Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Biographie
2.1 Kindheit und Jugend
2.2 Einstieg in die soziale Hilfsarbeit
2.3 Emigration und Aberkennung
3. Alice Salomons Beiträge zur Sozialen Arbeit
3.1 Exkurs: Gesellschaftliche und Geschichtliche Rahmenbedingungen
3.2 Entwicklung internationaler Kontakte
3.2.1 Soziale Diagnose nach Mary Richmond
3.2.2 Settlement- Bewegung nach Jane Addams
3.3 Innovation einer sozialen Frauenschule
4.Schlussreflexion
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Gesegnet, wer seine Arbeit gefunden hat“. Dieses Zitat von Thomas Carlyles war für Alice Salomon eines der Bedeutsamsten in ihrem Leben. Es begleitete sie ein Leben lang und prägte ihre weitere Arbeit (vgl. Berger 2005: 25). Alice Salomon ist eine der bekanntesten Pionierinnen der Sozialen Arbeit, welche wohl den wesentlichsten und prägendsten Einfluss auf die Entwicklung der sozialen Berufsarbeit in Deutschland nahm (vgl. Landwehr 1981: 11). Ebenso engagierte sie sich für die deutsche Frauenbewegung. Trotz ihrer enormen Relevanz für die Frauenbewegung, möchte ich diesen Aspekt nur trivial thematisieren. Hierbei handelt es sich um ein vielseitiges und komplexes Thema, welches einen größeren Raum benötigt, als diesen, der sich hier ergibt. Diesbezüglich werde ich im weiteren Verlauf meiner Hausarbeit auf die Entwicklung der sozialen Arbeit, durch die prägendsten Beiträge Alice Salomons, eingehen. Durch die Rahmenbedingungen der Hausarbeit ist es nicht möglich, diese explizit vorzustellen. Daher werde ich die für mich persönlich herausragenden Beiträge aufgreifen und erläutern. Ich habe mich für dieses Thema entschieden, da Alice Salomon mehrfach in Vorlesungen und Seminaren thematisiert wurde. Dadurch wurde ersichtlich, welch eine bedeutungsvolle Persönlichkeit Alice Salomon für die Entwicklung der Sozialen Arbeit darstellte. Darüber hinaus wurde aber auch deutlich, dass Alice Salomon durch den damaligen Nationalsozialismus oftmals in Vergessenheit geriet. So entschied ich mich dazu, meine Hausarbeit anhand des Themas: „Alice Salomon und ihre Beiträge zur Sozialen Arbeit“ zu verfassen. Dadurch möchte ich nochmals ihre Relevanz für die Soziale Arbeit hervorheben und verdeutlichen. Zu Beginn meiner Hausarbeit werde ich auf Alice Salomons Biographie eingehen. Im zweiten Teil meiner Hausarbeit werde ich mich mit Alice Salomons Beiträgen zur Sozialen Arbeit und dessen Hintergründe auseinandersetzen. Dazu werde ich nochmals präziser auf die damaligen gesellschaftlichen und geschichtlichen Rahmenbedingungen des 19. Jahrhunderts eingehen. Dies soll ein Verständnis für Alice Salomons Handeln darlegen. Um diese Thematik adäquat ausarbeiten zu können, habe ich mich mit unterschiedlichen Literaturen von und über Alice Salomon, wie zum Beispiel „Lebenserinnerungen – Jugendjahre, Sozialreform, Frauenbewegung, Exil“ von Alice Salomon beschäftigt.
2. Biographie
2.1 Kindheit und Jugend
Alice Salomon wurde am 19. April 1872 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Albert Salomon, ein wohlhabender Kaufmann und Anna Salomon, geborene Potocky-Nelken (vgl. Berger 2005: 15). Alice Salomon hatte zwei Brüder und drei Schwestern. In ihrem achten Lebensjahr verstarb einer ihrer Brüder an Diphtherie (vgl. Salomon 2008: 16). Ihre Familie gehörte dem wohlhabenden Bürgertum an. Dies erschwerte es Alice Salomon, sich auf einen Beruf vorzubereiten. Damals gehörte es zum Statussymbol einer Frau des wohlhabenden Bürgertums, keinerlei Arbeit zu verrichten. Dies galt sowohl im beruflichen Sinne, als auch im eigenen Hause, da an Stelle dessen Dienstmädchen und weiteres Personal eingestellt wurden (vgl. Landwehr 1981: 17f). Mit noch nicht mal sechs Jahren wurde Alice in eine kleine, private Schule eingeschult (vgl. Berger 2005: 16). Diese besuchte sie bis zu ihrem 15. Lebensjahr (vgl. Salomon 2008: 37). Alice Salomons Vater, Albert Salomon verstarb während ihrer Schulzeit mit 53 Jahren an einer Brustfellentzündung (vgl. Kuhlmann 2000: 51). Nach erfolgreichem Abschluss der Schule, im Jahre 1887, verbrachte sie zunächst ihre Zeit mit den damals üblichen Freizeitaktivitäten höherer Töchter. Dazu gehörten die Besuche von Bällen, Kunstausstellungen und Musikabenden (vgl. Landwehr 1981: 17). Ungeachtet dessen, dass man es als unkonventionell erachtete einen Beruf in ihrem Wohlstand zu praktizieren, strebte Alice Salomon eine Ausbildung als Lehrerin an. Alice Salomons Jugendjahre beschrieb sie als desolat, da nicht sie, sondern die gesellschaftlichen Normen ihr Leben prädestinierten (vgl. Salomon 2008: 15).
2.2 Einstieg in die soziale Hilfsarbeit
Der erste Schritt in den Beginn ihres sozialen Engagements fand 1893 in Berlin statt. Dort erhielt Alice Salomon eine Einladung zur Gründungsversammlung der Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit. Durch ehrenamtliche Tätigkeiten sollten den Horten, Waisenhäusern, Krippen und diversen sozialen Institutionen freiwillige Hilfen und Unterstützungen angeboten werden (vgl. Berger 2005: 21). Erstmals bekamen die Frauen und Mädchen die Gelegenheit, sich von der häuslichen Untätigkeit zu lösen und einer Arbeit nach zu gehen, in der sie sich gebraucht fühlen konnten. Ihre Arbeit gab den Frauen sowohl einen neuen Lebensinhalt, als auch einen neuen Lebenszweck (vgl. Salomon 2008: 53). Die Mädchen- und Frauengruppe für soziale Hilfsarbeit war zunächst ein Verein, welcher sich fortschreitend zu einer Bewegung entwickelte (vgl. Berger 2005: 21). Innerhalb der Organisation sollten die Frauen und Mädchen lernen, unter fachlicher Leitung, Hilfeleistungen zu gewähren. Einige unprofessionelle Hilfestellungen missglückten aufgrund mangelnden Theorie- und Praxiskenntnissen. Folglich wurden praktische und theoretische Schulungen für ehrenamtliche Hilfsarbeiter eingeführt (vgl. Berger 2005, nach Peyser 1958: 22). Allmählich gewann Jeanette Schwerin, Vorsitzende der Mädchen- und Frauengruppe für soziale Hilfsarbeit, zunehmend an Bedeutung in Alice Salomons Leben. Jeanette Schwerin war für Alice Salomon mütterliche Freundin, als auch Mentorin (vgl. Berger 2005: 22). So stellte Jeanette Schwerin einen zusätzlichen wichtigen Faktor für Alice Salomons weiteres Engagement innerhalb der Gruppe dar. Alice Salomon war zunächst in einem Kinderhort tätig und begann dort erste Erfahrungen zu sammeln. Ihre Aufgaben bestanden darin, die Hausaufgaben mit den Kindern zu bearbeiten und sie anschließend mit stricken oder Kreisspielen zu beschäftigen. Zu diesem Zeitpunkt erhielten bestehende Erziehungsprobleme noch keine Aufmerksamkeit oder Verständnis. Zudem wurden weder intellektuelle oder künstlerische Fähigkeiten der Kinder gefördert (vgl. Salomon 2008: 44f). Neben Alice Salomons Arbeit im Hort, beteiligte sie sich zusätzlich an den Durchführungen von Hausbesuchen. Dort konnte sie weitere soziale Probleme feststellen. Sie erhielt einen Einblick in die Not und das Elend, welchem die alleinerziehenden Mütter der Kinder im Hort ausgesetzt waren. Diese lebten in verwilderten Unterkünften und arbeiteten unter miserablen Bedingungen. Hinsichtlich dieser Erkenntnisse ergriffen 1898 Alice Salomon und einige ihrer Freundinnen die Initiative und gründeten das erste Berliner Clubheim für Fabrikantinnen. Folglich entstanden weitere Arbeiterinnenheime mit Übernachtungsmöglichkeiten und einem Sommererholungsheim (vgl. Berger 2005: 23). Als Jeanette Schwerin verstarb, übernahm die 27-jährige Alice Salomon die Funktion der Vorsitzenden der Mädchen- und Frauengruppe für soziale Hilfsarbeit. Für Alice Salomon begann ein neuer, bedeutsamer Lebensabschnitt. In den darauf folgenden Jahren erhielt Alice Salomon eine Einladung zum „Doktorschmaus“. Dort erfuhr sie, dass es ihr möglich sei, aufgrund einer Ausnahme für verdienstvolle Menschen, ein Studium zu beginnen. Daraufhin beschloss sie, einen Antrag zu stellen, welcher sogleich Zuspruch fand (vgl. Berger 2005: 26f). Sie begann neben ihrer Tätigkeit in der Frauen- und Mädchengruppe das Studium der Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie, (vgl. Salomon 2008: 11) an der Königlichen Friedrich-Wilhelms Universität in Berlin (vgl. Berger 2005: 91). Im dritten Semester verfasste Alice Salomon eine Seminararbeit zu dem Thema „Grenznutzungsprinzip“, worüber sie das Angebot eines Dozenten erhielt, diesbezüglich zu promovieren. Als Alice Salomon sich dazu entschloss, erwies sich ihr Weg zur angestrebten Promotion als sehr schwierig. Aufgrund ihrer fehlenden Vorbildung, dem Abitur, lehnte sowohl der Dekan der Fakultät, als auch das Ministerium eine Promotion ab. Alice Salomon verfasste ungeachtet dessen ihre Doktorarbeit und stellte anschließend einen weiteren Antrag zur Promotion. Unter Würdigung der Doktorarbeit einiger Dozenten entschloss sich das Ministerium dazu, trotz der mangelnden Vorbildung, die Promotion Alice Salomons zu genehmigen (vgl. Berger 2005: 27ff). Da sie nicht an einer rein wissenschaftlichen Laufbahn interessiert war, begann sie sich nach dem Abschluss ihres Studiums wieder intensiver im sozialen Bereich zu engagieren (vgl. Berger 2005: 33).
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