Okun‘s Law und geschlechterspezifische Jugendarbeitslosigkeit in Polen


Bachelorarbeit, 2015

36 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

I. Inhaltsverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

III. Abbildungsverzeichnis

IV. Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Okun‘s Law
2.1 Theorie
2.2 Datensatz
2.3 Ergebnisse der Differenzversion
2.4 Okun‘s Gesetz während der Finanzkrise: Prognose und Vergleich

3. Jugendarbeitslosigkeit in Polen
3.1 Jugendarbeitslosigkeit und Genderproblematik
3.2 Migrationsbewegungen seit 2004
3.3 Der Arbeitsmarkt
3.4 Junge Menschen im Übergang zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt

4. Fazit

V. Literaturverzeichnis

VI. Anhang

II. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

III. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Jugendarbeitslosigkeit und totale Arbeitslosigkeit im Vergleich

Abbildung 2 Wirtschaftswachstum seit 1993-2013

Abbildung 3 Veränderungen der Arbeitslosenrate und Wirtschaftswachstum in Polen, Altersklassen 15-64 und 15-24, 1992-2008

Abbildung 4 Prognosefehler bei der Schätzung der Arbeitslosigkeit

Abbildung 5 Jugendarbeitslosigkeit 1992-2013 im Vergleich: männlich und weiblich

IV. Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Regressionsergebnisse Differenzversion (1992 - 2008)

Tabelle 2 Prognosefehler für die Jugendarbeitslosigkeit

Tabelle 3 Bruttoinlandsprodukt und Arbeitslosenquoten

Tabelle 4 Wirtschaftswachstum und Veränderung der Arbeitslosenquote

Tabelle 6 Vergleich: Prognose vs. tatsächliche Entwicklung

1. Einleitung

Während fast alle Staaten in Europa in Folge der Finanzkrise 2008 mit einem negativen Wirtschaftswachstum kämpfen mussten, konnte Polen als einziger Mitgliedsstaat der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) positive Wachstumsraten vorweisen (vgl. Hutengs und Stadtmann, 2013). Trotz des Wirtschaftswachstums stieg insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit auf über 25 % an.

Das Gesetz von Okun ist ein anerkanntes Instrument der Makroökonomie und basiert auf der Beobachtung, dass das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft und die Veränderung der Arbeitslosigkeit in einem negativen Verhältnis stehen (vgl. Stadtmann, Hutengs & Pierdzioch, 2012). Hohe Wachstumsraten führen zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit und ein geringes Wachstum verursacht eine höhere Arbeitslosenquote.

Die vorliegende Arbeit greift die empirische Analyse von Stadtmann und Hutengs (2011) auf und untersucht, wie stark dieser Zusammenhang für die männliche und weibliche Bevölkerung unterschiedlicher Altersklassen in Polen ist. Im nächsten Schritt wird auf der Grundlage dieses Zusammenhangs die Veränderung der Arbeitslosigkeit in den Jahren 2009 bis 2013 prognostiziert. Anschließend werden die Prognosen mit den wirklichen Zahlen verglichen. Es stellt sich heraus, dass die Vorhersagen für die jüngste Generation am stärksten von der tatsächlichen Entwicklung abweichen. Folgt man den Ausführungen von Dietrich (2012), hängt das Niveau der Jugendarbeitslosigkeit stark von den länderspezifischen Arbeitsmarktbedingungen für junge Menschen ab. Das Hauptziel ist es daher, anhand der Arbeitsmarktstrukturen, des Bildungssystems und der Migrationsbewegung seit 2004 mögliche Erklärungen für diese Unterschiede zu erläutern. Die Ursachen liegen unter anderem in dem hohen Anteil unsicherer Arbeitsplätze bei Jugendlichen, dem erschwerten Eintritt in den Arbeitsmarkt und in der Migration hochqualifizierter Arbeitskräfte nach Westeuropa.

Das folgende Kapitel beschäftigt sich zunächst mit Okun‘s Gesetz in der Theorie. Darauf basierend wird eine Regression zur Schätzung der Okun‘schen Koeffizienten durchgeführt. Diese Ergebnisse werden für die Prognose der Arbeitslosigkeit verwendet und mit der tatsächlichen Entwicklung verglichen. Im dritten Kapitel untersuchen wir anhand der Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt und in der Ausbildung mögliche Gründe für die unterschiedlichen empirischen Ergebnisse aus Kapitel 2. Das abschließende vierte Kapitel beinhaltet das Fazit.

2. Okun‘s Law

Dem Gesetz von Okun zufolge besteht zwischen der Veränderung der Arbeitslosenquote und der Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ein negatives Verhältnis. Die Lückenversion und die Differenzversion sind unterschiedliche Varianten des Okun‘schen Gesetzes (vgl. Knotek, 2007, S. 75). Beide werden im folgenden Abschnitt vergleichend unter die Lupe genommen.

2.1 Theorie

Die Lückenversion basiert auf der Annahme, dass eine hohe Arbeitslosenquote durch die Existenz von ungenutzten Ressourcen hervorgerufen wird. Mit einer höheren Auslastung dieser Ressourcen sinkt die Arbeitslosigkeit wiederum. Somit wird eine Beziehung zwischen dem Niveau der Arbeitslosigkeit und der Produktionslücke hergestellt. Diese Lücke berechnet sich aus der Differenz der potenziell möglichen und der tatsächlichen Produktion. Vollbeschäftigung ist dann erreicht, wenn an der Produktionsgrenze produziert wird (Stadtmann, Hutengs, & Pierdzioch, 2012). Die folgende Formel beschreibt die Regressionsgleichung der Lückenversion:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

t ist ein Zeitindex. Die Variable [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] beschreibt mit der natürlichen Arbeitslosenquote diejenige, welche bei einer Produktion an der Kapazitätsgrenze herrscht. Der sogenannte Okun‘sche Koeffizient [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] sollte negativ sein. Demzufolge gilt: Je größer die Produktionslücke [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ist, desto höher ist die Arbeitslosenquote [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Mit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ist in der Formel ein Term inkludiert, welcher Fehler in der Regression abfedern soll. Problematisch ist die Tatsache, dass die Produktionslücke bei der Lückenversion geschätzt werden muss, um Regressionsparameter bestimmen zu können (vgl. Stadtmann und Hutengs, 2011).

Die Differenzversion umgeht diese Schätzung und analysiert den Einfluss der Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf die Veränderung der Arbeitslosenquote. Okun‘s Gesetz wird als Regressionsgleichung folgendermaßen dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(2)

Der Parameter [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] beschreibt den Okun‘schen Koeffizienten und sollte ein negatives Vorzeichen aufweisen, d.h., dass bei einem starken Wirtschaftswachstum die Arbeitslosenquote sinkt. Im Gegensatz zur Lückenversion beschreibt der Parameter [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] bei der Differenzversion die vom Produktionswachstum unabhängige Veränderung der Arbeitslosenquote. Die Differenzversion bildet die Grundlage der empirischen Analyse.

2.2 Datensatz

Der Datensatz für die Schätzung des Okun‘schen Gesetzes enthält das jährliche reale BIP in konstanten Preisen des Jahres 2010 und die jeweilige Arbeitslosenquote1 der verschiedenen Altersklassen des entsprechenden Jahres. Beide Datensätze wurden der OECD-Datenbank entnommen.

Im ersten Schritt betrachten wir jedoch nur den Zeitraum von 1992 bis 2008.2 Mit den Daten wird durch eine Regressionsanalyse in Excel das Okun‘sche Gesetz geschätzt. Um alters- und geschlechterspezifische Unterschiede zu analysieren, werden die Regressionsergebnisse in entsprechende Gruppen aufgeteilt. Nun ist es im nächsten Schritt möglich, die Arbeitslosenquoten für die folgenden Jahre zu prognostizieren (vgl. Hutengs und Stadtmann, 2011). Die prognostizierten Wachstumsprognosen entnehmen wir dem World Economic Outlook (WEO) des Internationalen Währungsfonds (IWF), Septemberbzw. Oktober-Ausgaben der Jahre 2009 bis 2013.

Abbildung 1 Jugendarbeitslosigkeit und totale Arbeitslosigkeit in Polen im Vergleich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung, OECD-Datenbank

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Polen seit 1992. Diese wird zwischen der Jugendarbeitslosenquote und der totalen Arbeitslosenquote unterschieden. Hierbei zeigt sich, dass insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit ab 1998 stark anstieg und vier Jahre später ihren negativen Höhepunkt (ca. 45%) fand. Es sticht auch hervor, dass die Jugendarbeitslosigkeit in den Jahren 2000 bis 2004 mit bis zu 25 Prozentpunkten Unterschied deutlich höher war, als die totale Arbeitslosenquote. Mit dem EU-Beitritt Polens 2004 sank die Arbeitslosenquote für die junge Bevölkerung bis 2008 rapide. Seit Beginn der Wirtschaftskrise 2008 zeichnet sich ein konstanter Anstieg ab. Der Verlauf der totalen Arbeitslosenquote ist ähnlich, aber erwartungsgemäß deutlich schwächer ausgeprägt. Im ersten Krisenjahr 2008 fiel die Quote zeitweise auf ein historisches Tief von 6,6 %. In den Folgejahren stieg die Arbeitslosigkeit bis 2013 leicht konstant an, aber blieb unter der 10-Prozent-Marke. Der Anteil an Langzeitarbeitslosen3 an der gesamten Erwerbsbevölkerung lag bis 2007 durchschnittlich bei 45 bis 50% und konnte in den Jahren 2010 und 2011 auf bis zu 25% gedrückt werden. Bei der jüngsten Altersklasse sank der Anteil ähnlich drastisch. Waren bis 2007 30 bis 40% langzeitarbeitslos, so ging die Quote auf 15 bis 20% zurück (vgl. OECD, 2015).

Die große Differenz zwischen der Jugendarbeitslosigkeit und der totalen Arbeitslosigkeit ist darin begründet, dass junge Arbeitnehmer durch den geringeren Erfahrungsschatz mit weniger Fähigkeiten ausgestattet sind als ihre älteren Kollegen. Deshalb fallen sie in schwachen Konjunkturphasen dem Stellenabbau eher zum Opfer (vgl. OECD, 2009). Dieses Argument unterstützen Hutengs und Stadtmann (2013) mit dem Hinweis auf die geringeren Opportunitätskosten. Der Verlust eines jüngeren Mitarbeiters ist durch geringeres unternehmensbezogenes Wissen weniger gravierend für das Unternehmen. Durch den lockereren Kündigungsschutz bei Neulingen ist die Entlassung für den Arbeitgeber zudem leichter.

Abbildung 2 Wirtschaftswachstum in Polen seit 1993-2013

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung und Berechnung, OECD-Datenbank

Abbildung 2 stellt die Entwicklung des Wirtschaftswachstums in Polen seit 1993 dar. Die Grafik zeigt bis 1995 jährlich zunehmende Wachstumsraten. Mit Ausnahme des Jahres 1997 zeichnet sich bis zum negativen Höhepunkt in den Jahren 2001 und 2002 (ca. 1 %) ein kontinuierlicher Abschwung des BIP-Wachstums ab. Dieser negative Trend führte unter anderem 2002 zu einem Rekordhoch der Arbeitslosenzahlen. In den Jahren danach erzielte die polnische Wirtschaft jeweils mehr als 3 % Wachstum und erreichte 2007 mit über 7 % das Maximum unseres Beobachtungszeitraums. Mit dem Beginn der Finanzkrise sank die Wachstumsrate deutlich, aber blieb im europäischen Vergleich als einzige über der Nulllinie. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass trotz der positiven Wachstumsraten insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit von 2008 bis 2013 um mehr als 10 Prozent anstieg. Das deutet darauf hin, dass die Arbeitslosenrate bei der jungen Generation durch einen konjunkturellen Abschwung schneller ansteigt als die totale Arbeitslosenrate (vgl. Hutengs und Stadtmann, 2013).

2.3 Ergebnisse der Differenzversion

Die Differenzversion setzt die jährliche Veränderung der Arbeitslosenquote mit der entsprechenden Veränderung des BIP in Beziehung (vgl. Hutengs und Stadtmann, 2011). Deshalb werden anhand der zur Verfügung stehenden Daten die jährlichen Wachstumsraten des BIP [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] und die entsprechenden Veränderungen der Arbeitslosenquote (ݑ௧ − ݑ௧−1ሻ der jeweiligen Altersklasse berechnet.

Im ersten Schritt betrachten wir nur den Zeitraum von 1992 - 2008. Durch die Subtraktion bei der Berechnung der Wachstumsrate bzw. der Veränderung der Arbeitslosenquote verlieren wir den Datensatz für das Jahr 1992 und arbeiten mit 16 Werten weiter (1993 - 2008). Um einen geschlechterspezifischen Vergleich zu ziehen, wird die Veränderung der Arbeitslosigkeit für die männliche und weibliche Bevölkerung der jeweiligen Altersgruppe bestimmt. Mit der Datenanalyse in Excel wird eine Regression auf einem Konfidenzniveau von 95% durchgeführt. Die Veränderung der Arbeitslosenquote ist die abhängige (Y) und die BIP-Wachstumsrate die erklärende Variable (X).

[...]


1 Die Angaben über die Arbeitslosenzahlen wurden nach den Standards der ILO berechnet.

2 Mit dem endgültigen Zerfall der Sowjetunion 1991 veränderte sich die polnische Wirtschaft zu einer Marktwirtschaft. Frühere Daten sind daher international nur unzureichend vergleichbar und werden aus diesem Grund in den Untersuchungen nicht betrachtet.

3 Als Langzeitarbeitslose gelten Personen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind.

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Okun‘s Law und geschlechterspezifische Jugendarbeitslosigkeit in Polen
Note
2,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
36
Katalognummer
V303244
ISBN (eBook)
9783668016767
ISBN (Buch)
9783668016774
Dateigröße
933 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Okun´s Law, Okunsches Gesetz, Jugendarbeitslosigkeit, Polen, Arbeitsmarkt
Arbeit zitieren
Felix Szostack (Autor:in), 2015, Okun‘s Law und geschlechterspezifische Jugendarbeitslosigkeit in Polen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303244

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