Während des Ersten Weltkrieges beförderte die deutsche Feldpost um die 28,7 Milliarden Sendungen zwischen Front und Heimat. Insgesamt wurden mehr Sendungen von der Heimat an die Front geschickt als in umgekehrter Richtung. Die Feldpost diente dazu, den Kontakt zwischen den Soldaten an der Front und ihren Angehörigen in der Heimat herzustellen und aufrechtzuerhalten, und dadurch sowohl die Kriegsmoral der Soldaten als auch die Solidarität, den Patriotismus und das Durchhaltevermögen an der „Heimatfront“ zu stärken. Die Postsendungen zwischen Heimat und Front beinhalteten Postkarten, Briefe, Pakete und Zeitungen. Feldpostkarten wurden am häufigsten verschickt, weil sie die Möglichkeit eines kurzen und vor allem schnellen Grußes boten. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden Bildpostkarten massenweise von kommerziellen Verlagen und Privatleuten produziert.
Neben dem schriftlichen Inhalt sind Feldpostkarten als sozial- und kulturhistorische Quelle vor allem wegen ihres vielfältigen Repertoires an Bildmotiven für die Geschichtswissenschaft interessant. Die Quellengattung der Feldpostkarten ist in der historischen Forschung lange vernachlässigt worden , doch in jüngster Zeit gibt es immer mehr umfangreiche Studien, die sich mit den Aussagewerten, Auswertungsmethoden und Erkenntnispotenzialen der Bildpostkarten befassen.
Die vorliegende Arbeit lehnt sich an den Untersuchungsergebnissen von Brocks und Eckart an und macht es sich zur Aufgabe, eine kleine Zahl ausgewählter Postkartenmotive mittels systematischer Bildanalyse auf ihre Gestaltung und ihre Wirkung hin zu untersuchen. Auch soll ermittelt werden wer die mutmaßlichen Produzenten und Adressaten der Postkarte waren und welche Wirkungsabsicht mit dem Postkartenmotiv verfolgt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Fotographische Postkartenmotive
- 3. Atelierfotografien
- 3.1. Weihnachten in der Heimat
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht ausgewählte Feldpostkartenmotive des Ersten Weltkriegs mittels systematischer Bildanalyse. Die Zielsetzung besteht darin, die Gestaltung, Wirkung, mutmaßlichen Produzenten und Adressaten der Motive zu ermitteln und die dahinterstehende Wirkungsabsicht zu analysieren.
- Analyse fotografischer Postkartenmotive im Ersten Weltkrieg
- Kategorisierung der Motive nach Herstellungsart und Produzent
- Ermittlung der mutmaßlichen Adressaten und Wirkungsabsicht
- Untersuchung der propagandistischen Wirkung der Postkarten
- Vergleich der untersuchten Postkartenmotive hinsichtlich Gemeinsamkeiten und Unterschieden
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der Feldpost im Ersten Weltkrieg, insbesondere von Feldpostkarten, als wichtiges Kommunikationsmittel zwischen Front und Heimat. Sie hebt die lange Vernachlässigung dieser Quelle in der Forschung hervor und verweist auf neuere Studien, die sich mit dem Aussagewert und den Erkenntnispotenzialen von Bildpostkarten befassen. Die vorliegende Arbeit knüpft an diese Studien an und fokussiert auf die systematische Bildanalyse ausgewählter Postkartenmotive, um deren Gestaltung, Wirkung und die dahinterstehende Wirkungsabsicht zu untersuchen. Die Arbeit analysiert vier ausgewählte Postkartenmotive, die sich in Herstellungsart, Themen und Adressatenkreis unterscheiden. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Motive eine propagandistische Wirkung aufweisen, die Moral und den Patriotismus stärken sollten.
2. Fotographische Postkartenmotive: Dieses Kapitel beschreibt die Bedeutung und Verbreitung fotografischer Postkartenmotive im Ersten Weltkrieg. Es wird herausgestellt, dass die Fotos, unabhängig davon ob sie aus Ateliers, von Amateuren oder professionellen Kriegsberichterstattern stammten, eine vermeintliche Authentizität und einen Wahrheitswert besaßen. Es wird jedoch betont, dass die Fotografien die Realität nicht objektiv abbildeten, sondern Wirklichkeiten inszenierten und konstruierten. Die Kapitel dient als Grundlage für die spätere detaillierte Analyse der ausgewählten Postkartenmotive.
3. Atelierfotografien: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Atelierfotografien als eine besondere Art von Postkartenmotiven. Es wird erklärt, dass viele Fotografien in Ateliers aufgenommen und reproduziert wurden, sowohl Porträts als auch inszenierte Szenen. Die Analyse der ersten beiden Postkartenmotive, die als inszenierte Atelierfotografien identifiziert werden, steht im Mittelpunkt. Das Kapitel hebt die unterschiedlichen Techniken der Bildgestaltung hervor, wie z.B. die Nachkolorierung der ersten Postkarte, um deren Wirkung und die dargestellte Botschaft zu untersuchen. Es wird angedeutet, dass diese inszenierten Motive eine starke phatische und emotionale Botschaftsfunktion hatten.
3.1. Weihnachten in der Heimat: Die detaillierte Analyse der ersten Postkarte, einer Collage aus gemaltem Hintergrund und retuschierter Fotografie, steht hier im Mittelpunkt. Das zentrale Motiv, ein glücklich dreinblickendes Mädchen mit Geschenken vor einem Tannenbaum, wird im Detail beschrieben. Die Bildkomposition, die Verwendung von Farben und das "Kindchenschema" des Mädchens werden analysiert, um die Wirkung auf den Betrachter zu erläutern. Es wird gezeigt, wie die Bildgestaltung – die idyllische Darstellung der Heimatlandschaft trotz der angedeuteten Kriegsrealität im Hintergrund – den Soldaten an der Front ein Gefühl von Heimweh, aber auch Zuversicht vermitteln sollte. Die militärische Körperhaltung des Mädchens dient als subtiler Hinweis auf den anhaltenden Kriegszustand.
Schlüsselwörter
Feldpostkarten, Erster Weltkrieg, Bildanalyse, Propaganda, Kriegsmoral, Heimatfront, Fotografie, Atelierfotografien, Bildmotive, Wirkungsabsicht, Adressaten, inszenierte Fotografie, Authentizität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse von Feldpostkartenmotiven des Ersten Weltkriegs
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert ausgewählte Feldpostkartenmotive des Ersten Weltkriegs mittels systematischer Bildanalyse. Der Fokus liegt auf der Gestaltung, Wirkung, den mutmaßlichen Produzenten und Adressaten der Motive sowie der dahinterstehenden Wirkungsabsicht.
Welche Arten von Postkartenmotiven werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Arten von Postkartenmotiven, darunter fotografische Postkartenmotive (einschließlich Atelierfotografien und Motive von Amateuren oder professionellen Kriegsberichterstattern) und inszenierte Fotografien.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die fotografischen Postkartenmotive zu kategorisieren, die mutmaßlichen Adressaten und die Wirkungsabsicht zu ermitteln und die propagandistische Wirkung der Postkarten zu untersuchen. Ein Vergleich der Motive hinsichtlich Gemeinsamkeiten und Unterschieden ist ebenfalls Bestandteil der Analyse.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung): Bedeutung von Feldpostkarten im Ersten Weltkrieg, Forschungsstand und Forschungsfragen. Kapitel 2 (Fotografische Postkartenmotive): Verbreitung und Bedeutung fotografischer Postkarten im Ersten Weltkrieg, vermeintliche Authentizität und Inszenierung von Wirklichkeiten. Kapitel 3 (Atelierfotografien): Analyse von Atelierfotografien als besondere Art von Postkartenmotiven, Analyse von zwei ausgewählten inszenierten Atelierfotografien. Kapitel 3.1 (Weihnachten in der Heimat): Detaillierte Analyse einer spezifischen Postkarte (Collage aus gemaltem Hintergrund und retuschierter Fotografie), Analyse der Bildkomposition, Farben und Wirkung auf den Betrachter.
Welche Bedeutung haben die untersuchten Postkartenmotive?
Die untersuchten Postkartenmotive weisen alle eine propagandistische Wirkung auf, die darauf abzielt, die Moral und den Patriotismus zu stärken. Sie vermitteln oftmals Botschaften von Heimweh und Zuversicht an Soldaten an der Front.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Feldpostkarten, Erster Weltkrieg, Bildanalyse, Propaganda, Kriegsmoral, Heimatfront, Fotografie, Atelierfotografien, Bildmotive, Wirkungsabsicht, Adressaten, inszenierte Fotografie, Authentizität.
Wie werden die Postkartenmotive analysiert?
Die Analyse der Postkartenmotive erfolgt mittels systematischer Bildanalyse. Dabei werden Aspekte wie Bildkomposition, Farben, verwendete Techniken (z.B. Nachkolorierung) und die dargestellten Motive detailliert untersucht, um deren Wirkung und die vermittelte Botschaft zu verstehen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zeigt, dass die untersuchten Postkartenmotive, auch wenn sie vermeintlich authentische Bilder vermitteln, inszenierte Wirklichkeiten darstellen und gezielt zur Stärkung der Kriegsmoral und des Patriotismus eingesetzt wurden. Die detaillierte Bildanalyse ermöglicht es, die dahinterstehende Wirkungsabsicht und die Strategien der Propaganda zu erkennen.
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- Sabrina Rutner (Author), 2014, Feldpostkarten als Quellen zur Erfahrungsgeschichte des Ersten Weltkrieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301735