Das Phänomen Kiezdeutsch. Untersuchung der Divergenz zwischen medialer und wissenschaftlicher Darstellung des linguistischen Phänomens


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

50 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


1. Einleitung

1.1 Fragestellung und Bearbeitungsgegenstand

Spätestens seit den Ethno-Comedianten Erkan & Steffan, Kaya Yanar oder Buddy Ögün ist der stilisierte Türkenslang in den deutschen Medien, vornehmlich in der Comedy-Szene, äußerst beliebt (Canoglu, 2013:46). In den Jahren 2013 und 2014 wurden darüber hinaus mit „ Babo “ und „ Hayvan[1] sogar zweimal in Folge Token aus dem Türkischen auf den 1. und 3. Platz der Abstimmung zum Jugendwort des Jahres gewählt. Diese öffentlichkeitswirksamen Erfolge erwecken für viele Bürger den Eindruck, die Zuwanderung nach Deutschland würde einen üblen Einfluss auf die deutsche Sprache nehmen. Mehrheitlich teilt die deutsche Bevölkerung noch die Auffassung, dass in einem Land auch nur eine Sprache gesprochen werden sollte.[2]

Zuletzt angefacht wurde die mediale Diskussion zum Thema des vermeintlichen Sprachverfalls und - wandels wohl durch den deutschsprachigen Film „Fack ju Göhte“, welcher die neue Jugendsprache äußerst anschaulich illustriert. Bereits der Name des Films lässt durch seine phonographische Schreibung darauf schließen, dass den Rezipienten etwas Unkonventionelles erwartet. Insgesamt war dies der Auslöser einiger hitziger Debatten um Veränderungen der deutschen Sprache und den vermeintlichen Gründen dafür. Hinsichtlich der eigenen Muttersprache ist die Toleranz der meisten deutschen Bürger nicht besonders ausgeprägt. Die Sprachforscherin Wiese beschreibt ihre Beobachtungen diesbezüglich wie folgt: „ Sprache ist wohl einer der wenigen Bereiche, in dem man noch offen rassistisch sein kann.“ Aber nicht nur die Bürger, sondern auch Politiker und Wissenschaftler können solche Auslöser als Nährboden für ihre eigene Position nutzen und die Thematik instrumentalisieren und künstlich polemisieren.[3] Nicht selten hat dies die Stigmatisierung von Immigranten zur Folge, denen ein negativer Einfluss auf die deutsche Sprache nachgesagt wird. Allerdings gibt es auch einige renommierte Sprachwissenschaftler, die ein Plädoyer für diese neuerliche Ausprägung der Jugendsprache halten und ihr darüber hinaus sogar ein Reichtum an Innovation und Pragmatik zusprechen, welche in ihrer Konsequenz zu einer Bereicherung der deutschen Sprache führen soll.

Die vorliegende Hausarbeit versucht die mediale Darstellung des Phänomens und die wissenschaftlichen Diskurse kontrastiv zu vergleichen und zu analysieren. Dies wird anhand einer Analyse der Argumentationsmuster geschehen. Dabei muss sich zunächst die Frage gestellt werden, ob das Phänomen des Kiezdeutschen auch hinreichend und wissenschaftlich fundiert referiert wird oder bloß kommerziell und populistisch dargestellt wurde. Zunächst bedarf es jedoch einer Schilderung des Phänomens in seinen Grundzügen und einer Darstellung der typischen Charakteristika, bevor anschließend die Argumentationsmuster verglichen werden können. Zwecks dessen wurden 40 Artikel deutscher Printmedien evaluiert, welche nach den Parametern: zitierte Personen, Positionierung gegenüber der Thematik, Sachlichkeit und Art und Weise der Darstellung ausgewertet wurden. Letzteres beschreibt, ob eine populistisch- kommerzielle oder eine neutral-wissenschaftliche Darstellung stattgefunden hat. Zudem soll, sofern dies möglich ist, untersucht werden, ob eine Korrelation zwischen tagesaktuellen Ereignissen und der Häufigkeit der erschienenen Artikel besteht. Oftmals reagiert die Medienlandschaft sehr schnell auf gesellschaftliche Geschehnisse und Bedürfnisse, welche sich auch im Gebiet der Sprache manifestieren können. Als Ausgangspunkt sollen drei Thesen aufgestellt werden, die im Anschluss an die Analyse verifiziert oder falsifiziert werden:

1. These: Die mediale Darstellung des linguistischen Phänomens „Kiezdeutsch“ in den deutschen Printmedien hat sich seit dem Erscheinen des Buches von Heike Wiese sowohl quantitativ als auch qualitativ verändert.
2. These: Die Zeitungsartikel, welche sich negativ und ablehnend gegenüber der Thematik Kiezdeutsch positioniert haben, sind kaum fundiert und bedienen häufiger Klischees und Mythen. Zudem werden kaum wissenschaftliche Referenzen genutzt.
3. These: Die Zeitungsartikel mit positiver, affirmativer Meinung hinsichtlich der Thematik Kiezdeutsch sind in den meisten Fällen sorgfältig recherchiert und weisen renommierte Referenzen auf.

2. Forschungsgegenstand und begriffliche Abgrenzungen

2.1 Jugendsprache — Das Fundament

Das gesamtgesellschaftliche Interesse an Jugendlichen, deren Verhalten und auch deren Sprache erlebt seit den 1980er Jahren einen enormen Zuwachs an Popularität, der seinen Zenit noch nicht erreicht hat. Als logische Konsequenz des gesellschaftlichen Bedürfnisses, die Jugend genauer zu Verstehen, haben sich einige neue Teildisziplinen und Forschungsfelder ergeben. Entsprungen ist die Forschung, welche sich mit Jugendlichen beschäftigt, in der Soziologie, wobei mittlerweile in diversen anderen Forschungsfeldern und Fachbereichen reges Interesse herrscht.

Das primäre Interesse der Sprachwissenschaft am jugendlichen Sprachgebrauch besteht indes darin zu verstehen, „ was die Jugendlichen mit ihrer für die Allgemeinheit verschlüsselten geheimen Sprache aussagen wollen“ (Chun, 2007:3). Als Konsequenz dieser Abgrenzung ist es nicht wirklich verwunderlich, dass Erwachsene den Wunsch hegen, die Jugendsprache zu dekodieren. Häufig werden deshalb Glossare in den Printmedien abgedruckt, welche meinen die Jugendsprache erfolgreich entschlüsselt zu haben. Allerdings ergibt sich aus der Fülle der Forschungsfelder und Untersuchungsgegenstände die Problematik, dass kein allgemeiner Konsens hinsichtlich der begrifflichen Abgrenzungen besteht und einige Fachtermini äußerst unpräzise und inflationär unterschiedlich verwendet werden. So bleibt es bislang ungeklärt, ob

die Jugendsprache eine Sondersprache, eine Generationssprache, eine Gruppensprache, eine Stilbesonderheit oder einen Jargon darstellt “ (ebd. S.8). Wenngleich es hinsichtlich der Begrifflichkeit noch einiges an Arbeit zu leisten gibt, so herrscht bezüglich der sprachlichen Charakteristika ein Konsens. Deswegen sollte erwähnt werden, dass es keine einheitliche und homogene Jugendsprache gibt, sehr wohl aber einige Grundprinzipien und regelmäßige Strukturen, welche sich mehrheitlich in diversen archivierten Kommunikationen und Korrespondenzen nachweisen lassen (Chun, 2007:11). Dazu zählen im Besonderen: Onomatopoetika, eigenwillige Anreden, Grüße und Partnerbezeichnungen, eine metaphorische, zumeist hyperbolische Sprechweise, prosodische Spielereien und Anglizismen. Ergänzt werden diese Merkmale noch durch die unkonventionelle Verwendung einiger Kommunikationspartikel, Modifier und Neologismen. Verschiedene Sprachwissenschaftler haben für die Komponenten zwar begrifflich unterschiedliche Bezeichnungen gewählt, wobei zwischen (Last,1989:35), (Henne,1986:208), (Schmid,1986:212) und (Schlobinski,1989:13) zumindest auf inhaltlicher Ebene Einigkeit besteht, was die spezifischen Charakteristika der Jugendsprache angeht. Oftmals wird darüber hinaus in den Printmedien Kritik an den sprachlichen Abweichungen vom Standarddeutsch geübt. Diese Kritik ist jedoch nur vorgeschoben, da im eigentlichen Sinne nicht die Sprache, sondern vielmehr der Sprecher und sein zugehöriger sozialer Status kritisiert und stigmatisiert wird (Iordanidou/Androutsopolous, 1998:306/Wiese, 2012:68). Die allgemeine Tendenz zur Wertung von Sprache und das Prestige des Hochdeutschen stellen dabei ein zentrales Problem der Sprachbetrachtung dar. Im Hinblick auf die vorliegende Thematik bleibt zu sagen, dass Kiezdeutsch eine besondere Form der Jugendsprache ist, welche die oben genannten Spezifika auf semantischer, syntaktischer und phonetischer Ebene aufweist und einige davon modifiziert hat. Allerdings bestehen abgesehen von den Gemeinsamkeiten auch einige Abweichungen von den Charakteristika der Jugendsprache.

2.2 Begrifflicher Wandel — Gastarbeiterdeutsch, Kanak-Sprak & Kiezdeutsch

Mittlerweile gibt es diverse Begrifflichkeiten und Fachtermini rund um das Phänomen Kiezdeutsch, die alle versuchen das Gleiche auszudrücken. Ob Kiezdeutsch, Kanaksprak, Kanakenslang, oder Kanakisch - diese Begriffe bezeichnen alle das, was in der Linguistik ein nicht gänzlich geklärtes Phänomen ist. Gehört diese Mundart jugendlicher Individuen zu den Regiolekten oder eher zu den Dialekten? Vielleicht wäre eine Klassifizierung als Soziolekt sinnvoller. Schließlich sprechen in der Regel bloß Jugendliche diesen Slang. Außerdem besitzen diese Sprecher alle einen Migrationshintergrund, glaubte man lange Zeit sicher zu wissen. Diese Fragen sind, nicht zuletzt der vielen unterschiedlichen Definitionen wegen, nicht eindeutig mit Ja oder Nein zu beantworten.

Die erste Generation der Gastarbeiter reiste in den 1950er Jahren nach Deutschland. Dass diese Fluktuation von Menschenmassen auch Auswirkungen auf die hiesige Sprache haben würde, war jederzeit abzusehen. Ähnliche Vorkommnisse ließen sich schon zuvor in New York durch lateinamerikanische Einflüsse beobachten (Wiese, 2012: 204). Konsequenterweise hat sich so in erster Generation das Gastarbeiterdeutsch entwickelt. In der kontrastiven Gegenüberstellung zum Kiezdeutsch fällt jedoch auf, dass weder das Gastarbeiterdeutsch noch das Kanak-Sprak zu den innovationsfähigen Mischformen zählt (Canoglu, 2013:23). So erfolgen grammatikalische Neuerungen auf semantischer, syntaktischer oder phonetischer Ebene in der Regel nach gänzlich falschen orthographischen Prinzipien, oder zumindest nach denen der falschen Matrixsprache. Maßgeblich zu beachten wären dabei die Strukturen des Deutschen, wohingegen eher eine Orientierung an denen des Türkischen oder Arabischen stattfindet. Das Gastarbeiterdeutsch unterscheidet sich jedoch auch darin vom Kanak-Sprak, dass es nicht wie Letzteres die bewusste und provokante Betonung der Andersartigkeit der eigenen Person fokussiert (Füglein,2000:97). Kanak-Sprak weist in dieser Hinsicht also eher eine Gemeinsamkeit mit dem Kiezdeutsch auf, da beide Varietäten dafür genutzt werden, sich vom Rest der Gesellschaft abzugrenzen. Das Gastarbeiterdeutsch führte also unfreiwillig zur Separation und wurde aus Not und Gründen einer defizitären Sprachausbildung gesprochen, wohingegen das Kanak-Sprak und Kiezdeutsch als Identifikations- und Zugehörigkeitsmerkmal für eine gewisse Gruppierung genutzt werden und eine bewusste, intendierte Abgrenzung vornehmen.

Insgesamt lässt sich eine chronologische Reihenfolge erstellen, in welcher sich aus dem Gastarbeiterdeutsch das Kanak-Sprak entwickelt hat. Dabei wurde die sprachliche Primitivität der ersten Generation überwunden und das Abgrenzungsmerkmal hinzugefügt. Nicht zuletzt als Konsequenz der negativen Konnotation des Kanak-Sprak, ist dieses dann wiederum zum wesentlich besser konnotierten Kiezdeutsch avanciert. Dieser Wandel ist vor allem den Bemühungen der Sprachwissenschaftlerin Heike Wiese geschuldet, welche das Phänomen als „ einen Sprachgebrauch im Deutschen, der sich unter Jugendlichen in Wohnvierteln wie Berlin- Kreuzberg entwickelt hat.“ beschreibt (Wiese, 2012:13). Diese Definition wird spezifiziert durch die Determinante, dass sich der Begriff nicht bloß auf Berlin Kreuzberg bezieht sondern in jedem Wohnraum auftritt, in dem Jugendliche aus unterschiedlichen Nationen mit unterschiedlichen Erst- und Zweitsprachen interagieren. Deshalb wird Kiezdeutsch auch häufig als Kontaktsprache bezeichnet (Wiese,2012:45; Canoglu, 2013:78).

Allerdings bestehen regionale Differenzen in der Ausprägung der Sprecharten und in spezifischen Token, beziehungsweise deren Intonation. Exemplarisch dafür lässt sich das Jugendwort „ Digga “ und „ Alder “ nennen, welches in Hamburg, Bremen und vielen weiteren Städten große Popularität genießt. Das Pendant dessen klingt bei Münchener Jugendlichen mit dem Synonym „Oida“ ähnlich und ist funktional komplett identisch, jedoch dialektal- mundartlich gefärbt. Zudem ist man sich in der Linguistik indes bewusst geworden, dass Kiezdeutsch kein Phänomen ist, welches bloß bei Individuen mit Migrationshintergrund zu beobachten ist. Sowohl der Migrationshintergund als auch der sozial-kulturelle und bildungspolitische Kontext der Person scheinen dabei nach der Anschauung von Wiese eher von geringerer Bedeutung zu sein und stellen lediglich eine von mehreren Einflussgrößen dar (Wiese, 2012:23). Die Linguistin Marossek widerspricht der Aussage, dass der Bildungskontext der Person irrelevant ist. Sie geht nach ihren ausführlichen Beobachtungen davon aus, dass situativ opportune und adäquate Registerwechsel bloß an Gymnasien reibungslos funktionieren und an Haupt- und Realschulen in wenigen Fällen gelingen. Die Zugehörigkeit zur Altersklasse der Jugendlichen scheint eine wesentlich wichtigere Einflussgrößen darzustellen, wobei der Begriff „Jugendlicher“ jedoch durch seine terminologische Unschärfe schwer zu definieren ist. Wenngleich der Beginn der Jugend mit dem Eintritt in die Pubertät relativ klar definiert ist, „ variiert ihr Umfang je nach individuellen Lebensumständen und kann einschließlich der Postadoleszenz, bis hin zum Ende des dritten Lebensjahrzehnts ausgedehnt werden “ (Androutsopoulos, 2001:56), woraus sich eine potenzielle Altersspanne der Betroffenen zwischen 13-30 Jahren ergibt.

Zu den weiteren wichtigen Spezifika des Kiezdeutsch zählt ein umfangreicher sprachlicher Hintergrund der Benützer. Diese sprechen neben der deutschen Sprache in der Regel noch andere Sprachen, oftmals als L1-Muttersprache, und integrieren Elemente dieser Sprachen in den Jugendslang. Durch diese Form des intrasententialen Code-Switchings (Biere, 2014:67) erfährt der Dialekt Einflüsse aus den verschiedensten Sprachen, weshalb oftmals dahingehend argumentiert wird, dass das Kiezdeutsch den Wortschatz der deutschen Sprache bereichert und vergrößert. Von Bedeutung für einen problemfreien Wechsel zwischen den Sprachen ist es dabei lediglich, zu wissen, in welcher Situation es opportun ist welchen jeweiligen sprachlichen Code zu verwenden. Die kommunikative Kompetenz, die jenes Vorgehen ermöglicht, wird Registerwechsel genannt (Wiese, 2012: 167; Biere, 2014:96 ).

Darüber hinaus bestehen jedoch auch gegensätzliche Meinungen anderer Sprachwissenschaftler, welche davon ausgehen, dass es durch die Entlehnung einzelner Token aus den Muttersprachen zu einer Vereinfachung der deutschen Sprache kommen wird, weil die Einflüsse der simpleren und undifferenzierteren, türkischen Grammatik von Dauer seien (Hinrichs, 2006:1). Als vermeintlicher Beleg dessen wird häufig das Auslassen des Artikels und des Genus genannt, da diese grammatischen Funktionen im Türkischen nicht existieren. Das Türkische zählt zu den agglutinierenden Sprachen, welche grammatische Informationen wie den Kasus oder Numerus in Form von Suffixen am Wortende verarbeiten. Deshalb bezeichnet werden die Turksprachen auch als synthetische Sprachen bezeichnet , wohingegen das Deutsche einen analytischen Sprachbau mit synthetischen Komponenten aufweist. Ein direkter Vergleich und vermeintliche Analogien sind deshalb nicht einfach zu ziehen. Einige Forscher befürchten, dass sich hinter den Entlehnungsprozessen langfristig betrachtet die Tendenz zum Code-Mixing verbirgt. Eigentlich impliziert dies jedoch bloß die Angst, es könne sich eine Angleichung der deutschen Sprache an die türkische Sprache vollziehen. Diese Angst ist jedoch auf einige langjährige Beobachtungen im Balkangebiet zurückzuführen, in denen eine solche Simplifizierung durch fremdsprachliche Einflüsse zu erkennen war. Diesbezüglich gebe ich jedoch zu Bedenken, dass es sich bei Kiezdeutsch keinesfalls um ein zukünftiges Substitut des Standarddeutschen handelt, sondern vielmehr um eine Form der Jugendsprache. Solche hat es seit dem 19. Jahrhundert immer gegeben und bislang hat keine von ihnen einen substanziellen Wandel des Standarddeutsch bewirkt. Zudem ist der Mythos des elaborierten Codes der Bildungsbürger längst hinreichend widerlegt, weshalb auch die oftmals propagierte Reinheit der deutschen Sprache nicht in Gefahr gerät. Sofern die Jugendlichen es nicht versäumen eine korrekte Registerwahl zu vollziehen und somit ihre kommunikative Kompetenz unter Beweis stellen, besteht in der neuen Varietät auch keine Gefahr für die deutsche Sprache, so Heike Wiese.

Für die Definition des Begriffs Kiezdeutsch ergibt sich aus der Gesamtheit der genannten Faktoren, dass aus sozialen und kulturellen Veränderungen ein „ neuer Dialekt, eine neue sprachliche Variante mit typischen, regelhaften Einheiten “ (Vgl. Wiese 2012:29) entstanden ist, welcher auf Grund seiner enormen Vielfalt einem außergewöhnlich dynamischen

Wandlungsprozess unterlegen ist. Sicherlich wird diese Dynamik noch durch mediale und technische Einflussgrößen wie das Internet, Rap-Musik oder Whatsapp und Facebook katalysiert, weshalb Wiese auch den Begriff „ Turbodialekt “ suggeriert. Ungeachtet all dieser vermeintlichen Gewissheiten über dieses sprachliche Phänomen gibt es jedoch bislang zu wenig empirische Befunde, welche die Thesen nachhaltig stützen können. Dies liegt vor allem am Beobachterparadoxon, welches den kontroversen Sachverhalt impliziert, Menschen zu beobachten, ohne dass diese es mitbekommen (Wiese, 2012:67/ Chun, 2007:10). Oftmals wird die Tatsache, dass Wiese ihren Probanden ein Mikrofon mitgegeben hat als Beeinflussung der Beobachtung gewertet und ferner behauptet, dass es somit nicht zu einer authentischen Gesprächssituation zwischen den Jugendlichen kommen kann. Diesbezüglich hat Marrosek (2013) einen vielversprechenden Versuch unternommen, indem sie sich, als Referendarin getarnt, im Klassenzimmer aufgehalten hat, um eine verlässliche Datenerhebung zu vollziehen. Allerdings bleibt auch hier zu beanstanden, dass die untersuchten Gesprächssituationen nicht gänzlich unbeeinflusst waren, da sich zwei Erwachsene im Raum befunden haben. Eine Datenerhebung würde bestenfalls unbemerkt erfolgen, sodass keinerlei Hemmungen seitens der Sprecher die Authentizität gefährden können.

2.3 Strukturmerkmale und grammatikalische Charakteristika des Kiezdeutsch

Wie nahezu jede Sprachvarietät weist auch das Kiezdeutsch spezifische und regelhafte Strukturelemente und grammatikalische Prinzipien auf. Die orthographischen Prinzipien der deutschen Sprache sind indes oftmals außer Kraft gesetzt oder werden unregelmäßig und willkürlich verwendet. Die Charakteristika manifestieren sich sowohl auf syntaktischer als auf semantischer und phonetischer Ebene und sind Wiese zu Folge häufig sehr innovativ und in den meisten Fällen unbedenklich für den Gebrauch und Erhalt der Standardsprache. Zunächst sollen die Charakteristika auf syntaktischer Ebene betrachtet werden. Besonders signifikant ist die grammatikalische Besonderheit der Kontraktionsvermeidung. Dieser Terminus beschreibt in diesem Anwendungskontext das Auslassen von Verschmelzungen aus Artikel und Präposition wie „ins = in + das“ oder „ausm = aus + dem“. Darüber hinaus kommt es des Öfteren zur Vermeidungen oder zum optionalen Gebrauch von Artikeln oder Präpositionen im Einzelnen, was den Eindruck sprachlicher Willkür vermittelt. An Stelle der Präpositionen entstehen im Kiezdeutsch oftmals Nominalphrasen als Ortsangaben. Wiese begründet diese Tatsache damit, dass sogar das Standarddeutsche solche Auslassungen von Präpositionen im Bahnverkehr verwendet und dass dieses Unterfangen unabhängig vom sozialen Status gängige Praxis im Umgang mit dem Bahnverkehr sei. Allerdings ist die Auslassung von Präpositionen nicht gleichsam sinnvoll, bloß weil dies auf öffentlichen Verkehrsschildern ebenso praktiziert wird. Schließlich sollte bedacht werden, dass in diesem Fall von schriftlich fixierter Sprache die Rede ist, welche mit einem gewissen Platz auf dem Schild haushalten muss. Eine in diesem Fall irrelevante Präposition aus Gründen des Platzes auszulassen, ist sicherlich eher regelkonform als dies im mündlichen Sprachgebrauch ohne selbige Platznot zu tun. Darüber hinaus werden zumindest in der mündlichen Kommunikation, aber auch in der schriftlich fixierten Kommunikation, zunehmend Flexionsendungen verschlungen oder ausgelassen. Generell scheinen Kongruenzen zwischen Numerus, Genus und Kasus im Kiezdeutsch kaum nennenswerte Relevanz zu haben. Hinsichtlich der willkürlichen und defizitären Verwendung von Artikeln und Genus wird oftmals behauptet, dies sei auf die Muttersprache einiger Sprecher zurückzuführen. Gänzlich simplifizierend wie in der folgenden medialen Darstellung lassen sich diese Einflüsse jedoch nicht herleiten:

„Das hat eindeutige türkische und arabische Einflüsse, die sich nachweisen lassen. Dazu gehören die Verwechslungen beim grammatikalischen Geschlecht – das Türkische hat keins – sowie die Verwechslungen bei den Präpositionen, die im Türkischen ebenfalls ganz anders gestrickt sind.“ (Glück, Helmut in: RP Online, 22.04.12, Lothar Schröder, „Kiezdeutsch ist kein Dialekt“)

Dass die Verwendung der deutschen Artikel für Sprecher einer anderen Sprache, insbesondere aus dem Türkischen, schwierig sein kann, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, und auch die Tatsache, dass im Türkischen weder grammatikalisches Geschlecht noch definite Artikel existieren, ist korrekt. Darüber hinaus ist hier die Problematik, dass das grammatikalische Geschlecht selten identisch mit dem biologischen Geschlecht ist, eine häufige Fehlerquelle. Allerdings schließt die Tatsache, eine grammatikalische Besonderheit nicht in der eigenen Muttersprache vorzufinden, nicht gleichsam auch das Erlernen der Besonderheit aus. Diese Analogie ist ähnlich brüchig wie eine Behauptung, dass Türken automatisch besser mit dem Kasus umgehen können, weil es davon in ihrer Muttersprache nicht bloß vier, sondern sogar sechs Formen gibt.

Ein weiteres grammatikalisches Phänomen auf syntaktischer Ebene ist die Verwendung der Konjunktion „weil“ mit dem Verb an der V2-Stellung des Satzes . Dadurch lassen sich komplexe Kausalitäten und exakte epistemische Bestimmungen oftmals sogar besser darstellen als durch die ursprüngliche Position des Verbs (Wiese, 2012:45). Ebenso stereotyp für das Kiezdeutsch ist die Klitisierung von Pronomen. Diese werden entweder sprecherinklusiv wie „gehnwa, lassma“ oder sprecherexklusiv „musstu, kannstu“ verwendet und sind rein historisch betrachtet keine Neuheit in der deutschen Sprachgeschichte, sondern vielmehr ein altbekanntes Phänomen vergangener Epochen. Es gab bereits Zeiten, in denen Pronomen keine eigene Funktion innerhalb des Satzes hatten. Letztlich bleibt bei den Charakteristika auf syntaktischer Ebene noch ein neuartiges Funktionsverbgefüge zu betrachten. Viele Äußerungen des Kiezdeutsch wirken auf ungewohnte Zuhörer stark reduziert und unvollständig, weil einige gewohnte Komponenten des Satzes fehlen oder Wörter in einem gänzlich verschiedenen, meist semantisch leeren Kontext verwendet werden. Letzteres bezeichnet die semantische Bleichung, welche innerhalb des neuen Funktionsverbgefüges dazu beiträgt, dass die Verben kaum noch Bedeutung tragen und den Nominalgruppen die Hauptbedeutung zukommt (Wiese, 2012: 267). Das Verb erfüllt nunmehr bloß noch die Funktion das Nomen in den Satz zu integrieren.

Alle diese von Wiese als innovativ befunden Neuerungen werfen jedoch eine substanzielle Frage auf, welche die zentrale Aufgabe und Beschaffenheit von Sprache hinterfragt. Oftmals argumentiert Wiese dahingehend, dass die Neuheiten praktisch und effizient sind. Unbestritten würden die meisten Menschen mit etwas Routine auch einen Großteil der Sätze verstehen. Doch sollte man an dieser Stelle die Frage in den Vordergrund stellen, ob Sprache nicht vielmehr auch ästhetische Komponenten besitzt, die im Sinne eines Kompetenzerwerbs erweitert und profiliert werden können. Wenn es nur darum geht praktische und möglichst kurze Sätze am Rande der Verständlichkeit zu erzeugen, kann man alle Eigenschaften des Kiezdeutsch ohne Einschränkung für gut befinden. Darüber hinaus bestehen einige Charakteristika auf semantischer Ebene, welche die eben thematisierte Verständlichkeit gefährden können. Exemplarisch dafür lässt sich die unkonventionelle Verwendung von Kommunikationspartikeln wie „So“ oder „Ya“ nennen, welche entweder als bloße Lückenfüller fungieren oder funktionell ähnlich wie Deiktika zur besondern Betonung einer Aussage benutzt werden. Deshalb gelten die Partikel auch als Focusmaker, die eine genauere Akzentuierung der semantischen und inhaltlichen Priorität ermöglichen (Wiese, 2012: 268). Eine ähnliche Funktion kann durch explizite Token aus dem Türkischen übernommen werden, die dann ähnlich wie Focusmaker einen Sachverhalt verstärken und akzentuieren. Durch solche Entlehnungen wie Yallah, Vallah oder Moruk wird darüber hinaus eine Zugehörigkeit zur Gruppe der Jugendlichen signalisiert und zudem eine Abgrenzung von der erwachsenen Gesellschaft vorgenommen. Das Axiom der allgemeinen Verständlichkeit des Gesprochenen wird hierdurch gezielt außer Kraft gesetzt. Wiese hingegen suggeriert dem Leser, dass es keine Notwendigkeit für ein Reinheitsgebot der deutschen Sprache gibt und die Entlehnung von Token aus anderen Sprachen ein Prozess ist, der aus diachroner Sprachbetrachtung schon seit mehreren Jahrhunderten zu beobachten ist. Zudem wird das Kontingent des Vokabulars dadurch unweigerlich vergrößert und nicht beschnitten. Ebenso gibt es diese Entlehnungen auch aus dem Russischen in Form der Token Dawaii, Kurwa, Blijad. Nicht zuletzt als historische Konsequenz des Anwerbeabkommens und der Kriegsheimkehrer überwiegt die Anzahl der Wörter aus dem Türkischen, Russischen und Italienischen in Deutschland stark gegenüber denen anderer Minderheiten. Insgesamt ist die Entlehnung aber auf viele Sprachen zu übertragen und überall dort vorzufinden, wo Migration stattfindet. In anderen Ländern existieren beispielsweise stilisierte Formen wie das Murks, welches eine Mischung aus Marokkanisch und Türkisch darstellt, oder auch Mock Rinkeby Swedish (Stroud 2004) und den Kopenhagen Multiethnolekt (Quist, 2000). Insgesamt ähneln alle aufgeführten Spezifika im Gesamten denen der Jugendsprache. Ein weiteres Phänomen, das besonders der Mehrheit der Erwachsenen merkwürdig vorkommen mag, ist der Gebrauch ritualisierter Begrüßungen. Diese enthalten oftmals Beleidigungen als Anrede, wobei der Sprecher in diesem Fall keine Bekleidung im Sinne eines perlokutionären Aktes intendiert, sondern lediglich eine Kontaktaufnahme vollzieht. Diese Eigentümlichkeit reiht sich in den semantisch stark veränderten Sprachgebrauch der Jugendlichen ein, der generell einige hyperbolische Tendenzen aufweist. Dies beinhaltet auch den übermäßigen Gebrauch von Metaphern und verstärkenden Adjektiven, durch welche diverse Comedians enorme Bekanntheit erlangt haben. Dieses Element wurde bei der Stilisierung des Türkenslangs im Anwendungsbereich der Ethnocomedy besonders häufig verwendet und parodiert.

Letztlich muss bei den Charakteristika auf semantischer Ebene noch die Modalisierung des Verbs „brauchen“ genannt werden, welches aus seinem ursprünglichen Gebrauchskontext gelöst wird und eine Modifikation erfährt. Anhand dieser grammatikalischen Besonderheit demonstriert Wiese die unterbewusste und grammatisch korrekte Intuition der Sprecher, die sich auch im Kiezdeutsch demonstriert. In der 3. Person Singular müsste das Verb eigentlich auf „-t“ enden. Intuitiv verwendeten jedoch ein Gros der Jugendlichen korrekt die Form „brauch“, ohne „t“, da die oben genannte Regel zur Bildung der Verbendungen nicht auf Modalverben zutrifft. Dieses Vorgehen praktizieren die Jugendlichen fast einheitlich und in einigen Fällen ohne das explizite Wissen um die Bildung von Modalverben und deren Konjunktionen. Unweigerlich erfährt das Verb dadurch neben einer funktionalen Änderung auch eine Verschiebung der Semantik. Brauchen ist nicht länger Ausdruck eines Mangelzustandes oder Bedürfnisses, sondern vielmehr ein Synonym verschiedener Modalitäten, welche situativ sehr indifferent sein können. Die eben genannten Veränderungen vollziehen sich langsam und dauern eine gewisse Zeit, bis sie innerhalb der jugendlichen Sprachgemeinschaft kommuniziert wurden. Wesentlich schneller verbreiten sich dahingegen lautliche Veränderungen. Zu den phonetischen Charakteristika des Kiezdeutsch zählt die Koronalisierung. Diese Ausspracheveränderung vollzieht sich in jenem konkreten Fall von [ç] zu [ʃ], was sich an Aussagen wie „ Isch geh heut nischt zur Schule “ oder

Nischt schlimm “ illustrieren lässt. Die Ursachen dessen lassen sich jedoch nicht ausschließlich durch Einflüsse der Muttersprachen erklären, da ein Großteil der Jugendlichen, die jene Sprache verwenden, durch ihr Aufwachsen in Deutschland auch mit dem hiesigen Lautsystem vertraut sind. Insbesondere das türkische Lautsystem weißt einige Differenzen hinsichtlich der S-Laute auf. Gänzlich unberührt bleibt das Kiezdeutsch jedoch nicht von den Einflüssen der Turksprachen. So kann es vor diesem Hintergrund zu Ausspracheveränderungen bei weniger markierten Forme n kommen. Exemplarisch lässt sich die defizitäre Aussprache des Wortes „Swerg“, an Stelle von Zwerg, nennen (Marossek, 2013:267; Wiese, 2012: 79). Zudem weist auch die Prosodie des Kiezdeutsch einige Einflüsse hinsichtlich der Intonation verschiedenster Wörter und Laute auf, deren Ursprünge auf das Lautsystem des Türkischen zurückzuführen sind. Insgesamt lässt sich aus der Darstellung der Charakteristika der Konsens formulieren, dass die Verwender des Kiezdeutschen aktiv und integrativ auf diverse Muttersprachen zurückgreifen und Elemente dieser in manchen Fällen funktional korrekt und adäquat in die vorliegende Syntax integrieren (Wiese, 2012:43). Von Bedeutung ist dabei nicht die Grammatik der Muttersprache sondern die der deutschen Sprache, weil die Elemente in eben diese Matrixsprache integriert werden sollen. Dennoch sei der Objektivität wegen gesagt, dass längst nicht alle Veränderungen gezielt und vorsätzlich vorgenommen wurden. In einigen Fällen ist dies eher nach Maßgabe der sprachlichen Intuition geschehen als nach innovativen und pragmatischen Paradigmen. Zudem muss davon ausgegangen werden, dass Regelkonformität keine besonders hohe Priorität im jugendlichen Sprachgebrauch einnimmt.

3. Argumentationsmuster im Vergleich

3.1 Darstellung der Thematik „Kiezdeutsch“ in der Linguistik

In der ethno- und soziolinguistischen Theoriebildung wird in der Regel eine dreidimensionale Form der Theoriebildung favorisiert, da sich die sprachlichen Phänomene oftmals auf unterschiedlichen Ebenen manifestieren (Canoglu, 2013:26). Dabei finden die folgenden kommunikativen Dimensionen Beachtung: erstens das soziale Milieu und die Netzwerke der Benutzer, zweitens die diskursiv geprägten Mechanismen zur Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft und drittens die Kreativität und Innovationsfähigkeit der Sprache.[4] Alle drei Ebenen finden sich in den Arbeiten von Wiese und Marossek uneingeschränkt wieder, weshalb diese nach Maßgabe der Paradigmen zur Theoriebildung als dienliches Fundament und Stellvertreter des linguistischen Standpunktes verwendet werden können. Besonders der Faktor der Kreativität wird nach dreierlei Kriterien unterteilt und bemessen: 1. Formen, die aus kommunikativen Bedürfnissen der Sprachbenutzer resultieren, 2. Formen, welche der Sprecher als Identitätsmerkmal oder Zugehörigkeitsmerkmal verwendet und 3. Formen, die in schriftlich fixierten Beiträgen sozialer Medien und Büchern von Sprechern des Kiezdeutschen verwendet werden, um ihre eigenen Erfahrungen wiederzugeben. Besonders die diskursiv geprägten Abgrenzungsmechanismen und die Kreativität der Sprache (2. & 3.Dimension) werden über die soziolinguistische Theoriebildung hinaus oftmals in den Vordergrund medialer Diskussionen gedrückt. Dabei scheint es völlig egal zu sein, ob eine Ebene explizit und isoliert oder durcheinander und ohne Kontext betrachtet wird. Dass Jugendliche mit Absicht nicht verstanden werden möchten, sorgt bei vielen Erwachsenen scheinbar für Unbehagen, weshalb die mediale Darstellung oftmals signalisiert, dass Unverständnis sei ein Resultat eines Mangels an orthographischen Kompetenzen. Zudem findet der Aspekt der kreativen Formen, welche aus kommunikativen Bedürfnissen entstanden sind, in den wenigsten Berichten eine Plattform. Der Aspekt der Zweckmäßigkeit und Pragmatik, im nicht-literaturwissenschaftlichen Sinne, wird in den meisten Fällen als dümmlich und verstümmelte Grammatik verkauft.

Abgesehen von den Paradigmen der Theoriebildung bedarf es natürlich auch einer Beschreibung der sprachlichen Eigenarten des Kiezdeutsch durch empirische Befunde aus Datenerhebungen. Diese Daten sind, wie bereits in Kapitel 2.2 durch den Terminus Beobachterparadoxon beschrieben, schwierig zu beurteilen, weil ihre Authentizität stark von der Art und Weise der Erhebung abhängt. Nichtsdestotrotz gibt es ausreichend andere empirische Untersuchungen zu den Besonderheiten des Kiezdeutsch und des Kanak-Sprak, welche problemlos auch der Untermauerung der Beobachtungen dienen können. Nutzvoll für die Betrachtung der Sprach- und Selbstprofilierung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind u.a. die Datensätze von Dirim & Auer (2004), Füglein (2000), Hinenkamp (2005) und Keim (2008). Dabei muss hinsichtlich der Thematik Kiezdeutsch nicht länger bloß auf die Sprach- und Selbstprofilierung von Migranten, sondern vielIzdeutsch modifiziert und erweitert werden.

[...]


[1] Babo: türkisch für Vater, eher humoristisch gemeint wie Chef, Meister oder Kumpel. Hayvan: türkisch für Tier, Anspielung auf Muskulatur, jedoch auch fehlendes Benehmen.

[2] Monolingualer Habitus; nach Gogolin, siehe auch: (Wiese, 2012:194).

[3] Vgl. Die Bayernpartei, Homepage: http://landesverband.bayernpartei.de, zuletzt aufgerufen am: 31.03.15.

[4] In Anlehnung an Schlobinski (1993:68), „die Ebene des sozialen Handelns, die Ebene der diskursiven Rahmensetzung und die Ebene der Gesprächsaktivität“.

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Das Phänomen Kiezdeutsch. Untersuchung der Divergenz zwischen medialer und wissenschaftlicher Darstellung des linguistischen Phänomens
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Sprachvarietäten
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
50
Katalognummer
V304054
ISBN (eBook)
9783668038516
ISBN (Buch)
9783668038523
Dateigröße
775 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kiezdeutsch, Sprachvarietäten, Kanaksprak, Dialekt, Heike WIese
Arbeit zitieren
Andreas Stegmann (Autor:in), 2015, Das Phänomen Kiezdeutsch. Untersuchung der Divergenz zwischen medialer und wissenschaftlicher Darstellung des linguistischen Phänomens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304054

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