Psychoedukation bei schizophrenen Menschen in stationärer Behandlung zur Stressorenreduzierung


Forschungsarbeit, 2015

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Fragestellung/Erkenntnisinteresse/Forschungsgegenstand
1.1 Forschungsgegenstand und forschungsleitende Fragestellung
1.2 Relevanz der Fragestellung für die Soziale Arbeit
1.3 Reflexion der Fragestellung unter forschungsethischen Gesichtspunkten

2. Forschungsstand
2.1 Aktueller Stand der Forschung
2.2 Folgerungen für die Studie

3. Methodologische Positionierung: qualitative/quantitative Studie
3.1 Grundannahmen und Prinzipien quantitativer und qualitativer Forschung
3.2 Folgerungen für die Studie

4. Forschungsdesign, Erhebungs- und Auswertungsmethoden
4.1 Forschungsdesign
4.2 Methoden der Datenerhebung und Auswertung
4.3 Begründung der Methodenwahl

5. Konzeptualisierung, Operationalisierung und Hypothesenbildung
5.1 Grundlage der Psychoedukation und deren zentrale Konzeptionen
(Eigenständige Modifizierung des Schizophreniemodells nach Ciompi 1997)
5.2 Operationalisierung des Forschungsgegenstands
5.3 Hypothesenbildung

6. Stichprobe und Feldzugang
6.1 Grundgesamtheit und Möglichkeiten der Stichprobenbildung
6.2 Feldzugang und Zielgruppenansprache
6.3 Reflexion des Feldzugangs und der Zielgruppenansprache

Literaturliste

1. Fragestellung/Erkenntnisinteresse/Forschungsgegenstand

1.1 Forschungsgegenstand und forschungsleitende Fragestellung

Gegenstand dieser Forschung ist die Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen. Da es sich hierbei um vielschichtige Krankheitsbilder handelt, die je nach Art und Ausprägung sehr individuelle Verläufe nehmen, sind die jeweiligen Therapieformen und methodischen Herangehensweisen ebenfalls sehr unterschiedlich. Um dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen gerecht zu werden, liegt der Fokus auf dem Krankheitsbild der Schizophrenien. Des Weiteren ist es wichtig, die aktuelle Lebenssituation zu berücksichtigen. Daher beschränkt sich das Forschungsgebiet auf stationär betreute Klienten.

Von besonderem Interesse ist es herauszufinden, welche methodischen Zugänge im eben genannten Arbeitsfeld dominieren und wie praxisrelevant diese für die Soziale Arbeit sind. Hierbei wird es aufgrund der Fülle von Konzepten als erforderlich angesehen, nochmals eine Eingrenzung auf die Methode der Psychoedukation vorzunehmen. Sie stellt einen wichtigen Bestandteil eines integrativen Therapiekonzeptes dar (vgl. Goldbeck 2004, S. 78) oder allgemeiner gesehen, enthält jeder psychiatrisch-psychotherapeutische Umgang mit den Betroffenen auch psychoedukative Elemente (vgl. Bäuml; Pitschel-Walz 2005, S. 8). Daher scheint hier ein sehr realer Bezug zwischen Forschungsgegenstand und Arbeitspraxis herstellbar. Welche Kompetenzen liegen überwiegend im Verantwortungsbereich der Sozialen Arbeit? Gibt es methodisch abzugrenzende Schwerpunkte zwischen Therapeuten anderer Berufsgruppen und SozialarbeiterInnen? Nehmen die Klienten die Methode der Psychoedukation als hilfreich wahr, und welchen Stellenwert hat aus ihrer Sicht die Zusammenarbeit mit den SozialarbeiterInnen in diesem Zusammenhang? Diese und andere Fragen führen zu folgender forschungsleitenden Fragestellung:

„Kann in der Praxis der Sozialen Arbeit die Methode der Psychoedukation bei schizophren erkrankten Menschen in stationärer Behandlung eine Reduzierung der Stressoren bewirken?“

1.2 Relevanz der Fragestellung für die Soziale Arbeit

Psychisch erkrankte Menschen sollten unter gleichen Voraussetzungen eine Ermöglichung und Gewährleistung des Rechts auf Teilhabe und einer autonomen Lebensführung haben. Aus dieser Sichtweise heraus sind therapieunterstützende Maßnahmen entsprechend der individuellen Ressourcen der Klienten möglichst niederschwellig und subsidiär anzulegen. Hauptziele der Psychoedukation für die Betroffenen und deren Angehörigen sollten die Förderung eines selbstverantwortlichen Umgangs mit den Symptomen sein, und für die Professionellen die Förderung der Selbstkompetenz der Klienten und Angehörigen (vgl. Bäuml; Pitschel-Walz 2008, S. 4).

Aber kann Soziale Arbeit dies durch ihre Interventionen wirksam unterstützen, und wie erfolgreich sind diese Maßnahmen, wenn gleichzeitig Psychiater und andere Therapeuten in die Behandlung eingebunden sind? Der Kosten-/Finanzierungsdruck im Sozial- und Gesundheitswesen erfordert von unserer Profession ständige Rechtfertigung der Wirksamkeit unserer Leistungen, ansonsten drohen Kürzungen. Daher zielt diese Untersuchung darauf ab, hier die besonderen Kompetenzen der Berufsgruppe zu erfragen und ihren Anteil an Therapie(miss-)erfolgen darzustellen.

1.3 Reflexion der Fragestellung unter forschungsethischen Gesichtspunkten

Unter forschungsethischen Gesichtspunkten ist es wichtig, dass den Befragten Ziel und Zweck des Forschungsgegenstands erläutert wird. Zum einen sollten Forscher begründen können, warum Forschung auf diesem Gebiet überhaupt für notwendig erachtet wird. Zum anderen sollte das Ziel der Forschung transparent gemacht werden (vgl. Schnell; Heinritz 2006, S. 21/22). Für die Soziale Arbeit sollte es daher erforderlich sein, ihre originären Kompetenzen bei der Erkennung lebensweltlicher Ressourcen zu nutzen und wirksame Methoden in der Arbeit mit den Klienten abzuleiten. Schließlich ist die Wirksamkeit der Maßnahmen zu evaluieren. Die Fragestellung soll genau dies zum Ziel haben.

Neben der Ergebnisoffenheit ist es wichtig, den aktuellen Diskurs zur Forschung auf diesem Gebiet genauso einzubeziehen wie Ergebnisse anderer Studien zum Thema ehrlich zu behandeln. Auch werden wir nur solche Daten erheben, die zur Erhellung des Sachverhalts beitragen. Den Befragten soll zu jeder Zeit bewusst sein, dass die Fragestellung ausschließlich die Klärung der Rolle der professionellen Sozialen Arbeit innerhalb des Psychoedukationsmodells zum Ziel hat, und es muss darauf geachtet werden, dass dies, vor allem bei der Befragung von Betroffenen, in einer Sprache geschieht, die allgemein verständlich ist. Es dürfen gegenüber den Befragten keine falschen Aussagen über den Nutzen der Forschung entstehen und keine unerfüllbaren Versprechungen gemacht werden (vgl. Schnell; Heinritz 2006, S. 23)

Insgesamt muss die Forschungstätigkeit dahingehend eingeschätzt werden, ob sie ethisch relevante positive oder negative Folgen für die Befragten haben und auf Basis einer Risikoeinschätzung eine ethische Prävention initiieren (vgl. Schnell; Heinritz 2006, S. 22). Insbesondere aufgrund des Krankheitsbildes der Betroffenen werden die Fragen an sie so formuliert, dass möglichst keine individuell sensiblen Gefühle oder schlechte Erinnerungen an die Vergangenheit berührt werden. Sollte dies dennoch geschehen, so werden im Vorfeld der Befragungen die zuständigen Sozialarbeiter verständigt, wie im Falle der Krisenintervention vorzugehen ist

Die Fragen werden so formuliert, dass sie zielführend sind und gleichzeitig neutral beantwortbar bleiben. Des Weiteren müssen sie ausschließlich zur Erhellung des Sachverhalts beitragen. Definitiv ist zu vermeiden, dass sie das vermeintlich „gewünschte Ergebnis“ befördern. Auch sollten die Umgebung und die persönliche Haltung der Befrager so gestaltet sein, dass sie möglichst nicht manipulierend wirken (z.B. einschüchternd, ablenkend o.ä.).

Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen ist ein besonderes Anliegen, daher werden alle erhobenen personenbezogenen Daten anonymisiert und für eine sichere Aufbewahrung gesorgt (vgl. Schnell, Heinrit; 2006, S. 23).

2. Forschungsstand

2.1 Aktueller Stand der Forschung

Die Methode der Psychoedukation wurde das erste Mal 1981 in der psychiatrischen Therapie angewendet. Da wir kaum Material über den aktuellen Forschungsstand der Anwendung der Methode in der Sozialen Arbeit finden konnten, haben wir uns dazu entschieden, über den aktuellen Forschungsstand in der Allgemeinpsychiatrie zu berichten.

Eine Studie von Pekkala und Merinder (2002) kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Methode der Psychoedukation erreicht wird, dass der zu Behandelnde Kenntnisse über seine Erkrankung erlangt. Zusätzlich erhöht sich seine Mitarbeit und er ist eher gewillt der Einnahme von Medikamenten zuzustimmen. Bäuml et al. (2006) stellen fest, dass Patienten bei denen die Methode der Psychoedukation angewandt wird ein geringeres Rückfallrisiko haben. Sollte ein solcher Patient noch einmal stationär aufgenommen werden, ist seine Verweildauer kürzer. Zu diesem Ergebnis kommen auch Rummel-Kluge und Kissling (2008). (vgl. S.146f)

„Aufgrund ihrer Ergebnisse erklären sie die Psychoedukation zu einem wichtigen Bestandteil der Behandlung schizophren Erkrankter.“ (Kogan 2012, S. 146)

Eine Studie von Rummel-Kluge et al. (2006) stützt die Annahme, dass die Wirksamkeit bei der Methode der Psychoedukation danach beurteilt werden kann, dass erhöhte Kenntnisse über die Krankheit, sowie eine gesteigerte Bereitschaft zur Medikamenteneinnahme bestehen. Aguglia et al. (2007) weisen nach, dass ein erneutes Auftreten der Krankheitssymptome vermindert werden und dass die Betroffenen einen höheren Wert ihrer eigenen Existenz erleben. Auch eine Studie von Bechdolf et al. (2010) stützen diese Annahme. Eine wissenschaftliche Untersuchung in China von Guo et al. (2010) zeigt auf, dass weniger Patienten die Therapie vorzeitig beendigen, ein erneutes Auftreten der Krankheit unwahrscheinlicher ist, das Erkennen der eigenen Krankheitssymptome wahrscheinlicher und dass die Mitwirkung bei der medikamentösen Behandlung steigt, wenn während der Behandlung Neuroleptika verabreicht wird und psychoedukative Maßnahmen angewendet werden. Auch Xia et al. (2010) zeigen auf, dass aufgrund psychoedukativer Maßnahmen ein wiederholtes Auftreten der Krankheit und das Wiederaufnahmerisiko gesenkt und die Bereitschaft zur Medikamenteneinnahme erhöht wird. Einige wissenschaftlichen Untersuchungen (Abbadi 2005, Cunningham Owens et al. 2001) zeigen allerdings auch negative Ergebnisse auf. Genannt werden eine erhöhte Suizidalitätsrate und Vereinsamung, sowie eine unstabile Beziehung zwischen Therapeut und Patient (vgl. Kogan, S.146f).

Es gibt inzwischen auch Studien (Wiedemann et al., 2003; Pitschel-Walz 2004), die belegen, dass auf längerer Sicht angewendete psychoedukative Maßnahmen dazu führen, dass das Rückfallrisiko für eine erneute stationäre Aufnahme sehr stark sinkt. In der vorliegenden Studie geht es um einen Zeitraum von sieben Jahren. Bei einem Vergleich zwischen Kranken, bei denen psychoedukative Maßnahmen angewendet werden und bei denen keine solchen Maßnahmen angewendet werden, zeigt die Studie, dass die, die an keinen psychoedukativen Maßnahmen teilnehmen, deutlich dreifach häufiger erneut stationär aufgenommen werden (vgl. Bäuml et al. 2003).

Aufgrund der steigenden wissenschaftlichen Ergebnisse über die Effektivität der Methode der Psychoedukation ist es notwendig, die Fragen in künftigen Studien zu verfeinern. Besonders wichtig ist die Frage nach dem effektivsten Element der Psychoedukation, sowie die Ergänzung der wichtigsten Ergebnismerkmale (vgl. Bäuml 2008).

2.2 Folgerungen für die Studie

Aufgrund der zahlreichen Ergebnisse der Studien, die die Wirksamkeit von psychoedukativen Maßnahmen bei an Schizophrenie erkrankten Patienten belegen, wird es für zwingend notwendig gehalten, dass auch Ergebnisse über die Wirksamkeit der Psychoedukation in der Sozialen Arbeit, spezieller noch, für die Arbeit mit stationär betreuten Klienten aufgezeigt werden. Dies ist deshalb so wichtig, weil in dem Bereich noch keinerlei wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit der Methode der Psychoedukation belegen. Es gibt keinerlei Studien die sich mit der Psychoedukation in der Sozialen Arbeit beschäftigen. Besonders bei der Erstellung der wissenschaftlichen Studie soll daher darauf geachtet werden, dass die Frage nach der Effektivität und die Erweiterung der Zielkriterien berücksichtigt wird. Es zudem äußerst wichtig, die negativ genannten Auswirkungen im Blick zu haben und die Fragen darauf zu fokussieren.

3. Methodologische Positionierung: qualitative/quantitative Studie

3.1 Grundannahmen und Prinzipien quantitativer und qualitativer Forschung

In der empirischen Sozialforschung werden die Prinzipien der qualitativen und der quantitativen Erhebungen unterschieden. Bei der qualitativen Sozialforschung steht vor allem das Verstehen von sozialem Handeln im Fokus. Gegenstand ist das menschliche Verhalten aus der subjektiven Perspektive eines Individuums (vgl. Micheel 2010, S.24). Dabei werden einzelne Fälle beschrieben oder rekonstruiert, um daraus, im Sinne eines induktiven (herbeiführenden) Ansatzes, fallbezogene Aussagen zu generieren. Die Hermeneutik – das Auslegen und Interpretieren einer beobachtbaren Situation – ist dabei ein wichtiges Instrument (vgl. Schaffer 2002, S.46).

Während sich die qualitative Forschung auf die Hypothesensuche konzentriert, geht es in der quantitativen Forschung um eine hypothesenprüfende und deduktive (ableitende) Vorgehensweise (vgl. ebd.). Quantitative Studien haben in der Regel relativ große Stichproben als Grundlage, aus denen heraus eine Quantifizierung der Erhebungsdaten erfolgt. Dabei werden durch das Operationalisieren die genauen Anweisungen zum Messen von beobachtbaren Sachverhalten vorgegeben, die wiederum mit den vorgegebenen theoretischen Begriffen und Konzepten verknüpft sind. Die so gewonnenen Variablen (veränderliche Merkmale) werden dann in ein Verhältnis zueinander gesetzt. Der Forschungsprozess ist hierarchisch aufgebaut. Er beginnt mit der Definition eines Forschungsproblems und endet mit der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse (vgl. Micheel 2010, S.15/16). „Dabei besteht das Ziel von quantitativer empirischer Sozialforschung in der Erklärung oder der Exploration und Beschreibung von sozialen Sachverhalten auf der Ebene von Aggregaten und nicht von Individuen.“ (s. Micheel 2010, S.3)

[...]

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Details

Titel
Psychoedukation bei schizophrenen Menschen in stationärer Behandlung zur Stressorenreduzierung
Autor
Jahr
2015
Seiten
19
Katalognummer
V302713
ISBN (eBook)
9783668017207
ISBN (Buch)
9783668017214
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
psychoedukation, menschen, behandlung, stressorenreduzierung
Arbeit zitieren
Katrin Edler (Autor:in), 2015, Psychoedukation bei schizophrenen Menschen in stationärer Behandlung zur Stressorenreduzierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302713

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