Männer arbeiten anders als Frauen. Das durfte ich in verschiedenen Praktika im Rahmen des Studiums tagtäglich hautnah miterleben. Es faszinierte mich durchaus: Diese Männer schafften es, in stressigen Situationen häufig die Ruhe zu bewahren und die Fälle rational anzugehen. Sie hatten für mich durchaus eine Vorbildfunktion.
Anderenorts, in einem beinahe ausschließlich weiblichen Team, konnte ich erleben, dass Männern als Sozialarbeitern viele Vorurteile entgegengebracht wurden. Sie würden keine Empathie mit sich bringen und man wisse, in Anspielung auf Pädophilie, nichts über ihre Hintergedanken. Dazu schwieg ich. Ich war negativ überrascht von dieser geballten Stigmatisierung, die mir entgegenschlug, empfinde ich doch Männer und ein heterogenes Kollegium als Bereicherung des Arbeitsplatzes.
Wie kommt es nun dazu, dass Männer in einem scheinbar unmännlichen Beruf Fuß fassen und diesen so anders meistern als Frauen?
Werden sie in ihrer Kindheit noch immer auf andere Dinge hin sozialisiert als Frauen?
Ist durch den Wandel der Frauenrolle und die Gleichberechtigung so etwas wie eine moderne Männerrolle entstanden?
Wie überhaupt entsteht die Katalogisierung in männliche und weibliche Attribute?
Hat die Gesellschaft sie vorgeformt, wird sie anerzogen oder ist sogar beides der Fall?
Diese Fragen möchte ich im Rahmen dieser Ausarbeitung beantworten. Sie machen zudem die breite Fächerung der Herangehensweise an dieses Thema, welches erst seit Jüngstem von der Sozialforschung intensiver betrachtet wird, bewusst.
Männliche Sozialarbeiter, gerade in Handlungsfeldern, welche Kinder und Jugendliche betreffen, können einen Teil dazu beitragen können, die Verhärtung der Geschlechtsmerkmale aufzulockern. Schon allein weil sie von wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Seite angefordert werden, entsteht für sie ein Gefühl des Gebrauchtwerdens und da explizit männliche Eigenschaften von ihnen erwartet werden, müssen sie sich nicht verstellen. Sie können den Jungen und jungen Männern in vielen Dingen ein Vorbild sein: Sie können als eine Art Vaterfigur dienen, welche in vielen Haushalten heutzutage überhaupt nicht mehr vorzufinden ist. Des Weiteren können sie sich besser in die männlichen Klienten hineinversetzen als ihre weiblichen Kollegen. Und nicht zuletzt können sie mit gutem Beispiel zeigen, dass sozialisierte Geschlechterrollen eigentlich nur in den Köpfen der Menschen existieren und im Wesentlichen keine besser oder schlechter ist als die andere.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschlechtsspezifische Sozialisation als Teil der Erziehung
- Die Herausbildung „typisch männlicher“ Eigenschaften während der (frühen) Schulzeit
- Die Geschlechterrolle Mann
- Berufswahl und Geschlecht
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, wie männliche Sozialisation Männer in ihrer Berufswahl und -ausübung als Sozialarbeiter beeinflusst. Sie untersucht, ob und wie sich die traditionellen Geschlechterrollen auf die Wahrnehmung des sozialen Berufsfeldes durch Männer auswirken.
- Männliche Sozialisation und ihre Auswirkungen auf die Berufswahl
- Die Herausbildung von Geschlechterrollen in der Kindheit und Jugend
- Traditionelle und moderne Konzepte von Männlichkeit
- Die Wahrnehmung von Sozialarbeit als Berufsfeld durch Männer
- Die Bedeutung von Vorbildern und Stereotypen in der Berufswahl
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas vor und führt die persönlichen Erfahrungen der Autorin mit männlichen Sozialarbeitern an. Sie benennt die Forschungsfragen, die in der Arbeit beantwortet werden sollen.
- Geschlechtsspezifische Sozialisation als Teil der Erziehung: Dieses Kapitel beleuchtet den Prozess der Sozialisation und seine Bedeutung für die Entwicklung von Geschlechterrollen. Es wird auf die Definition von Sozialisation eingegangen und die Bedeutung der primären Sozialisation in den ersten Lebensjahren hervorgehoben.
- Die Herausbildung „typisch männlicher“ Eigenschaften während der (frühen) Schulzeit: Dieses Kapitel untersucht, wie geschlechtsspezifische Eigenschaften während der Schulzeit geprägt werden. Es wird auf die Rolle von Familie, Schule und Gleichaltrigen eingegangen und die Auswirkungen von Stereotypen und Vorbildern auf die Entwicklung von Geschlechterrollen analysiert.
- Die Geschlechterrolle Mann: Dieses Kapitel beleuchtet die traditionelle und moderne Konzeption der Geschlechterrolle „Mann“. Es werden die typischen Eigenschaften und Verhaltensweisen von Männern in der Gesellschaft diskutiert und die Veränderungen im Laufe der Zeit analysiert.
- Berufswahl und Geschlecht: Dieses Kapitel untersucht die Zusammenhänge zwischen Geschlechterrollen und Berufswahl. Es wird auf die Faktoren eingegangen, die die Berufswahl von Männern beeinflussen, und die spezifischen Herausforderungen, die sich für Männer in sozialen Berufen stellen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen männliche Sozialisation, Geschlechterrollen, Berufswahl, Sozialarbeit, Stereotypen, Vorbilder, moderne Männlichkeit und die Auswirkungen von traditionellen Geschlechterrollen auf die Berufswahl von Männern.
- Arbeit zitieren
- Lisa Schröter (Autor:in), 2014, Männer als Sozialarbeiter. Welche Funktionen können Männer in einem vorwiegend weiblichen Berufsfeld einnehmen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303036