarktes in der Wohnregion.

Zu betonen ist an dieser Stelle, dass von linear-kausalen Erklärungen zu diesen Benachteiligungen abzusehen ist, auch wenn die beschriebenen einzelnen Komponenten stark wirksam sind. Das gegenseitige Bedingen zeigen einen Circulus vitiosus auf. Braun et. al. (1999, S. 5f.) zeigen in ihrer über das Deutsche Jugendinstitut veröffentlichen Expertise die Notwendigkeit auf, dass eine Berufsausbildung für diese Gruppe der Jugendlichen sowohl nötig ist und postulieren, dass dies möglich ist. Sie fordern dafür, schulische und vorberufliche Bildung mit dem System der beruflichen Bildung abzustimmen.

Als benachteiligte Jugendliche werden in dieser Forschungsplanung die Teilnehmer der Sonderberufsfachschule definiert, da die skizzierten Ebenen der Benachteiligung auf sie einwirken.

2.1.2 Sonderberufsfachschule

Die Sonderberufsfachschule ist als Vollzeitschule definiert und dient neben dem Berufsvorbereitungsjahr und dem Berufseinstiegsjahr als Anschlussmöglichkeit im Übergang zwischen Schule und Beruf. Die gesetzliche Legitimation ist in § 10 Abs. 5 Schulgesetz für Baden-Württemberg (SchG) hinterlegt.

Die drei Variationen sind grundsätzlich konzipiert für Jugendliche unter 18 Jahren, die keine Berufsausbildung beginnen und keine weiterführende Schule besuchen (vgl. Burgert 2001, S. 80). Hintergrund hierfür ist die gesetzliche Grundlage der allgemeinen Schulpflicht und der Berufsschulpflicht bis zum 18. Geburtstag. Eine Differenzierung erfolgt dahingehend, dass Jugendliche mit Hauptschulabschluss in Baden-Württemberg das Berufseinstiegsjahr besuchen, während Jugendliche, die keinen Hauptschulabschluss erworben haben, am BVJ teilnehmen müssen.

Die Sonderberufsfachschule ist im Gegensatz dazu vorwiegend für benachteiligte Jugendliche entwickelt worden. Zumeist sind dies Förderschulabsolventen ohne Hauptschulabschluss. Das sogenannte Vorqualifizierungsjahr Arbeit / Beruf an der Sonderberufsfachschule bietet berufliche Orientierung und das Kennenlernen von Berufsfeldern, aber auch die Möglichkeit einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand zu erwerben. Darüber hinaus sollen die benachteiligten Jugendlichen im Prozess der Erreichung der Ausbildungsreife und der Berufsfindung unterstützt werden. Für gewöhnlich dauert das Vorqualifizierungsjahr Arbeit / Beruf ein Schuljahr, wobei der Unterricht aus Theorie und Praxis von lebenswelt- oder berufsbezogenen Arbeitsfeldern besteht (vgl. Heinkele & Kehl 2010, S. 15f.).

Im Gegensatz zum dualen Ausbildungssystem und dem Schulberufssystem können Jugendliche im Übergangssystem keinen Ausbildungsabschluss eines anerkannten Fachberufes erreichen. Vielmehr sind die Funktionen des Übergangssystems dahingehend ausgerichtet, die Fähigkeiten und Kompetenzen von benachteiligten Jugendlichen zu verbessern, um so die Einstiegschancen in das reguläre Ausbildungssystem zu erhöhen (vgl. Heinz 2010, S. 664)

2.1.3 Selbstkonzept

Die individuellen Erfahrungen, die ein Mensch im Lauf seiner Entwicklung mit sich selbst und der Umwelt durchlebt, verdichten sich zu einer persönlichen Konstruktion der Realität, welche sich immer weiter entsprechend der gemachten Erfahrungen entwickelt. Diese Realität wird als Selbstkonzept bezeichnet und meint „[ ] eine dynamische geistige Struktur, die inter- und intrapersonale Verhaltensweisen und Prozesse motiviert, interpretiert, strukturiert, vermittelt und reguliert.“ (Zimbardo/Gerrig 2004, S. 633). Im Selbstkonzept lassen sich verschiedene Ebenen differenzieren, so das Wissen über sich selbst (z.B. Wünsche, Erwartungen, Ideale), das Wissen über die sozialen Bezüge (bspw. Familie, Peers, Schule) sowie subjektive Überzeugungen (bspw. zu Fähigkeiten und Eigenschaften), sowohl in Bezug auf die aktuelle Situation als auch in der Projektion in die Zukunft (Ratschinski 2009, S. 53ff.). Von Bedeutung sind zudem Konsistenzen und Diskrepanzen zwischen dem Selbstkonzept und der Fremdwahrnehmung des Individuums durch die Mitmenschen. Diese perzipierten Fremdbilder vom Selbst, welche Cooley 1922 als „looking-glass-self“ bezeichnete und das Wahrnehmen des Individuums durch die Brille der Mitmenschen meint, sowie die persönliche Bewertungen der Erfahrungen mit anderen zeigen großen Einfluss: Insbesondere Menschen mit positivem Selbstkonzept können die Erfahrungen mit der Umwelt nach dem Abgleich mit dem Selbst in das Selbstkonzept integrieren und dadurch eine das Selbst stabilisierende Wirkung erzeugen. Bei Menschen mit einem brüchigen Selbstkonzept können durch die Diskrepanz zwischen Selbstkonzept und aktuellen bedrohlichen Erfahrungen Abwehrreaktionen hervorrufen, die Diskrepanzen bleiben bestehen und können langfristig zu psychischen Beeinträchtigungen führen. Versuche der Selbstdarstellung gegenüber anderen dienen dem Zweck, deren Bild vom Selbst positiv(er) zu gestalten (vgl. Oerter/Montada 2008, S. 230ff., 404 ff., 627ff.). Nach Shavelson (1979) besteht das allgemeine Selbstkonzept aus verschiedenen Teilsystemen: Dem akademischen, sozialen, emotionalem und physischem Selbstkonzept (vgl. Abb. Selbstkonzept).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Hierarchisches Selbstkonzept-Modell nach Shavelson et al. (1976).

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Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Die Förderung der beruflichen Integration benachteiligter Jugendlicher in der Sonderberufsfachschule. Exposé zur Masterarbeit
Untertitel
Eine Wirksamkeitsstudie zur Verbesserung des Selbstkonzepts und der Berufswahlentscheidung
Note
1
Autoren
Jahr
2013
Seiten
32
Katalognummer
V301569
ISBN (eBook)
9783956872969
ISBN (Buch)
9783668003897
Dateigröße
654 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Exposé zur Masterarbeit
Schlagworte
Die Förderung der beruflichen Integration benachteiligter Jugendlicher in der Sonderberufsfachschule - Eine Wirksamkeitsstudie zur Verbesserung des Selbstkonzepts und der Berufswahlentscheidung, Exposé zur Masterarbeit, SMS - Training, Selbstkompetenzen bei Jugendlichen fördern! Das SMS-Trainingshandbuch zur Verbesserung der beruflichen Integration von Haupt- und Realschülern. Göttingen: Hogrefe.
Arbeit zitieren
Klaus Ebert (Autor:in)Sandra Ebert (Autor:in), 2013, Die Förderung der beruflichen Integration benachteiligter Jugendlicher in der Sonderberufsfachschule. Exposé zur Masterarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301569

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