Leseprobe
Inhalt
Vorwort
MEDIEN
Dagmar Berghoff
Die erste Frau der „Tagesschau“
Wibke Bruhns
Deutschlands erste Nachrichtensprecherin
Aenne Burda
Die erfolgreichste Verlegerin von Modezeitschriften
Raffaele Carrà
Die beliebteste italienische Moderatorin
Marion Gräfin Dönhoff
Die berühmteste deutsche Publizistin
Amelie Fried
Die erste deutsche Talkmasterin
Therese Huber
Die „Urmutter der Journalistinnen“
Beate Klarsfeld
Die erfolgreiche Aufdeckerin von NS-Verbrechen
Irene Koss
Die erste deutsche Fernsehansagerin
Gabriele Krone-Schmalz
Die erfolgreichste deutsche Auslandskorrespondentin
Franca Magnani
Die „Stimme Italiens“
Louise Otto-Peters
Die Gründerin der ersten deutschen Frauenzeitung
Margarete Schreinemakers
Über sieben Millionen sahen ihre Talkshow
Alice Schwarzer
Die Gründerin der Zeitschrift von Frauen für Frauen
Matilde Serao
Die Gründerin der Zeitung „Il Giorno“
Dorothy Thompson
150 Zeitungen druckten ihre Artikel
Beate Wedekind
Die erste deutsche Illustrierten-Chefredakteurin
Weitere Frauen aus dem Bereich Medien
Mathilde Franziska Anneke - Gabi Bauer - Amelia Bloomer - Nelly Bly - Margarete Buber- Neumann - Sabine Christiansen - Joan Ganz Cooney - Angelika Feldmann - Carola Ferstl - Inka Gottschalch - Gisela Graichen - Barbara Groth - Marion von Haaren - Dana Horákova - Maybritt Illner - Luc Jochimsen - Christiane Kofler -Sigrid Löffler - Sandra Maischberger - Bascha Mika - Patricia Riekel - Renate Rosenthal - Anke Schäferkordt - Ulrike Schlüter - Susanne Schosser - Friede Springer - Gloria Steinem - Carmen Thomas - Georgia Tornow - Anne Volk - Maria von Welser - Oprah Winfrey
Meilensteine der Mediengeschichte
ASTROLOGIE
Madame Buchela
Die „Seherin von Bonn“
Jeane Dixon
Die bekannteste Sterndeuterin
Elisabeth Teissier
Die große europäische Astrologin
Literatur
Der Autor
Dank
Für Auskünfte, kritische Durchsicht von Texten (Anmerkung: Etwaige Fehler gehen zu Lasten des Verfassers), mancherlei Anregung, Diskussion und andere Arten der Hilfe danke ich herzlich:
Werner Baumbauer, Mackenrodt Dagmar Berghoff, frühere Nachrichtensprecherin Wibke Bruhns, Journalistin und Moderatorin Aenne Burda, Verlegerin Burda Kommunikation, München Carola Ferstl, Journalistin Dr. Marion Gräfin Dönhoff, Publizistin, Die Zeit, Hamburg Evelyn Engesser, Johannes Gutenberg- Universität, Mainz, Institut für Publizistik Frankfurter Rundschau, Redaktion Amelie Fried, Talkmasterin und Autorin Gong, Redaktion, München Gisela Graichen, Publizistin
Gabriele Krone-Schmalz, Fernsehjournalistin und Autorin Gerhard Hynek, Genf Ingrid Kaluza, W.O.M.A.N., Welt-Organisation der Mütter aller Nationen, Wilhelmshaven kressreport, Heidelberg Marvel A. Lemke, Taylor County Register of Deaths, Medford Frederick Freiherr von Lüdinghausen, Rechtsanwalt, Sinzig Sabrina Magnani, Berlin Bernd Neu, Archivar, Ingelheim Gerd von Pacensky, Publizist Sigrid Peukert Freie Universität Berlin, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Doris Probst, Mainz-Kostheim Sonja Probst (verheiratete Sonja Werner), Nierstein Stefan Probst, Mainz-Kostheim Eva Reineke Bibliothek, Deutsches Museum, München RTL, Presseabteilung, Köln Rolf Schoenrock, Redaktionsbüro, Lemkenhafen
Jobst Spengemann, Redaktion Joy, München Carmen Thomas, Journalistin, Westdeutscher Rundfunk (WDR) VOX Film- und Fernseh-GmbH & Co. KG, Geschäftsführung Beate Wedekind, Publizistin
VORWORT
Von der „Urmutter der Journalistinnen“ bis zur erfolgreichsten Moderatorin
Der Name von Dagmar Berghoff, der ersten Frau der „Tagesschau“, ist Millionen von Deutschen bekannt. Dasselbe gilt von Amelie Fried, der ersten deutschen Talkmasterin, Irene Koss, der ersten deutschen Fernsehansagerin, und Margarethe Schreinemakers, Deutschlands bisher erfolgreichster Fernsehmoderatorin.
Weniger gut als um die vertrauten Gesichter vom Fernsehbildschirm ist es um die Popularität verdienter Damen von der Presse und dem Rundfunk bestellt, wenn man von der Verlegerin Aenne Burda und der Publizistin Marion Gräfin Dönhoff absieht. Das ist kein Wunder: Schließlich erregt heutzutage kein Medium mehr Aufsehen als das Fernsehen.
Wer kennt schon die deutsche Schriftstellerin Therese Huber (1764- 1829), die als erste Frau eine Zeitung leitete und deswegen als „Urmutter der Journalistinnen“ gilt. Und wem sind die Namen von Matilde Serao (1856-1927), der ersten Gründerin einer italienischen Zeitung, oder von Dorothy Thompson (1894-1961), einer der couragiertesten amerikanischen Journalistinnen, deren Beiträge täglich von 150 Zeitungen gedruckt wurden, geläufig?
Diesem Manko soll das vorliegende Buch „Superfrauen 14 - Medien und Astrologie“ abhelfen. Es stellt 17 Frauen aus dem Bereich Medien und drei weitere aus dem Bereich Astrologie in Wort und Bild vor. Die Astrologie wurde aus gutem Grund hinzugefügt: Denn die Arbeit der Journalistinnen von Presse, Rundfunk und Fernsehen ähnelt nicht selten der von Wahrsagerinnen. Von dem, was in Kommentaren über Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport vorhergesagt wurde, traf so manches nicht ein.
Dagmar Berghoff
Die erste Frau
der „Tagesschau“
Als erste Frau im Team der beliebtesten Nachrichtensendung „Tages- schau“ des „Ersten Deutschen Fernsehens“ der „Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands“ („ARD“) und als deren erste Chefsprecherin ging Dagmar Berghoff in die TV-Geschichte ein. Ersteren Rekord stellte sie am 16. Juni 1976 als 33-Jährige und letzteren 1995 im Alter von 52 Jahren auf.
Dagmar Berghoff kam mitten im Zweiten Weltkrieg am 25. Januar 1943 als Tochter eines technischen Kaufmanns in Berlin zur Welt. 1946 zog sie mit ihrer Familie nach Ahrensburg bei Hamburg in SchleswigHolstein und 1957 nach Harburg bei Hamburg. In letzterem Ort besuchte sie das „Lyzeum am Soldatenfriedhof“.
Deutsch, Französisch und Geschichte sind Dagmar Berghoffs Lieblingsfächer gewesen. „In Mathe musste ich vorne gezogen und hinten geschoben werden“, erzählte sie später. Ihre Zwei in Deutsch hätte sie gerne gegen ihre Vier im Sport getauscht. Rauchen und enge Pullis waren während ihrer Schulzeit nicht erlaubt. Die Mädchen durften sich nur zaghaft schminken.
Als 18-Jährige war Dagmar Berghoff mit dem späteren „CDU“-Politiker Volker Rühe liiert. Das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtete später: „Mit Rühe war nur Händchenhalten“. Dreieinhalb Jahre lang hatte sie mit dem Regisseur und Drehbuchautor Dieter Wedel eine Beziehung. 1962 legte Dagmar Berghoff im „Lyzeum am Soldatenfriedhof“ unter ungewöhnlichen Umständen ihre Reifeprüfung ab. Die Hamburger
Flutkatastrophe vom 17. Februar jenes Jahres bewahrte sie vor der mündlichen Prüfung in Englisch. Im Lyzeum gab es keinen Strom, es war bitterkalt, und es wurde nur bis 13 Uhr geprüft. Bevor die 19- Jährige an die Reihe kam, wurde ihre Schule für 300 Obdachlose geräumt. Ihre Zwei in Englisch betrachtete sie als „geschenkt“. Von 1964 bis 1967 studierte Dagmar Berghoff an der „Hochschule für Musik und Darstellende Kunst“ in Hamburg. Nach einem kurzen Engagement als Schauspielerin in Tecklenburg (Westfalen) arbeitete sie beim „Südwestfunk“ („SWF“) in Baden-Baden als Fernsehansagerin, Moderatorin und Hörfunksprecherin. Außerdem trat sie als Schauspielerin im Theater und im Fernsehen auf.
1975 kehrte Dagmar Berghoff nach Hamburg zurück, wo sie zusam- men mit dem Redakteur Dr. Andreas Wang zehn Jahre lang in einer Altbauwohnung an der Alster lebte. Mitte April 1976 lud „Tagesschau“- Sprecher Karl-Heinz Köpcke (1922-1991) sie zu Probeaufnahmen ein, weil ihm die Stimme gefallen hatte, die die Hörfunksendung „Von neun bis halb eins“ des „Norddeutschen Rundfunks“ („NDR“) moderierte. Die „Tagesschau“-Redaktion suchte schon seit längerem eine Sprecherin. Bereits 1971 glaubte man, eine geeignete Kandidatin gefunden zu haben. Doch dann kam das „Zweite Deutsche Fernsehen“ („ZDF“) in Mainz 1971 mit Wibke Bruhns zuvor, und die Hamburger wollten nicht nachziehen. Von Anfang bis Mitte April 1976 sind nahezu 30 Damen zu Probeaufnahmen ins Studio der „Tagesschau“ gekommen. Bei dem Test von Dagmar Berghoff las Karl-Heinz Köpcke zuerst die üblichen 16.15-Uhr-Nachrichten. Anschließend erhielt Dagmar Berghoff denselben Text und präsentierte ihn. Das Ganze wurde aufgezeichnet und zunächst im kleinen Kreis und später vor der versammelten Redaktion abgespielt. „Tagesschau“-Chefredakteur Hartwig von Mouillard (um 1920-1991) gelangte zu dem Urteil, die neue Kandidatin mache einen „ganz ausgezeichneten Eindruck“.
Danach kam Dagmar Berghoff noch einmal zum Probesprechen. Dann hatte sie es geschafft. Man holte sie als erste Frau ins Team der „Tagesschau“. Anfangs wurde sie bei den Nachrichtensendungen am Nachmittag um 16.15 Uhr eingesetzt, doch bald auch während der Hauptsendung ab 20 Uhr am Abend. Ihre ersten „Tagesschau“-Honorare als freie Mitarbeiterin richteten sich je nach der Länge einer Sendung. Einem Pressebericht zufolge erhielt sie für die 20 Uhr-Sendung ungefähr 135 Mark (1998: 359 Mark). Seit dieser Zeit las sie die Tageszeitungen häufiger und intensiver als vorher.
Die neue „Tagesschau“-Sprecherin erklärte gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“, sie wolle natürlich keine graue Maus werden. Trotzdem würde sie künftig vor der Kamera Blusen, Jacken oder Pullover tragen, die „im ganzen ruhig sind“. Sie fügte hinzu, die Kleidung müsse so dezent sein, dass sie auf keinen Fall von den Nachrichten ablenke. Bald profilierte sich die 1,65 Meter große Blondine mit graugrünen Augen zur bekanntesten und beliebtesten deutschen Nachrich- tensprecherin. Nebenher moderierte Dagmar Berghoff große TV- Musiksendungen („ARD-Wunschkonzert“), war bei der „NDR- Talkshow“ dabei, wünschte im „SWF“-Hörfunk „Gute Laune aus Südwest“, präsentierte die NDR-„Plattenkiste“ und führte TV- „Interviews mit den Großen dieser Welt“.
1983 sprach Dagmar Berghoff die Kassette „Atari Programmieren leicht gemacht - Ein BASIC Einführungskurs mit Dagmar Berghoff“. In der Folgezeit hat sie bei mehreren Hörbuch-Produktionen mit ihrer Stimme mitgewirkt. Außerdem fungierte sie jahrzehntelang als Sprecherin der „Philips Jahres-Chronik“. Zudem sprach sie den „AOL“-Jingle „Sie haben Post“, der vielen „AOL“-Nutzern wohlvertraut ist. Für die ab Mitte der 1990-er Jahre aufkommenden Auto-Navigationssysteme hat sich nicht gesprochen. Einige Navigationssysteme nutzen die Stimme einer Sprachdatenbank, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Stimme von Dagmar Berghoff hat.
Das „ARD-Wunschkonzert“ ist von Dagmar Berghoff und Max Schautzer von Januar 1984 bis Oktober 1992 präsentiert worden. Die Liste der Künstler, die sich in dieser Zeit bei „Miss Tagesschau“ und Schautzer ein Stelldichein gaben, liest sich wie ein Lexikon des internationalen Showgeschäfts. Darunter waren Operettenstars wie Rudolf Schock (1915-1986), Anneliese Rothenberger (1926-2010) und Deborah Sasson bis hin zu Rock- und Popstars wie Engelbert, Al Bano, Romina Power, Ute Lemper, David Hasselhoff, Kim Wilde und Joe Cocker (1944-2014).
1980 und 1990 wurde Dagmar Berghoff mit dem „Bambi“ des BurdaVerlages ausgezeichnet. 1987 verlieh ihr die Zeitschrift „Hörzu“ die „Goldene Kamera“.
Am 16. Mai 1991 heiratete die 48-jährige Dagmar Berghoff den Chirurgen Dr. Peter Matthaes (1933-2001), der damals als Privatdozent am „Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf“ und als Chefarzt der Chirurgischen Abteilung am „Israelitischen Krankenhaus“ in Hamburg wirkte. Trotzdem behielt sie ihren Familiennamen Berghoff und erklärte hierzu nach der standesamtlichen Trauung in HamburgEimsbüttel, das erspare ihr doch eine Menge Lauferei.
Im Januar 1995 ernannte man Dagmar Berghoff als Nachfolgerin für den an einem Gehirntumor erkrankten Werner Veigel (1928-1995) zur Chefsprecherin der „ARD-Tagesschau“. Damit gelangte erstmals eine Frau an die Spitze des Sprecherteams. In ihrer Freizeit entspannte sie sich bei Gesprächen mit Freunden, Reisen und beim Spieluhren- Sammeln.
Am 31. Dezember 1999 um 20.15 Uhr schloss sich für Dagmar Berghoff das Kapitel „Tagesschau“. Nach mehr als 23 Jahren im Dienst der Redaktion „ARD aktuell“ verabschiedete sich die 56-jährige Nachrichten-Lady von ihrem Publikum.
Dagmar Berghoffs Mann Peter Matthaes war bereits im Frühjahr 1998 mit 63 in den Ruhestand gegangen. Der Chirurg und Krebsspezialist starb am 29. Januar 2001 an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ab 1997 betätigte sich Dagmar Berghoff als Schirmherrin des entwicklungspolitischen Kinderhilfswerks „terre des hommes“. Für diese Tätigkeit erhielt sie 2004 den „Courage-Preis“. Außerdem moderierte sie Medienveranstaltungen sowie Sendungen des Hamburger Hörfunk-Programms „NDR 90,3“. Seit 2008 fungiert sie als Senderpatin von Thüringens größtem privatem Regionalfernsehen „Salve.TV“ und unterstützt dieses bei seiner Expansion. Dagmar Berghoff hat eine angeborene genetische Fehlbildung der linken Hand (Spalthand), an der zwei Finger fehlen. Als Sprecherin der „Tagesschau“ hielt sie die Blätter auf ihrem Pult immer mit der dreifingrigen linken Hand. Es waren nur Daumen, Knöchel und Handrücken zu sehen. Der Rest blieb unter dem Papier verborgen.
Zu diesem Geburtsfehler bekannte sie sich erstmals Anfang 2013 in einem Gespräch mit der „Freizeit Revue“. Dabei verriet sie, sie sei als Kind wegen dieser Fehlbildung gehänselt worden. Traurig sei sie, weil sie keine Kinder bekommen habe. Allerdings hätten ihre Kinder ebenfall mit diesem Geburtsfehler zur Welt kommen können.
Wibke Bruhns
Deutschlands
erste Nachrichtensprecherin
Die erste Nachrichtensprecherin eines deutschen Fernsehsenders war die Journalistin und Moderatorin Wibke Bruhns, geborene
Klamroth. Sie präsentierte im Mai 1971 in der Sendung „Heute“ des „Zweiten Deutschen Fernsehens“ („ZDF“) sich selbst und Nachrichten aus aller Welt auf dem Bildschirm. Dieses Medienereignis wirkte damals auf die Presse und die Öffentlichkeit als Sensation.
Wibke Gertrud Klamroth kam am 8. September 1938 in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) zur Welt. Ihr Vater war der Kaufmann und SS-Offizier Johannes Georg Klamroth (1898-1944). Er wurde nach dem gescheiterten Attentat auf den Diktator Adolf Hitler (1889-1945) vom 20. Juli 1944 am 15. August 1944 in Plötzensee als Mitwisser hingerichtet. Ihre Mutter Else Klamroth, geborene Podeus, war die Tochter eines Fabrikanten aus Wismar und während des „Dritten Reiches“ die Ortsgruppenleiterin der Halberstädter NS-Frauen- schaft.
Nach der Hinrichtung ihres Mannes musste die Mutter von Wibke mittellos und mit fünf Kindern schwere Zeiten durchstehen. Im Sommer 1948 zog die Familie Klamroth aus Halberstadt nach Braunschweig. Im nahegelegenen Grenzort Mattierzoll leitete Else Klamroth eine Niederlassung der Halberstädter Familienfirma. Die Einkünfte waren so niedrig, dass die Familie in finanziellen Nöten war und von Spenden des „Hilfswerkes 20. Juli“ lebte. Erst nach jahrelangen Verhandlungen
wurde der Mutter eine Entschädigung für die Verurteilung und Hinrichtung ihres Mannes zugesprochen. 1949 lebte Wibke zeitweise in einem Kinderheim in Gaienhofen am Bodensee. 1949 trat ihre Mutter in den diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein. Deswegen zog die Familie nach Stockholm, wo die Mutter als Referatsleiterin an der deutschen Botschaft arbeitete.
Während ihrer Schullaufbahn besuchte Wibke verschiedene Internate. Vor dem Umzug nach Schweden konnte sie dank eines Stipendiums des „Hilfswerkes 20. Juli“ das evangelische Bugenhagen-Internat in Timmendorfer Strand besuchen. Anschließend besuchte sie ein Internat in Plön (Schleswig-Holstein), das sie wegen einer Beziehung zu einem Mitschüler vorzeitig verlassen musste.
In Berlin machte Wibke 1957 an der „Malvida-von-Meysenburg-Schule“ das Abitur. Danach zog sie für ein halbes Jahr nach London, wo ihre Mutter damals für die deutsche Botschaft arbeitete. Anschließend besuchte sie ein Jahr lang eine Handelsschule. Bis 1960 folgte ein Studium der Geschichte und Politik an der Universität Hamburg, das sie abbrach. Bereits als Studentin trat sie als Mitglied der „Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“ („SPD“) bei.
Nach ihrem Studium begann die 22-jährige Wibke Klamroth 1960 ein Volontariat als Journalistin in der Hamburger Redaktion der Boulevardzeitung „Bild“. Weil sie mit einem Artikel über den Bau der Berliner Mauer nicht einverstanden war, in dem die Politik der DDR mit der Machtergreifung von Adolf Hitler vergleichen wurde, brach sie 1961 das Volontariat ab.
Danach wechselte sie als freie Mitarbeiterin zum Fernsehen des „Norddeutschen Rundfunks“ („NDR“) in Hamburg. Dort berichtete sie für die Redaktion „Mensch und Landschaft“. Zusammen mit ihrem Vorgesetzten aus der Redaktion „Mensch und Landschaft“ wechselte Wibke zum neugegründeten „ZDF“. Anfangs moderierte sie unter anderem die Sendung „Die Drehscheibe“.
1961 heiratete Wibke Bruhns den Werbe-Kaufmann Peter Teichgräber. Die erste Ehe wurde 1962 geschieden. Ab 1962 baute Wibke das Hamburger „ZDF“-Studio mit auf. 1965 schloss sie ihre zweite Ehe
mit dem Schauspieler Werner Bruhns (1928-1977). 1966 kam die erste Tochter Annika zur Welt. Nach der Geburt der zweiten Tochter Meike 1968 beendete sie ihre Tätigkeit beim Hamburger „ZDF“- Studio. Anschließend arbeitete sie von 1968 bis 1971 als freie Journalistin unter anderem für die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“, den „NDR“-Hörfunk und die Sendereihe „Querschnitt“ des „ZDF“.
Das „Zeitalter der Nachrichtenfrauen“ in Deutschland begann am 12. Mai 1971 um 22.15 Uhr, als Wibke Bruhns mit schicker Frisur, Brille, Bluse im Safari-Look und ausgesprochen lässig in der „ZDF“-Sendung „Heute“ die Nachrichten der Spätausgabe vorlas. Nach der von „ZDF“- Chefredakteur Wolf Dietrich als großartig empfundenen Premiere registrierte die Mainzer Fernsehanstalt eine Flut von meistens begeisterten Anrufen. Es gab aber auch Proteste von Zuschauerinnen, die von Wibke verlangen, sie solle sich um Mann und Kinder kümmern, statt als Nachrichtensprecherin zu arbeiten. Gewerkschaften und Feministinnen dagegen feierten sie als Heldin. Sie selbst betrachtete sich nicht als Mitglied der Frauenbewegung.
Mit dem ersten Auftritt in „Heute“ von Wibke Bruhns am 12. Mai 1971 hatte das „Zweite Deutsche Fernsehen“ dem „Ersten Deutschen Fernsehen“ der „Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands“ („ARD“) eindeutig die Schau gestohlen. Denn die „ARD“ wollte damals Ann Ladiges als erste westdeutsche Nachrichtensprecherin auf den Bildschirm bringen. In der DDR sprach Annerose Neumann bereits am 8. März 1963 die Nachrichten in der „Aktuellen Kamera“ des „DFF“. Der gelungene Blitzstart brachte Frau Bruhns den Spitznamen „Wibke Verladiges“ ein.
Noch viel mehr Wirbel beim Publikum und in der Presse löste der zweite „Heute“-Auftritt von Wibke Bruhns am 24. Mai 1971 bei der Hauptnachrichtensendung um 19.45 Uhr aus. Die Vorbereitungen hierfür sind im „ZDF“ streng geheimgehalten worden. Sogar der Sprecher Jochen Breiter glaubte an diesem Abend noch, er - statt Frau Bruhns - würde die Nachrichten präsentieren. Für den Job bei „Heute“ war Wibke Bruhns von „ZDF“-Moderator Hanns Joachim Friedrichs (1927-1995) entdeckt worden.
Schlagzeilen machte Wibke Bruhns auch durch ihre Mitarbeit in der „Sozialdemokratischen Wählerinitiative“ für Willy Brandt (1913- 1992) anlässlich der Bundestagswahl 1972. Damals forderte der Chef der „Christlich-Demokratischen Union“ („CDU“) in Niedersachsen, Wilfried Hasselmann, sie für Wochen vor der Wahl vom Bildschirm zu verbannen.
Allmählich fand Wibke Bruhns „es ein bisschen doof, nur Sachen vorzulesen“. Deswegen verließ sie nach 380 Nachrichtensendungen - die letzte davon am 12. Dezember 1972 - das „ZDF“ und kümmerte sich um ihre beiden kleinen Kinder. Danach moderierte sie unter anderem „TM“, das „Tagesmagazin“ im dritten Programm des „Westdeutschen Rundfunks“ („WDR 3“). Im Mai 1973 sah man ihren ersten Beitrag für das Magazin „Panorama“ („NDR“), der kritisch über bedenkliche Zustände in einem Altersheim von Baden-Baden be- richtete.
Jahrzehntelang kursierte das Gerücht, Wibke Bruhns habe mit Bundeskanzler Willy Brandt eine Affäre gehabt. Es begann 1973, als Brandt die Journalistin bei einem Staatsbesuch in Israel zu später Stunde zu sich ins Hotelzimmer einlud. Nachdem sie gegen zwei Uhr morgens das Hotelzimmer verlassen hatte, verbreitete sich das Gerücht innerhalb weniger Stunden. Genährt wurde das Gerücht, als Wibke Bruhns und ihre Familie die Sommerferien im Feriendomizil der Familie Brandt verbrachten. 1974 fand man das Collier einer Dame im Hotelbett von Willy Brandt und man vermutete, das Schmuckstück stamme von Wibke Bruhns.
Später erklärte Brigitte Seebacher-Brandt, ab 1983 Ehefrau von Willy Brandt, ihr Mann sei längere Zeit mit der Journalistin Heli Ihlefeld liiert gewesen. Auch Wibke Bruhns sagte, davon gewusst und aus Gründen der Diskretion die Verwechslung nicht aufgeklärt zu haben. 2006 erhielt Wibke Bruhns den „Friedrich-Schiedel-Literaturpreis“ für ihr Buch „Meines Vaters Land“. Für ihr journalistisches Lebenswerk empfing sie 2007 die „Hedwig-Dohm-Urkunde des Journali- stinnenbundes“.
Ab 1974 arbeitete Wibke Bruhns als Autorin für die Hamburger Illustrierte „Stern“ und weiterhin als Reporterin, unter anderem für das Unterhaltungsmagazin „Treffpunkt“ des „Südwestfunks“ („SWF“). 1977 starb ihr Mann Werner Bruhns, der mehrfach in der „ARD“Krimireihe „Tatort“ zu sehen war und auch als Autor und Regisseur in Erscheinung trat.
1979 schickte der „Stern“ Wibke Bruhns als Nahostkorrespondentin nach Jerusalem. Ihre dortigen Eindrücke und Erlebnisse schlugen sich in dem Buch „Mein Jerusalem“ (1982) nieder. 1983 beschloss sie, Jerusalem zu verlassen. „Meine Neugier war nicht mehr bereit, jeden Tag die neue Katastrophe zu erwarten“, erklärte sie.
Von 1984 bis 1988 war Wibke Bruhns für den „Stern“ in Washington im Einsatz. Damals brachte sie ihre im Magazin „Geo“ erschienene Reportage über das Vietnam-Denkmal in der amerikanischen Hauptstadt mit dem Titel „Die Mauer der Versöhnung - das Vietnam Veteran’s Memorial“ zu Papier. Für jene „Beschreibung des Krieges als endlose Reihe persönlicher Opfer“ erhielt sie 1989 den „Egon-Erwin-Kisch- Preis“.
Nach dem Einsatz als „Stern“-Korrespondentin in Washington arbeitete Wibke Bruhns als freie Journalistin mit Wohnsitz Ingolsheim im Elsaß. Es folgten zahlreiche Auftritte in verschiedenen Sendungen. Unter anderem moderierte sie ab 1989 für vier Jahre - zusammen mit Gisela Marx - die politische Talkshow „Drei vor Mitternacht“ („WDR 3“) und in derselben Zeit das „Mittagsmagazin“ („WDR Hörfunk“). Ab Januar 1993 war sie „Anchorwoman“ beim privaten Kölner Fernsehsender „Vox“, wo sie abwechselnd mit Martina Sagurna die Hauptnachrichtensendung „Weltvox“ präsentierte.
Nachdem „Vox“ am 1. April 1994 in die Liquidation ging und 250 Mitarbeiter gekündigt wurden, wechselte Wibke Bruhns 1995 zum „Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg“ („ORB“). Dort fungierte sie bis 1998 als Hauptabteilungsleiterin für Kultur. Anschließend wirkte sie als Beraterin für politische Talkshows der Produktionsfirma „AVE“ („Talk im Turm“, „Spät am Abend“, „Der grüne Salon“, „Vorsicht Friedmann“).
Ab Januar 1999 betätigte sich Wibke Bruhns wieder freiberuflich. Seit Februar 2000 präsentierte sie als Sprecherin der „EXPO 2000“ in Hannover die Weltausstellung in der Öffentlichkeit.
In ihrer Biografie „Nachrichtenzeit. Meine unfertigen Erinnerungen“ (2012) schildert Wibke Bruhns ihre privaten und beruflichen Erfahrungen und führt durch die wichtigsten politischen Ereignisse der letzten Jahrzehnte. Das Nachrichtenmagazin „Focus“ lobte dieses Werk mit den Worten „Geradeaus, unbeeindruckt, fast grenzenlos interessant“. Laut Online-Lexikon „Wikipedia“ „sorgten ihre den Sexismus verharmlosenden Aussagen“ für zahlreiche Diskussionen in Online- Foren. Beispielsweise erwähnte sie, dass Frauen Frauen seien und Männer Männer, und, dass sie so unterschiedlich wie Stiere und Kühe seien und Frauen keine Chance gegen Sexismus hätten.
Aenne Burda
Die erfolgreiche Verlegerin von Modezeitschriften
Den größten Modezeitschriften-Verlag der Welt baute die deutsche Chefredakteurin, Verlegerin und Kolumnistin Aenne Burda (1909- 2005) - eigentlich Anna Magdalena Burda, geborene Lemminger - auf. Die in ihrem Presseimperium erscheinenden Modezeitschriften erzielten Ende der 1980-er Jahre - in 18 Sprachen und in über hundert Ländern eine Gesamtauflage von mehr als fünf Millionen Exem- plaren.
Anna Magdalena Lemminger erblickte am 28. Juli 1909 im badischen Offenburg das Licht der Welt. Die Tochter eines Lokomotivführers besuchte eine Klosterschule, erwarb die mittlere Reife und absolvierte bei einem Elektrizitätswerk eine kaufmännische Lehre. Im Juni 1931 heiratete Anna Magdalena Lemminger den Drucker und Verleger Dr. Franz Burda (1903-1986). In den ersten Jahren ihrer Ehe war sie Hausfrau und Mutter von drei Söhnen: Franz (geboren 1932), Frieder (geboren 1936) und Hubert (geboren 1940).
Ende der 1940-er Jahre - als ihre Kinder „aus dem Gröbsten“ waren - ergriff Aenne Burda den Beruf der Chefredakteurin, Verlegerin und Kolumnistin. Im Lauf der Zeit machte sie aus einem kleinen Modeverlag in Lahr den größten Modezeitschriften-Verlag der Welt. Dessen Publikationen stellten praktikable, für breite Bevölkerungskreise erschwingliche Mode vor.
Als 1949 erstmals „burda moden“ erschien, hatte das kleine Unternehmen 48 Beschäftigte, 2000 waren es 200 Mitarbeiter. 1952 wurden die ersten Einzelschnittmuster für „Die Mode zum Selbermachen“ produziert. 1953 folgte der vier Mal jährlich herauskommende Saison-Modeführer „Burda-International“ und 1963 das „Burda-Kochstudio“. 1965 wurden von „burda moden“ schon eine Million Exemplare verkauft.
Die Palette der Publikationen wuchs in den 1970-er und 1980-er Jahren um die Modehefte „Carina“ (1979), „Anna“ (1974) und „Verena“ (1986). Hinzu kamen Spezialhefte wie „burda stricken und häkeln“, „Puppen zum Selbermachen“, „Baby- und Schulkindermode“, „Weihnachtsbasteln“ „burda Rezepte“ oder „burda Strickmodelle für Vollschlanke“.
Ein besonderer Erfolg für Aenne Burda war 1987 die Herausgabe ihrer Zeitschrift „burda moden“ in russischer Sprache mit einer Modenschau in Moskau. Später (1993) erschien auch „Verena“, die Burda-Zeitschrift für Mode und Maschen, in Russisch.
Ein Jahr vor seinem Tod gab Franz Burda 1985 seine letzten Anteile an seine drei Söhne ab, die zusammen mit der Mutter Gesellschafter des „Verlages Aenne Burda“ waren. 1994 führte Dr. Hubert Burda, inzwischen Alleineigentümer des väterlichen Verlages, den „Verlag Aenne Burda“ unter das gemeinsame Dach der „Burda Holding“. Aenne Burda erhielt zahlreiche Auszeichnungen: das „Große Bundesverdienstkreuz“ (1974), den „Ehrenring der Stadt Offenburg“ (1979), den „Bayerischen Verdienstorden“ (1984), die „Jakob-Fugger- Medaille“ der bayerischen Verleger (1989), die Ehrenbürgerwürde der Stadt Offenburg (1989), den „Carl-Friedrich von Rumohr-Ring“ (1989), den „Valentin-Orden“ (1990) und das „Goldene Ehrenzeichen des Landes Salzburg“ (1994).
Der Publizist Peter Bachér schrieb über Aenne Burda: „Sie träumt wie ein Mädchen, arbeitet wie ein 50-jähriger Manager“. Die Wiener „Kronenzeitung“ bezeichnete sie - in Anlehnung an ihr Lieblingslied „Ännchen von Tharau“ - als Ännchen von Offenburg“. Aenne Burda sagte 1997 bei ihrem 88. Geburtstag über sich: „Der Drang nach oben war in mir, ich wollte etwas erreichen, und ich war auch zu jeder Leistung und zu jedem Opfer bereit. Meinen Weg als Verlegerin führe ich nicht nur auf die stetige Pflichterfüllung zurück, die ich - auch wenn dies unmodern geworden sein mag - für eine wichtige Tugend halte. Wesentlicher Antrieb und ständiger Quell für meine Energie waren und sind die Freundschaft und Liebe, die ich in meinem Leben erfahren habe.“
Anlässlich des 90. Geburtstages von Aenne Burda verfassten persönliche Freunde, langjährige Mitarbeiter, Historiker und Zeitgenossen das Buch „Aenne Burda - Die Macht des Schönen“ (1999). Die „Königin der Kleider“, wie sie respektvoll genannt wurde, starb am 3. November 2005 im Alter von 96 Jahren in ihrem Geburtsort Offenburg.
Raffaele Carrà
Die beliebteste italienische Moderatorin
E rklärter Liebling der italienischen Fernsehzuschauer ist die TV- Moderatorin Raffaela Carrà, geborene Pelloni. Mit ihren Sendungen „Canzionissima“, „Milleluci“ und „Pronto ... Raffaela?“ begeisterte sie in ihrem Heimatland ein Millionenpublikum. Ihr Einkommen war 1984 so hoch, dass der damalige italienische Ministerpräsident Bettino Craxi vom Intendanten des italienischen Fernsehens „Radio televisione Italiana“ („RAI“) die Auflösung ihres Dreijahresvertrages forderte, der ihr ein Gesamthonorar von umgerechnet neun Millionen Mark garantierte.
Raffaela Pelloni wurde am 19. Juni 1943 in Bologna geboren. Bereits ein Jahr nach ihrer Geburt verließ ihr Vater die Familie wegen einer anderen Frau. Fortan erzogen die Mutter Iris und die Großmutter Andreina das Mädchen. Raffaela nahm schon als Vierjährige Ballettunterricht. Im Alter von 15 Jahren wechselte sie vom klassischen Ballett zum modernen Tanz und studierte Gesang in Rom bei Jia Ruskaja.
1961 erhielt Raffaela Pelloni das Diplom des römischen Filmexperi- mentierzentrums. 1962 feierte sie in einer Musiksendung des italienischen Fernsehens „RAI“ ihr Debüt auf dem Bildschirm. Dank ihres Temperaments, Charmes und Talents durfte sie im Fernsehen regelmäßig auftreten. Vom amerikanischen Sänger, Schauspieler, Regisseur und Produzenten Frank Sinatra (1915-1998) lernte sie das Erfolgsrezept harte Arbeit.
Von 1970 bis 1972 gewann Raffaela Carrà mit der Fernsehsendung „Canzionissima“ die Sympathie von Millionen Zuschauern. 1974 wurde sie mit der Sendung „Milleluci“ ein internationaler Fernsehstar. Ab dieser Zeit sang, tanzte und rezitierte sie als Botschafterin der italienischen leichten Muse in aller Welt. 1978 brillierte sie mit ihrem eigenen Ballett in einer Show des österreichischen Sängers Udo Jürgens (1934-2014) im „Zweiten Deutschen Fernsehen“ („ZDF“).
Danach gastierte Raffaela Carrà vier Jahre lang vor Hunderttausenden von Zuhörern in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Dort lernte sie den Choreographen Sergio Japino kennen, mit dem sie später ab 1982 in einer gemeinsamen Wohnung in Italien zusammenlebte. Ab 1983 moderierte Raffaela Carrà im Fernsehen jeweils von 12 bis 14 Uhr die Mittagssendung „Pronto ... Raffaela?“. Diese bunte Mischung aus Show und Ratespiel mit prominenten Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern als Gesprächspartnern sowie Telefongesprächen mit der Moderatorin kam so gut an, dass bald regelmäßig etwa zehn Millionen italienische Zuschauer einschalteten. 1984 vereinbarte das italienische Fernsehen „RAI“ mit Raffaela Carrà einen Dreijahresvertrag mit einem Gesamthonorar von 4,5 Milliarden Lira (umgerechnet insgesamt etwa neun Millionen Mark, im Monat rund 250,000 Mark). Damit verdiente sie drei Mal so viel wie die renommierte amerikanische TV-Moderatorin Barbara Walters.
Als Ministerpräsident Craxi wegen ihres hohen Honorars die Aufhebung des Vertrages forderte, erklärte Raffaela, sie fühle sich wie eine Unschuldige, die sich für etwas verteidigen müsse, das sie nicht begangen habe. Sie sagte: „Ich arbeite jeden Tag zehn Stunden, das ganze Land liebt meine Sendung, und keiner wird durch mich ärmer“. 1987 wechselte Raffaela mit einem 7-Milliarden-Lire-Vertrag zum privaten TV-„Canale 5“ des Baulöwen und Medienzaren Silvio Berlusconi. Dort sah man 1988 die „Raffaella Carrá Show“ und 1989 „Il principe azzurro“ Danach kehrte sie zu „RAI“ zurück. Zunächst moderierte sie „Raffalla venerdi sabato e domenica - Ricomincio da Due“ und Week end con Raffaella“ und trat später 1991 mit Johnny Dorelli in „Fantastico 12“ auf. Von 1992 bis 1995 erreichte sie beim spanischen Fernsehsender „TVE“ mit den Fernsehshows „¡Hola Raffaella!“, „A las 8 con Raffaella“ und „En casa con Raffaella“ erneut ein Millionenpublikum. 1996 kehrte Raffaela Carra nach Italien zurück, wo sie bei der „RAI“ bis 2002 die erfolgreiche Lotterieshow „Carràmba che sorpresa“ moderierte. Mit den Nachfolgesendungen „Sogni“ (2004), und „Amore“ (2006) knüpfte sie an frühere Erfolge an. 2008 folgte sie Lotterieshow „Carramba che fortuna“.
2011 kommentierte Raffalla Carrà für das italienische Fernsehen die Übertragung des „Eurovision Song Contest 2011“ in Düsseldorf. Als Mentorin betreut sie seit 2013 das Team Carrà bei der Castingshow „The Voice of Italy“
Marion Gräfin Dönhoff
Die berühmteste
deutsche Publizistin
Als Deutschlands renommierteste Publizistin gilt Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002). Ihr guter Ruf basiert einerseits auf ihren Tätigkeiten als Ressortleiterin der politischen Redaktion, Chef- redakteurin und Herausgeberin der seriösen Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“, andererseits auf ihren zahlreichen Büchern, die sich mei- stens zu Bestsellern entwickelten. Für eine ganze Generation von „Zeit“- Journalisten wurde die „Gräfin“ zur Lehrmeisterin und zum Vor- bild.
Marion Gräfin Dönhoff kam am 2. Dezember 1909 auf dem Familiensitz Schloss Friedrichstein bei Löwenhagen in Ostpreußen zur Welt. Ihr Vater war August Karl Graf Dönhoff, der dem Preußischen Herrenhaus und dem Reichstag angehörte. Ihre Mutter Ria fungierte als Palastdame der letzten deutschen Kaiserin Auguste Viktoria (1858- 1921), der Frau von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941).
Das Geschlecht der Dönhoffs hatte im Mittelalter seinen Sitz, den Dunehof an der Ruhr, verlassen und war nach Osten gezogen. Ein Zweig der Familie wurde in der Gegend südlich von Riga (Lettland) sesshaft und spielte zeitweise in der Geschichte Polens eine wichtige Rolle. Ein anderer Zweig ließ sich im 17. Jahrhundert in Preußen nieder und erwarb später im Pregeltal bei Königsberg Ländereien, wo man 1702 das Schloss Friedrichstein errichtete, eines der drei architektonisch wichtigsten Schlösser in Ostpreußen. Zu letzterem Zweig zählte Marion Gräfin Dönhoff.
Die Comtesse legte 1929 ihr Abitur in Potsdam ab. Dann unternahm sie Reisen durch die USA und Afrika, bevor sie in Frankfurt am Main Volkswirtschaft studierte und in Basel (Schweiz) ihre akademische Ausbildung 1935 mit der Promotion zum „Doktor der Staatswissen- schaften“ abschloss. Ab 1938 verwaltete sie die großen Güter Fried- richstein und Quittainen in Ostpreußen. Während des „Dritten Reiches“ war sie mit dem deutschen Widerstand eng verbunden. Nach dem Einmarsch der Sowjets in Ostpreußen flüchtete sie Ende Januar 1945 auf dem Rücken ihres zwölfjährigen Pferdes „Alarich“ in den Westen. Ab 1946 arbeitete Marion Gräfin Dönhoff in der Redaktion der Ham- burger Wochenzeitung „Die Zeit“, deren Titel der „Times“ und deren Stil dem alten „Observer“ nachempfunden ist. 1955 avancierte sie bei diesem Blatt zur Ressortleiterin für Politik und zur stellvertretenden Chefredakteurin. Im selben Jahr beteiligte sie sich an der Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik“, deren Vizepräsidentin sie bis 1981 war. Am 1. Juli 1968 stieg sie zur Chefredakteurin der „Zeit“ auf, und ab 31. Dezember 1972 fungierte sie als Herausgeberin. Im August 1989 sah die „Gräfin“, wie sie in der Redaktion der „Zeit“ salopp genannt wurde, erstmals nach 44 Jahren ihre Heimat Ostpreußen wieder. Nach dem Besuch von Kaliningrad, wie Königsberg nun hieß, berichtete sie, wenn sie in dieser Stadt von einem Fallschirm abgesetzt und befragt würde, wo sie sei, würde sie antworten, vielleicht in Irkutsk. Nichts, aber auch gar nichts erinnere mehr an das alte Königsberg. Ihr Elternhaus Schloss Friedrichstein schien wie vom Erdboden verschluckt, nicht einmal ein Trümmerhaufen blieb davon übrig.
Anlässlich des 80. Geburtstages von Marion Gräfin Dönhoff schrieb „Zeit“-Chefredakteur Theo Sommer im Dezember 1989, nie sei das Gewicht der Jubilarin von Rang und Titel abhängig gewesen. Wenn sie auch stets „die Gräfin“ blieb, so sei sie doch, wie Henry Kissinger es einmal ausdrückte, eine Aristokratin von ganz besonderer Art: „Ihr Adel bestimmt sich letztlich weniger aus ihrer Herkunft als vielmehr aus ihrer Haltung und ihrem Wollen“.
Von „der Gräfin“, einer der Großen des Berufsstandes der Journalisten, hätten in der „Zeit“-Redaktion alle gelernt, sagte Theo Sommer. Zum Beispiel, wie man frage - direkt, ohne dreist zu werden. Wie man mit
Menschen und Situationen umgehe. Wie man ohne Besserwisserei seine Meinung unbefangen formuliere. Auch Rückgrat habe man bei ihr lernen können und die Geringschätzung alles Pfauengehabes. Der deutsche Soziologe und Politiker Ralf Dahrendorf bescheinigte 1989 der 80-jährigen Marion Gräfin Dönhoff, sie verstehe es, große und wichtige Dinge einfach zu sagen, einfach und mit dem Unterton jenes Humors, der das an sich unerträgliche Leben halbwegs erträglicher mache. Ihre Integrität sei erholsam in schwammiger Zeit, ihre pathosfreie Klarheit erfrischend, ihre Lebenskraft ermutigend.
Das erste Buch der Gräfin mit dem Titel „Namen, die keiner mehr kennt. Ostpreußen, Menschen und Geschichte“ (1962) entwickelte sich zum Bestseller und erreichte mehrere Auflagen. Kritiker lobten ihre Sachlichkeit und Zurückhaltung sowie die starke Bildhaftigkeit und die lyrischen Töne, die ihr eigen sind. Es folgten die Aufsatzsammlung „Die Bundesrepublik in der Ära Adenauer - Kritik und Perspektiven“ (1963) sowie die Bücher „Reise in ein fernes Land - Wirtschaft und Politik in der DDR“ (1964 zusammen mit Rudolf Walter Leonhardt und Theo Sommer), „Welt in Bewegung“ (1965) und „Deutsche Außenpolitik von Adenauer bis Brandt. 25 Jahre miterlebt und kommentiert“ (1970).
Seit den frühen 1960-er Jahren trat Marion Gräfin Dönhoff für ein aktives Engagement in der deutschen Ostpolitik und für eine Politik der Versöhnung ein. Dafür erhielt sie 1971 den „Friedenspreis des Börsenvereins des deutschen Buchhandels“. Zwischen 1976 und 1998 sind insgesamt 17 weitere Bücher aus ihrer Feder erschienen. In „Gestalten unserer Zeit“ (1990) porträtierte sie Zeitgenossen, in „Polen und Deutsche“ (1991) schilderte sie die „schwierige Versöhnung“, in „Im Wartesaal der Geschichte“ (1993) wurde der lange Weg vom Kalten Krieg bis zur Wiedervereinigung behandelt, und in „Um der Ehre willen“ (1994) erinnerte sie an ihre Freunde, die nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944 hingerichtet wurden. 1997 mahnte sie in dem gleichnamigen Buch „Zivilisiert den Kapitalismus“. 1998 kam „Der Effendi wünscht zu beten“ heraus.
Marion Gräfin Dönhoff ist seit 1962 mit Auszeichnungen geradezu überhäuft worden. Das „Munzinger-Archiv/Internationale Biographische Archiv“ listete 1996 insgesamt 20 Ehrungen auf. Unter anderem erhielt sie fünf Ehrendoktortitel: „Smith College“, 1962; „Columbia University“ New York 1982; „New School for sozial Research“ New York, 1987; „Georgetown University“, Washington, 1988 und „Kopernikus Universität“, Thorn/Polen, 1991. Außerdem verlieh ihr die „Universität Hamburg“ den Titel „Professorin“ (1994) und der Akademische Senat der „Universität Hamburg“ den Titel „Ehrensenator“ (1982). Das schwedische „Ostsee-Institut“ in Karlskrona zeichnete sie mit dem „Prix Baltica“ (1998) aus.
Mit dem Buch „Die rote Gräfin“ (1996) der Kölner Publizistin Alice Schwarzer liegt ein einfühlsames Porträt der bedeutendsten deutschen Publizistin des 20. Jahrhunderts vor. Die Gräfin mit der spitzen Feder blieb unverheiratet und widmete ihre Freizeit vor allem der Kunst.
Amelie Fried
Die erste
deutsche Talkmasterin
D ie erste Frau, die in Deutschland zusammen mit einem männlichen Partner eine Talkshow leitete, war die damals 28-jährige Jour- nalistin und Moderatorin Amelie Fried. Mit diesem Novum machte sie in der Geschichte des Fernsehen Furore. Ab Frühjahr 1987 präsentierte sie in der „Alten Oper“ von Frankfurt am Main die Sendung „Live“ des „Zweiten Deutschen Fernsehens“ („ZDF“). Anfangs wurde sie von den Medien hochgejubelt, später teilweise heftig kritisiert. Amelie Fried kam am 6. September 1958 als Tochter des Verlegers der Tageszeitung „Südwestpresse“ in Ulm (Baden-Württemberg) zur Welt. Ihr Vater Kurt Fried (1906-1981) hatte sich vom Redakteur und kaufmännischen Angestellten zum Publizisten hochgearbeitet. Er war Autor, Herausgeber und Sammler von Büchern und besaß etwa 15.000 Wälzer. Ihre Mutter Ingeborg Fried (geboren 1930), geborene Ruthardt, ist gelernte Buchhändlerin. Sie arbeitete neben ihrer Tätigkeit als Hausfrau und Mutter gelegentlich als Lektorin und Übersetzerin. Amelie Fried hat zwei Brüder: Rainer (geboren 1964) und Nico (geboren 1966). Im Alter von fünf Jahren konnte Amelie Fried bereits lesen, mit zwölf wollte sie Schriftstellerin werden, und mit 16 machte sie an der Odenwaldschule in Heppenheim an der Bergstraße (Hessen) ihr Abitur. Ab 1976 studierte sie Germanistik, Theaterwissenschaft und Publizistik an der „Universität München“.
1977 unterbrach Amelie Fried wegen einer einjährigen Drama- turgieassistenz an der „Freien Volksbühne“ in Berlin ihr Studium.
Danach arbeitete sie einige Jahre in freien Theatergruppen mit. 1983 begann sie ein weiteres Studium an der Münchener „Hochschule für Fernsehen und Film“.
Ab 1984 betätigte sich Amelie Fried drei Jahre lang als Moderatorin von Jugendsendungen wie des bayerischen Jugendmagazins „Live aus dem Alabama“ und „Gut drauf“ vom „Westdeutschen Rundfunk“ („WDR“). Dafür erntete sie viel Lob und 1986 den „Telestar- Förderpreis“ des „WDR“. Im September 1986 stellte sie im alten Wartesaal in Köln den Zuschauern des „Ersten Deutschen Fernsehens“ der „Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands“ („ARD“) ihr erstes abendfüllendes Unterhaltungsprogramm „Träume ohne Schäume“ vor.
Am 26. März 1987 traten Amelie Fried, Alt-Bundespräsident Walter Scheel und der Journalist Trutz Beckert (1944-1988) in der „Alten Oper“ von Frankfurt am Main als Gastgeber der neuen „ZDF“-Talkshow „Live“ auf. Es war die erste Fernsehsendung dieser Art in Deutschland. Bereits nach der ersten Sendung verließ der sehr betulich wirkende Walter Scheel das Trio. Bald zollten die Zuschauer der erfrischend auftretenden Amelie Fried und ihrem Partner Trutz Beckert, dem Erfinder von „Live“, immer stärkeren Beifall.
Die forsch auftretende blonde Moderatorin, die mithalf, die Talkshow im deutschen Fernsehen zu etablieren, verriet später, es habe sie damals ziemlich geängstigt, vor der Kamera zu stehen. In einem Artikel der Koblenzer „Rhein-Zeitung“ hieß es, eigentlich sei sie ein schüchterner Mensch. In der Fernsehwelt der Erwachsenen sei es nicht sehr gemütlich gewesen. Da habe einem ein scharfer Wind ins Gesicht geweht. Doch diese Erfahrungen hätten sie stark werden lassen.
Amelie Frieds Abschlussarbeit an der Münchener Filmhochschule, der Streifen „Dein ist mein ganzes Herz“, wurde am 2. September 1987 vom „ZDF“ gesendet. Damit präsentierte sie sich erstmals als Dokumentarfilmerin und Fernsehautorin. Thema ihrer Arbeit waren Paarbeziehungen sowie die Konflikte und Probleme in „Beziehungskisten“ verschiedener Generationen.
Im Mai 1988 moderierte Amelie Fried für das „ZDF“ die Aids-Sendung „Liebe ist Zärtlichkeit“. Wenige Tage später starb Trutz Beckert überraschend. Nach seinem Tod war „Live“ nicht mehr das, was es vorher gewesen war. Beckerts Nachfolger Harry Valérien (1923-2012) kam nicht so gut wie sein Vorgänger an, und auch Amelie Fried selbst wurde nun immer öfter von der Presse kritisiert. 1988 verließ sie die Münchener Filmhochschule mit einem Abschluss-Diplom. In jenem Jahr erhielt sie auch den „Bambi“ des Burda-Verlages.
1989 erreichte die „ZDF“-Talkshow „Live“ nur noch neun Prozent der Zuschauer. Mit der Begründung „30 Sendungen sind genug“ und sie brauche nun eine Atempause, kündigte Amelie Fried im Som- mer 1989 beim „ZDF“ ihre Mitwirkung an „Live“. Die letzte „Live“- Runde traf sich am 7. Dezember 1989 - kurz nach dem Fall der Berliner Mauer. Danach wirkte Amelie Fried als Moderatorin der bayerischen Sendung „Kino, Kino“ und in Werner Herzogs Spielfilm „Schrei aus Stein“ mit.
1990 heiratete die 31-jährige Amelie Fried den Drehbuchautor Peter Probst. Aus der Ehe gingen der Sohn Leonard (geboren 1991) und die Tochter Paulina (geboren 1994) hervor. Ab April 1992 sah man Amelie Fried beim privaten Fernsehsender „Tele 5“ in der Talkshow „Klargestellt“. Ende 1992 löste sie Desirée Bethge als Günther Jauchs Co-Moderatorin des RTL-Politmagazins „stern-tv“ ab.
Im August 1995 präsentierte Amelie Fried die Pilotsendung des Elternmagazins „Kinderella“ des neuen Frauen-Fernsehsenders „tm3“. Das viel gelobte Magazin fiel später Sparmaßnahmen des Senders zum Opfer. Neben ihrer Arbeit beim Fernsehen schrieb sie für das Münchener Boulevardblatt „Abendzeitung“ sowie für die Zeitschriften „Elle“ und „Eltern“.
Aus der Feder von Amelie Fried stammen die Bücher „Die Störenfrieds, Geschichten von Leo und Paulina“ (1995), „Traumfrau mit Nebenwirkungen“ (1996), „Neues von den Störenfrieds“ (1997), „Hat Opa einen Anzug an?“ (1997), „Am Anfang war der Seitensprung“ (1998) und „Der Mann von nebenan“ (1999), „Der unsichtbare Vater“ (1999), „Geheime Leidenschaften und andere Geständnisse“ (2001), „Glückssspieler“ (2001), „Liebes Leid und Lust“ (2002), „Rosannas Tochter“ (2005), „Die Findelfrau“ (2007), „Franz Josef und ich oder Liebe auf den zweiten Blick“ (2008), „Immer ist gerade jetzt“ (2009), „Eine windige Affäre“ (2011), „Wildes Leben. Späte Einsichten und verblüffende Aussichten“ (2011), „Verliebt, verlobt - verrückt. Warum alles gegen die Ehe spricht und noch mehr dafür“ (2012), „Traumfrau mit Lackschäden“ (2014). Den Stoff für die Störenfried-Bücher lieferten die Kinder Leonard und Paulina, die ihre Mutter mit originellen Einfällen in Atem halten. Zusammen mit ihrem Ehemann Peter Probst schrieb sie die Jugendbücher „Taco und Kaninchen“ (6 Bände, 2003-2006) und „Schuhhaus Pallas. Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“ (2007). Als Herausgeberin fungierte sie bei „Ich liebe dich wie Apfelmus. Die schönsten Gedichte für Kleine und Große“ (2006) und „Unsere Lieblingsgeschichten“ (2007).
Verfilmt wurden die Bücher „Traumfrau mit Nebenwirkungen“ („ZDF“ 1998), „Am Anfang war der Seitensprung“ („ARD“ 1999), „Am Anfang war die Eifersucht“ („ARD“ 2001), „Der Mann von nebenan“ („Sat.1“ 2001), „Liebes Leid und Lust“ („ZDF“ 2010), „Rosannas Tochter“ („ARD“ 2010).
Neben Giovanni di Lorenzo war Amelie Fried von 1998 bis 2009 Gastgeberin der Talkshow „3 nach 9“ bei „Radio Bremen“ Zusammen mit Ijoma Mangold moderierte sie von Juli 2009 bis Dezember 2010 die Literatursendung „Die Vorleser“.
Amelie Fried betätigte sich auch als Autorin für Zeitschriften. Für die Frauenzeitschrift „Für Sie“ schrieb sie bis Ende 2011 eine Kolumne. Für das Politikmagazin „Cicero“ verfasste sie die Kolumne „Frau Fried fragt sich ...“.
Stark engagiert sich Amelie Fried für die Erinnerungskultur und Vergangenheitsbewältigung. Ihr jüdischer Großonkel Max Fried und dessen Ehefrau Lilly wurden 1943 deportiert und in Auschwitz ermordet. Amelie Fried unterstützte die Aberkennung der Ehrenbürgerschaften von Paul von Hindenburg und Adolf Hitler in Dietramszell. In München trat sie für die Verlegung von Stolpersteinen auf öffentlichen Grundstücken ein. Stolpersteine sind zehn Zentimeter lange, breite und hohe Betonquader, auf deren Oberseite eine Messingplatte verankert ist. Auf den Messingplatten werden die Namen und Daten von Menschen eingeschlagen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden.
In ihrem Buch „Im Schuhhaus Pallas - Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“ (2008) erzählte Amelie Fried in einer auch für junge Leser verständlichen Sprache die dramatische Geschichte ihrer jüdischen Familie. Ihr Großvater lebte als Jude und Österreicher in Ulm und betrieb dort das „Schuhhaus Pallas“. Nach 1933 geriet er in das Visier der Nationalsozialisten. Nahe Verwandte des Großvaters wurden im KZ ermordet. Er selbst überlebte nur dank eines unglaublichen Zufalls. Der Vater von Amelie wurde nach dem Krieg ein großer Verleger in seiner Heimatstadt Ulm. Warum er sein Leben lang über die Nazizeit schwieg, versuchte seine Tochter in dem Buch zu ergründen.
2009 wurde Amelie Fried auf der „Mall of Fame“ in Bremen geehrt. Dort fügte man eine Bronzeplatte mit zwei Handabdrücken von ihr hinzu. „Mall of Fame“ ist der inoffizielle Name einer Fußgängerzone in Bremen unter dem Glasdach der 250 Meter langen Lloyd-Passage im Bremen. Seit 2003 verewigt man im Granitboden die Handabdrücke von Prominenten, die einen Bezug zu Bremen haben oder sich um die Stadt verdient gemacht haben. Fried hatte elf Jahre lang zusammen mit Giovanni di Lorenzo die „Radio-Bremen“-Talkshow „3 nach 9“ moderiert. Im Oktober 2010 wurde sie offizielle Patin des „Kinderhospiz Bethel“.
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