Nicht ohne Grund wird der erste Weltkrieg im englischen und französischen Sprachraum als „the Great War“ oder „la Grande Guerre“ bezeichnet: dieser Krieg von zuvor unbekannten Ausmaßen, der rund 17 Millionen Menschenleben forderte, prägte die Geschichte Europas wie kaum ein anderes Großereignis und wird immer wieder als die Urkatastrophe Europas bezeichnet. Sämtliche Bereiche des modernen Lebens des vergangenen Jahrhunderts wurden auf die eine oder andere Weise durch den Weltkrieg beeinflusst und auch über 100 Jahre nach seinem Beginn und fortschreitender Forschung gehört dieser Krieg noch zu den historischen Ereignissen, denen noch immer ein Rest des Unverständlichen und Unerklärlichen anhaftet. Die Fragen nach der allgemeinen Stimmung im Land, nach der Situation während des Krieges und auch nach der Kriegs-schuld halten bis heute weltweit ungebrochenes Interesse wach.
Wenn von einem „Weltkrieg“ gesprochen wird sind in der historischen Forschung zwei Lesarten zu unterscheiden. Einerseits liegt die offensichtliche geographische Ausdehnung auf der Hand; dieser Krieg zwischen anfangs europäischen Mächten wurde als erster wirklich globaler Krieg der Weltgeschichte auch außerhalb Europas und zwischen außereuropäischen Staaten geführt. Daraus ergibt sich die zweite Lesart des Begriffs, nämlich die seiner welthistorischen Bedeutung. Auf sämtlichen Kontinenten waren die Folgen für die Bevölkerung spürbar und reichen teilweise bis in die Gegenwart . Dies betrifft einerseits die direkte militärische Mobilisierung der britischen und französischen Kolonien und der von Russland rekrutierten asiatischen Armeen. Darüber hinaus sind die direkten und indirekten ökonomischen Auswirkungen auf die Finanzsysteme aller Staaten nicht von der Hand zu weisen. Der Erste Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen, die bis heute zu spüren sind – der Historiker G. Kennel bezeichnet den ersten Welt-krieg nicht umsonst mehrfach als „the great seminal catastrophe of this century“ . Diese Einschätzung wird von Wissenschaftlern aller Forschungsrichtungen weitestgehend geteilt und kann im Angesicht des ungeheuren Leids auf beiden Seiten kaum in Frage gestellt werden . Es gilt als gesichert, dass mit der „Hölle von Verdun“ der letzte unumkehrbare Schritt zur Ankunft in der Moderne gemacht wurde , die Entwicklung dahin, die eigentliche „Geburt der Moderne“ wird schon in den letzten Jahren des Wilhelminischen Kaiserreichs angesetzt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographische Hintergründe und erste Rezeption der Werke
- Rezeption zum Entstehungszeitpunkt
- Rezeption und Wiederaufnahme im Nationalsozialismus
- Form und Struktur
- Formaler Aufbau und Erzählsituationen
- Wirkung der Erzählsituation auf den Rezipienten
- Textanalyse: Parallelen und Unterschiede
- Auf dem Weg in die Schlacht: der „Geist von 1914“
- Ausgangssituation der Kämpfer und die Transformation zum Soldaten
- Kameradschaft
- Verlust der Menschlichkeit
- Ambivalenz des Tötens
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die literarische Verarbeitung der Kriegserfahrungen im Ersten Weltkrieg anhand von ausgewählten deutschsprachigen Texten. Im Mittelpunkt stehen die Perspektiven von Soldaten, die den Krieg an der Westfront erlebten. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Darstellungsformen und -strategien der Autoren, die sich mit dem Krieg auseinandersetzen.
- Die Rezeption von Kriegserfahrungen in der Literatur
- Die Transformation des Soldaten im Ersten Weltkrieg
- Die Rolle der Kameradschaft im Krieg
- Der Verlust der Menschlichkeit im Krieg
- Die Ambivalenz des Tötens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Ersten Weltkriegs als „Urkatastrophe Europas“ ein und beleuchtet die weitreichenden Folgen des Krieges. Sie stellt die unterschiedlichen Perspektiven auf den Krieg dar und führt die vier ausgewählten Werke von Erich Maria Remarque, Ernst Jünger, Walter Flex und Edlef Köppen ein.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit den biographischen Hintergründen der Autoren und der ersten Rezeption ihrer Werke. Es beleuchtet, wie die Werke zum Entstehungszeitpunkt aufgenommen wurden und wie sie im Nationalsozialismus wieder aufgegriffen wurden.
Kapitel 3 analysiert die Form und Struktur der Werke. Es untersucht den formalen Aufbau und die Erzählsituationen sowie deren Wirkung auf den Rezipienten.
Kapitel 4 widmet sich einer detaillierten Textanalyse der vier Werke. Es untersucht die Parallelen und Unterschiede in den Darstellungen des Krieges, insbesondere die Transformation des Soldaten, die Rolle der Kameradschaft, den Verlust der Menschlichkeit und die Ambivalenz des Tötens.
Das Kapitel „Fazit“ fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen aus der Untersuchung der literarischen Verarbeitung von Kriegserfahrungen im Ersten Weltkrieg.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Ersten Weltkriegs, der literarischen Verarbeitung von Kriegserfahrungen, der Transformation des Soldaten, der Rolle der Kameradschaft, dem Verlust der Menschlichkeit, der Ambivalenz des Tötens, sowie mit den Werken von Erich Maria Remarque, Ernst Jünger, Walter Flex und Edlef Köppen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2015, Der Erste Weltkrieg aus Soldatensicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302947