Transhumane Expansion. Die Gedanken eines Lemmings


Seminararbeit, 2008

9 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Transhumane Expansion

Fortschritt als Maschine

Der Mensch als Lemming - Denk- und Handlungsmuster

Ihr Geister, die ich rief: Sagt mir, was ich tun soll!

Quellenangaben

Einleitung

Die Menschheit wächst über sich selbst hinaus. Auch so könnte man/frau das Schlagwort „Transhumane Expansion” lesen und damit zunächst positiv konnotieren. Bei näherer Betrachtung lässt allerdings auch diese Formulierung Raum für Zweifel: Wenn die Menschheit über sich selbst hinaus wächst, bleibt sie dann noch menschlich? Wächst sie - im Sinne eines evolutionären, intellektuellen, sozialen, moralischen, Fortschritts - oder wächst sie sich - also wir uns - sozusagen selbst über den Kopf?

Das Konzept der Transhumanen Expansion, wie es Rathmayr (2005) in starker Anlehnung an Dietmar Kamper darlegt, gibt darauf eine klare Antwort: Die heutige Generation von Mensch ist dabei, das Menschliche zu überschreiten (vgl. Kamper 1989, 41) und läuft dabei zunehmend Gefahr, die eigene Welt zu zerstören (vgl. Wulf 1994, 15).

In den ersten beiden Abschnitten sollen nun die Analysen und Argumente, die zu einer solchen Annahme führen, kurz umrissen werden, um dann in weiterer Folge auf die Frage einzugehen, auf welchen gesellschaftlichen Zusammenhängen, Denk- und Handlungsmustern diese Entwicklung beruhen könnte.

Transhumane Expansion

„... Kamper setzt an die Stelle der optimistischen Fortschrittsanthropologie eine skeptische Analyse der Lage der gegenwärtigen Menschen.” (Rathmayr 2005, 5)

Er erkennt in modernen Entwicklungen - wie Gentechnologie, Computerisierung der Arbeit, künstlichen Befruchtung oder Intensivierung der Ausbeutung natürlicher Ressourcen - drei Merkmale, die er als Grundmotive der transhumanen Expansion beschreibt: (1) Bisher vom Menschen unbeherrschbare Bereiche werden menschlicher Steuerungsabsicht unterworfen. (2) Die langfristigen Folgen vieler dieser Aktivitäten sind mit heutigem Wissensstand nicht oder kaum abschätzbar, in einigen Fällen sind die negativen Konsequenzen sogar schon absehbar. (3) Befürchtung oder Erwartung negativer, eventuell sogar katastrophaler Folgen führt nicht zu einem Aufgeben oder Aussetzen dieser Aktivitäten. (ebd. 5)

Besonders auf diesen dritten Punkt, der offensichtlichen Leugnung von Risiken oder zu erwartenden negativen Konsequenzen, und auf mögliche Hintergründe und Dynamik dieser Leugnung soll dann in den letzten beiden Abschnitten näher eingegangen werden.

Betrachten wir die oben genannten oder auch andere Beispiele, wie etwa die Nutzung der Atomkraft zur Energiegewinnung, so lassen sich Unterschiede in der - mehr oder weniger - rational argumentierbaren Notwendigkeit dieser Aktivitäten feststellen: Während sich z.B. künstliche Befruchtung lediglich auf ein etwaiges Recht auf eigenen Nachwuchs berufen kann, werden grüne Gentechnologie oder die Atomkraft als für die Versorgung einer wachsenden Bevölkerung notwendige Technologien dargestellt. Hier ist einerseits die Frage zu stellen: Auf welche Standards beziehen sich diese Aussagen und sind solche Maßstäbe überhaupt gerechtfertigt? (Auf wie viele kWh elektrischen Stroms hat ein Mensch ein Anrecht?) Und andererseits sind solche Begründungen oftmals als Scheinargumente zu identifizieren, denen rein wirtschaftliche Interessen zu Grunde liegen. (zur Gentechnik vgl. etwa Spangenberg 2003)

Auch im Bereich der Wirtschaft lassen sich gewisse Notwendigkeiten argumentieren, auch wenn diese - obwohl einleuchtend - als letztliche Begründung für technologische Entwicklungen unbefriedigend sind: Man müsse so handeln - also etwa Computer statt Arbeitskräfte einsetzen oder Produkte mit bekannten (oder unbekannten) Risiken oder Nebeneffekten verkaufen - um markttauglich zu bleiben. Alle gesetzlichen - und auch ungesetzlichen - Möglichkeiten werden von Wirtschaftstreibenden ausgereizt, denn: Wenn ich es nicht tue, dann tut es eben ein anderer - und verdrängt uns. Selbst vollkommen unverständlich erscheinende Tatsachen, wie etwa enorm überhöhte Manager-Gehälter, werden rationalisiert. Und zwar oft durch den alleinigen Hinweis, dass das so üblich sei, und - in diesem speziellen Fall - dass die Gehälter anderswo noch viel höher seien. Auf keinen Fall darf es hier Beschränkung geben, auch wenn eine schlüssige Begründung hierfür ausbleibt.

Eine Grundeinstellung, die besonders in diesem letzten Punkt deutlich gewordenen ist, zieht sich durch alle Beispiele und ist meines Erachtens nach fundamental: Was denkbar ist, muss möglich sein. Was technisch möglich ist, muss auch umgesetzt werden können/dürfen. (Technischer) Fortschritt ist gut, er ist notwendig; ja noch viel mehr, er kann und darf nicht hinterfragt werden - es gibt keine Alternative.

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Transhumane Expansion. Die Gedanken eines Lemmings
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Fakultät für Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Historisch-kritische Anthropologie. Erweiterung und Vertiefung: Sind wir zivilisiert?
Autor
Jahr
2008
Seiten
9
Katalognummer
V303401
ISBN (eBook)
9783668018150
ISBN (Buch)
9783668018167
Dateigröße
384 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Historisch-kritische Anthropologie, Transhumane Expansion
Arbeit zitieren
Gabriel Stabentheiner (Autor:in), 2008, Transhumane Expansion. Die Gedanken eines Lemmings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303401

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