In der vorliegenden Bachelorarbeit über den gedenkpolitischen Kurs des Antifaschismusfilms der DEFA als Gratwanderung zwischen Antifaschismuspropaganda und Vergangenheitsaufarbeitung gilt es, die Potenziale einer aufrichtigen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit jenseits von politischer Einfärbung aufzudecken und von den Elementen der Ideologieüberhöhung zu trennen.
Der Auswahl der Filme liegt folgende Überlegung zugrunde: So sind „Nackt unter Wölfen“ und „Jakob der Lügner“ zwei Filme, die sich bezüglich des Regisseurs Frank Beyer und der Zuordnung zum Genre „Antifaschismusfilm“, sowie hinsichtlich der Entstehung aus einer Romanvorlage vergleichen lassen.
Die zeitliche Distanz der beiden Produktionen vor dem Hintergrund des Kurses der Kulturpolitik der SED sowie die Unterschiedlichkeit der Autoren Bruno Apitz und Jurek Becker hinsichtlich ihrer politischen Einstellungen, aber auch die unterschiedliche thematische Schwerpunktsetzung der Erzählungen bieten die Basis, um das Maß an Authentizität in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die Beschaffenheit des propagandistischen Nutzens der Widerstandsthematik für die Staatsideologie vergleichen zu können.
In den Entstehungsgeschichten der Erzählungen, die beide als Filmskript konzipiert, als Roman veröffentlicht und zum Teil erst Jahre später zu einem Drehbuch modifiziert wurden, wird auch der Wandel in der Kulturpolitik, sowie Veränderungen und Konstanten im Politik- und Geschichtsbewusstsein der Autoren und des Regisseurs deutlich.
Hierbei gilt es nicht zu prüfen, inwieweit das Dargestellte den historischen Tatsachen entspricht. Die Bereitstellung subversiver Interpretationsmöglichkeiten und mehrdimensionaler Geschichtsbilder mit Widersprüchen, die ein persönliches Erinnern jenseits des staatlich reglementierten Blicks auf die Vergangenheit erlauben, ist hier entscheidend.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rezeption des Holocausts in der DDR
- Der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit
- Der Antifaschismus in Theorie und Praxis
- Das Medium Film im Spiegel der SED-Kulturpolitik
- Das Selbstverständnis der DEFA und das Genre des Antifaschismusfilms
- Frank Beyer und der DEFA-Film
- Analyse der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte
- ,,Nackt unter Wölfen“
- Der Entstehungszusammenhang der Erzählung
- Die Verfilmung durch die DEFA
- Rezeption und Resonanz
- ,,Jakob der Lügner“
- Der Entstehungszusammenhang der Erzählung
- Die Verfilmung durch die DEFA
- Rezeption und Resonanz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit analysiert den antifaschistischen Kurs des DEFA-Films im Kontext der DDR-Kulturpolitik. Es soll untersucht werden, wie der DEFA-Film die NS-Vergangenheit aufarbeitete und gleichzeitig die eigene Staatsdoktrin propagierte. Dabei liegt der Fokus auf den Filmen „Nackt unter Wölfen“ und „Jakob der Lügner“ von Frank Beyer.
- Die Rezeption des Holocausts in der DDR
- Der Einfluss der SED-Kulturpolitik auf die DEFA-Produktion
- Die Rolle des Antifaschismusfilms im Kontext der DDR-Staatsdoktrin
- Der Vergleich der Filme „Nackt unter Wölfen“ und „Jakob der Lügner“ in Bezug auf ihre Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte
- Die Möglichkeit der künstlerischen Subversion im DEFA-Film
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz der Thematik sowie die Forschungslücke beleuchtet. Anschließend wird in Kapitel 2 die Rezeption des Holocausts in der DDR, insbesondere der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und die Entwicklung des Antifaschismus als politische Theorie, betrachtet. Kapitel 3 beleuchtet das Medium Film im Kontext der SED-Kulturpolitik, die Rolle der DEFA und die Person des Regisseurs Frank Beyer. Die Kapitel 4.1 und 4.2 analysieren die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der Filme „Nackt unter Wölfen“ und „Jakob der Lügner“ im Detail.
Schlüsselwörter
DEFA-Film, Antifaschismus, DDR, Holocaust, Kulturpolitik, SED, Frank Beyer, „Nackt unter Wölfen“, „Jakob der Lügner“, Vergangenheitsaufarbeitung, Propaganda, Subversion, Rezeption, Entstehungsgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Maren Müller (Autor:in), 2013, Der DEFA-Film zwischen Antifaschismuspropaganda und Vergangenheitsaufarbeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302029