Heterogene Lerngruppen in inklusiven Lernsettings spielen in der deutschen Schullandschaft eine immer bedeutendere Rolle. Unter dem Begriff Lernsetting werden Faktoren wie Ort, Zeit, Umgebung, Angebote etc. einer Bildungsveranstaltung zusammengefasst. Durch die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2009 und die damit einhergehende Überführung in verbindliches Recht hat sich die Wahrscheinlichkeit in allen Schulformen rapide erhöht, dass alle Lehrkräfte auch mit SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf arbeiten. In der Debatte um inklusive Lernsettings wird häufig konstatiert, dass auch außerschulische Lernorte als Teil inklusiver Bildungslandschaften zu verstehen sind und somit eine große Rolle spielen. Auch verweist die UN-Behindertenrechtskonvention in Artikel 24 auf ein „integratives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen“ (UN-BRK 2006, 1436). In diesem Zusammenhang wird auch der Bereich der Umweltbildung konkret benannt. Die Waldschulen der Berliner Forsten als außerschulische Umweltbildungseinrichtungen, die im Jahre 2011 von mehr als 20.000 SchülerInnen z.B. im Rahmen von Projekttagen und -wochen oder Wandertagen besucht wurden, sind in Berlin die einzigen mit dem seit 2011 verbindlichen „Zertifikat Waldpädagogik“ ausgestatteten Anbieter waldpädagogischer Umweltbildungsveranstaltungen. Die Teilnehmergruppen sind in den letzten Jahren zunehmend heterogener geworden. Ein Zusammenhang mit der steigenden Anzahl an SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die im Zuge der Inklusion in „allgemeinen Schulen“ unterrichtet werden, kann vermutet werden.
Mit dieser Arbeit werden konzeptionelle Grundlagen der Waldpädagogik hinsichtlich ihrer inklusionspädagogischen Eignung überprüft. Hierzu dienen Indikatoren, die von ausgewählten inklusionsdidaktischen Konzepten abgeleitet wurden, als Folie, unter der konzeptionelle Grundlagen der Waldpädagogik betrachtet werden. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Praxis der Waldpädagogik durch ein Aufzeigen konzeptioneller Schnittmengen, Ergänzungen und ggf. Widersprüchen in ihrer Arbeit mit heterogenen Gruppen zu unterstützen. Diese Arbeit kann darüber hinaus Lehrkräften als Anregung dienen, waldpädagogische Angebote für ihre heterogenen Lerngruppen wahrzunehmen, um so deren pädagogischen Wert für inklusive Lernsettings zu nutzen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Zielsetzung
- 1.2 Struktur der Arbeit
- 2. Inklusion
- 2.1 Zum Begriff der Heterogenität
- 2.2 Was ist inklusive Pädagogik?
- 2.3 Rechtliche Grundlagen der Inklusion
- 2.3.1 Salamanca, Behindertenrechtskonvention und KMK
- 2.3.2 Das Berliner Schulgesetz
- 2.3.3 Das Berliner Gesamtkonzept „Inklusive Schule“
- 2.4 Inklusion im Kontext regionaler Bildungslandschaften
- 2.4.1 Die Bedeutung des Konzepts Bildungslandschaften für Inklusion
- 2.4.2 Umweltbildung im Kontext regionaler Bildungslandschaften
- 2.5 Didaktische Konzepte in der Inklusion
- 2.5.1 Historische Wurzeln vor und in der Reformpädagogik
- 2.5.2 Lernen am gemeinsamen Gegenstand – Georg Feuser
- 2.5.3 Gemeinsame Lernsituationen - Hans Wocken
- 2.5.4 Leitlinien didaktischen Handelns - Simone Seitz
- 2.6 Differenzierungsformen in der inklusiven Didaktik
- 2.7 Indikatoren inklusionspädagogischer Konzepte
- 3. Umweltbildung
- 3.1 Jüngere Entwicklung und rechtliche Grundlagen der Umweltbildung
- 3.2 Ganzheitliche Umweltbildung
- 3.2.1 Ziele ganzheitlicher Umweltbildung
- 3.2.2 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)
- 3.3 Waldpädagogik
- 3.3.1 Historische Vorläufer und rechtliche Grundlage der Waldpädagogik
- 3.3.2 Die Waldschulen der Berliner Forsten und deren waldpädagogische Ziele
- 3.3.3 Konzeptionelle Grundlagen der Waldpädagogik
- 4. Überprüfung der Waldpädagogik auf ihre inklusionspädagogische Eignung
- 5. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und inwiefern Waldpädagogik in inklusiven Lernsettings eingesetzt werden kann. Im Zentrum der Analyse stehen die Waldschulen der Berliner Forsten als außerschulische Umweltbildungseinrichtungen. Die Arbeit untersucht, welche didaktischen Konzepte der Inklusion im Kontext der Waldpädagogik Anwendung finden können und welche Herausforderungen sich aus der zunehmenden Heterogenität der Teilnehmergruppen ergeben.
- Inklusion in der Umweltbildung
- Didaktische Konzepte in der Inklusion
- Heterogenität in Lerngruppen
- Waldpädagogik als inklusives Lernsetting
- Herausforderungen und Chancen der Inklusion in der Umweltbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit dar. Sie erläutert die Bedeutung von inklusiven Lernsettings in der deutschen Schullandschaft und beleuchtet die Rolle außerschulischer Lernorte, insbesondere die der Waldschulen der Berliner Forsten. Das zweite Kapitel widmet sich dem Begriff der Inklusion. Es beleuchtet die Heterogenität von Lerngruppen, die rechtlichen Grundlagen der Inklusion und verschiedene didaktische Konzepte, die sich mit der Inklusion von SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf befassen. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Themenbereich der Umweltbildung und beleuchtet insbesondere die Ganzheitliche Umweltbildung und die Waldpädagogik. Es werden die Ziele und Konzepte der Waldpädagogik dargestellt, sowie deren historische Entwicklung und rechtliche Grundlagen. Das vierte Kapitel untersucht die Eignung der Waldpädagogik für inklusionspädagogische Settings. Es werden die Chancen und Herausforderungen der Waldpädagogik im Kontext der Inklusion diskutiert.
Schlüsselwörter
Inklusive Lernsettings, Umweltbildung, Waldpädagogik, Heterogenität, Didaktik, sonderpädagogischer Förderbedarf, Berliner Waldschulen, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE).
- Quote paper
- Tobias Schwamm (Author), 2013, Inklusive Lernsettings in Umweltbildungseinrichtungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303614