In dieser Arbeit wird die Rolle der Reichsfinanzverwaltung im Dritten Reich hinsichtlich der fiskalischen Judenverfolgung beleuchtet. Viele Jahre stand die wirtschaftliche Ausraubung der Juden nicht im Vordergrund der historischen Forschung. Da diese sich auf die Rolle nationalsozialistischer Organisationen bei der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik konzentrierte, wurden staatliche Institutionen wie die Finanzverwaltung selten beachtet. Erst in den 1970ern folgte die erste Arbeit auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Ausplünderung, die von Adler („Der verwaltete Mensch“) geleistet wurde, in welcher er erstmals den Enteignungsprozess analysierte. Erst im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrtausends wurde die wirtschaftliche Ausraubung der Juden wieder stärker ins Blickfeld genommen, als die Prozesse der „Arisierung“ studiert wurden.
Zunächst wird über den Aufbau und die Struktur der damaligen Finanzverwaltung informiert. Danach wird chronologisch anhand von Ereignissen zwischen 1933 und 1945 die finanzielle Ausbeutung der Juden durch Finanzbeamte deutlich gemacht.
Ein Fallbeispiel aus dem Raum Köln zeigt die geschäftsmäßige "Abwicklung" einer jüdischen Deportation durch die Finanzverwaltung (Stichwort: Aktion 3), die dazu beitrug, dass Juden vollständig ausgeplündert werden konnten. Ein fiskalischer Verfolgungsprozess, so zeigen neue Forschungen, wäre ohne Dazutun der ausgebildeten Finanzbeamten nicht möglich gewesen. Durch die Mithilfe machten Finanzbeamte im Unrechtssystem der Nationalsozialisten Karriere und wurden nach dem Krieg in den aller meisten Fällen nicht belangt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle der Finanzverwaltung hinsichtlich der fiskalischen Judenverfolgung
- Entstehung, Aufbau und Organisation
- Reichsfinanzverwaltung und Judenverfolgung 1933 bis 1941
- Finanzverwaltung und Judenverfolgung ab 1941
- Deportationen und „Aktion 3“
- Fallbeispiel: Die Akte von Salli Levi
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Abhandlung befasst sich mit der Rolle der Reichfinanzverwaltung hinsichtlich der Judenverfolgung im Dritten Reich. Sie analysiert, wie die Finanzverwaltung in den Prozess der Verfolgung und Ausraubung der Juden involviert war und welche fiskalischen Maßnahmen sie zur Umsetzung der nationalsozialistischen Politik einsetzte.
- Die Entstehung, Organisation und Entwicklung der Reichsfinanzverwaltung im Kontext der Judenverfolgung
- Die fiskalischen Maßnahmen der Finanzverwaltung gegen jüdische Bürger von 1933 bis 1941
- Die Rolle der Finanzverwaltung bei Deportationen und der „Aktion 3“ ab 1941
- Die Bedeutung von Steuerakten als Quelle für die Erforschung der fiskalischen Judenverfolgung
- Die Verzahnung von Finanzverwaltung und Gestapo bei der Ausplünderung der Juden
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Thematik der Abhandlung vor und beleuchtet die historische Relevanz der Rolle der Finanzverwaltung bei der Judenverfolgung. Sie skizziert die Entwicklung der Forschung zu diesem Thema und erläutert die Bedeutung der Begriffe „Reichsfinanzverwaltung“ und „Finanzbehörden“ im Kontext der Abhandlung.
Die Rolle der Reichsfinanzverwaltung hinsichtlich der fiskalischen Judenverfolgung
Entstehung, Aufbau und Organisation
Dieser Abschnitt beschreibt die Entstehung der Reichsfinanzverwaltung nach dem Ersten Weltkrieg und ihre Organisation. Er beleuchtet die Zentralisierung des Finanzwesens unter der Weimarer Republik und die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Finanzverwaltung. Zudem geht er auf die „Nazifizierung“ der Finanzverwaltung nach 1933 ein und schildert die Rolle von Personen wie Graf Schwerin von Krosigk und Fritz Reinhardt.
Reichsfinanzverwaltung und Judenverfolgung 1933 bis 1941
Dieser Abschnitt analysiert die fiskalischen Maßnahmen der Finanzverwaltung gegen jüdische Bürger in den ersten Jahren des Nationalsozialismus. Er beleuchtet die Reichsfluchtsteuer, die Beschlagnahmung von Vermögen und die Überwachungsmaßnahmen, die zur Verfolgung und Auswanderung von Juden eingesetzt wurden.
Finanzverwaltung und Judenverfolgung ab 1941
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Rolle der Finanzverwaltung bei Deportationen und der „Aktion 3“ ab 1941. Er beleuchtet die Spezialisierung von Finanzämtern auf „Judenfragen“ und die Bedeutung von Steuerakten als Quelle für die Erforschung der fiskalischen Judenverfolgung. Anhand eines Fallbeispiels wird die konkrete Umsetzung der fiskalischen Judenverfolgung im Oktober 1941 dargestellt.
Schlüsselwörter
Reichsfinanzverwaltung, Finanzbehörden, Judenverfolgung, fiskalische Maßnahmen, „Arisierung“, Deportationen, „Aktion 3“, Steuerakten, Vermögensbeschlagnahme, Reichsfluchtsteuer, Überwachung, Gestapo.
- Arbeit zitieren
- Alexander Gaida (Autor:in), 2015, Die fiskalische Verfolgung von Juden im Dritten Reich. Die Rolle der Reichsfinanzverwaltung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302878