Diese Arbeit fasst Adolf Arnolds Werk "Allgemeine Agrargeographie" von 1997 zusammen. Die Kapitel sind entsprechend dem Buch strukturiert, geben jedoch nur die wichtigsten Punkte wieder.
Aus dem Inhalt:
Die Agrargeographie als wissenschaftliche Disziplin,
Allgemeine Einflussfaktoren des Agrarraumes,
Der Agrarraum der Erde und seine Grenzen,
Agrarregionen der Erde,
Die Welternährungssituation.
Allgemeine Agrargeographie
1. Die Agrargeographie als wissenschaftliche Disziplin
1.1 Aufgaben der Agrargeographie - Charakteristika der Agrarproduktion
1.2 Die Entwicklung der Agrargeographie
1.3 Agrargeographie und Nachbarwissenschaften
2. Allgemeine Einflussfaktoren des Agrarraumes
2.1 Die natürlichen Einflussfaktoren des Agrarraumes
2.1.1 Die vermeintliche Beherrschung der Natur
2.1.2 Naturfaktoren als Kostenfaktoren
2.1.3 Natürliche Gunst und Ungunsträume
2.1.4 Belastungs- und Regenerationspotentiale
2.1.5 Teilfaktoren des geoökologischen Komplexes
2.2 Ökonomische Einflussfaktoren des Agrarraumes
2.2.1 Produktionsfaktoren
2.2.2 Thünens Standort- und Intensitätslehre
2.2.3 Der Agrarmarkt
2.2.4 Der Agrarbetrieb
2.3 Individuelle und soziale Einflussfaktoren
2.3.1 Persönlichkeit des Betriebsleiters
2.3.2 Soziale Gruppen
2.4 Politische Einflussfaktoren
2.4.1 Entwicklung der staatlichen Agrarpolitik
2.4.2 Regionale Differenzierung der Agrarpolitik
2.4.3 Teilbereiche und Instrumente der Agrarpolitik
2.4.4 Räumliche Auswirkungen agrarpolitischer Maßnahmen
3. Der Agrarraum der Erde und seine Grenzen
3.1 Umfang
3.2 Innere und äußere Grenzen
3.2.1 Phänomen der Anbaugrenze
3.2.2 Trockengrenze
3.2.3 Polargrenze
3.2.4 Höhengrenze
3.3 Expansions- und Kontraktionsphasen
4. Agrarregionen der Erde
4.1 Probleme der agrargeographischen Regionalisierung
4.1.1 Klassifikationssysteme der Landwirtschaft
4.1.2 Regionalisierung des Agrarraums
4.2 Viehwirtschaftsregionen der Erde
4.2.1 Regionen des Nomadismus
4.2.2 Regionen der extensiven stationären Weidewirtschaft
4.2.3 Regionen der intensiven Viehwirtschaft auf Grünlandbasis
4.2.4 Viehwirtschaft in flächenarmen Betrieben (Massentierhaltung)
4.3 Regionen der Ackerbau- und Dauerkultursysteme
4.3.1 Regionen des Wanderfeldbaus und der Landwechselwirtschaft im Umbruch
4.3.2 Reisbauregionen
4.3.3 Regionen des traditionellen, kleinbetrieblichen, intensiven Ackerbaus ohne Reis
4.3.4 Regionen des spezialisierten Marktfruchtanbaus
4.4 Regionen der landwirtschaftlichen Gemischtbetriebe
5. Die Welternährungssituation
5.1 Definitorische und methodische Probleme
5.2 Unterernährung im historischen Kontext
5.3 Entwicklung von Bevölkerung und Nahrungsmittelproduktion
5.4 Verbreitungsmuster der Unterernährung
5.5 Ausblick
1 Die Agrargeographie als wissenschaftliche Disziplin
1.1 Aufgaben der Agrargeographie - Charakteristika der Agrarproduktion
Definition Agrargeographie:
Wissenschaft von der räumlichen Ordnung und räumlichen Organisation der Landwirtschaft
nach Otremba: Wissenschaft von der durch die Landwirtschaft gestalteten Erdoberfläche, sowohl als Ganzes als auch in ihren Teilen, in ihrem äußeren Bild, ihrem inneren Aufbau und ihrer Verflechtung ® physiognomische, strukturelle und funktionale Elemente der Agrarlandschaft
Definition Landwirtschaft:
planmäßige Bewirtschaftung des Bodens zum Zwecke der Gewinnung pflanzlicher und tierischer Produkte
weitere gemeingesellschaftliche Ziele: Pflege der Kulturlandschaft, Wahrnehmung von Umweltschutzaufgaben, Bereitstellung von Erholungsräumen ® gilt nur für Industrieländer
Hauptziel der Agrargeographie: räumliche Differenzierung der verschiedenen Erscheinungsformen der Landwirtschaft zu untersuchen
Untersuchungsobjekt: Agrarraum (=gesamte irgendwie landwirtschaftlich genutzte Teil der Erdoberfläche; ca. 32 % Fläche der festen Länder, 10 % wird als Ackerland genutzt)
innerhalb dessen: landwirtschaftliche Produktion, komplexe Vielfalt von Produkten, Produktionsmethoden, Organisationsformen
Hauptmerkmal der Landwirtschaft: extrem räumliche Unterschiede
Grundprinzip: Erzeugung pflanzlicher und tierischer Produkte
4 Hauptproduktionsketten von Nahrungsmitteln der Landwirtschaft: vgl. Abb. 1.1, S. 10
Schlüsselstellung der Landwirtschaft: Nahrungsmittelproduktion, industrielle Rohstoffe (bei sinnvoller Nutzung zeitlich unbegrenzt, Vergleich zu nicht regenerierbaren mineralischen Rohstoffen und fossilen Energieträgern) fast Hälfte der Erwerbstätigen in Landwirtschaft (Agrarquote schwankt dabei aber extrem)
1.2 Die Entwicklung der Agrargeographie
früher Vertreter der agrargeographischen Betrachtungsweise: J. Nepomuk v. Schwarz Klassiker aus dem Jahre 1826: J. Heinrich v. Thünen ® Inhalt seines Werkes: Einfluss der Marktentfernung auf die Form des landwirtschaftlichen Betriebs; wollte mit seinem Modell die Differenzierung des Agrarraums durch rein ökonomische Einflüsse erklären; landwirtschaftliche Standorttheorie
Ende des 19. Jahrhunderts: Th. H. Engelbrecht: unterschied mit Hilfe der Agrarstatistik weltweite Landbauzonen; nach Prinzip der Schwergewichtsverbreitung der Nutzpflanzen erstellte er eine räumliche Differenzierung des Agrarraums der Erde dar Kurz vor 1.WK Begründer Agrargeographie: H. Bernhard, P. Hillmann, R. Krzymowski (s. S. 13-17)
1.3 Agrargeographie und Nachbarwissenschaften
Zuordnung zur Wirtschaftsgeographie; Teildisziplinen der Allgemeinen Kulturgeographie; Naturwissenschaften; Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
2 Allgemeine Einflussfaktoren des Agrarraumes
Agrarraum der Erde = buntes Mosaik von Agrarsystemen
2.1 Die natürlichen Einflussfaktoren des Agrarraumes
landwirtschaftliche Primärproduktion basiert auf Photosynthese (= Fähigkeit der Pflanzen, aus Wasser, anorganischen Mineralien des Bodens, Kohlendioxid der Atmosphäre organische Substanzen aufzubauen, erforderliche Energie aus der Sonneneinstrahlung)
auf pflanzlicher baut tierische Produktion auf
2.1.1 Die vermeintliche Beherrschung der Natur
Überwindung natürlicher Schranken - Frage von Kapitaleinsatz und Technologieentwicklung
- in den gemäßigten Breiten: am ehesten steuerbar, Produktionsfaktor Boden durch fortlaufende Bodenbearbeitung, verbessert Bodenstruktur, Umbruch starker Böden mit hohem Tonanteil durch Traktoren, Tiefpflügen, Mineraldünger, organische Dünger, Gründünger; Dränagesysteme
- in ariden Zonen und Tropen: schnell Grenzen erreicht
- fast nicht steuerbar, Faktor Klima: Großklima gar nicht möglich, Mikroklima begrenzt, z.B. mit Hilfe von Windschutzhecken, Bewässerungssysteme; Wärme und Licht nur durch hohen Kapitalaufwand steuerbar, Treibhäuser mit Verdunklungsanlagen ® nur kleinflächig für ertragsintensive Kulturen
2.1.2 Naturfaktoren als Kostenfaktoren
- überwiegende Selbstversorger: Erzeugung der lebensnotwendigen Produkte und die unter den gegebenen Bedingungen produziert werden können
- marktwirtschaftlicher Betrieb: Konkurrenz der Mitbewerber miteinzuberechnen, Spezialisierung auf diejenigen Erzeugnisse, die optimal an seinem Standort gedeihen können ® wenn mehrere dieser Art und Weise folgen, dann wird aus der einzelbetrieblichen Spezialisierung eine räumliche; Voraussetzungen: effektives Transport- und Verteilungssystem, niedrige Transportkosten
- seit Beginn der Industrialisierung: allgemeine Abhängigkeit der Landwirtschaft von den Naturfaktoren hat sich verringert, aber Ausbildung größerer Wirtschaftsräume und Senkung der Transportkosten führte zu einer größeren Berücksichtigung der natürlichen Faktoren
2.1.3 Natürliche Gunst und Ungunsträume
- natürliche Standortfaktoren unterliegen einer konstanten ökonomischen Bewertung ® deshalb lassen sich auch keine Gunst- und Ungunsträume unterscheiden
- Bewertung des Naturraumes steht zunächst in Relation zum jeweiligen technologischen Entwicklungsstand (früher wurde nicht Boden gesucht, der fruchtbar war, sondern der am leichtesten zu bearbeiten war); außerdem muss Naturpotential in Bezug zur Produktionsrichtung gesetzt werden (jeder Produktionsfaktor hat andere Ansprüche für Standort)
- heute neigt man im Zeichen der betrieblichen Spezialisierung entweder zum reinen Grünland- oder zum reinen Ackerbaubetrieb
- Abgrenzung begünstigter Agrargebiete in Relation zu anderen (gleicher technologischer Entwicklungsstand vorausgesetzt!) nach folgenden Kriterien:
- hohe pflanzliche Bruttoproduktion je Flächeneinheit als Funktion von Ertragskraft der Böden und der Länge der thermischen und hygrischen Vegetationszeit
- hohe Variationsbreite der Produktionsmöglichkeiten
- geringes Ertragsrisiko
- langfristige Stabilität des Ökosystems
2.1.4 Belastungs- und Regenerationspotentiale
Bei Umwandlung des Urwaldes in Ackerland wurden 2 ökologische Grundprinzipien verletzt:
- der Anbau von annuellen Systemen ersetzte die perennierenden Waldsysteme mit ihren langlebigen Pflanzen
- Monokulturen im Rahmen dieser annuellen Systeme traten an die Stelle der Artenvielfalt des früheren Waldes
Aber: meistens bildete sich ein neues Gleichgewicht im Landschaftshaushalt aus vgl. Abb. 2.1, S. 25
® Globale Potentialgrenzen
Bodendegradation, gravierendstes Problem weltweit
Definition: dauerhafte oder irreversible Veränderung der Strukturen und Funktion von Böden oder der Verlust, die durch physikalische und chemische oder biologische Belastungen entstehen und die Belastbarkeit des jeweiligen Systems überschreiten
- Wassererosion = am gefährlichsten in den Gebirgsräumen der Tropen und Subtropen
- Winderosion v.a. Sahelzone mit Ausweitung der Ackerflächen mit immer kürzeren Bracheperioden
- Versalzung: unzureichende Dränage oder Entwässerung
- Vernässung: zu hohe Wassergaben
- Bodenverschmutzung: in Mitteleuropa
- Sonderfall: Desertifikation
Definition: Landdegradation in ariden, semiariden und trockeneren subhumiden Zonen, hauptsächlich infolge menschlicher Eingriffe
Auswirkungen: Bodendegradation, v.a. durch Winderosion, betrifft v.a. weitgehende Zerstörung der Vegetation und die Störung des Wasserhaushaltes tritt auf in Räumen mit hoher Niederschlagsvariabilität mit mehrjährigen Dürreperioden
- Rodung: Zerstörung eines Ökosystems mit hohem Produktionspotential
- Übertragung von ungeeigneten Nutzungsweisen aus anderen Klimazonen dadurch großräumige ökologische Schäden in den Trockengebieten und in den Tropen; immer wieder wurde versucht, die moderne Landwirtschaft der Agrarrevolution, die den Böden, Klimaten und Kulturpflanzen der gemäßigten Breiten entspricht, auf andere Klimate zu übertragen
- Schäden durch Übertragung: nach Zerstörung der natürlichen Grasnarbe, Schäden durch äolische und fluviatile Erosion (in Steppengebieten der USA und UdSSR); ausgelöst durch: fehlende Vegetationsdecke im Winter und Bodenbearbeitung, die zu einer Reduzierung der bodenstabilisierenden Huminstoffe führt.
®deshalb nötig: Entwicklung angepasster Agrarsysteme bedeutet unter anderem kurzzeitiger Gewinnverzicht zugunsten einer langen Stabilität
- Schweres Konfliktpotential: Wasserressourcen
in Entwicklungsländern Landwirtschaft Hauptwasserverbraucher, steigender Nahrungsbedarf erfordert Ausweitung der Bewässerungsfläche
® künftige Wasserversorgung: quantitative Verknappung
Verschlechterung der Wasserqualität nach Einführung intensiver Methoden
vgl. Abb 2.2, S. 26
® Potentialgrenzen industrieller Landwirtschaft
landwirtschaftlich genutzte Flächen: dienen der landwirtschaftlichen Produktion = biologische Produktionsfunktion
Erfüllung wichtiger Funktionen der Umweltsicherung
(z.B. Grundwasserbildung)
in Industrieländern lange verdrängt: Schäden in der Umwelt durch Landwirtschaft
Unterscheidung folgender Belastungen:
- physikalische Belastung
Bodenerosion und Bodenverdichtung (Entstehung durch Verwendung schwerer Maschinen: Boden wird in Fahrgassen verknetet, Infiltration des Niederschlagswassers wird behindert, dadurch verstärkter Oberflächenabfluss, sinkende Erträge, da Wurzelwachstum behindert wird)
-chemische Belastung
Einsatz von Mineraldünger, Vergrößerung der Tierbestände ® erhöhter Anfall von organischem Dünger, Erhöhung des Nährstoffvorrats im Boden, Gewässer eutrophieren durch Ausschwemmung, Nitratanreicherung im Grundwasser
Anreicherung von Pflanzenschutzmitteln in Boden und Grundwasser, Kontamination von Schwermetallen im Boden
- biologische Belastung
durch extrem enge Fruchtfolgen, Verarmung der Pflanzengesellschaften gegenüber der alten Fruchtwechselwirtschaft durch Begünstigung von Pflanzen mit hohen Bodenansprüchen
- Luftverschmutzung
klimawirksame Spurengase wie Ammoniak, Kohlendioxid, Methan
- Streben nach technikgerechten Nutzflächen
rührt aus Anforderungen der Landtechnik nach großen, leicht zu befahrenden Schlägen
- Artenschwund
Verschwinden vieler Tier- und Pflanzenarten
- Umweltbelastungen regional sehr unterschiedlich, in D folgende Gebiete stark belastet:
- intensive Ackerbaugebiete der Bördenzone von Hannover bis Leipzig, am Niederrhein, in den Gäuzonen SüdD: vorherrschende Marktfruchtbetriebe wirtschaften vielfach viehlos, Fruchtfolge ist auf 3 Glieder eingegrenzt: Weizen - Wintergerste - Zuckerrübe/Raps
- Gemüse- und Sonderkulturgebiete am Oberrhein, Mosel, Main und Neckar
- Veredelungsgebiete mit hohem Tierbesatz im westlichen Niedersachsen; Hauptproblem hier: Nitratanreicherung im Grundwasser
Konsequenz: Orientierung zur alternativen Bewirtschaftung (versucht mit naturnahen Methoden zu produzieren und dabei die natürliche Bodenfruchtbarkeit zu bewahren)
2.1.5 Teilfaktoren des geoökologischen Komplexes
® Klima und Witterung
Definition Klima: mittlerer Zustand der Atmosphäre über einem Gebiet während eines längeren Zeitraums
Untrennbares Kompendium im Freiland: Temperatur, Strahlungs- und Wasserhaushalt, Luftbewegungen
- Licht
liefert die Energie für Assimilationsprozesse, beeinflusst die Formbildung der Pflanze, steuert beim Reifeprozess der Frucht den Gehalt von Eiweiß, Zucker und Aromastoffen
differiert auf der Erde nach Intensität und Dauer der Einstrahlung
Lichtverhältnisse nicht nur abhängig von der geographischen Breite, sondern auch von der Höhenlage, von dem Wasserdampfgehalt der Luft, vom mittleren Bevölkerungsgrad
- Wärme
setzt Grenzen für Anbaumöglichkeiten, sehr wichtig ist der Temperaturgang während der Vegetationsperiode
produktives Pflanzenwachstum erst bei Temperaturen über 5°C, Keimungstemperaturen niedriger
- Dauer der Vegetationszeit
aus agrargeographischer Sicht eine der wichtigsten Klimagrößen
bei Unterschreitung von 90-100 Tagen: Rentabilitätsgrenze des Ackerbaus wird erreicht
kurze Vegetationszeit ist nachteilig, weil
der Ackerbau auf wenige kurzlebige Pflanzen beschränkt wird
die Zeiten für die Feldbestellung und Ernte eingeengt sind
während der langen Arbeitsruhe das Kapital gebunden wird und so die Kapitaleffizienz verringert wird
lange Vegetationszeit ermöglicht dagegen
evtl. 2 Ernten im Jahr
ist Voraussetzung für Zwischenfruchtbau
Insgesamt: Dauer der Vegetationszeit ist nur grobes Kriterium für möglichen Nutzungsweisen; maritime Klimate haben lange Vegetationsperioden, doch ist Reifezeit wegen der niedrigen Sommertemperaturen und der reduzierten Einstrahlung länger
- Wasser
Wasser für Pflanze notwendig für Erhaltung des Quellzustandes ihres Zellplasmas, für Assimilation, für Aufrechterhaltung des Transportstroms aus dem Wurzelbereich zu den transpirierenden Blättern
Wasserverbrauch setzt sich zusammen aus Verdunstung des Bodens und der Pflanze; schwankt mit Wachstumsphase (oft: in Hauptwachstumsphase und vor Fruchtansatz hohe Wassergaben nötig, dagegen bei Reife rapider Rückgang)
Niederschläge wirken nie allein, sondern immer in Korrelation mit Boden, Temperatur...
Temperatur steuert Verdunstung von Boden und Pflanzen = Evapotranspiration
Verhältnis von Niederschlag und Temperatur ergibt Humidität bzw. Aridität eines Raumes
3 Formen der Niederschlagsunstetigkeiten:
Variabilität des Jahresniederschlags
Variabilität des Niederschlagseinsatzes zu Beginn einer Vegetationsperiode
Variabilität der Niederschlagstätigkeit innerhalb einer Vegetationsperiode
- Witterung
= Ablauf des wechselnden Wettergeschehens im Jahresgang, von besonderer Bedeutung
bestimmt den zeitlichen Ablauf der landwirtschaftlichen Arbeiten
Wetterrisiko: Schwankungen der Flächenerträge, zeitliche Verschiebung der Erntetermine, damit oft verbunden Einbußen
Wetterrisiko kann begegnet werden durch: Technologieeinsatz, angepasste Anbautechniken, diversifizierte Produktion (Ertragsausgleich mit anderen Produkten)
- Boden
lokale Bodenverhältnisse entscheiden, welche der vom Klima tolerierten Pflanzen tatsächlich angebaut werden
Hauptproduktionsmittel der Landwirtschaft, = oberste, belebte Verwitterungsrinde der Erde
sehr unterschiedliches Produktionspotential unterliegt Zusammenspiel verschiedener Faktoren:
- Physikalische Eigenschaften
Korngrößenstruktur, Krümelung, Porenvolumen entscheidet über das Wasser und Lufthaushalt; Grundwasser wird in feinen Poren als Haftwasser festgehalten, Aufnahme dann von Pflanzenwurzeln, hinreichende Durchlüftung, ermöglicht den Gausaustausch und die Aufnahme von Sauerstoff
Tiefgründige, an Feinsand reiche Lehm- und Lößboden können so viel Niederschlag aufnehmen, dass längere Trockenperioden überstanden werden können
- Chemische Eigenschaften
bestimmt durch den Gehalt von Nährstoffen, Spurenelementen und organischen Substanzen
- Biologische Eigenschaften
vielfältiges Wirken von Bakterien, Pilzen, Bodentieren; Abbau von Pflanzenresten, Überführung in einfache organische Verbindungen, Freisetzung von Mineralien
Bodenfruchtbarkeit: natürliche, nachhaltige Fähigkeit zur Pflanzenproduktion
2.2 Ökonomische Einflussfaktoren des Agrarraumes
landwirtschaftliche Aktivitäten unterliegen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten nach Übergang zur kommerziellen, marktorientierten Produktion
2.2.1 Produktionsfaktoren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Betriebswirtschaft: Güter, Dienste, Rechte – für Agrargeographie jedoch VWL ausreichend!
Zusammenhang zwischen Produktionsfaktoreinsatz und Ertrag ® Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs nach TURGOT
Inhalt des Gesetzes: bei fortlaufender Vermehrung der variablen Einsatzmenge eines Produktionsfaktors um jeweils eine Einheit und gleichzeitiger Konstanz der übrigen Faktoreinsatzmengen wird der Ertragszuwachs abnehmen
Gesetz nicht immer und überall gültig, erst bei einer bestimmten Einsatzmenge nehmen die Ertragszuwächse ab ® vgl. Tab. 2.3 S.40
Mit Gesetz lässt sich der optimale Produktionsmitteleinsatz ermitteln (ist erreicht, wenn der in Geld bewertete Grenzertrag gleich dem Preis des Produktionsmittel ist
Kombination der 3 Produktionsfaktoren in einem optimalen Mengenverhältnis
- Minimalkostenkombination (teuere Produktionsfaktoren sparsam einsetzen, billige dagegen reichlich)
Vgl. Abb. 2.4, S: 42 Möglichkeiten der Faktorenkombination
Verschiedene Kombinationsmöglichkeiten bilden einen wichtigen ökonomischen Erklärungsansatz für die Differenzierung des Agrarraums der Erde:
- Entwicklungsländer mit niedriger Bevölkerungsdichte
- Entwicklungsländer mit hoher Bevölkerungsdichte, Boden ist knapp und teuer, minimale Betriebsflächen, Arbeitskräfte im Überfluss, Ergebnis: arbeits- und bodenintensive Wirtschaftsweise mit mittleren Hektarerträgen
- Industrieländer mit hoher und niedriger Bevölkerungsdichte: gemeinsame Züge, hohe Kosten bei Arbeit, reichliche Ausstattung mit Kapitalgütern, im Zuge der Industrialisierung wurde Arbeitseinsatz immer mehr durch Kapitaleinsatz ersetzt
2.2.2 THÜNENs Standort- und Intensitätslehre
wichtigste Gesetzmäßigkeiten für die räumliche Ordnung der Landwirtschaft
restriktive Annahmen bei Modellkonstruktion:
Existenz eines isolierten Staates, keinerlei Verbindung zur übrigen Welt; Staat wird durch eine einzige große Stadt beherrscht, die der Landwirtschaft als Versorgungszentrum dient; Transportkosten steigen proportional zur Entfernung des Produktionsstandorts vom Absatzort und zum Gewicht des Produkts Vgl. Abb. 2.3 S. 44 Unterschiedliche Entfernung – unterschiedliche Transportkostenbelastung – gleiches Produkt – unterschiedliche Erzeugerpreise Erzeugerpreise errechnen sich aus: Differenz zwischen Marktpreis (für alle Produzenten gleich) und Transportkosten (je nach Entfernung unterschiedlich hoch)
Gewinn des Betriebs errechnet sich aus: Marktpreis – (Produktionskosten + variablen Transportkosten) = bei ortsüblicher Bewirtschaftung auch als Grundrente anzusehen bzw. Landrente Grundrente erwirkt räumlichen Differenzierungsprozess der landwirtschaftlichen Erzeugung:
Selektion der pflanzlichen und tierischen Produkte nach dem Grad ihrer Transportkostenempfindlichkeit Steigerung der Intensität, d.h. Steigerung des Arbeits- und Kapitalaufwands je Flächeneinheit mit zunehmender Marktnähe
In Nähe der Stadt werden Produkte angebaut, die im Verhältnis zu ihrem Wert ein großes Gewicht haben, oder einen großen Raum einnehmen, und deren Transportkosten nach der Stadt so bedeutend sind, dass sie aus entfernteren Gegenden nicht mehr geliefert werden (Produkte, die leicht verderben!); größere Entfernung von der Stadt, v.a. Produkte mit niederen Transportkosten (Zuckerrüben, Kartoffel)
Frischmilch erbringt eine hohe Grundrente, Transportkostenbelastung hoch, Erzeugung in größerer Entfernung nur sinnvoll, wenn Milch durch Verminderung des Wassergehalts veredelt wird Vgl. Abb. 2.4, S. 46
Thünen`schen Kreise:
gliedert die Produktionszweige und Betriebssysteme mit zunehmender Marktentfernung
1. Kreis: freie Wirtschaft, leichtverderbliche Produkte, transportkostenempfindliche Güter
2. Kreis: Forstwirtschaft, hohe Transportkosten, stadtnah Brennholz, stadtfern Nutzholz
3. Kreis: Fruchtwechselwirtschaft, Ackerbau in intensiver Form zw. Halm- und Blattfrucht
4. Kreis: Koppelwirtschaft, Feldgraswirtschaft, abwechselnde Nutzung Acker und Weide
5. Kreis: Dreifelderwirtschaft, extensivste Form des Getreideanbaus mit Brache
6. Kreis: Viehzucht, in selbständiger Form als Weidewirtschaft, Erzeugnisse hoher Wert und relativ niedrige Transportkosten
Vgl. Abb. 2.5, S. 47
Modellkritik: Auswirkungen von Wasserstraßen; Auswirkungen der Technisierung und ökonomische Veränderungen – Unterscheidung von den fiktiven Annahmen; Anstieg der Weltbevölkerung, Steigerung der Nachfrage nach Nahrungsgütern hat unbedeutende Landreserven aufgezehrt; in Industrieländern Entwicklung des Verkehrwesens; heute schnelle Transportmöglichkeiten und Kühltechnik; Senkung der Transportkosten durch Eisenbahn, LKW ...; Stadtwald heute Naherholungsfunktion
Jedoch: prinzipielle Gültigkeit der Theorie bleibt unbestritten
2.2.3 Der Agrarmarkt
Agrarmarkt ist der ökonomische Ort, der dem Ausgleich von Angebot und Nachfrage dient, gliedert sich räumlich, zeitlich und sachlich in Teilmärkte; kann unterschieden werden nach Warengattungen oder nach räumlichen Reichweite
Marktorientierung wird gemessen an der Vermarktungsquote der landwirtschaftlichen Produktion, räumliche und zeitliche Unterschiede
- Vertriebssysteme
Einteilung der Nachfrager in 5 Gruppen: Direktkonsumenten (Lokalmärkte der Entwicklungsländer, Wochenmärkte in Industrieländer), Agrarhandel, Absatzgenossenschaften der Erzeuger, Handwerkliche und industrielle Be- und Verarbeiter, Landwirte
- Elastizitätsbegriff
gibt Verhältnis zwischen prozentualen Mengenänderungen des Angebots oder der Nachfrage zu den sie verursachenden Preisänderungen bzw. Einkommensänderungen wieder
Preiselastizität der Nachfrage bzw. des Angebots gibt an, um wie viel sich die angebotene oder nachfragende Menge ändert
Einkommenselastizität der Nachfrage bzw. des Angebots misst die Reaktion der Haushaltsnachfrage nach Nahrungsmitteln bei Einkommensänderungen
- Nachfrage und Konsumgewohnheiten
selten konstant, unterliegt folgenden Faktoren: Demographische Entwicklung, Einkommensverhältnisse, Preisrelationen zwischen den verschiedenen Agrarprodukten, Konsumgewohnheiten Ohkawa-Gleichung zur Berechnung der Nachfrageentwicklung – vgl. S. 51 wichtigste Ursache der Nachfrageexpansion: Bevölkerungswachstum und in Industrieländern Einkommensentwicklung Einkommensabhängigkeit der Nachfrageentwicklung wirkt sich folgendermaßen aus Steigender Wohlstand, Ausgaben wachsen für Nahrungsmittel schneller als Einkommen – Engel’sches Gesetz (Fallen der Nahrungsmittelpreise verursacht keinen größeren Konsum)
[...]
- Arbeit zitieren
- Martin Eder (Autor:in), 2015, Zusammenfassung des Buches "Allgemeine Agrargeographie" von Adolf Arnold, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301710
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