Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen des 4C/ID Modell exemplarisch an einem BiWi im Bereich der politischen Erwachsenenarbeit
2.1 Hierarchisierung zur Kompetenzanalyse
2.2 Sequentialisierung der Aufgabenklassen
2.3 Entwurf von Lernaufgaben
2.3.1. Unterstützende Informationen
2.3.2. Just-in-time Informationen
3 Theoretische Überlegungen zum 4C/ID Modell
3.1 Lerntheoretische Überlegungen und Aspekte des situierten Lernens
3.1.1. Behaviorismus
3.1.2. Kognitivismus
3.1.3. Konstruktivismus
3.1.4. Situiertes Lernen
3.2 Didaktische Szenarien zur Integration in das 4C/ID Modell
3.3 Geeignete Medien zur Unterstützung des Blueprints
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
In einem Zeitalter, in dem kontinuierliches, lebenslanges Lernen immer mehr an Priorität gewinnt, einer „Existenznotwendigkeit“ (Lehr, 2000) gleichkommt, werden auch Trainingsprogramme zur optimalen Kompetenzschulung erforderlicher denn je. Eines davon ist das in den 1990er Jahren von Jeroen G. van Merriënboer entwickelte Vier-Komponenten-Instruktionsdesign-Modell (4C/ID-Modell), welches komplexes Lernen innerhalb von authentischen Lernumgebungen und individueller Fähigkeit entsprechend fördert (Bastiaens, Deimann, Scharder, Orth, 2012, S. 90).
Der Schwerpunkt in dieser Hausarbeit liegt in der Ausarbeitung eines Blueprints - anhand des oben genannten Modells - für einen Bildungswissenschaftler1 im Bereich der politischen Erwachsenenarbeit, der sich einem Training zur Durchführung eines Workshops zum Thema Globalisierung unterzieht. Im Anschluss an die Darstellung der praktischen Anwendung des Modells folgen theoretische Überlegungen zu situiertem Lernen, didaktischen Szenarien und der Anwendung unterschiedlicher Medien, ehe die Arbeit mit einem Résumé schließt.
2 Grundlagen des 4C/ID Modell exemplarisch an einem Bildungswissenschaftler im Bereich der politischen Erwachsenenarbeit
Das 4C/ID-Modell, welches sich dem Bereich der modernen Instruktionsdesign-Modelle zuordnen lässt, dient dem Fähigkeitserwerb komplexer kognitiver Fertigkeiten. Dies soll durch Aufgaben ermöglicht werden, die möglichst alltagsnah und ausreichend umfassend dargestellt werden, wobei eine Separation zwischen wiederkehrenden und nicht- wiederkehrenden Fertigkeiten getroffen wird. Das Modell basiert auf der Annahme, dass vier Komponenten, die in Wechselbeziehung zueinander stehen, am ehesten zu einem Erlernen von komplexen Kompetenzen befähigen. Die angesprochenen Komponenten sind konkreter: Lernaufgaben (learning tasks), unterstützende Informationen (supportive information), just-in-time Informationen (procedural information) und Part-Task-Practice (Van Merriënboer, Clark, de Croock, 2002, S.43; siehe Abb. 1). Sie können 4 wiederum in zehn weitere Schritte gegliedert werden, von denen die fünf folgenden im weiteren Verlauf näher erläutert werden: 1. Schritt Kompetenzanalyse, 2. Sequentialisierung der Aufgabenklassen, 3. Entwurf von Lernaufgaben, 6. Entwurf von unterstützenden Informationen, 9. Entwurf von just-in-time Informationen (Bastiaens et al., 2012, S. 94ff.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Grafische Darstellung des 4C/ID Modells (van Merriënboer, Clark, de Croock, 2002, S.44)
2.1 Hierarchisierung zur Analyse der Kompetenz
Um ein Blueprint erstellen zu können, ist es zunächst notwendig, ein Ziel - die zu erlernende komplexe Fertigkeit - zu definieren, welches nach Abschluss des Trainings erreicht werden soll. Die angestrebte Kompetenz wird in TeilFertigkeiten zerlegt und hierarchisch strukturiert. In der vorliegenden Arbeit wird dies in Abbildung 2 exemplarisch für einen Bildungswissenschaftler im Bereich der politischen Erwachsenenarbeit dargestellt, der einen Workshop zum Thema Globalisierung veranstaltet.
Die Hierarchie besteht aus zwei Ebenen, die Aufschluss über den Zusammenhang zwischen den konstituierenden Teilen der komplexen Fertigkeit geben: Die horizontale Ebene stellt die temporäre Relation dar und somit den zeitlichen Ablauf der Tätigkeiten. Übertragen auf den zu planenden Workshop bedeutet dies für den Bildungswissenschaftler im Bereich der politischen Erwachsenenarbeit, dass er zunächst die Inhalte vorbereitet, sich anschließend mit dem Design seines Workshops auseinandersetzt, ehe er mit der Generierung der Teilnehmer beginnt und schlussendlich den Workshop durchführt, um diesen im Anschluss zu evaluieren. Die temporäre Ebene wird von links nach rechts gelesen (Van Merriënboer et al., 2002, S. 40f.), wobei die strikte Trennung zwischen den einzelnen Fertigkeiten nicht immer gegeben ist. So könnte der Bildungswissenschaftler schon während der Vorbereitung der Workshop-Inhalte parallel Überlegungen zu der Darstellungsform dieser anstellen.
Auf der vertikalen Ebene werden die konditionalen Relationen abgebildet. Sie werden von unten nach oben betrachtet und bauen aufeinander auf. So kann der Vortrag nur gut vorbereitet werden, wenn sich zuvor das entsprechende Fachwissen angeeignet wurde.
Des Weiteren wird in der Hierarchie zwischen wiederkehrenden und nicht- wiederkehrenden Fertigkeiten differenziert (Bastiaens et al., 2012, S. 95). Erstere befinden sich in der Regel in den unteren Schritten der vertikalen Ebene, in gewähltem Beispiel wäre das Eingrenzen eines umfassenden Themengebietes und die Auswahl eines Schwerpunktes eine wiederkehrende Fertigkeit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Fertigkeitenhierarchie für Bildungswissenschaftler im Bereich der politischen Erwachsenen arbeit
2.2 Sequentialisierung der Aufgabenklassen
In einem weiteren Schritt werden Aufgabenklassen für die Lernaufgaben gebildet, wobei der Anspruch an den Lernenden von Klasse eins bis drei zunehmend ansteigt. Der Schwierigkeitsgrad innerhalb der jeweiligen Aufgabenklasse ist auf ähnlichem Niveau, so umfasst Klasse eins schon alle grundlegenden Fertigkeiten der Kompetenz, jedoch mit niedrigerem Anspruch als die Klassen zwei und drei. Diese Art der ansteigenden Komplexität soll eine Überforderung des Lernenden verhindern (van Merriënboer, Kirschner, Kester, 2003, S. 5), sie dient nicht dem Erwerb einzelner Teilfertigkeiten, sondern dem der ganzheitlichen Kompetenz.
Neben dem beschriebenen Sequenzprinzip der vereinfachenden Annahmen (engl. simplifying assumptions), welches für diese Arbeit gewählt wurde und die am weitesten verbreitete Anwendung besitzt, existieren drei weitere Prinzipien, die im 4C/ID-Modell eingesetzt werden können, in dieser Arbeit jedoch nicht weiter vertieft werden: Die Nachdruck-Manipulation, die Mentale Modelle Progression sowie das Systematische Problemverfahren (engl. systematic approach to problemsolving, SAP) (Bastiaens et al., 2012, S. 96f.).
In Abbildung 3 werden vereinfachende Annahmen aufgeführt, die beispielhaft für die Durchführung eines Workshops sind:
Vereinfachende Annahmen:
Kenntnisstand: hoch, geringes Vorwissen, komplett neues Themengebiet Medien-/Materialvertrautheit: ja, nein
Wissensstand der Teilnehmer: ähnlich, gemischt, extrem divergierend Dauer: 8 Stunden, 2 Tage, 4 Tage
Motivation der Teilnehmer: konstant, im Verlauf abfallend, Austritt mehrerer Teilnehmer
Teilnehmergewinnung: einfach, zu viele, zu wenig
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Vereinfachende Annahmen [Eigene Darstellung]
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1 Um eine bessere Lesbarkeit zu gewähren, wird in der Schreibweise nur die männliche Form verwendet. Gemeint sind jedoch beide Geschlechter.