„Und was den Presserat anbelangt: Den halte ich in der Tat für ein zu vernachlässigendes Gremium“ (Wallraff 2001). Diese nicht sonderlich schmeichelhaften Worte fand der ehemalige Bild-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje zum Presserat.
Vorausgegangen waren diesem Zitat mehrere, seiner Meinung nach zweifelhafte, Rügen des Presserates für die Bild-Zeitung. Diese mittlerweile mehr als zehn Jahre alte Einschätzung Tiedjes zeigt die Schwierigkeit des Verhältnisses von Deutschlands reichweitenstärkster Zeitung und der „repräsentativen Gesamtvertretung der deutschen Presse“ (Presserat 2015a). Der Presserat ist auf die Kooperation und die Akzeptanz in den Medien angewiesen. Die eigenen Kanäle des Presserates sind kein Vergleich zur Reichweite der beobachteten Medien und der Rat setzt darauf, dass die eigenen Urteile von den Medien aufgegriffen und verbreitet werden (vgl. Presserat 2015a). Auch von anderer Seite wird der Presserat deswegen als „zahnloser Tiger“ (Niggemeier 2006) gesehen. Zwischen dem Eingang einer Beschwerde und der Reaktion des Presserates vergehen oft Monate, was gerade bei der vergleichsweise schnellen Medienrezeption im Online-Journalismus ein Problem darstellen kann (vgl. Presserat 2015b). Ursprünglich beanstandete der Presserat lediglich Printerzeugnisse, mittlerweile gewinnt das Internet hier an Bedeutung. Dabei stellt sich die Frage, ob Onlinemedien ebenso behandelt werden wie Printmedien. Aufgrund der Aktualität und Schnelllebigkeit des Internets ergeben sich für den traditionell eher langsam arbeitenden Presserat große Herausforderungen.
Die Urteile des Presserates werden von allen Medien geachtet und akzeptiert (vgl. Tillmanns 2013). Viele der Beschwerden richten sich dabei gegen die Bild-Zeitung, was das schwierige Verhältnis der Zeitung zum Presserat erklärt. Wie der Presserat mit seinem größten „Kunden“ umgeht, soll im folgenden Teil geklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichte der Pressefreiheit
- Presserat
- Struktur und Organisation
- Geschichte des Presserates
- Pressekodex
- Verhältnis Presserat und Bild-Zeitung
- Selbstverständnis Presserat
- Selbstverständnis Bild-Zeitung
- Konflikt Presserat/Bild-Zeitung
- Spruchpraxis im Jahr 2014
- Kritik am Presserat
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Verhältnis des Presserates zur Bild-Zeitung und beleuchtet die historischen und aktuellen Herausforderungen, die sich aus diesem Verhältnis ergeben. Dabei wird die Geschichte der Pressefreiheit in Deutschland sowie die Struktur und Organisation des Presserates betrachtet. Der Fokus liegt auf der Analyse der Konflikte zwischen dem Presserat und der Bild-Zeitung, insbesondere im Kontext der Spruchpraxis des Presserates.
- Geschichte der Pressefreiheit in Deutschland
- Struktur und Organisation des Presserates
- Konflikte zwischen dem Presserat und der Bild-Zeitung
- Spruchpraxis des Presserates
- Kritik am Presserat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Problematik des Verhältnisses zwischen dem Presserat und der Bild-Zeitung dar. Kapitel 2 beleuchtet die Geschichte der Pressefreiheit in Deutschland und die rechtlichen Grundlagen, die dem Presserat zugrunde liegen. In Kapitel 3 wird der Presserat als Institution vorgestellt, seine Struktur, Organisation und Geschichte werden erläutert. Kapitel 4 befasst sich mit dem Verhältnis des Presserates zur Bild-Zeitung, wobei das Selbstverständnis beider Seiten und die Konflikte zwischen ihnen im Fokus stehen. Kapitel 5 analysiert die Spruchpraxis des Presserates im Jahr 2014. Kapitel 6 beleuchtet die Kritik am Presserat. Schließlich werden die Erkenntnisse der Arbeit im Fazit zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Presserat, der Bild-Zeitung, der Pressefreiheit, dem Pressekodex, der Spruchpraxis, der Kritik am Presserat und dem Verhältnis von Medien und Selbstregulierung.
- Quote paper
- Daniel Heißenstein (Author), 2015, Der Presserat und sein Verhältnis zur Bild-Zeitung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304198