Meine Arbeit mit dem Thema „Die Treffen von Erfurt und Kassel im Urteil von ‚Aktueller Kamera‘ und ‚Schwarzer Kanal‘“ behandelt die deutsch-deutschen Treffen im Jahr 1970 zwischen dem Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland , Willy Brandt, und dem Ministerpräsidenten der Deutschen Demokratischen Republik, Willi Stoph.
Bei diesen symbolträchtigen Treffen, welche das Ende des Kalten Krieges mit einleiteten, ging es um eine Annäherung der beiden deutschen Staaten, die sich allerdings aufgrund der unterschiedlichen Sichtweisen und Erwartungen an die Treffen als schwierig erwies. Während Brandt die Gipfeltreffen als innerdeutsche Angelegenheit ansah, war für Stoph und die DDR vor allem die völkerrechtliche Anerkennung als eigener deutscher demokratischer Staat wichtig. Somit bewegten sich die Gespräche für die Bundesrepublik auf innenpolitischer Ebene, die Führungsetage der DDR sah sie jedoch unter außenpolitischen Gesichtspunkten.
In diesem Zusammenhang möchte ich aufzeigen, wie die DDR, die offensichtlich mit einer völlig anderen Zielsetzung in die Verhandlungen gegangen ist als die BRD, die Treffen an sich und die Ergebnisse der Gipfeltreffen für die Öffentlichkeit dargestellt hat. Da die Medien in der DDR in besonderem Maße zur Politisierung der Bevölkerung genutzt wurden, hier seit Beginn der 1960er Jahre allen voran das Fernsehen, ist es sehr interessant zu sehen, mit welchen Mitteln die Nachrichtensprecher der ‚Aktuellen Kamera‘ sowie Karl-Eduard von Schnitzler als Moderator des Politmagazins ‚Der Schwarze Kanal‘ versuchten die Bürger zu manipulieren. Außerdem möchte ich versuchen die Frage zu beantworten, ob den Staatsbürgern der DDR bewusst Informationen über die deutsch-deutschen Treffen vorenthalten wurden, um ihre Meinung in die für die DDR richtige Richtung zu lenken. Sind vielleicht einige Informationen und Vorfälle unterschlagen worden oder wurden sogar Tatsachen verdreht oder verfälscht?
Ganz im Gegensatz zu den außenpolitischen Absichten der DDR stehen die Reaktionen der DDR-Bürger auf den Besuch von Willy Brandt in Erfurt am 19. März 1970. Sie feierten Brandt frenetisch und wollten ihn mit den Sprechchören „Willy Brandt ans Fenster“ und „Willy-Willy“ an die Fenster im Hotel ‚Erfurter Hof‘ holen, was ihnen auch unter dem Jubel der Menge gelang. Brandt äußerte sich später zu diesem Tag und diesen Demonstrationen wie folgt: „Der Tag von Erfurt. Gab es einen in meinem Leben, der emotionsgeladener gewesen wäre?“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politisierung des Mediums Fernsehen in der DDR
- Die deutsch-deutschen Treffen in Erfurt und Kassel
- Entspannungspolitik
- Erwartungen der BRD und der DDR an die Treffen
- Der Ablauf der Treffen zwischen Willy Brandt und Willi Stoph
- Die Berichterstattung im DDR-Fernsehen
- Erfurt
- Kassel
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die deutsch-deutschen Treffen in Erfurt und Kassel 1970, wobei der Fokus auf der Berichterstattung der DDR-Fernsehenssendungen „Aktuelle Kamera“ und „Schwarzer Kanal“ liegt. Die Arbeit untersucht, wie die DDR diese Treffen und ihre Ergebnisse für die Öffentlichkeit darstellte und welche Strategien der Politisierung durch die Medien eingesetzt wurden.
- Analyse der Politisierung des Fernsehens in der DDR
- Untersuchung der Berichterstattung der „Aktuellen Kamera“ und des „Schwarzen Kanals“
- Erforschung der unterschiedlichen Erwartungen der BRD und der DDR an die Treffen
- Bewertung der Darstellung der Treffen in den DDR-Medien im Kontext der Entspannungspolitik
- Analyse der Methoden der Politisierung und Manipulation von Informationen in der DDR-Fernsehlandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung der deutsch-deutschen Treffen im Kontext der Entspannungspolitik. Sie skizziert die unterschiedlichen Erwartungen der BRD und der DDR an die Verhandlungen und führt die zentralen Fragestellungen der Arbeit ein. Das zweite Kapitel untersucht die Politisierung des Fernsehens in der DDR und zeigt auf, wie die Medien zur Lenkung der öffentlichen Meinung eingesetzt wurden. Das dritte Kapitel beleuchtet die deutsch-deutschen Treffen in Erfurt und Kassel, fokussiert auf die Entspannungspolitik und die Erwartungen der BRD und der DDR. Es beschreibt den Ablauf der Treffen und analysiert die unterschiedlichen Perspektiven der beiden deutschen Staaten. Das vierte Kapitel widmet sich der Berichterstattung der „Aktuellen Kamera“ und des „Schwarzen Kanals“ über die Treffen. Es untersucht, wie die DDR-Fernsehenssendungen die Ereignisse darstellten und welche Strategien der Politisierung und Manipulation eingesetzt wurden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der deutsch-deutschen Beziehungen in der Entspannungspolitik der 1970er Jahre, insbesondere mit den Treffen in Erfurt und Kassel. Dabei stehen die Politisierung des Fernsehens in der DDR, die Medienstrategie der DDR-Führung, die „Aktuelle Kamera“ und der „Schwarze Kanal“ im Vordergrund. Die Arbeit analysiert die Erwartungen der BRD und der DDR an die Treffen und untersucht die Darstellung der Ereignisse in den DDR-Medien unter dem Aspekt der Manipulation und der Informationskontrolle.
- Quote paper
- Marit Blömer (Author), 2012, Die Deutsch-Deutschen Treffen der 70er Jahre im Urteil von "Aktueller Kamera" und "Schwarzer Kanal". Darstellung und Rezeption in der Bevölkerung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303239