Wenn Rundfunk und Fernsehen „die Welt als Phantom und Matrize“ erscheinen lassen, dann verkehren sich Sein und Schein zu einer zwielichtigen Zwischensphäre, in der die sozialen Bindungen zerreißen, Menschen zu „Masseneremiten“ vereinsamen und ihre sinnlos evozierten Gefühle in die unaufhaltsame Leere eines fiktiven Weltgebildes schicken.
Günther Anders beherrscht die Klaviatur der philosophischen Schauermär: Das Nichts, das Alleinsein, die Sinnlosigkeit – darauf läuft es in seiner Medienkritik in „Die Antiquiertheit des Menschen“ (Band 1, 1956) letztlich hinaus. Die genannten Massenmedien sind die Unheilsbringer in dieser Dystopie; sie machen unumkehrbar Schluss mit dem sozialen und selbstbestimmten Humanisten und seiner Welt. Eine Argumentation, die provoziert und fasziniert, aus historischer Sicht jedoch verständlicher erscheint: Anders formulierte seine Kritik inmitten eines medientechnischen Wandels. Die Etablierung der elektronischen Medien Rundfunk und Fernsehen veränderten das kulturelle und soziale Leben; sie wiesen den Weg in eine ungewisse, gewiss aber andersartige Zukunft.
In diesem Essay betrachtet die Autorin neben Anders' Werk auch Beispiele gegenwärtiger Medienkritik. Konkret geht es dabei um folgende Fragen: Wie werden die Medien kritisiert? Welche Szenarien werden entworfen und wie wird argumentiert? Worin gleichen und unterscheiden sich die verschiedenen medienkritischen Beiträge? Und was ergibt sich daraus?
Inhaltsverzeichnis
- Schädigung des Menschen
- Zerfall von Beziehungen
- Realitätsverlust
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Aktualität von Günther Anders' Medienkritik im Vergleich zu zeitgenössischen medienkritischen Beiträgen. Dabei wird insbesondere auf Faulstichs Chronologie der "Kulturschocks" Bezug genommen, die die Medienentwicklung und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen beleuchtet.
- Vergleich der Medienkritik Anders' mit aktuellen Beiträgen
- Analyse der argumentativen Strukturen und Szenarien in der Medienkritik
- Identifizierung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den verschiedenen medienkritischen Ansätzen
- Bewertung der Aktualität von Anders' Text im Kontext der heutigen Medienlandschaft
- Anwendung von Faulstichs Modell der Medienrevolutionen zur Einordnung der Medienkritik
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay analysiert die Kritik an Fernsehen und Rundfunk in Anders' "Die Welt als Phantom und Matrize" und vergleicht sie mit aktuellen Artikeln, die sich kritisch mit sozialen Netzwerken und Smartphones auseinandersetzen. Im Fokus stehen dabei die zentralen Themen Schädigung des Menschen, Zerfall von Beziehungen und Realitätsverlust, die als wiederkehrende Elemente in der medienkritischen Debatte identifiziert werden.
Schlüsselwörter
Medienkritik, Günther Anders, "Die Welt als Phantom und Matrize", Faulstich, "Kulturschocks", Medienrevolutionen, Social Media, Smartphones, Beziehungen, Realitätsverlust, Digitalisierung, Vernetzung.
- Arbeit zitieren
- Sandra Mühlbach (Autor:in), 2014, Die Medienkritik von Günther Anders. Ein Vergleich aktueller Beiträge zu Faulstichs Chronologie des "Kulturschocks", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303469