Das Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher im Kontext des technischen Wandels


Hausarbeit, 2015

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Modell von Koch und Oesterreicher

3. Die neuen Kommunikationsformen

4. Die Problematik
4.1. Der Medienbegriff
4.2. Die Kommunikationsformen

5. Lösungsansatz

5.1. Das Modell im Kontext der Text-to-Speech-Umwandlung

6. Fazit mit Ausblick

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Zeitalter der technischen Revolution, der zweiten Industrialisierung, in dem sich technische Innovationen überschlagen und nicht nur auf die Lebensführung, sondern auch wesentlich auf das Kommunikationsverhalten der Menschen Einfluss nehmen, wird nicht nur die Technikindustrie herausgefordert, sondern auch die Sprach- und Kommunikationswissenschaftler. So werden durch neue technische Kommunikationsmöglichkeiten oft altbewährte sprachwissenschaftliche Modelle hinfällig und neue, auf den Fortschritt angepasste Theorien und Modelle erforderlich.

Modelle wie zum Beispiel das Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher (Koch / Oesterreicher 1985) haben sich in der Vergangenheit bewährt. Auch heute noch findet das Modell in der Forschung Verwendung, jedoch wird es auch kritisch in Augenschein genommen. Da sich die Kommunikationssituation seit den 80er Jahren durch den technischen Fortschritt stark verändert hat, sollte das Modell kritisch betrachtet und auf Aktualität hin überprüft werden, um gegebenenfalls Verbesserungsmöglichkeiten und Ergänzungen herauszuarbeiten. Aus diesem Ansatz heraus ergibt sich folgende Fragestellung:

Hält das Nähe-Distanz-Modell nach Koch und Oesterreicher dem technischen Fortschritt der heutigen Zeit stand, oder ergibt sich aus den neuen Kommunikationsformen Potenzial für Erweiterungen oder Verbesserungen des Modells? Und wenn ja, wie könnten diese aussehen?

Dies gilt es im Folgenden zu untersuchen. Hierzu werden zunächst die Grundzüge des Nähe-Distanz­Modells nach Koch und Oesterreicher dargestellt und erläutert. Im Anschluss daran wird ein kurzer Überblick über die technischen Erneuerungen der letzten Jahrzehnte und deren Einfluss auf das Kommunikationsverhalten gegeben. Nachdem der Medienbegriff kurz diskutiert wurde, soll - um die Fragestellung beantworten zu können - anschließend die in der Forschungsdiskussion angebrachte Kritik an dem Modell skizziert und bewertet werden. Es wird sich herausstellen, dass zahlreiche Sprachwissenschaftler in dem besagten Modell Optimierungspotenzial sehen und Ergänzungen vorschlagen, die später näher in Augenschein genommen werden sollen. Nachdem der Forschungsstand dargestellt wurde, soll das Modell von Koch und Oesterreicher in Bezug zu der Text-to-Speech- Umwandlung näher betrachtet werden. Wie sich herausstellen wird, sind durchaus Ergänzungen des Modells angebracht, da der technische Fortschritt Erneuerungen in der Kommunikation hervorgerufen hat, die von Koch und Oesterreicher zum Zeitpunkt ihrer Ausarbeitung noch nicht berücksichtigt werden konnten. Abschließend sollen ein Lösungsansatz und Ergänzungsmöglichkeiten herausgearbeitet und die Ergebnisse in einem Fazit zusammengefasst werden. Eine abschließende Reflexion über den technischen Wandel soll weitere Denkanstöße geben und auf künftige Herausforderungen hinweisen.

2. Das Modell von Koch und Oesterreicher

Im Folgenden sollen zunächst die Grundzüge des Nähe-Distanz-Modells skizziert werden. Um zwischen geschriebener und gesprochener Sprache differenzierter unterscheiden zu können, stellten Koch und Oesterreicher in den 80er Jahren ein Modell vor, das nicht nur zwischen geschriebener und gesprochener Sprache unterscheidet, sondern auch die Konzeption berücksichtigt (vgl. Koch / Oesterreicher 1985: 17). In Anlehnung an Ludwig Söll^ arbeiteten die beiden Sprachwissenschaftler heraus, dass neben der Realisierungsform, die entweder phonisch oder graphisch erfolgt, auch die Konzeption, die in verschiedenen Abstufungen in konzeptionell mündlich oder konzeptionell schriftlich eingeteilt werden kann, einbezogen werden muss (vgl. Koch / Oesterreicher 1985: 17). So kann zum Beispiel ein Brief an ein Familienmitglied zwar medial schriftlich, aber konzeptionell mündlich und eine offizielle Rede medial mündlich und konzeptionell schriftlich sein. Nach Koch und Oesterreicher sei somit das Medium als strikt dichotomisch zu bezeichnen, wohingegen die Konzeption ein Kontinuum darstelle, das viele Abstufungen aufweise (ebd.).

Ferner stellten die beiden Sprachwissenschaftler heraus, dass die „relative Situierung im konzeptionellen Kontinuum aus dem Zusammenwirken mehrerer kommunikativer Parameter“ (Koch / Oesterreicher 1985: 19) hervorgehe. So beeinflussen im Bereich des phonischen Kodes zum Beispiel Parameter wie das soziale Verhältnis der Kommunikationspartner, die räumliche und zeitliche Zuordnung und der Öffentlichkeitsgrad die Situierung im konzeptionellen Bereich (ebd.). Hieraus ergeben sich bei der Gegenüberstellung von „extremer Mündlichkeit“ und „extremer Schriftlichkeit“ (ebd.) verschiedene Kommunikationsbedingungen, deren Zusammenspiel verschiedene Redekonstellationstypen2 hervorbringen (vgl. Koch / Oesterreicher 1985: 19). Faktoren wie Monologizität und Dialogizität, Rückkopplung, Planungsaufwand, Vertrautheit der Gesprächspartner, Grad der Öffentlichkeit spielen hierbei eine wesentliche Rolle (vgl. ebd.: 19-21). Aufgrund dieser Faktoren, die unterschiedlich gewichtet werden, könne nach Koch und Oesterreicher das Kontinuum nicht als linear bezeichnet werden, sondern man müsse es vielmehr als einen „mehrdimensionalen Raum“ (ebd.: 21) betrachten. So ergeben bestimmte Kombinationen der oben genannten Faktoren Kommunikationsformen, die nach Koch und Oesterreicher in Sprache der Nähe und Sprache der Distanz eingeteilt werden können (vgl. Koch / Oesterreicher 1985: 21).

Um in Erinnerung zu rufen, wie Koch und Oesterreicher ihr Modell veranschaulichten, soll es an dieser Stelle abgebildet werden:

Abbildung 1 :

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Nähe-Distanz-Modell nach Koch und Oesterreicher (1985: 23)

Wie aus dem Modell hervorgeht und von Koch und Oesterreicher näher erläutert wird, stellen die abgebildeten Dreiecke die Affinität der Konzeption zum Medium dar, wohingegen die Positionierung der Äußerungsformen das Maß an Nähe und Distanz angibt (ebd.). Text- sorten oder Diskursarten, die nahe am Distanz- bzw. Nähepol eingeordnet werden, können demnach als prototypisch für die jeweilige Medialität bezeichnet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher im Kontext des technischen Wandels
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft der RWTH Aachen)
Veranstaltung
Sprache als Medium
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
17
Katalognummer
V301709
ISBN (eBook)
9783956873621
ISBN (Buch)
9783668004801
Dateigröße
731 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Koch, Oesterreicher, Nähe-Distanz-Modell, Medium, Mündlichkeit, Schriftlichkeits, Chat, Chatsprache, Text-to-Speech, Speech-to-Text, Kommunikation, Kommunikationsformen, Medialität
Arbeit zitieren
Stefanie Poschen (Autor:in), 2015, Das Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher im Kontext des technischen Wandels, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301709

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