Im deutschen Konsumgüterhandel ist in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Konzentrationsprozess zu beobachten. Vor allem im Lebensmittelsektor herrscht ein intensiver und preisgetriebener Wettbewerb zwischen den am
Markt agierenden großen Handelskonzernen.
Die großen Handelskonzerne wie Edeka oder Rewe erzielen immer größere Marktanteile und auch die Discounter Aldi und Lidl konnten ihre Marktanteile in den letzten Jahren erhöhen. Diese vier großen Handelskonzerne erzielten nach der Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes im September 2014 insgesamt mehr als drei Viertel aller Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel.
Auch in vielen anderen europäischen Ländern hat die Handelskonzentration zu einer erheblichen Steigerung der Verhandlungsmacht der großen Handelsunternehmen
gegenüber den Markenartikelherstellern geführt. Der Lebensmitteleinzelhandel ist von einer einst stark fragmentierten Branche zunehmend konzentrierter geworden, und dass sowohl aus nationaler als auch aus der aggregierten
europäischen Betrachtung.
Die großen Handelskonzerne verdrängen die kleinen Handelsunternehmen durch Fusionen und Übernahmen, wobei den aktuellen Medienberichten zufolge erst vor wenigen Wochen auch noch das Unternehmen Tengelmann von
dem führenden Handelskonzern Edeka übernommen wurde. Die Anzahl der insgesamt existierenden Handelsunternehmen nimmt weiter ab. Aus Sicht der Markenartikelindustrie besteht das Problem, dass sie das Ziel einer ubiquitären Distribution verfolgt und sich somit, aufgrund der hohen Absatzmengen von
den großen Handelskonzernen, in eine Art Abhängigkeitsverhältnis zum Handel begibt. Der Handel hat nicht nur Einfluss auf den Absatz der Markenartikel, sondern er besitzt auch die Preishoheit bei den Markenartikeln. Dies bedeutet, dass der Handel nicht nur die Preispositionierung seiner eigenen Handelsmarken, sondern auch die Preise der Markenartikel gezielt beeinflussen kann.
Ein weiteres Problem aus Sicht der Markenartikelindustrie besteht somit in der Verbreitung von Handelsmarken, worin manche Autoren nicht nur den Wettbewerbsvorteil der ubiquitären Erhältlichkeit der Markenartikel als gefährdet
sehen, sondern auch die Gefahr der Auslistung von Markenartikeln. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung direkter Vertriebskanäle der Markenartikelindustrie aufgrund der Handelskonzentration im Lebensmittelsektor
- 1.1. Einführung in die Problemstellung
- 1.2. Ziel und Aufbau der Arbeit
- 2. Grundlagen der Untersuchung
- 2.1. Wettbewerbliche Rahmenbedingungen zwischen Handel und Markenartikelindustrie
- 2.1.1. Zunehmende Handelskonzentration im Lebensmittelsektor
- 2.1.2. Die zunehmende Verbreitung von Handelsmarken und das Verbot der vertikalen Preisbindung
- 2.2. Einführung direkter Vertriebskanäle durch die Markenartikelindustrie
- 3. Ziele und Erscheinungsformen direkter Vertriebskanäle aus Sicht der Markenartikelindustrie
- 3.1. Einfluss auf die Preissetzung und Schaffung einer Unabhängigkeitsposition vom Handel als Ziele der Einführung direkter Vertriebskanäle
- 3.2. Darstellung der Erscheinungsformen direkter Vertriebskanäle
- 3.2.1. Eigene Filialsysteme
- 3.2.2. Online-Vertrieb über das Internet
- 3.2.3. Flagship-Stores als eigene Filiale
- 4. Problembereiche und korrespondierende Lösungsansätze für den direkten Vertrieb von Produkten aus dem Lebensmittelsektor aus Sicht der Markenartikelindustrie
- 4.1. Analyse der Eignung des Online-Vertriebes von Markenartikeln aus dem Lebensmittelsektor
- 4.1.1. Problem der Eignung verschiedener Produkte aus dem Lebensmittelsektor und der Preissetzung im Vergleich zum Vertrieb über den Handel
- 4.1.2. Erweiterung des Produktangebotes im Internet und Endverbraucherpreis als Qualitätsindikator
- 4.2. Analyse der Eignung des direkten Vertriebes von Markenartikeln aus dem Lebensmittelsektor über Flagship-Stores
- 4.2.1. Problem der Eignung verschiedener Produkte aus dem Lebensmittelsektor für den direkten Vertrieb in Flagship-Stores
- 4.2.2. Beispiele für den erfolgreichen Vertrieb von Produkten aus dem Frische-, Trocken- und Getränkesortiment in Flagship-Stores
- 5. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Einführung direkter Vertriebskanäle durch die Markenartikelindustrie im Lebensmittelsektor vor dem Hintergrund der zunehmenden Handelskonzentration. Sie analysiert die Ziele und Erscheinungsformen dieser Vertriebsstrategie sowie die damit verbundenen Herausforderungen und Lösungsansätze.
- Die zunehmende Macht des Handels und die Auswirkungen auf die Markenartikelindustrie
- Die Ziele der Einführung direkter Vertriebskanäle, insbesondere die Gewinnung von Preis- und Marktmacht
- Die unterschiedlichen Erscheinungsformen direkter Vertriebskanäle, wie z. B. eigene Filialsysteme, Online-Vertrieb und Flagship-Stores
- Die Herausforderungen des direkten Vertriebs von Lebensmitteln, insbesondere die Eignung verschiedener Produkte und die Preisgestaltung
- Lösungsansätze für die Bewältigung der Herausforderungen, z. B. die Entwicklung von geeigneten Vertriebsmodellen und die Anpassung des Produktangebotes
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Problemstellung ein und erläutert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die wettbewerblichen Rahmenbedingungen zwischen Handel und Markenartikelindustrie, insbesondere die zunehmende Handelskonzentration und die Verbreitung von Handelsmarken. Es wird die Einführung direkter Vertriebskanäle durch die Markenartikelindustrie als Reaktion auf diese Entwicklungen vorgestellt.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Zielen und Erscheinungsformen direkter Vertriebskanäle aus Sicht der Markenartikelindustrie. Es werden die Ziele der Preissetzung und Schaffung einer Unabhängigkeitsposition vom Handel sowie die verschiedenen Erscheinungsformen, wie eigene Filialsysteme, Online-Vertrieb und Flagship-Stores, dargestellt.
Kapitel 4 analysiert die Eignung des Online-Vertriebs und des direkten Vertriebs über Flagship-Stores für den Lebensmittelsektor. Es werden die Herausforderungen hinsichtlich der Eignung verschiedener Produkte und der Preisgestaltung sowie mögliche Lösungsansätze diskutiert.
Schlüsselwörter
Handelskonzentration, Markenartikelindustrie, Lebensmittelsektor, direkter Vertrieb, Online-Vertrieb, Flagship-Stores, Preissetzung, Wettbewerb, Handelsmarken, Preisbindung, Unabhängigkeit, Eignung, Lösungsansätze.
- Arbeit zitieren
- Constanze Fritz (Autor:in), 2015, Einführung direkter Vertriebskanäle der Markenartikelindustrie aufgrund der Handelskonzentration im Lebensmittelsektor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303911