Der Tod ist eines der letzten großen Mysterien unserer Welt. Das Verhalten des sozialen Umfeldes während der Überschreitung der Schwelle, des Sterbens, und die Bräuche und Traditionen bei der anschließenden Bestattung haben sich zusammen mit anderen Verhaltensweisen wie z.b. dem Umgang mit der Sexualität im Laufe der letzten Jahrhunderte stark verändert. Anhand von Leo Tolstois Erzählung 'Der Tod des Iwan Iljitsch'1 werde ich mit dieser Hausarbeit Walter Benjamins These der historisch-kulturellen Wandlung des Todesgedankens im 19. Jahrhunderts2 erörtern. Um einen besseren Überblick über die gesellschaftlichen Prozesse und Veränderungen im Umgang mit dem Tod zu vermitteln, werde ich diese Wandlung von der Zeit des Viktorianischen Zeitalters bis zur Jetzt-Zeit verfolgen. Mein Haupt-Augenmerk ist dabei auf die Umwälzungen in den industrialisierten Ländern gerichtet. Was ist also passiert, was hat zu einer Umkehr und Abkehr der Menschen vom Tod geführt, wieso haben sie ihn aus ihrem Bewusstsein verdrängt, und inwiefern sind Veränderungen in der Einstellung gegenüber dem Tod und den Sterbenden an Tolstois Novelle bereits erkennbar? Dies wird die Fragestellung meiner Arbeit sein. Exemplifizieren werde ich anhand 'Der Tod des...' die Alltäglichkeit des "öffentlichen" Todes in früheren Zeiten, die Abscheu vor dem "schmutzigen" Tod, den verdrängten "stummen" und "lästigen" Tod und schließlich den "modernen" Tod, die Hospitalisierung Sterbender und die Tabuisierung des Todes in der heutigen Zeit. 1 Tolstoi, Leo: Der Tod des Iwan Iljitsch. Stuttgart, 2002. 2 Schweppenhäuser, Hermann (Hrsg.): Walter Benjamin. Frankfurt am Main, 1977. S. 449-450.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tod und Sterben im Wandel der Zeit
- Der Tod des Iwan Iljitsch
- Der öffentliche Tod
- Die Lüge und der stumme Tod
- Der lästige Tod
- Das Grauen und der schmutzige Tod
- Die Medizin und der moderne Tod
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die historisch-kulturelle Wandlung des Todesgedankens im 19. Jahrhundert anhand von Leo Tolstois Erzählung "Der Tod des Iwan Iljitsch". Sie verfolgt Walter Benjamins These, dass sich die gesellschaftlichen Prozesse und der Umgang mit dem Tod im Laufe der Zeit stark verändert haben.
- Die Entwicklung des Todesgedankens im 19. Jahrhundert
- Die Darstellung des Todes in Tolstois "Der Tod des Iwan Iljitsch"
- Die gesellschaftlichen Reaktionen auf den Tod im 19. Jahrhundert
- Die Rolle der Industrialisierung und Urbanisierung in der Veränderung des Todesgedankens
- Die Auswirkungen der Modernisierung auf den Umgang mit dem Tod und Sterben
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt die Fragestellung sowie die zentrale These dar. Sie beleuchtet den Tod als ein großes Mysterium und zeigt die Veränderungen im Umgang mit dem Sterben und der Bestattung auf. Die Hausarbeit nutzt Leo Tolstois "Der Tod des Iwan Iljitsch" als Beispiel für die Wandlung des Todesgedankens im 19. Jahrhundert.
Tod und Sterben im Wandel der Zeit
Dieser Abschnitt untersucht die Entwicklung des Todesgedankens im 19. Jahrhundert und vergleicht die verschiedenen Ansichten über den Tod in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Es wird gezeigt, wie der "öffentliche" Tod, der im 19. Jahrhundert üblich war, durch die Industrialisierung und Urbanisierung allmählich in den Hintergrund trat. Die moderne Gesellschaft verdrängt den Tod immer mehr, was in Tolstois "Der Tod des Iwan Iljitsch" deutlich wird.
Der Tod des Iwan Iljitsch
Dieser Abschnitt analysiert die Rolle des Todes in Tolstois Erzählung "Der Tod des Iwan Iljitsch". Er zeigt auf, wie der Protagonist seinen Tod erlebt und wie die Gesellschaft auf seinen Tod reagiert. Die Scheinheiligkeit und Doppelmoral der russischen Bourgeoisie werden kritisiert.
Der öffentliche Tod
Dieser Abschnitt beleuchtet die Traditionen des "öffentlichen" Todes im 19. Jahrhundert und wie diese Traditionen durch die Modernisierung in Frage gestellt wurden. Es werden die Veränderungen im Umgang mit dem Sterben und der Bestattung aufgezeigt.
Die Lüge und der stumme Tod
Dieser Abschnitt analysiert die Verdrängung des Todes in der modernen Gesellschaft. Tolstois Erzählung zeigt auf, wie die Menschen in ihrer Angst vor dem Tod versuchen, ihn zu verdrängen und zu ignorieren. Die Verleugnung des Todes führt zu einer unnatürlichen Distanzierung vom Tod.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: historisch-kulturelle Wandlung, Todesgedanke, 19. Jahrhundert, Leo Tolstoi, "Der Tod des Iwan Iljitsch", gesellschaftliche Prozesse, Industrialisierung, Urbanisierung, "öffentlicher" Tod, "stummer" Tod, "modern" Tod, Tabuisierung des Todes.
- Quote paper
- Ralf Klossek (Author), 2003, Die historisch-kulturelle Wandlung des Todesgedankens im 19. Jahrhundert- Erörtert an Tolstois 'Der Tod des Iwan Iljitsch', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30364