[...] Die zunehmende Rationalität bildet in der Auseinandersetzung um die Wahrheit
eine Art Schnittmenge. Die Sprache wird – im Sinne von HABERMAS – eine „primäre
Quelle soziale[r] Integration“ (ebd., S. 34), durch die Konsens, aber auch
Dissens zwischen den Diskurspartnern lokalisiert werden können. Die Atomdebatte
erstreckt sich inzwischen über viele – insbesondere rechtliche – Bereiche
der Zivilgesellschaft. Diese war zu keinem Zeitpunkt bedroht, doch der Einfluß
auf das Denken ihrer Mitglieder ist unübersehbar. Eine allmähliche Umkehr in der
Durchsetzung der Interessenlagen der vermeintlich Stärkeren (Regierung, „Atomlobby“)
zugunsten außerparlamentarischer Gruppen war die Folge. Als Grund
kann die verstärkte Mobilisierung der politischen Öffentlichkeit angenommen
werden.
Die vorliegende Arbeit versucht abrissartig das eben diagnostizierte Problem der
Kernenergiedebatte in der BRD aus kommunikationstheoretischer wie diskursethischer
Sicht zu beleuchten. Einer Längsschnittbetrachtung (Kap. 2), die vor
allem die Chronologie der Diskussion nachvollziehen will, folgt eine Erörterung
des Zusammenhangs von Sprachwandel und Öffentlichkeit in der Atomenergiedebatte
(Kap. 3). In Kap. 4. soll schließlich der Versuch unternommen werden,
das Modell des idealen bzw. gestörten Machtkreislaufs (Habermas 1997) auf die
Atomdiskussion anzuwenden.
Quellen für diese Arbeit waren die 1994 veröffentlichte Dissertation von JUNG, die
sich insbesondere mit Öffentlichkeit und Sprachwandel in der Kernenergiedebatte
beschäftigte, sowie die Überlegungen zur Rolle von Zivilgesellschaft und politischer
Öffentlichkeit von Jürgen Habermas. Statistische Angaben sind vor allem
dem Datenreport 1999 für die BRD entnommen. Weiterhin wurden das „Linguistische
Lexikon“ von LEWANDOWSKI sowie das dtv-Lexikon für die Begriffsklärung
benutzt. Darüber hinaus ist das Internet eine unschätzbare Quelle gewesen.1
1 JUNG, M.: Öffentlichkeit und Sprachwandel. Zur Geschichte des Diskurses über die Kernenergie. Opladen
1994. HABERMAS, J.: Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen
Rechtsstaats. Frankfurt a. Main 51997. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Datenreport 1999. Zahlen und Fakten
über die Bundesrepublik Deutschland. Bonn 2000. LEWANDOWSKI, Th.: Linguistisches Wörterbuch; 5. überarb.
Auflage. Wiesbaden 1990. dtv Lexikon in 20 Bänden. Mannheim 1992.
Inhaltsverzeichnis
- I. Chronologie der Kernenergiediskussion.
- II. Sprachwandel und Öffentlichkeit
- A. Kommunikative und juristische Dimensionen der Debatte
- B. Modell des politischen Macht- und Informationskreislaufs
- III. Politische Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft..
- 1. Elemente......
- 2. Problemverarbeitung.
- 3. Massenmedien und Medienmacht..
- 4. Zusammenfassung...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Zusammenhang von Sprache und Öffentlichkeit anhand der Atomdiskussion in Deutschland. Sie zeigt, wie Vernunft durch Kommunikation handlungswirksam werden kann und wie die Sprache zur Konsensfindung und zum Ausdruck von Dissens dient. Der Fokus liegt auf der Frage, wie die Zivilgesellschaft und politische Öffentlichkeit in die Debatte eingebunden sind und welche Rolle Medien und Medienmacht dabei spielen.
- Die Chronologie der Atomdebatte in Deutschland
- Sprachwandel und seine Auswirkungen auf die öffentliche Meinung
- Kommunikative und juristische Dimensionen der Atomdiskussion
- Die Rolle der Zivilgesellschaft und der politischen Öffentlichkeit
- Das Modell des politischen Macht- und Informationskreislaufs
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 bietet einen chronologischen Abriss der Atomdiskussion in Deutschland, beginnend mit der Entdeckung der Radioaktivität bis hin zu aktuellen Ereignissen wie Castortransporten. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Sprachwandel und Öffentlichkeit in der Atomdebatte. Es analysiert die kommunikativen und juristischen Dimensionen der Debatte und zeigt, wie die Sprache zur Meinungsbildung und zum Ausdruck von Dissens dient.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Sprache, Öffentlichkeit, Atomdiskussion, Sprachwandel, Zivilgesellschaft, politische Öffentlichkeit, Massenmedien, Medienmacht, Kommunikation, Konsens, Dissens, Macht- und Informationskreislauf, Diskursethik, Habermas, JUNG.
- Quote paper
- Juliane Weuffen (Author), 2001, Sprachwandel und Öffentlichkeit am Beispiel der Atomdiskussion in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30390